Bergkristall: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Bergkristalle waren wegen ihrer Schönheit und Klarheit seit dem 16. Jh. gesuchte Funde für die Kunst-und Wunderkammern, die mit ihren Raritäten und kostbaren Naturalien bei Kaiser und Königen beliebt waren; dort galten sie auch zu prächtigen Gefäßen verarbeitet als kostbare Gastgeschenke. Kaiser Rudolf II. (1552–1612) verfügte über eine erlesene Sammlung prunkvoller Gefäße aus Bergkristall oder Hartsteinerzeugnisse, die er in Prag von dem berühmten Kristallschneider Ottavio Miseroni (1567–1624) | + | Bergkristalle waren wegen ihrer Schönheit und Klarheit seit dem 16. Jh. gesuchte Funde für die Kunst-und Wunderkammern, die mit ihren Raritäten und kostbaren Naturalien bei Kaiser und Königen beliebt waren; dort galten sie auch zu prächtigen Gefäßen verarbeitet als kostbare Gastgeschenke. Kaiser Rudolf II. (1552–1612) verfügte über eine erlesene Sammlung prunkvoller Gefäße aus Bergkristall oder Hartsteinerzeugnisse, die er in Prag von dem berühmten Kristallschneider Ottavio Miseroni (1567–1624), dessen familiäre Nachfolger bis in die 1680er Jahre einschlägig tätig waren, arbeiten ließ. Norditalien brachte die wichtigsten Steinschleiferdynastien hervor, wie: Miseroni, Saracchi oder Annibale Fontana (1540–87). Die Steinschleiferei und damit auch die Fassung der Gefäße durch Goldschmiede war eine mitteleuropäische Kunst, denn alle Schleiferei-Werkstätten nördl. und südl. der Alpen bei Fürstenhöfen in Freiburg, Augsburg, Nürnberg, Wien, Innsbruck, Dresden und Kassel standen in enger Verbindung. |
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− | Auf Grund der in den Folgejahren wechselnden Besetzung und Zugehörigkeit des Landes (durch Franzosen oder Bayern, 1805–1809 an Österreich,) wechselten viele Kunstgegenstände den lokalen Standort – was genau z.B. an Bergkristallgefäßen | + | Für Salzburg war Eb. Guidobald Thun, der 1662 eine Bergkristallschleiferei als sog. Kristallmühle gründete, die mit dem Münzgebäude gemeinsam die Wasserkraft des Almkanals nutzte (nächst der Gstätteng.). Zwischen 1666 und 1700 erzeugte man vorwiegend Prunkgefäße, als die Funde an größeren Kristallen nachließen, mehr Wandspiegel, Amulette, Kronleuchter oder Rosenkränze. Nach einer neuerlichen Blüte in den 1720er Jahren werden in Salzburg keine Prunkgefäße mehr erzeugt. 1808 wurden alle Bergkristallrohlinge nach Wien gebracht. Auf Grund der in den Folgejahren wechselnden Besetzung und Zugehörigkeit des Landes (durch Franzosen oder Bayern, 1805–1809 an Österreich,) wechselten viele Kunstgegenstände den lokalen Standort – was genau z.B. an Bergkristallgefäßen bis in die 1820er Jahre nach Florenz und Wien verloren ging, ist heute nicht mehr exakt eruierbar. |
− | Ein spektakulärste Fund gelang im Jahr 1965 in 3000 Metern Höhe der Eiskögele Nordwand im Inneren Stubachtal. Dieser 618 kg schwere und 116 cm hohe Bergkristall , nach seinem Finder, dem Bergsteiger Peter Meilinger, | + | Die Salzburger Fundorte für z.T. Riesenbergkristalle, einem transparenten, farblosen Kristall des Minerals Quarz, liegen in den Klüften und Hohlräumen silikatischer Gesteine des Rauriser, Kapruner- und Gasteinertales in den Salzburger Hohen Tauern. Die von Sennen und Steinsuchern gefundenen kostbaren Kristalle mussten bei den Pflegschaften des Landes gegen Bezahlung abgeliefert werden und wurden seit 1665 in der eb. Kristallmühle in Salzburg zu Gefäßen, Lustern und Schmuck verarbeitet. Die kostbarsten Objekte und gefertigten Kunstgegenstände befinden sich in der Schatzkammer des Salzburger Doms, im Kunsthistorischen Museum in Wien etc. |
− | Weitere Original-Funde sind im →Heimatmuseum Bramberg/Pinzgau zu besichtigen. | + | |
+ | Ein spektakulärste Fund gelang im Jahr 1965 in 3000 Metern Höhe der Eiskögele Nordwand im Inneren Stubachtal. Dieser 618 kg schwere und 116 cm hohe Bergkristall , nach seinem Finder, dem Bergsteiger Peter Meilinger, „Meilinger“ benannt, befindet sich neben vielen ähnlichen naturbelassenen einheimischen Bergkristallfunden im Salzburger Museum →Haus der Natur. Weitere Original-Funde sind im →Heimatmuseum Bramberg/Pinzgau zu besichtigen. | ||
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Version vom 16. September 2018, 16:21 Uhr
Bergkristall.
