Salzburger Volksliedwerk: Unterschied zwischen den Versionen
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Ab 1800 begannen in Österreich, nach dem Vorbild der Napoleonischen Umfrage, Volksliedaufzeichnungen im Rahmen der Statistik. Joseph von Sonnleithner (1766-1835) - einer der Mitbegründer der »Gesellschaft der Musikfreunde in Wien« - leitete 1819 im Rahmen derselben eine große Umfrage bei Lehrern und Geistlichen aller Kronländer ein. Im selben Jahr wurden die von Schottky und Tschischka gesammelten »Österreichische Volkslieder mit ihren Singweisen« in Budapest veröffentlicht. Der Vergleich der Sonnleitner-Sammlung mit jener von V. M. →Süß (Salzburgische Volkslieder mit ihren Singweisen. Salzburg 1865; von T. Hochradner kommentierter Reprint als Salzburg Archiv 19,1995) ist bedeutsam. Die Sammlung von Süß (1802-1868 Schriftsteller, Verwaltungsbeamter, Gründer des →SMCA (Salzburg Museum) gilt als erste in Österreich, sie verzeichnet in erster Linie die Liedtexte, diese ungeschönt und variantenreich. Das Reichsvolksschulgesetz von 1869 machte Musik zum Pflichtfach im Schulunterricht, und damit erhielten Volkslied und Gitarre Vorrang vor Kirchenlied und Orgel. Der deutschnationale Reichsratsabgeordnete und Lehrer Josef Pommer begründete die systematische Volksmusikforschung in Österreich. 1884 gab er das »Liederbuch für die Deutschen in Österreich« als Volksgesangsbuch heraus, 1889 gründete er den ersten »Deutschen Volksgesangs-Verein«, der auch Frauen aufnahm, 1899 begründete er mit »Das deutsche Volkslied« das erste Fachblatt. 1904 wurde schließlich auf ministerieller Ebene das Sammlungs- und Forschungsunternehmen »Das Volkslied in Österreich« begründet, das ab 1914 als Kommission »Österreichisches Volksliedunternehmen« beim k. u. k. Ministerium für Kultus und Unterricht weitergeführt wurde, aus welchem 1946 das »Österreichische Volksliedwerk« hervorging. Das Salzburger Volksliedwerk hatte an dessen Entwicklungsetappen Anteil, denn 1905 kam es zur Errichtung von Arbeitsausschüssen in den Kronländern, die mit Unterbrechung durch den 1. Weltkrieg wirkten. 1906 Arbeitsausschuss für das Volkslied in OÖ. und Salzburg gegründet. Daraus löste sich 1908 ein Salzburger Arbeitsausschuss heraus, dem der Direktor des Mozarteums Josef Reiter vorstand. 1912 übernahm C. →Rotter die Obmannschaft. Ab 1900 wirkte der Lehrer und Volksliedsammler O. →Eberhard an der Sammlung von Volksliedern im Pinzgau mit, ab 1918 zählte er zum Salzburger Arbeitsausschuss und betrieb mit C. Rotter die Flachgauer und Tennengauer Aufzeichnungen. Enge Kontakte zu Josef Pommer, Raimund Zoder und Franz Friedrich Kohl (Onkel R. →Wolframs). Unter der Leitung von C. Rotter erschien die achtbändige »Kleine Quellenausgabe«, in der als Band 7, 1933, »Salzburgische Bauernlieder. Im Pinzgau aus dem Volksmunde aufgezeichnet« von O. →Eberhard und C. Rotter erschienen. In Salzburg zwischen 1932 und 1938 Veranstaltung von Sängertreffen und -wettbewerben mit T. →Reiser und K. →Brandauer. 1938-45 Umbenennung des »Österreichischen Volksliedunternehmens« in »Ostmärkisches Volksliedunternehmen« unter NS-Vorgaben, unter dem wissenschaftlichen Vorsitz von C. Bresgen. 1938-45 war O. Eberhard stv. Leiter des »Gauausschusses«. 1938-45 viele Veranstaltungen und Hackbrettkurse auch gemeinsam mit dem Volksliedpfleger des NS-Reichsnährstandes T. Reiser. 1944 verbrannte beim Bombardement Salzburgs der größte Teil der Archivalien, neben wenigen anderen Aufzeichnungen blieb lediglich der Nachlass O. Eberhard erhalten. Er bildet den Kernbestand des heutigen Archivs. Nach dem Zweiten Weltkrieg Stillstand beinahe aller Aktivitäten, erst durch W. →Keller wurden Ende der 1960er-Jahre wieder Arbeiten begonnen (z.B. Archiv) und Impulse gegeben. 