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'''Gestaltungsbeirat'''.
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Der '''Gestaltungsbeirat''' ist ein überwiegend international besetztes Gremium zur Architekturbegutachtung für die Stadt Salzburg, entstanden im Rahmen der [[Architekturreform]] 1983 für Baueinreichungen größeren Ausmaßes.
Überwiegend international besetztes Gremium zur Architekturbegutachtung für die Stadt Salzburg, entstanden im Rahmen der Architekturreform 1983 für Baueinreichungen größeren Ausmaßes. International beachtetes und anerkanntes Modell der Planungsbegutachtung und einflussreiches Vorbild für zahlreiche, ähnlich organisierte Einrichtungen in anderen Städten mit dem Ziel, die architektonische Kultur zu fördern und das Niveau der Gebrauchsarchitektur zu heben. (Erster Beirat mit dem Mitbegründer G. →Garstenauer, Gino Valle, F. →Achleitner und O. →Breicha unter Vorsitz von W. →Holzbauer). Luigi Snozzis (Vorsitzender des zweiten Beirats) Diskurse zu zentralen Themen der Architektur besaßen für Fachwelt wie interessierte Öffentlichkeit die Qualität von Architekturseminaren. Die ca. alle drei Jahre wechselnde Besetzung besteht aus fünf bis sechs Fachleuten. Während der Initiator Stadtrat Johannes Voggenhuber in den ersten beiden, von ihm politisch mitgetragenen Beiräten das die Geschichte Salzburgs begleitende „romanische Element“ durch italienische Architekten vertreten haben wollte und jeweils ein architekturinteressierter Bürger der Stadt und ein Kunsthistoriker Platz fanden, wurden spätere Beiräte ausschließlich mit Architekten (meist ohne Salzburger Beteiligung) und unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen zusammengestellt. Aus einem ursprünglich ehrenamtlichen Beirat, der sich für moderne Architektur in der Altstadt und die Hebung der Baukultur durch die konfliktreiche Förderung auswärtiger und ausländischer Architekten mittels Gutachterverfahren einsetzte, entwickelte sich eine mittlerweile gesetzlich verankerte Institution mit größerer Offenheit zu engagierten Vertretern einer herausgeforderten lokalen Architektenschaft. Das Tätigkeitsgebiet des G. liegt außerhalb des mittlerweile erweiterten Altstadtschutzgebietes (Zone II seit 1995, Altstadterhaltungskommission). Der G. kooperiert bei Projekten im Nahbereich des Altstadtschutzgebietes immer wieder mit der Sachverständigenkommission für die →Altstadterhaltung in Salzburg. Die jeweiligen Mitglieder prägen Schlagrichtung und Prioritäten, ihre Expertise steht unterschiedlich stark im Spannungsfeld zur Stadtplanung, besonders aber zu Bauträgern und Politik. So wollte der G. unter Vorsitz von Peter Riepl (2011−13) den neuen Hotelturm am Bahnhof (→Hotel Europa) in Gegenposition zu ICOMOS bzw. UNESCO noch höher ermöglichen. 2016 sprach sich der G. unter Vorsitz von Walter Angonese aus Kaltern/Italien (2015−18), auch nach Zurufen von überparteilichen Experten, gegen die großen Verluste an identitätsstiftender Bausubstanz aus, kritisierte etwa den Abbruch des Schulensembles Gnigl von P. →Geppert (1927), forderte zeitgemäßes, intelligentes Bauen im und mit dem Bestand.
 
