Keltenmuseum Hallein: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Keltenmuseum Hallein''', hervorgegangen aus dem 1882 gegründeten Stadtmuseum Hallein, das ursprünglich im Bürgerspital, ab 1930 im Rathaus und von 1952 an in einem Torbau der Stadtbefestigung untergebracht war.
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'''Keltenmuseum Hallein''', hervorgegangen aus dem 1882 gegründeten Stadtmuseum Hallein. Ursprünglich im Rathaus eingerichtet, Übersiedlung 1896 nach Burgfried, Anfang des 20. Jh. in einen Raum des Bürgerspitals und 1930 im Zuge der 700 Jahr-Feier der Stadtgemeinde Hallein erweitert wieder im Rathaus. Nach der Schließung im Jahr des »Anschlusses« 1938 konnte der angewachsene Bestand ab 1952 im letzten erhaltenen Stadttor der alten Stadtbefestigung, dem Griestor, präsentiert werden.  
  
Die Umbenennung in Keltenmuseum erfolgte 1970 in Zusammenhang mit der Übersiedlung in das ehemalige Amtsgebäude der Saline am Pflegerplatz (erbaut Mitte 17. Jh.). →Landesausstellung 1980 im K. Auf rund 3000 m² wird ein umfassender Überblick über die Geschichte der Salzgewinnung am →Dürrnberg und über die Entwicklung von Hallein vermittelt. Das K. zählt zu den bedeutendsten Sammlungen von Zeugnissen →keltischer Kunst in Europa, es verwahrt alle seit 1949 gehobenen Grabfunde vom Dürrnberg.
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1970 erfolgte die Umbenennung in Keltenmuseum Hallein mit der Übersiedlung in das ehemalige Amtsgebäude der Saline am Pflegerplatz (erbaut 1654). →Erste Salzburger Landesausstellung 1980 – Die Kelten in Mitteleuropa – im K. Der Fundbestand wuchs rapide durch die Grabungen im Zuge des Baus der neuen Dürrnbergstrasse in den 1980ern. Das K. bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Salzgewinnung am →Dürrnberg und über die Entwicklung von Hallein. Umfangreiche und bedeutende eisenzeitliche Sammlung →keltischer Kunst in Europa, der Bestand des Fundortmuseums erweitert sich durch Forschungs- und Notgrabungsmaßnahmen am Dürrnberg.  
  
Hervorgehoben sei die Grabausstattung eines keltischen Häuptlings aus der 2. H. des 5. Jh.s v. Chr., der in einer hölzernen Kammer auf einem zweirädrigen Streitwagen liegend bestattet worden war, sein ungestörtes Grab wurde 1959 auf der Hochfläche des Mosersteines aufgefunden. Die →»Schnabelkanne vom Dürrnberg« ist in einer Replik ausgestellt, das Original wird im →SMCA verwahrt.
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Der Schwerpunkt der Funde stammt aus der späten Eisenzeit, der so genannten Latènezeit (ab Mitte 5. Jh. v. Chr.). Beachtenswert ist neben dem Fundaufkommen und den herausragenden Einzelobjekten (→Schnabelkanne), das Fundgruppenspektrum mit u.a. Objekten aus dem prähistorischen Bergwerk (Organik und Textilien!), den Siedlungsflächen und den Gräberfeldern.  
  
Das K. beherbergt auch das 1985 gegründete »Österr. →Forschungszentrum Dürrnberg«, das die systematische Erforschung dieser Fundstätte zur Aufgabe hat. Einblicke in die Methoden der Salzgewinnung in neuerer Zeit gewähren die Bilder der sog. »Fürstenzimmer« im 2. Obergeschoss des Museumsgebäudes. Sie wurden im Auftrag des Eb. Sigismund Schrattenbach von Benedict Werkstötter im Jahre 1757 gemalt. Auf 80 Bildern wurden alle mit der Salzgewinnung in Zusammenhang stehenden Arbeiten dargestellt.
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Seit dem Jahr 2000 als Einrichtung der Stadtgemeinde Hallein und des Landes Salzburg geführt. 2014 Einrichtung einer Ausstellung über die Urgeschichte des Landes Salzburg. Diese Ausstellungsobjekte sind, bis auf einzelne Ausnahmen, im Eigentum des Salzburg Museum. Durch die Betriebsführungsvereinbarung der beiden Museen ist seit 2012 die Schnabelkanne vom Dürrnberg im Original in Hallein zu sehen.  
  
Einen weiteren Schwerpunkt des Sammlungsbestandes bildet der Nachlass von F. X. →Gruber, des Komponisten des Liedes →»Stille Nacht«. Neben persönlichen Erinnerungsstücken und einem Porträt des Komponisten wird auch jene Gitarre gezeigt, mit der F. X. Gruber 1818 die Uraufführung des Liedes begleitet hat.
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Dem K. obliegt auch die Dürrnbergforschung, die von 1985 bis 2012 als Verein organisiert, betrieben wurde. Besonders eindrucksvolle Einblicke in den historischen Salzabbau ermöglichen die sog. »Fürstenzimmer« im 2. OG. Im Auftrag von Eb. Sigismund Schrattenbach fertigte Benedikt →Werkstätter im Jahre 1757 rund 80 Bilder, die Arbeitsschritte der Salzgewinnung darstellen.
  