1946 Neubegründung als »Österr. Volksliedwerkes«, als Kommission beim Bundesministerium für Unterricht, mit Arbeitsausschüssen in den Bundesländern. Die Ansprüche folgten jenen der Frühzeit: Aufzeichnen, Forschen, Bilden. 1974 Umwandlung in den »Dachverband der Bundesländer«, dessen Zentralarchiv 1994 zum autonomen Teil der Österr. Nationalbibliothek wurde (Datenbank INFOLK); seit 1952 Herausgabe des »Jahrbuch des Österreichischen Volksliedwerkes« mit Informationen und Beiträgen aus Wissenschaft und Praxis. | Ab 1800 begannen in Österreich, nach dem Vorbild der Napoleonischen Umfrage, Volksliedaufzeichnungen im Rahmen der Statistik. Joseph von Sonnleithner (1766-1835) - einer der Mitbegründer der »Gesellschaft der Musikfreunde in Wien« - leitete 1819 im Rahmen derselben eine große Umfrage bei Lehrern und Geistlichen aller Kronländer ein. Im selben Jahr wurden die von Schottky und Tschischka gesammelten »Österreichische Volkslieder mit ihren Singweisen« in Budapest veröffentlicht. Der Vergleich der Sonnleitner-Sammlung mit jener von V. M. →Süß (Salzburgische Volkslieder mit ihren Singweisen. Salzburg 1865; von T. Hochradner kommentierter Reprint als Salzburg Archiv 19,1995) ist bedeutsam. Die Sammlung von Süß (1802-1868 Schriftsteller, Verwaltungsbeamter, Gründer des →SMCA (Salzburg Museum) gilt als erste in Österreich, sie verzeichnet in erster Linie die Liedtexte, diese ungeschönt und variantenreich. Das Reichsvolksschulgesetz von 1869 machte Musik zum Pflichtfach im Schulunterricht, und damit erhielten Volkslied und Gitarre Vorrang vor Kirchenlied und Orgel. Der deutschnationale Reichsratsabgeordnete und Lehrer Josef Pommer begründete die systematische Volksmusikforschung in Österreich. 1884 gab er das »Liederbuch für die Deutschen in Österreich« als Volksgesangsbuch heraus, 1889 gründete er den ersten »Deutschen Volksgesangs-Verein«, der auch Frauen aufnahm, 1899 begründete er mit »Das deutsche Volkslied« das erste Fachblatt. 1904 wurde schließlich auf ministerieller Ebene das Sammlungs- und Forschungsunternehmen »Das Volkslied in Österreich« begründet, das ab 1914 als Kommission »Österreichisches Volksliedunternehmen« beim k. u. k. Ministerium für Kultus und Unterricht weitergeführt wurde, aus welchem 1946 das »Österreichische Volksliedwerk« hervorging. Das Salzburger Volksliedwerk hatte an dessen Entwicklungsetappen Anteil, denn 1905 kam es zur Errichtung von Arbeitsausschüssen in den Kronländern, die mit Unterbrechung durch den 1. Weltkrieg wirkten. 1906 Arbeitsausschuss für das Volkslied in OÖ. und Salzburg gegründet. Daraus löste sich 1908 ein Salzburger Arbeitsausschuss heraus, dem der Direktor des Mozarteums Josef Reiter vorstand. 1912 übernahm C. →Rotter die Obmannschaft. Ab 1900 wirkte der Lehrer und Volksliedsammler O. →Eberhard an der Sammlung von Volksliedern im Pinzgau mit, ab 1918 zählte er zum Salzburger Arbeitsausschuss und betrieb mit C. Rotter die Flachgauer und Tennengauer Aufzeichnungen. Enge Kontakte zu Josef Pommer, Raimund Zoder und Franz Friedrich Kohl (Onkel R. →Wolframs). Unter der Leitung von C. Rotter erschien die achtbändige »Kleine Quellenausgabe«, in der als Band 7, 1933, »Salzburgische Bauernlieder. Im Pinzgau aus dem Volksmunde aufgezeichnet« von O. →Eberhard und C. Rotter erschienen. In Salzburg zwischen 1932 und 1938 Veranstaltung von Sängertreffen und -wettbewerben mit T. →Reiser und K. →Brandauer. 1938-45 Umbenennung des »Österreichischen Volksliedunternehmens« in »Ostmärkisches Volksliedunternehmen« unter NS-Vorgaben, unter dem wissenschaftlichen Vorsitz von C. Bresgen. 