Glaserzeugung: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Glaserzeugung'''.
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Die erste Glashütte wurde 1702 als Gründung von Erzbischof [[Thun und Hohenstein, Johann Ernst Graf von|Johann Ernst Graf Thun und Hohenstein]] „in der Eich“ errichtet (Ortschaft Winkl, Gemeinde St. Gilgen, ehemals Hüttenstein). Die Notwendigkeit der Arbeitsbeschaffung, Verwendung der inländischen Holzreserven sowie die Drosselung der Glaseinfuhr waren Ursachen der erzbischöflichen Gründung (Importverbote erfolgten 1703 und 1705).
  
Die erste Glashütte wurde 1702 als Gründung von Eb. →Johann Ernst Graf Thun »in der Eich« errichtet (Ortschaft Winkl, Gem. St. Gilgen, ehemals Hüttenstein). Die Notwendigkeit der Arbeitsbeschaffung, Verwendung der inländischen Holzabfälle sowie die Drosselung der Glaseinfuhr waren Ursachen der eb. Gründung (Import-Verbote erfolgten 1703 und 1705). Die Leitung der Hütte hatte vorerst Anton Fendt. Ab 1705 trugen die klaren Gläser ein rotes Herz als Hüttenzeichen. Der Verkauf der Scheiben, Trinkgläser, Spiegel und »Pettenkrallen« (Rosenkranzperlen) erfolgte im Land und erreichte darüber hinaus Ober- und Niederbayern, Österreich ober und unter der Enns, Böhmen und die Steiermark. Die unrentable Produktion wurde 1726 eingestellt und erst 1732 wieder aufgenommen. Unter Johann Wolfgang Schmauß und dessen Sohn wurde die Glashütte ein Privatunternehmen und erreichte zwischen 1766 und 1795 ihre Blütezeit. 1779 gründeten Vater und Sohn eine zweite, kleinere Glashütte in Zinkenbach. Beide Hütten arbeiteten abwechselnd und erzeugten weißes, grünes, rotes, blaues und gelbgefärbtes Glas. Nach wechselnden Besitzern und einigen Konkursen wurde die Hütte von 1815 bis nachweislich 1839 als »Fürstl. Wredesche Glasfabrik« geführt. 1872 wurde in Bürmoos, nahe den Quarzsandlagern, die »Benedikthütte« errichtet, die nach einer kurzen Unterbrechung im Jahre 1880 gegen Ende der 80er Jahre wieder ihren Betrieb aufnahm; eingestellt 1929. In dem Roman »Die Glasbläser von Bürmoos« schildert G. →Rendl den Aufbau und den Niedergang der Glashütte. Im ehem. Messinghammer in Oberalm in der 1. H. des 19. Jh.s Glas- und Mosaikerzeugung (ab Mitte des 19. Jh.s Marmorwerk). 1820 gründete Martin Strohmayer eine Glashütte in St. Michael, die 1867 eingestellt wurde.  
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Die Leitung der Hütte hatte vorerst Anton Fendt. Ab 1705 trugen die klaren Gläser ein rotes Herz als Hüttenzeichen. Der Verkauf der Scheiben, Trinkgläser, Spiegel und ''Pettenkrallen'' (Rosenkranzperlen) erfolgte im Land und erreichte darüber hinaus Ober- und Niederbayern, Österreich ober und unter der Enns, Böhmen und die Steiermark. Die unrentable Produktion wurde 1726 eingestellt und erst 1732 wieder aufgenommen.
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Unter Johann Wolfgang Schmauß und dessen Sohn wurde die Glashütte ein Privatunternehmen und erreichte zwischen 1766 und 1795 ihre Blütezeit. 1779 gründeten Vater und Sohn eine zweite, kleinere Glashütte in Zinkenbach. Beide Hütten arbeiteten abwechselnd und erzeugten weißes, grünes, rotes, blaues und gelbgefärbtes Glas. Nach wechselnden Besitzern und einigen Konkursen wurde die Hütte von 1815 bis nachweislich 1839 als „Fürstl. Wredesche Glasfabrik“ geführt.
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1872 wurde in Bürmoos, nahe den Quarzsandlagern, die Benedikthütte errichtet, die nach einer kurzen Unterbrechung im Jahre 1880 gegen Ende der 1880er-Jahre wieder ihren Betrieb aufnahm; eingestellt 1929. Im Roman ''Die Glasbläser von Bürmoos'' schildert [[Rendl, Georg|Georg Rendl]] den Aufbau und den Niedergang der Glashütte. Im ehemaligen Messinghammer in Oberalm in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts Glas- und Mosaikerzeugung (ab Mitte des 19. Jahrhunderts Marmorwerk). 1820 gründete Martin Strohmayer eine Glashütte in St. Michael, die 1867 eingestellt wurde.
  