F.M.
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Bis 1993 bildetet der Nachlass von F. X. →Gruber, des Komponisten des Liedes →»Stille Nacht« einen weiteren Schwerpunkt. Seither ist der umfangreiche Sammlungsbestandes im ehemaligen Wohnhaus gegenüber der Stadtpfarrkirche Halleins im → Stille Nacht Museum Hallein untergebracht.
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F.K.
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Lit.:
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* St. Moser: Die Kelten am Dürrnberg – Eisenzeit am Nordrand der Alpen, Hallein 2010.
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* B. Tober, Hg.: SalzHOCHburg Hallein – Ein Rohstoff, der Land und Menschen prägte, Hallein 2017.
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* H. Wendling: Zeitsprünge I Ursprünge – Reise in die Urgeschichte Salzburgs, Salzburg / Hallein 2018
  
Literatur:
 
  
Christine DULLNIG, Der Halleiner Salzbergwerks- und Salinenbilderzyklus von Benedikt Werkstätter 1757/58, Magisterarbeit Universität Salzburg 2002,
 
Heinrich WINKELMANN, Das Halleiner Salzwesen und seine bildliche Darstellung in den Fürstenzimmern des Pflegeamtsgebäudes zu Hallein, Wethmar 1966
 
  
  

Version vom 8. März 2018, 19:12 Uhr

Keltenmuseum Hallein, hervorgegangen aus dem 1882 gegründeten Stadtmuseum Hallein. Ursprünglich im Rathaus eingerichtet, Übersiedlung 1896 nach Burgfried, Anfang des 20. Jh. in einen Raum des Bürgerspitals und 1930 im Zuge der 700 Jahr-Feier der Stadtgemeinde Hallein erweitert wieder im Rathaus. Nach der Schließung im Jahr des »Anschlusses« 1938 konnte der angewachsene Bestand ab 1952 im letzten erhaltenen Stadttor der alten Stadtbefestigung, dem Griestor, präsentiert werden.

1970 erfolgte die Umbenennung in Keltenmuseum Hallein mit der Übersiedlung in das ehemalige Amtsgebäude der Saline am Pflegerplatz (erbaut 1654). →Erste Salzburger Landesausstellung 1980 – Die Kelten in Mitteleuropa – im K. Der Fundbestand wuchs rapide durch die Grabungen im Zuge des Baus der neuen Dürrnbergstrasse in den 1980ern. Das K. bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Salzgewinnung am →Dürrnberg und über die Entwicklung von Hallein. Umfangreiche und bedeutende eisenzeitliche Sammlung →keltischer Kunst in Europa, der Bestand des Fundortmuseums erweitert sich durch Forschungs- und Notgrabungsmaßnahmen am Dürrnberg.

Der Schwerpunkt der Funde stammt aus der späten Eisenzeit, der so genannten Latènezeit (ab Mitte 5. Jh. v. Chr.). Beachtenswert ist neben dem Fundaufkommen und den herausragenden Einzelobjekten (→Schnabelkanne), das Fundgruppenspektrum mit u.a. Objekten aus dem prähistorischen Bergwerk (Organik und Textilien!), den Siedlungsflächen und den Gräberfeldern.

Seit dem Jahr 2000 als Einrichtung der Stadtgemeinde Hallein und des Landes Salzburg geführt. 2014 Einrichtung einer Ausstellung über die Urgeschichte des Landes Salzburg. Diese Ausstellungsobjekte sind, bis auf einzelne Ausnahmen, im Eigentum des Salzburg Museum. Durch die Betriebsführungsvereinbarung der beiden Museen ist seit 2012 die Schnabelkanne vom Dürrnberg im Original in Hallein zu sehen.

Dem K. obliegt auch die Dürrnbergforschung, die von 1985 bis 2012 als Verein organisiert, betrieben wurde. Besonders eindrucksvolle Einblicke in den historischen Salzabbau ermöglichen die sog. »Fürstenzimmer« im 2. OG. Im Auftrag von Eb. Sigismund Schrattenbach fertigte Benedikt →Werkstätter im Jahre 1757 rund 80 Bilder, die Arbeitsschritte der Salzgewinnung darstellen.

Bis 1993 bildetet der Nachlass von F. X. →Gruber, des Komponisten des Liedes →»Stille Nacht« einen weiteren Schwerpunkt. Seither ist der umfangreiche Sammlungsbestandes im ehemaligen Wohnhaus gegenüber der Stadtpfarrkirche Halleins im → Stille Nacht Museum Hallein untergebracht.

F.K.

Lit.:

  • St. Moser: Die Kelten am Dürrnberg – Eisenzeit am Nordrand der Alpen, Hallein 2010.
  • B. Tober, Hg.: SalzHOCHburg Hallein – Ein Rohstoff, der Land und Menschen prägte, Hallein 2017.
  • H. Wendling: Zeitsprünge I Ursprünge – Reise in die Urgeschichte Salzburgs, Salzburg / Hallein 2018