1938-45 war O. Eberhard stv. Leiter des »Gauausschusses«. 1938-45 viele Veranstaltungen und Hackbrettkurse auch gemeinsam mit dem Volksliedpfleger des NS-Reichsnährstandes T. Reiser. 1944 verbrannte beim Bombardement Salzburgs der größte Teil der Archivalien, neben wenigen anderen Aufzeichnungen blieb lediglich der Nachlass O. Eberhard erhalten. Er bildet den Kernbestand des heutigen Archivs. Nach dem Zweiten Weltkrieg Stillstand beinahe aller Aktivitäten, erst durch W. →Keller wurden Ende der 1960er-Jahre wieder Arbeiten begonnen (z.B. Archiv) und Impulse gegeben. 1946 Neubegründung als »Österr. Volksliedwerkes«, als Kommission beim Bundesministerium für Unterricht, mit Arbeitsausschüssen in den Bundesländern. Die Ansprüche folgten jenen der Frühzeit: Aufzeichnen, Forschen, Bilden. 1974 Umwandlung in den »Dachverband der Bundesländer«, dessen Zentralarchiv 1994 zum autonomen Teil der Österr. Nationalbibliothek wurde (Datenbank INFOLK); seit 1952 Herausgabe des »Jahrbuch des Österreichischen Volksliedwerkes« mit Informationen und Beiträgen aus Wissenschaft und Praxis. | ||
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* G. Kerschbaumer: Organisiertes Heimatbrauchtum in Salzburg. In: Volkskunde und Brauchtumspflege im Nationalsozialismus in Salzburg, hg. von W. Haas (= SBzVK 8), Salzburg 1996, S. 124 ff. | * G. Kerschbaumer: Organisiertes Heimatbrauchtum in Salzburg. In: Volkskunde und Brauchtumspflege im Nationalsozialismus in Salzburg, hg. von W. Haas (= SBzVK 8), Salzburg 1996, S. 124 ff. |
Version vom 3. August 2018, 10:52 Uhr
Volksliedwerk, Salzburger. 1974 als selbständiger Verein im Dachverband des Österreichischen Volksliedwerkes, in Zusammenarbeit mit dem Referat Salzburger →Volkskultur, begründet. Zwischen 1975 und 2012 umfangreiche Feldforschungen. Parallel dazu Aufbau des Volkslied- und Volksmusikarchivs. Dieses geht auch auf die Sammlungen von W. →Keller zurück. Metadaten zu seinen Beständen sind über www.volksmusikdatenbank.at abrufbar. Neben Fortbildungsveranstaltungen für Laien, Musikanten/-innen und Schüler/-innen, gibt das V. Publikationen heraus, darunter die Reihe »Salzburger Volksliedblätter«. Eine CD-Serie wurde begründet. Vorstände des V. in chronologischer Reihung: C. →Bresgen, Walter Sulzberger, Franz Zaunschirm, Harald →Dengg, Roswitha Meikl. Ab 1800 begannen in Österreich, nach dem Vorbild der Napoleonischen Umfrage, Volksliedaufzeichnungen im Rahmen der Statistik. Joseph von Sonnleithner (1766-1835) - einer der Mitbegründer der »Gesellschaft der Musikfreunde in Wien« - leitete 1819 im Rahmen derselben eine große Umfrage bei Lehrern und Geistlichen aller Kronländer ein. Im selben Jahr wurden die von Schottky und Tschischka gesammelten »Österreichische Volkslieder mit ihren Singweisen« in Budapest veröffentlicht. Der Vergleich der Sonnleitner-Sammlung mit jener von V. M. →Süß (Salzburgische Volkslieder mit ihren Singweisen. Salzburg 1865; von T. Hochradner kommentierter Reprint als Salzburg Archiv 19,1995) ist bedeutsam. Die Sammlung von Süß (1802-1868 Schriftsteller, Verwaltungsbeamter, Gründer des →SMCA (Salzburg Museum) gilt als erste in Österreich, sie verzeichnet in erster Linie die Liedtexte, diese ungeschönt und variantenreich. Das Reichsvolksschulgesetz von 1869 machte Musik zum Pflichtfach im Schulunterricht, und damit erhielten Volkslied und Gitarre Vorrang vor Kirchenlied und Orgel. Der deutschnationale Reichsratsabgeordnete und Lehrer Josef Pommer begründete die systematische Volksmusikforschung in Österreich. 