Kuno Brandauer: Unterschied zwischen den Versionen
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1935 gab der Landesverband die erste „Salzburger Trachtenmappe“ heraus, die v.a. in den Vereinen rezipiert wurde. Vier Blätter gab B. 1942 gemeinsam mit Gertrud Pesendorfer, der „Reichsbeauftragten für das Trachtenwesen“ („Mittelstelle Deutsche Tracht“, in Innsbruck) heraus, die auch habitusprägend wirken sollten; die Trachtenmappe 1962 schloss direkt daran an. | 1935 gab der Landesverband die erste „Salzburger Trachtenmappe“ heraus, die v.a. in den Vereinen rezipiert wurde. Vier Blätter gab B. 1942 gemeinsam mit Gertrud Pesendorfer, der „Reichsbeauftragten für das Trachtenwesen“ („Mittelstelle Deutsche Tracht“, in Innsbruck) heraus, die auch habitusprägend wirken sollten; die Trachtenmappe 1962 schloss direkt daran an. | ||
− | B. kam nach Matura und Staatsrechnungsprüfung in den Dienst der Landesregierung. Von 1931–45 war B. Mitglied der NSDAP; als „alter Kämpfer“ befördert. 1938 wurde er Regierungsinspektor und nach weiteren Vorrückungen schließlich 1941 Gauverwaltungsrat im Gaukulturamt. Am 3.6.1939 wurde der „Gauverband der Heimat- und Trachtenvereine im Reichsgau Salzburg“ begründet; er unterstand bis zur Gründung des →Heimatwerkes der „Lehr- und Forschungsstätte für germanisch-deutsche Volkskunde“ (gegr. 1938, R. →Wolfram). B. wurde Vorstand dieser gleichgeschalteten Vereine als Leiter der „Fachschaft Brauchtumspflege“ im NS-Kulturamt, Gau Salzburg. 1942 wurde B. Mitbegründer und Leiter (mit Gauleiter Gustav A. Scheel) des „Heimatwerk Salzburg, Gemeinschaft für Volks- und Brauchtumspflege“, das dem Gauleiter und Reichsstatthalter direkt unterstand. Damit wurde er zur zentralen Figur der „praktischen Volkstumsarbeit“, dem wesentlichen „Kampfmittel im Sinne politisch-weltanschaulicher | + | B. kam nach Matura und Staatsrechnungsprüfung in den Dienst der Landesregierung. Von 1931–45 war B. Mitglied der NSDAP; als „alter Kämpfer“ befördert. 1938 wurde er Regierungsinspektor und nach weiteren Vorrückungen schließlich 1941 Gauverwaltungsrat im Gaukulturamt. Am 3.6.1939 wurde der „Gauverband der Heimat- und Trachtenvereine im Reichsgau Salzburg“ begründet; er unterstand bis zur Gründung des →Heimatwerkes der „Lehr- und Forschungsstätte für germanisch-deutsche Volkskunde“ (gegr. 1938, R. →Wolfram). B. wurde Vorstand dieser gleichgeschalteten Vereine als Leiter der „Fachschaft Brauchtumspflege“ im NS-Kulturamt, Gau Salzburg. 1942 wurde B. Mitbegründer und Leiter (mit Gauleiter Gustav A. Scheel) des „Heimatwerk Salzburg, Gemeinschaft für Volks- und Brauchtumspflege“, das dem Gauleiter und Reichsstatthalter direkt unterstand. Damit wurde er zur zentralen Figur der „praktischen Volkstumsarbeit“, dem wesentlichen „Kampfmittel im Sinne politisch-weltanschaulicher Klärungen“ (Otto Schmidt). Im Krieg „unbefristet unabkömmlich“ gestellt. 1942 Verleihung des „Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse ohne Schwerter“ und des „Treudienst-Ehrenzeichens“. |
− | B. wirkte eng mit T. →Reiser zusammen. Auch Helmut Amanshauser, Leiter der „Gauarbeitsgemeinschaft für deutsche Volkskunde“ und Hauptstellenleiter im Gauschulungsamt (seit 1938; zugehörig zum „Amt | + | B. wirkte eng mit T. →Reiser zusammen. Auch Helmut Amanshauser, Leiter der „Gauarbeitsgemeinschaft für deutsche Volkskunde“ und Hauptstellenleiter im Gauschulungsamt (seit 1938; zugehörig zum „Amt Rosenberg“), wirkte mit ideologisierenden Aufsätzen am Heimatwerk mit. |
1945–49 Dienstenthebung, Wiedereinstellung mit 24.1.1949. | 1945–49 Dienstenthebung, Wiedereinstellung mit 24.1.1949. | ||
Version vom 24. Oktober 2018, 15:41 Uhr
Brandauer, Kuno, * Hellbrunn bei Salzburg 27.5.1895, † Salzburg 17.4.1980, Heimatpfleger.
Frühes Interesse für Heimatkunde über seinen Vater, den Gastwirt Leopold Brandauer (1865–1947), K. →Adrian und die Gesellschaft für Salzburger →Landeskunde (seit 1919). Mit dem Volksmusikanten G. →Windhofer (1887–1964) und dem Gastwirt Franz Obereder entwickelte B. eine nationale Salzburger Brauchtumspflege.