Bergkristalle waren wegen ihrer Schönheit und Klarheit seit dem 16. Jh. gesuchte Funde für die Kunst-und Wunderkammern, die mit ihren Raritäten und kostbaren Naturalien bei Kaiser und Königen beliebt waren; dort galten sie auch zu prächtigen Gefäßen verarbeitet als kostbare Gastgeschenke. Kaiser Rudolf II. (1552–1612) verfügte über eine erlesene Sammlung prunkvoller Gefäße aus Bergkristall oder Hartsteinerzeugnisse, die er in Prag von dem berühmten Kristallschneider Ottavio Miseroni (1567–1624), dessen familiäre Nachfolger bis in die 1680er Jahre einschlägig tätig waren, arbeiten ließ. Norditalien brachte die wichtigsten Steinschleiferdynastien hervor, wie: Miseroni, Saracchi oder Annibale Fontana (1540–87). Die Steinschleiferei und damit auch die Fassung der Gefäße durch Goldschmiede war eine mitteleuropäische Kunst, denn alle Schleiferei-Werkstätten nördl. und südl. der Alpen bei Fürstenhöfen in Freiburg, Augsburg, Nürnberg, Wien, Innsbruck, Dresden und Kassel standen in enger Verbindung.
Für Salzburg war Eb. Guidobald Thun, der 1662 eine Bergkristallschleiferei als sog. Kristallmühle gründete, die mit dem Münzgebäude gemeinsam die Wasserkraft des Almkanals nutzte (nächst der Gstätteng.). Zwischen 1666 und 1700 erzeugte man vorwiegend Prunkgefäße, als die Funde an größeren Kristallen nachließen, mehr Wandspiegel, Amulette, Kronleuchter oder Rosenkränze. Nach einer neuerlichen Blüte in den 1720er Jahren werden in Salzburg keine Prunkgefäße mehr erzeugt. 1808 wurden alle Bergkristallrohlinge nach Wien gebracht. Auf Grund der in den Folgejahren wechselnden Besetzung und Zugehörigkeit des Landes (durch Franzosen oder Bayern, 1805–1809 an Österreich,) wechselten viele Kunstgegenstände den lokalen Standort – was genau z.B. an Bergkristallgefäßen bis in die 1820er Jahre nach Florenz und Wien verloren ging, ist heute nicht mehr exakt eruierbar.
Die Salzburger Fundorte für z.T. Riesenbergkristalle, einem transparenten, farblosen Kristall des Minerals Quarz, liegen in den Klüften und Hohlräumen silikatischer Gesteine des Rauriser, Kapruner- und Gasteinertales in den Salzburger Hohen Tauern. Die von Sennen und Steinsuchern gefundenen kostbaren Kristalle mussten bei den Pflegschaften des Landes gegen Bezahlung abgeliefert werden und wurden seit 1665 in der eb. Kristallmühle in Salzburg zu Gefäßen, Lustern und Schmuck verarbeitet. Die kostbarsten Objekte und gefertigten Kunstgegenstände befinden sich in der Schatzkammer des Salzburger Doms, im Kunsthistorischen Museum in Wien etc.
Ein spektakulärste Fund gelang im Jahr 1965 in 3000 Metern Höhe der Eiskögele Nordwand im Inneren Stubachtal. Dieser 618 kg schwere und 116 cm hohe Bergkristall , nach seinem Finder, dem Bergsteiger Peter Meilinger, „Meilinger“ benannt, befindet sich neben vielen ähnlichen naturbelassenen einheimischen Bergkristallfunden im Salzburger Museum →Haus der Natur. Weitere Original-Funde sind im →Heimatmuseum Bramberg/Pinzgau zu besichtigen.
Lit.:
- Bischof.Kaiser.Jedermann – 2016. Schatzkammer, Sbg. Landesausst. 200 Jahre Salzburg bei Österreich. Jahresschr. d. Salzburg Museums. Bd. 58/1 u.2.
- H. Ebner: Bergkristallverarbeitung in Salzburg. Diplomarbeit Salzburg 1990.
- K. Rossacher: Der Schatz des Erzstiftes Salzburg. Ein Jh. deutscher Goldschmiedekunst. Salzburg 1966.
Ch.S.