1884 gab er das »Liederbuch für die Deutschen in Österreich« als Volksgesangsbuch heraus, 1889 gründete er den ersten »Deutschen Volksgesangs-Verein«, der auch Frauen aufnahm, 1899 begründete er mit »Das deutsche Volkslied« das erste Fachblatt. 1904 wurde schließlich auf ministerieller Ebene das Sammlungs- und Forschungsunternehmen »Das Volkslied in Österreich« begründet, das ab 1914 als Kommission »Österreichisches Volksliedunternehmen« beim k. u. k. Ministerium für Kultus und Unterricht weitergeführt wurde, aus welchem 1946 das »Österreichische Volksliedwerk« hervorging. Das Salzburger Volksliedwerk hatte an dessen Entwicklungsetappen Anteil, denn 1905 kam es zur Errichtung von Arbeitsausschüssen in den Kronländern, die mit Unterbrechung durch den 1. Weltkrieg wirkten. 1906 Arbeitsausschuss für das Volkslied in OÖ. und Salzburg gegründet. Daraus löste sich 1908 ein Salzburger Arbeitsausschuss heraus, dem der Direktor des Mozarteums Josef Reiter vorstand. 1912 übernahm C. →Rotter die Obmannschaft. Ab 1900 wirkte der Lehrer und Volksliedsammler O. →Eberhard an der Sammlung von Volksliedern im Pinzgau mit, ab 1918 zählte er zum Salzburger Arbeitsausschuss und betrieb mit C. Rotter die Flachgauer und Tennengauer Aufzeichnungen. Enge Kontakte zu Josef Pommer, Raimund Zoder und Franz Friedrich Kohl (Onkel R. →Wolframs). Unter der Leitung von C. Rotter erschien die achtbändige »Kleine Quellenausgabe«, in der als Band 7, 1933, »Salzburgische Bauernlieder. Im Pinzgau aus dem Volksmunde aufgezeichnet« von O. →Eberhard und C. Rotter erschienen. In Salzburg zwischen 1932 und 1938 Veranstaltung von Sängertreffen und -wettbewerben mit T. →Reiser und K. →Brandauer. 1938-45 Umbenennung des »Österreichischen Volksliedunternehmens« in »Ostmärkisches Volksliedunternehmen« unter NS-Vorgaben, unter dem wissenschaftlichen Vorsitz von C. Bresgen. 1938-45 war O. Eberhard stv. Leiter des »Gauausschusses«. 1938-45 viele Veranstaltungen und Hackbrettkurse auch gemeinsam mit dem Volksliedpfleger des NS-Reichsnährstandes T. Reiser. 1944 verbrannte beim Bombardement Salzburgs der größte Teil der Archivalien, neben wenigen anderen Aufzeichnungen blieb lediglich der Nachlass O. Eberhard erhalten. Er bildet den Kernbestand des heutigen Archivs. Nach dem Zweiten Weltkrieg Stillstand beinahe aller Aktivitäten, erst durch W. →Keller wurden Ende der 1960er-Jahre wieder Arbeiten begonnen (z.B. Archiv) und Impulse gegeben. 1946 Neubegründung als »Österr. Volksliedwerkes«, als Kommission beim Bundesministerium für Unterricht, mit Arbeitsausschüssen in den Bundesländern. Die Ansprüche folgten jenen der Frühzeit: Aufzeichnen, Forschen, Bilden. 1974 Umwandlung in den »Dachverband der Bundesländer«, dessen Zentralarchiv 1994 zum autonomen Teil der Österr. Nationalbibliothek wurde (Datenbank INFOLK); seit 1952 Herausgabe des »Jahrbuch des Österreichischen Volksliedwerkes« mit Informationen und Beiträgen aus Wissenschaft und Praxis.
Lit.:
- G. Kerschbaumer: Organisiertes Heimatbrauchtum in Salzburg. In: Volkskunde und Brauchtumspflege im Nationalsozialismus in Salzburg, hg. von W. Haas (= SBzVK 8), Salzburg 1996, S. 124 ff.
- Ders.: Rekonstruktion und Dokumentation. In: ebenda, S. 278-293.
- T. Hochradner, G. Haid, W. Deutsch: Volksmusik in Salzburg. Lieder und Tänze um 1800: aus der Sonnleithner-Sammlung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. (= Corpus musicae popularis Austriaca 12) Böhlau Wien Linz 2000.
- T. Hochradner, W. Deutsch: Volksmusik in Salzburg. Lieder und Schnaderhüpfl um 1900 aus dem Sammelgut des "Arbeitsausschusses für das Volkslied in Salzburg". (= Corpus musicae popularis Austriaca 19) Böhlau Wien Linz 2008.
U.K.