  
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International beachtetes und anerkanntes Modell der Planungsbegutachtung und einflussreiches Vorbild für zahlreiche ähnlich organisierte Einrichtungen in anderen Städten, mit dem Ziel, die architektonische Kultur zu fördern und das Niveau der Gebrauchsarchitektur zu heben. Erster Beirat mit dem Mitbegründer [[Gerhard Garstenauer]], Gino Valle, [[Friedrich Achleitner]] und [[Otto Breicha]] unter Vorsitz von [[Holzbauer, Wilhelm|Wilhelm Holzbauer]]. Luigi Snozzis (Vorsitzender des zweiten Beirats) Diskurse zu zentralen Themen der Architektur besaßen für Fachwelt wie interessierte Öffentlichkeit die Qualität von Architekturseminaren. Die ca. alle drei Jahre wechselnde Besetzung besteht aus fünf bis sechs Fachleuten.
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Während der Initiator, Stadtrat Johannes Voggenhuber, in den ersten beiden, von ihm politisch mitgetragenen Beiräten das die Geschichte Salzburgs begleitende „romanische Element“ durch italienische Architekten vertreten haben wollte und jeweils ein architekturinteressierter Bürger der Stadt und ein Kunsthistoriker Platz fanden, wurden in spätere Beiräte ausschließlich Architekten (meist ohne Salzburger Beteiligung) berufen und unterschiedliche Schwerpunkt gesetzt.
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Aus einem ursprünglich ehrenamtlichen Beirat, der sich für moderne Architektur in der Altstadt und die Hebung der Baukultur durch die konfliktreiche Förderung auswärtiger und ausländischer Architekten mittels Gutachterverfahren einsetzte, entwickelte sich eine mittlerweile gesetzlich verankerte Institution mit größerer Offenheit zu engagierten Vertretern einer herausgeforderten lokalen Architektenschaft. Das Tätigkeitsgebiet des Gestaltungsbeirats liegt außerhalb des mittlerweile erweiterten Altstadtschutzgebietes (Zone II seit 1995, Altstadterhaltungskommission).
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Der Gestaltungsbeirat kooperiert bei Projekten im Nahbereich des Altstadtschutzgebietes immer wieder mit der Sachverständigenkommission für die [[Altstadterhaltungsgesetz|Altstadterhaltung]] in Salzburg. Die jeweiligen Mitglieder prägen Schlagrichtung und Prioritäten, ihre Expertise steht unterschiedlich stark im Spannungsfeld zur Stadtplanung, besonders aber zu Bauträgern und Politik. So wollte der Gestaltungsbeirat unter Vorsitz von Peter Riepl (2011–13) den neuen Hotelturm am Bahnhof (Arte-Hotel, 54 m hoch, im Mai 2019 eröffnet) in Gegenposition zu ICOMOS (International Council on Monuments and Sites) bzw. UNESCO noch höher ermöglichen als das 59 m hohe [[Hotel Europa]].
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2016 sprach sich der Gestaltungsbeirat unter Vorsitz von Walter Angonese (2015–18) aus Kaltern (Italien), auch nach Zurufen von überparteilichen Experten, gegen die großen Verluste an identitätsstiftender Bausubstanz aus. Der Gestaltungsbeirat kritisierte etwa den Abbruch des Schulensembles Gnigl von [[Paul Geppert d. Ä.|Paul Geppert]] (1927) und forderte zeitgemäßes, intelligentes Bauen im und mit dem Bestand.
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Literatur:
  
* N. Mayr: Ratschlag statt Kahlschlag: www.drehpunktkultur.at, HINTERGRUND/GESTALTUNGSBEIRAT/STADTPLANUNG (1) 06/05/2016 (zuletzt besucht: 1.1.2018)
 
 
* 30 Jahre Salzburger Gestaltungsbeirat. Schriftenreihe zur Salzburger Stadtplanung Heft 42, Salzburg 2013.
 
* 30 Jahre Salzburger Gestaltungsbeirat. Schriftenreihe zur Salzburger Stadtplanung Heft 42, Salzburg 2013.
* Baukunst in Salzburg seit 1980. Ein Führer zu 600 sehenswerten Beispielen in Stadt und Land, Salzburg 2010.
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* Paul Raspotnig: Planungsbegutachtung durch Gestaltungsbeiräte. Das Salzburger Modell und seine Nachfolger in Österreich. Diss. Techn. Univ. Wien 2007.
* P. Raspotnig: Planungsbegutachtung durch Gestaltungsbeiräte. Das Salzburger Modell und seine Nachfolger in Österreich. Techn. Univ. Diss. Wien 2007.
 
* R. Höllbacher: Das Ende eines Paradigmas? Architektur von 1980 bis zur Gegenwart, in: E. Hanisch, R. Kriechbaumer: Salzburg (Geschichte der Bundesländer seit 1945), Wien-Köln-Weimar 1997.
 
