Michaelbeuern: Unterschied zwischen den Versionen
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| + | Die '''Benediktinerabtei Michaelbeuern''' ist ein Kloster im heutigen Dorfbeuern. Bereits um 736 existierte hier eine Mönchszelle, die 817 im Aachener Klosterverzeichnis als „Buria“ genannt wird. Nach der Unterbrechung des klösterlichen Lebens in den Ungarnkriegen begann 977 mit der Güterschenkung durch Kaiser Otto II. der Wiederaufbau. Unter Pfalzgraf Hartwig I. von Bayern kam es zur Neustiftung der Abtei, deren Erneuerung die bedeutendsten Adelsfamilien des Salzach-Inn-Gebietes, besonders die bayerischen Sieghartinger, betrieben. | ||
| − | + | Nach der Neuweihe der romanischen Pfeilerbasilika 1072 durch den Patriarchen Sieghard von Aquileia und Erzbischof [[Gebhard]] von Salzburg existierte Michaelbeuern als adeliges Doppelkloster (der Frauenkonvent bestand bis Anfang des 13. Jahrhunderts). 1137 formell dem päpstlichen Schutz unterstellt und damit erstes exemtes Kloster der Salzburger Diözese. Unter Abt Walther (1161–1190) erlebte Michaelbeuern eine Blüte; er erwarb die nach ihm benannte Riesenbibel, die um 1140 geschrieben wurde. | |
| − | 1530 erwarb Kardinal | + | Kulturelle Bedeutung erlangte das Benediktinerkloster durch die Seelsorge in den umliegenden Gemeinden, die ab dem 13. Jahrhundert fassbare Klosterschule, die später auch Sängerknaben ausbildete, und die durch den Brand von 1364 vernichtete Bibliothek. 1530 erwarb Kardinal [[Matthäus Lang von Wellenburg]] von den Grafen von Schaunberg, die das Kloster als Vögte schwer geschädigt hatten, die Vogtei über Michaelbeuern, das somit unter salzburgischen Einfluss kam. Im 17. Jahrhundert setzte eine große Bautätigkeit ein, Fürstenzimmer für Erzbischof [[Wolf Dietrich von Raitenau|Wolf Dietrich]] wurden erbaut und die Klosterkirche barockisiert (Reromanisierung ab 1938). |
| − | Glanzstück der Kirche ist der barocke Hochaltar des Meinrad | + | Glanzstück der Kirche ist der barocke Hochaltar des [[Meinrad Guggenbichler]] mit dem Altarbild des Barockmalers [[Rottmayr, Johann Michael|Johann Michael Rottmayr]] von 1691/92, der, ebenso wie der Komponist [[Anton Diabelli]], der Pädagoge [[Franz Michael Vierthaler]] und der Historiker [[Pillwein, Benedikt|Benedikt Pillwein]], zu den bekannten Absolventen der Klosterschule von Michaelbeuern zählt. Rund 25 Mönche aus Michaelbeuern dozierten an der Benediktineruniversität Salzburg. Unter Abt Anton Moser wurden Konventstock und Bibliothek neu errichtet, der Abteisaal 1771 durch Franz Nikolaus Streicher freskiert. |
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| + | 1835 wurde Michaelbeuern das ehemalige Augustiner-Eremitenkloster Mülln mit der 1621 gegründeten Brauerei übertragen. Die Mönche übernahmen in den heutigen Stadtpfarren Mülln und Maxglan (eigene Pfarre seit 1907, von Michaelbeuern betreut bis 2008) seelsorgliche Aufgaben. | ||
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| + | Während der NS-Herrschaft waren Schule und Kirche geschlossen, die Mönche vertrieben. 1950 konnte die reromanisierte Stiftskirche geweiht und 1963 eine Internatshauptschule für Knaben (seit 1984 auch für Mädchen, seit 2013 Neue Mittelschule) eröffnet werden. 1984/85 erfolgte die Renovierung und Revitalisierung des gesamten ehemaligen Ökonomietrakts des Klosters als Schul- und Bildungszentrum und die Restaurierung der Stiftskirche. | ||
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| − | * H. Dopsch: M., Benediktinerabtei | + | * H. Dopsch: M., Benediktinerabtei. In: Klöster & Stifte. Salzburg 2006, S. 46f. |
| − | * H. Dopsch: Klöster und Stifte. In: | + | * H. Dopsch: Klöster und Stifte. In: Geschichte Salzburgs I/2, S. 1018f. |
* Benediktinerabtei M. Eine Dokumentation. Michaelbeuern 1985. | * Benediktinerabtei M. Eine Dokumentation. Michaelbeuern 1985. | ||
Aktuelle Version vom 21. Mai 2021, 20:57 Uhr
Die Benediktinerabtei Michaelbeuern ist ein Kloster im heutigen Dorfbeuern. Bereits um 736 existierte hier eine Mönchszelle, die 817 im Aachener Klosterverzeichnis als „Buria“ genannt wird. Nach der Unterbrechung des klösterlichen Lebens in den Ungarnkriegen begann 977 mit der Güterschenkung durch Kaiser Otto II. der Wiederaufbau. Unter Pfalzgraf Hartwig I. von Bayern kam es zur Neustiftung der Abtei, deren Erneuerung die bedeutendsten Adelsfamilien des Salzach-Inn-Gebietes, besonders die bayerischen Sieghartinger, betrieben.
