Weißenkirchner: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
Wechseln zu: Navigation, Suche
Zeile 3: Zeile 3:
 
'''Weißenkirchner, Wolf, der Ältere''', * 1609, † 28.8.1677, scheint 1642/49 in Laufen ansässig gewesen zu sein, ist vor allem als Lehrherr B. →Permosers, den er 1663 in seine Werkstatt aufnahm, in die Kunstgeschichte eingegangen. Seine eigene Tätigkeit (St. Veit i. P., 1649, zugeschrieben Hochaltar Holzhausen, 1667) stand im Schatten →Gerolds und später seines Sohnes '''Wolf Weißenkirchner d. J.''', * 1639, † 1703. 1660 arbeitete er bei J. B. Fischer, dem Vater des großen Architekten →Fischer v. Erlach; von diesem Aufenthalt dürften die guten Beziehungen der Familie Weißenkirchner zur Steiermark herrühren, die dazu führten, daß sein Bruder '''Hans Adam Weißenkirchner''' (get. in Laufen 10.2.1646, begraben in Graz 26.1.1695) um 1678 als Hofmaler nach Eggenberg kam. Sein umfangreiches Werk (Dekoration des Hauptsaales im Residenzschloß) vereint divergierende ital. Einflüsse. Wolf Weißenkirchner d. J. wurde Ende der 60er Jahre noch als Altgeselle des Rieder Bildhauers Vogl bezeichnet und arbeitete 1673 mit Thomas Schwanthaler in Maria Plain. Weitere Werke befinden sich in Holzhausen (Seitenaltäre, 1679), Laibach (Marienstatue, 1681), Seeham (Immaculata 1683), St. Margarethen im Lungau (Hochaltar, 1687) und Untereching (Margarethenaltar, 1694), später führte er nur noch Steinmetzarbeiten, u. a. für Fischer v. Erlach, aus. Seine Entwicklung strebt aus der Abhängigkeit von Gerold zu hochbarocker Dynamisierung, die bei der typisch salzburgischen Neigung zum Undramatischen in unruhiger Umrisslinie und malerischer Auffächerung befangen bleibt. Dasselbe unverkennbare Markenzeichen eines diffusen Faltenstils zeigen mit robustem Liebreiz die Madonnen und Engel von '''Mathias Wilhelm Weißenkirchner''' (* Salzburg 15.9.1670, † Salzburg 8.9.1727), Schüler und Werkstattnachfolger seines Vaters (→Dommuseum, Kajetanerkirche). Die Aufsatzfiguren des →Residenzportals (1710/13) orientieren sich noch stark an der spätmanieristischen »Justitia« H. →Waldburgers. Bei Weißenkirchner hielt der 74jährige berühmte Permoser auf seiner Fußreise nach Rom Rast.  
 
'''Weißenkirchner, Wolf, der Ältere''', * 1609, † 28.8.1677, scheint 1642/49 in Laufen ansässig gewesen zu sein, ist vor allem als Lehrherr B. →Permosers, den er 1663 in seine Werkstatt aufnahm, in die Kunstgeschichte eingegangen. Seine eigene Tätigkeit (St. Veit i. P., 1649, zugeschrieben Hochaltar Holzhausen, 1667) stand im Schatten →Gerolds und später seines Sohnes '''Wolf Weißenkirchner d. J.''', * 1639, † 1703. 1660 arbeitete er bei J. B. Fischer, dem Vater des großen Architekten →Fischer v. Erlach; von diesem Aufenthalt dürften die guten Beziehungen der Familie Weißenkirchner zur Steiermark herrühren, die dazu führten, daß sein Bruder '''Hans Adam Weißenkirchner''' (get. in Laufen 10.2.1646, begraben in Graz 26.1.1695) um 1678 als Hofmaler nach Eggenberg kam. Sein umfangreiches Werk (Dekoration des Hauptsaales im Residenzschloß) vereint divergierende ital. Einflüsse. Wolf Weißenkirchner d. J. wurde Ende der 60er Jahre noch als Altgeselle des Rieder Bildhauers Vogl bezeichnet und arbeitete 1673 mit Thomas Schwanthaler in Maria Plain. Weitere Werke befinden sich in Holzhausen (Seitenaltäre, 1679), Laibach (Marienstatue, 1681), Seeham (Immaculata 1683), St. Margarethen im Lungau (Hochaltar, 1687) und Untereching (Margarethenaltar, 1694), später führte er nur noch Steinmetzarbeiten, u. a. für Fischer v. Erlach, aus. Seine Entwicklung strebt aus der Abhängigkeit von Gerold zu hochbarocker Dynamisierung, die bei der typisch salzburgischen Neigung zum Undramatischen in unruhiger Umrisslinie und malerischer Auffächerung befangen bleibt. Dasselbe unverkennbare Markenzeichen eines diffusen Faltenstils zeigen mit robustem Liebreiz die Madonnen und Engel von '''Mathias Wilhelm Weißenkirchner''' (* Salzburg 15.9.1670, † Salzburg 8.9.1727), Schüler und Werkstattnachfolger seines Vaters (→Dommuseum, Kajetanerkirche). Die Aufsatzfiguren des →Residenzportals (1710/13) orientieren sich noch stark an der spätmanieristischen »Justitia« H. →Waldburgers. Bei Weißenkirchner hielt der 74jährige berühmte Permoser auf seiner Fußreise nach Rom Rast.  
  