* J. Voggenhuber: Berichte an den Souverän. Salzburg: Der Bürger und seine Stadt, Salzburg 1988.
 
* D. Steiner (Hg.): Das Salzburg-Projekt. Wien 1986.
 
  
 
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Aktuelle Version vom 27. Mai 2021, 00:34 Uhr

Der Gestaltungsbeirat ist ein überwiegend international besetztes Gremium zur Architekturbegutachtung für die Stadt Salzburg, entstanden im Rahmen der Architekturreform 1983 für Baueinreichungen größeren Ausmaßes.

International beachtetes und anerkanntes Modell der Planungsbegutachtung und einflussreiches Vorbild für zahlreiche ähnlich organisierte Einrichtungen in anderen Städten, mit dem Ziel, die architektonische Kultur zu fördern und das Niveau der Gebrauchsarchitektur zu heben. Erster Beirat mit dem Mitbegründer Gerhard Garstenauer, Gino Valle, Friedrich Achleitner und Otto Breicha unter Vorsitz von Wilhelm Holzbauer. Luigi Snozzis (Vorsitzender des zweiten Beirats) Diskurse zu zentralen Themen der Architektur besaßen für Fachwelt wie interessierte Öffentlichkeit die Qualität von Architekturseminaren. Die ca. alle drei Jahre wechselnde Besetzung besteht aus fünf bis sechs Fachleuten.

Während der Initiator, Stadtrat Johannes Voggenhuber, in den ersten beiden, von ihm politisch mitgetragenen Beiräten das die Geschichte Salzburgs begleitende „romanische Element“ durch italienische Architekten vertreten haben wollte und jeweils ein architekturinteressierter Bürger der Stadt und ein Kunsthistoriker Platz fanden, wurden in spätere Beiräte ausschließlich Architekten (meist ohne Salzburger Beteiligung) berufen und unterschiedliche Schwerpunkt gesetzt.

Aus einem ursprünglich ehrenamtlichen Beirat, der sich für moderne Architektur in der Altstadt und die Hebung der Baukultur durch die konfliktreiche Förderung auswärtiger und ausländischer Architekten mittels Gutachterverfahren einsetzte, entwickelte sich eine mittlerweile gesetzlich verankerte Institution mit größerer Offenheit zu engagierten Vertretern einer herausgeforderten lokalen Architektenschaft. Das Tätigkeitsgebiet des Gestaltungsbeirats liegt außerhalb des mittlerweile erweiterten Altstadtschutzgebietes (Zone II seit 1995, Altstadterhaltungskommission).

Der Gestaltungsbeirat kooperiert bei Projekten im Nahbereich des Altstadtschutzgebietes immer wieder mit der Sachverständigenkommission für die Altstadterhaltung in Salzburg. Die jeweiligen Mitglieder prägen Schlagrichtung und Prioritäten, ihre Expertise steht unterschiedlich stark im Spannungsfeld zur Stadtplanung, besonders aber zu Bauträgern und Politik. So wollte der Gestaltungsbeirat unter Vorsitz von Peter Riepl (2011–13) den neuen Hotelturm am Bahnhof (Arte-Hotel, 54 m hoch, im Mai 2019 eröffnet) in Gegenposition zu ICOMOS (International Council on Monuments and Sites) bzw. UNESCO noch höher ermöglichen als das 59 m hohe Hotel Europa.

2016 sprach sich der Gestaltungsbeirat unter Vorsitz von Walter Angonese (2015–18) aus Kaltern (Italien), auch nach Zurufen von überparteilichen Experten, gegen die großen Verluste an identitätsstiftender Bausubstanz aus. Der Gestaltungsbeirat kritisierte etwa den Abbruch des Schulensembles Gnigl von Paul Geppert (1927) und forderte zeitgemäßes, intelligentes Bauen im und mit dem Bestand.

Literatur:

  • 30 Jahre Salzburger Gestaltungsbeirat. Schriftenreihe zur Salzburger Stadtplanung Heft 42, Salzburg 2013.
  • Paul Raspotnig: Planungsbegutachtung durch Gestaltungsbeiräte. Das Salzburger Modell und seine Nachfolger in Österreich. Diss. Techn. Univ. Wien 2007.

N.M.