Nach der Neuweihe der romanischen Pfeilerbasilika 1072 durch den Patriarchen Sieghard von Aquileia und Erzbischof Gebhard von Salzburg existierte Michaelbeuern als adeliges Doppelkloster (der Frauenkonvent bestand bis Anfang des 13. Jahrhunderts). 1137 formell dem päpstlichen Schutz unterstellt und damit erstes exemtes Kloster der Salzburger Diözese. Unter Abt Walther (1161–1190) erlebte Michaelbeuern eine Blüte; er erwarb die nach ihm benannte Riesenbibel, die um 1140 geschrieben wurde.
Kulturelle Bedeutung erlangte das Benediktinerkloster durch die Seelsorge in den umliegenden Gemeinden, die ab dem 13. Jahrhundert fassbare Klosterschule, die später auch Sängerknaben ausbildete, und die durch den Brand von 1364 vernichtete Bibliothek. 1530 erwarb Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg von den Grafen von Schaunberg, die das Kloster als Vögte schwer geschädigt hatten, die Vogtei über Michaelbeuern, das somit unter salzburgischen Einfluss kam. Im 17. Jahrhundert setzte eine große Bautätigkeit ein, Fürstenzimmer für Erzbischof Wolf Dietrich wurden erbaut und die Klosterkirche barockisiert (Reromanisierung ab 1938).
Glanzstück der Kirche ist der barocke Hochaltar des Meinrad Guggenbichler mit dem Altarbild des Barockmalers Johann Michael Rottmayr von 1691/92, der, ebenso wie der Komponist Anton Diabelli, der Pädagoge Franz Michael Vierthaler und der Historiker Benedikt Pillwein, zu den bekannten Absolventen der Klosterschule von Michaelbeuern zählt. Rund 25 Mönche aus Michaelbeuern dozierten an der Benediktineruniversität Salzburg. Unter Abt Anton Moser wurden Konventstock und Bibliothek neu errichtet, der Abteisaal 1771 durch Franz Nikolaus Streicher freskiert.
1835 wurde Michaelbeuern das ehemalige Augustiner-Eremitenkloster Mülln mit der 1621 gegründeten Brauerei übertragen. Die Mönche übernahmen in den heutigen Stadtpfarren Mülln und Maxglan (eigene Pfarre seit 1907, von Michaelbeuern betreut bis 2008) seelsorgliche Aufgaben.
Während der NS-Herrschaft waren Schule und Kirche geschlossen, die Mönche vertrieben. 1950 konnte die reromanisierte Stiftskirche geweiht und 1963 eine Internatshauptschule für Knaben (seit 1984 auch für Mädchen, seit 2013 Neue Mittelschule) eröffnet werden. 1984/85 erfolgte die Renovierung und Revitalisierung des gesamten ehemaligen Ökonomietrakts des Klosters als Schul- und Bildungszentrum und die Restaurierung der Stiftskirche.
Lit.:
- H. Dopsch: M., Benediktinerabtei. In: Klöster & Stifte. Salzburg 2006, S. 46f.
- H. Dopsch: Klöster und Stifte. In: Geschichte Salzburgs I/2, S. 1018f.
- Benediktinerabtei M. Eine Dokumentation. Michaelbeuern 1985.
P.F.K.