1908 gründeten Leopold B. und Hans Tiator den „Ersten Österreichischen Reichsverband für Alpine, Volks- und Gebirgs-Trachten-Erhaltungsvereine“, der ab 1912 eine (im Austausch mit bayerischen Vereinen) österreichweit wirkende Monatsschrift herausgab. B. prägte diesen Verband, der bereits früh deutschnationale, antijüdische und schließlich nationalsozialistische Ideen verbreitete, nachhaltig. 1926 kam es zur Gründung des „Landesverbandes der Trachten-, Schützenvereine und Musikkapellen“; dessen Obmann, der Ehrenpräsident der Salzburger →Alpinia, August Neubauer (1870–1950), war wie K. Adrian und Leopold B. ein wichtiger Mann in der Landeskommission von 1911. Dem Landesverband stand ab 1932 B. vor, der österreichweit die Trachtenvereinsbewegung, ihre Aktivitäten und Werthaltungen prägte.
1935 gab der Landesverband die erste „Salzburger Trachtenmappe“ heraus, die v.a. in den Vereinen rezipiert wurde. Vier Blätter gab B. 1942 gemeinsam mit Gertrud Pesendorfer, der „Reichsbeauftragten für das Trachtenwesen“ („Mittelstelle Deutsche Tracht“, in Innsbruck) heraus, die auch habitusprägend wirken sollten; die Trachtenmappe 1962 schloss direkt daran an.
B. kam nach Matura und Staatsrechnungsprüfung in den Dienst der Landesregierung. Von 1931–45 war B. Mitglied der NSDAP; als „alter Kämpfer“ befördert. 1938 wurde er Regierungsinspektor und nach weiteren Vorrückungen schließlich 1941 Gauverwaltungsrat im Gaukulturamt. Am 3.6.1939 wurde der „Gauverband der Heimat- und Trachtenvereine im Reichsgau Salzburg“ begründet; er unterstand bis zur Gründung des →Heimatwerkes der „Lehr- und Forschungsstätte für germanisch-deutsche Volkskunde“ (gegr. 1938, R. →Wolfram). B. wurde Vorstand dieser gleichgeschalteten Vereine als Leiter der „Fachschaft Brauchtumspflege“ im NS-Kulturamt, Gau Salzburg. 1942 wurde B. Mitbegründer und Leiter (mit Gauleiter Gustav A. Scheel) des „Heimatwerk Salzburg, Gemeinschaft für Volks- und Brauchtumspflege“, das dem Gauleiter und Reichsstatthalter direkt unterstand. Damit wurde er zur zentralen Figur der „praktischen Volkstumsarbeit“, dem wesentlichen „Kampfmittel im Sinne politisch-weltanschaulicher Klärungen“ (Otto Schmidt). Im Krieg „unbefristet unabkömmlich“ gestellt. 1942 Verleihung des „Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse ohne Schwerter“ und des „Treudienst-Ehrenzeichens“.
B. wirkte eng mit T. →Reiser zusammen. Auch Helmut Amanshauser, Leiter der „Gauarbeitsgemeinschaft für deutsche Volkskunde“ und Hauptstellenleiter im Gauschulungsamt (seit 1938; zugehörig zum „Amt Rosenberg“), wirkte mit ideologisierenden Aufsätzen am Heimatwerk mit. 1945–49 Dienstenthebung, Wiedereinstellung mit 24.1.1949.
1946 wurde das Heimatwerk von seinen noch mit Berufsverbot belegten Protagonisten wieder begründet; daraus ging 1948 die „Dienststelle für Salzburger Heimatpflege“ (→Volkskultur) unter Leitung B.s (bis 1960) hervor, die mit der Führung der wiedererrichteten Landesverbände (bis 1997) betraut war. B. zeichnet für viele Trachtenerneuerungen, Verbandsgründungen, die stilisierte Umarbeitung von Bräuchen verantwortlich. 1961–2011/12 wurde von den Vereinen die Kuno-Brandauer-Medaille als höchste Auszeichnung der Landesverbände verliehen; 1982 B.-Denkmal (Bildhauer Werner Dürnberger) auf der Monikahöhe; eine Straße in Salzburg ist nach ihm benannt. Viele Auszeichnungen, u.a. 1969 Silbernes Ehrenzeichen der Republik Österreich, 1975 Goldenes Verdienstzeichen des Landes Salzburg.
Lit.:
- E. Wallnöfer: Trachtenforschung als rassische Delimitation. In: dies.: Maß nehmen Maß halten. Frauen im Fach Volkskunde. Wien 2008, S. 24–53.
- G. Kerschbaumer: Rekonstruktion und Dokumentation. In: Volkskunde und Brauchtumspflege im Nationalsozialismus in Salzburg, hg. von W. Haas. Salzburg 1996, S. 255–359; ebenda: U. Kammerhofer, S. 97–101.
- Trachten nicht für jedermann? , hg. v. U. Kammerhofer-Aggermann u.a., Salzburg 1993.
U.K.