 
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* W. Bauer: Bürmoos. Das Glasbläserdorf im Moor. 50 Jahre selbständige Gemeinde Bürmoos 1967-2017, Bürmoos 2017.
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* W. Bauer: Bürmoos. Das Glasbläserdorf im Moor. Bürmoos 2017.
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* R. Wintersteiger: Glas aus St. Gilgen am Wolfgangsee. St. Gilgen 2007.
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* F. Prochaska: Aus der Rechtsgeschichte des Salzburger Glaserhandwerks. In: SMCA Jahresschrift 20, 1974, S. 57–78.
 
* F. Lepperdinger: Gemeindesoziologie von Bürmoos. Salzburg 1971.
 
* F. Lepperdinger: Gemeindesoziologie von Bürmoos. Salzburg 1971.
 
* F. Martin: Die hochfürstlich salzburgische Glasfabrik. In: SMusBl. 2, 1923, Nr. 2.
 
* F. Martin: Die hochfürstlich salzburgische Glasfabrik. In: SMusBl. 2, 1923, Nr. 2.
* R. Wintersteiger: Glas aus St. Gilgen am Wolfgangsee. Geschichte einer bedeutenden Salzburger Glashütte, St. Gilgen 2007.
 
  
Ch.S. / M.K., R.R.
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Ch.S., M.K., R.R.
  
 
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Aktuelle Version vom 19. Mai 2021, 12:55 Uhr

Die erste Glashütte wurde 1702 als Gründung von Erzbischof Johann Ernst Graf Thun und Hohenstein „in der Eich“ errichtet (Ortschaft Winkl, Gemeinde St. Gilgen, ehemals Hüttenstein). Die Notwendigkeit der Arbeitsbeschaffung, Verwendung der inländischen Holzreserven sowie die Drosselung der Glaseinfuhr waren Ursachen der erzbischöflichen Gründung (Importverbote erfolgten 1703 und 1705).

Die Leitung der Hütte hatte vorerst Anton Fendt. Ab 1705 trugen die klaren Gläser ein rotes Herz als Hüttenzeichen. Der Verkauf der Scheiben, Trinkgläser, Spiegel und Pettenkrallen (Rosenkranzperlen) erfolgte im Land und erreichte darüber hinaus Ober- und Niederbayern, Österreich ober und unter der Enns, Böhmen und die Steiermark. Die unrentable Produktion wurde 1726 eingestellt und erst 1732 wieder aufgenommen.

Unter Johann Wolfgang Schmauß und dessen Sohn wurde die Glashütte ein Privatunternehmen und erreichte zwischen 1766 und 1795 ihre Blütezeit. 1779 gründeten Vater und Sohn eine zweite, kleinere Glashütte in Zinkenbach. Beide Hütten arbeiteten abwechselnd und erzeugten weißes, grünes, rotes, blaues und gelbgefärbtes Glas. Nach wechselnden Besitzern und einigen Konkursen wurde die Hütte von 1815 bis nachweislich 1839 als „Fürstl. Wredesche Glasfabrik“ geführt.

1872 wurde in Bürmoos, nahe den Quarzsandlagern, die Benedikthütte errichtet, die nach einer kurzen Unterbrechung im Jahre 1880 gegen Ende der 1880er-Jahre wieder ihren Betrieb aufnahm; eingestellt 1929. Im Roman Die Glasbläser von Bürmoos schildert Georg Rendl den Aufbau und den Niedergang der Glashütte. Im ehemaligen Messinghammer in Oberalm in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts Glas- und Mosaikerzeugung (ab Mitte des 19. Jahrhunderts Marmorwerk). 1820 gründete Martin Strohmayer eine Glashütte in St. Michael, die 1867 eingestellt wurde.

Lit.:

  • W. Bauer: Bürmoos. Das Glasbläserdorf im Moor. Bürmoos 2017.
  • R. Wintersteiger: Glas aus St. Gilgen am Wolfgangsee. St. Gilgen 2007.
  • F. Prochaska: Aus der Rechtsgeschichte des Salzburger Glaserhandwerks. In: SMCA Jahresschrift 20, 1974, S. 57–78.
  • F. Lepperdinger: Gemeindesoziologie von Bürmoos. Salzburg 1971.
  • F. Martin: Die hochfürstlich salzburgische Glasfabrik. In: SMusBl. 2, 1923, Nr. 2.

Ch.S., M.K., R.R.