Literatur:
+
Lit.:
  
 
* G. Brucher (Hg.): Die Kunst des Barock in Österreich. Salzburg 1994.
 
* G. Brucher (Hg.): Die Kunst des Barock in Österreich. Salzburg 1994.

Version vom 30. Mai 2018, 12:53 Uhr

Weißenkirchner, Maler- und Bildhauerfamilie in Salzburg.

Weißenkirchner, Wolf, der Ältere, * 1609, † 28.8.1677, scheint 1642/49 in Laufen ansässig gewesen zu sein, ist vor allem als Lehrherr B. →Permosers, den er 1663 in seine Werkstatt aufnahm, in die Kunstgeschichte eingegangen. Seine eigene Tätigkeit (St. Veit i. P., 1649, zugeschrieben Hochaltar Holzhausen, 1667) stand im Schatten →Gerolds und später seines Sohnes Wolf Weißenkirchner d. J., * 1639, † 1703. 1660 arbeitete er bei J. B. Fischer, dem Vater des großen Architekten →Fischer v. Erlach; von diesem Aufenthalt dürften die guten Beziehungen der Familie Weißenkirchner zur Steiermark herrühren, die dazu führten, daß sein Bruder Hans Adam Weißenkirchner (get. in Laufen 10.2.1646, begraben in Graz 26.1.1695) um 1678 als Hofmaler nach Eggenberg kam. Sein umfangreiches Werk (Dekoration des Hauptsaales im Residenzschloß) vereint divergierende ital. Einflüsse. Wolf Weißenkirchner d. J. wurde Ende der 60er Jahre noch als Altgeselle des Rieder Bildhauers Vogl bezeichnet und arbeitete 1673 mit Thomas Schwanthaler in Maria Plain. Weitere Werke befinden sich in Holzhausen (Seitenaltäre, 1679), Laibach (Marienstatue, 1681), Seeham (Immaculata 1683), St. Margarethen im Lungau (Hochaltar, 1687) und Untereching (Margarethenaltar, 1694), später führte er nur noch Steinmetzarbeiten, u. a. für Fischer v. Erlach, aus. Seine Entwicklung strebt aus der Abhängigkeit von Gerold zu hochbarocker Dynamisierung, die bei der typisch salzburgischen Neigung zum Undramatischen in unruhiger Umrisslinie und malerischer Auffächerung befangen bleibt. Dasselbe unverkennbare Markenzeichen eines diffusen Faltenstils zeigen mit robustem Liebreiz die Madonnen und Engel von Mathias Wilhelm Weißenkirchner (* Salzburg 15.9.1670, † Salzburg 8.9.1727), Schüler und Werkstattnachfolger seines Vaters (→Dommuseum, Kajetanerkirche). Die Aufsatzfiguren des →Residenzportals (1710/13) orientieren sich noch stark an der spätmanieristischen »Justitia« H. →Waldburgers. Bei Weißenkirchner hielt der 74jährige berühmte Permoser auf seiner Fußreise nach Rom Rast.

Lit.:

  • G. Brucher (Hg.): Die Kunst des Barock in Österreich. Salzburg 1994.
  • H. Decker: Barockplastik in den Alpenländern. Wien 1942.
  • Pretzell.
  • Thieme-Becker.

N.Sch.