Salzburger Landesanzug: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Landesanzug, Salzburger''', eine 1935 vom Landesausschuss (K. →Adrian) geschaffene und per Landesgesetz (14.9.1935, LGBl.19.Stk/Nr.88; aufgehoben 1975) verordnete (Dienst-)Kleidung für die Beamten- und Lehrerschaft. Am Vorbild Erzherzog Johanns und dem der kaiserlichen Beamtenschaft damals verbotenen grauen Lodenrock wurden in den letzten Jahrzehnten des 19. Jh.s Jagdkostüme für Damen und Herren entwickelt, aus denen der »Salonsteirer«  (1923), ein Zeichen von Beamtentugend und Staatstreue, entstand. Aus seinem Vorbild wurde der Landesanzug geschaffen und als Symbol des autoritären Ständestaates (Salzburger Landesverfassung 14.9.1934 »auf ständischer Grundlage«, der Totalität des Alpenvolkes. Dementsprechend wurde er auch von Landeshauptmann Franz Rehrl und Bundeskanzler Kurt Schuschnigg getragen. Dementsprechend wurde er in Kreisen der →Brauchtumsvereine abgelehnt. Als Mantel zum Landesanzug wurde der Wetterfleck vorgeschrieben, als Überrock ein Doppelreiher aus Loden in der Art des Schladminger Perlloden  mit tannengrünem Tuch- oder Pelzkragen (publiziert in der Mappe »Salzburger Landes-Trachten« (1935 K. →Brandauer)  als Tafeln 17 und 28). 1935 entstand auch der Entwurf für eine »Salzburger Frauen-Landestracht« am Beispiel des 1934 von Viktor von Geramb herausgebrachten Vorschlags für das Steirische Heimatwerk; doch wurde dieses Frauenkostüm vom Landestrachtenverband und der Salzburger →Heimatpflege stets abgelehnt. 
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Der '''Salzburger Landesanzug''' ist eine 1935 vom Landesausschuss ([[Karl Adrian]]) geschaffene und per Landesgesetz (14. September 1935, LGBl.​19.​Stk/​Nr.​88) verordnete (Dienst-)Kleidung für die Beamten- und Lehrerschaft.
Gleichzeitig entstanden in Oberösterreich und Kärnten Landesanzüge. 1975 wurde das Gesetz über den Landesanzug annulliert (LGBl. 8.9.1975, Nr. 47, S. 115ff), die Kleidungsstücke sind jedoch nach wie vor beliebt. 1997 im Bereich der Trachtenmode durch einen Impuls des Landeshauptmannes  wieder als »offiziell« rezipiert.  
 
  
Literatur:
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Am Vorbild Erzherzog Johanns und dem der kaiserlichen Beamtenschaft damals verbotenen grauen Lodenrock wurden in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts Jagdkostüme für Damen und Herren entwickelt, aus denen der „Salonsteirer“ (1923), ein Zeichen von Beamtentugend und Staatstreue, entstand. Aus seinem Vorbild wurde der Landesanzug geschaffen, als Symbol des autoritären Ständestaates (Salzburger Landesverfassung 14. September 1934 „auf ständischer Grundlage“), für die Totalität des Alpenvolkes.
  
* U. Kammerhofer-Aggermann: Die Salzburger Landeskommission »betreffend die Förderung und Hebung der Salzburger Eigenart in Tracht, Sitten und Gebräuchen« und der Salzburger Landesanzug. In: Trachten nicht für jedermann? Heimatideologie und Festspieltourismus dargestellt am Kleidungsverhalten in Salzburg zw. 1920 u. 1938 (=SBzVK 6), Salzburg 1993, S. 25-49.
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Von Landeshauptmann [[Rehrl, Franz|Franz Rehrl]] und Bundeskanzler Kurt Schuschnigg getragen, in Kreisen der [[Brauchtumsvereine]] abgelehnt. Als Mantel zum Landesanzug wurde der Wetterfleck vorgeschrieben, als Überrock ein Doppelreiher aus Loden in der Art des Schladminger Perlloden mit tannengrünem Tuch- oder Pelzkragen, publiziert in der Mappe ''Salzburger Landes-Trachten'' (1935 [[Kuno Brandauer]]) als Tafeln 17 und 28.
* U. Kammerhofer-Aggermann: »Gegen diese Epidemie schützt weder der Lodenrock, noch das Lamberghütchen«. In: L. Maurer, N. Schönfellinger (Red.): Lebensgefühl Tracht – Kultur-Landschaft – Musik. Abschlussbericht Forum Aussee 2001. Bad Aussee 2001, S. 22-33.
 
* Ulrike Kammerhofer-Aggermann: be TRACHT et. (= VOKULT. Zeitschrift d. Freunde d. Volkskundemuseums 8), Graz 2013, 10-14.
 
* U. Kammerhofer-Aggermann: »Stoff der Träume« und Alpträume. Neue Akten zum Salzburger Trachtenverbot 1938–1940. In: H. Eberhart u.a.: Volkskunde aus der Mitte. Festschrift f. Olaf Bockhorn. (= Sonderschriften Verein f. Volkskunde Wien 6) Wien 2013, S. 117-138.
 
  
* E. Hutter: Der Salzburger Landesanzug: Tradition, Manifest, Symbol: Trachtenerneuerung in Salzburg ab 1910. Katalog des Salzburg Museum. Salzburg 2017.
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1935 entstand der Entwurf für eine „Salzburger Frauen-Landestracht“ am Beispiel des 1934 von Viktor von Geramb herausgebrachten Vorschlags für das Steirische Heimatwerk; doch wurde dieses Frauenkostüm vom Landestrachtenverband und der Salzburger Heimatpflege stets abgelehnt. Gleichzeitig entstanden in Oberösterreich und Kärnten Landesanzüge. 1975 wurde das Gesetz über den Landesanzug annulliert (LGBl. 8.9. 1975, Nr. 47, S. 115ff.), die Kleidungsstücke sind jedoch nach wie vor beliebt. 1997 im Bereich der Trachtenmode durch einen Impuls Landeshauptmann Franz Schausbergers wieder als „offiziell“ rehabilitiert.
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Lit.:
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* E. Hutter: Der Salzburger L.: Tradition, Manifest, Symbol: Trachtenerneuerung in Salzburg ab 1910. Salzburg 2017.
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* U. Kammerhofer-Aggermann: beTRACHTet. (= VOKULT. Zeitschrift d. Freunde d. Volkskundemuseums 8). Graz 2013, S. 10–14.
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* U. Kammerhofer-Aggermann: „Stoff der Träume“ und Alpträume. Neue Akten zum Salzburger Trachtenverbot 1938–1940. In: H. Eberhart u.a.: Volkskunde aus der Mitte. Wien 2013, S. 117–138.
  
 
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Aktuelle Version vom 27. Mai 2021, 11:02 Uhr

Der Salzburger Landesanzug ist eine 1935 vom Landesausschuss (Karl Adrian) geschaffene und per Landesgesetz (14. September 1935, LGBl.​19.​Stk/​Nr.​88) verordnete (Dienst-)Kleidung für die Beamten- und Lehrerschaft.

Am Vorbild Erzherzog Johanns und dem der kaiserlichen Beamtenschaft damals verbotenen grauen Lodenrock wurden in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts Jagdkostüme für Damen und Herren entwickelt, aus denen der „Salonsteirer“ (1923), ein Zeichen von Beamtentugend und Staatstreue, entstand. Aus seinem Vorbild wurde der Landesanzug geschaffen, als Symbol des autoritären Ständestaates (Salzburger Landesverfassung 14. September 1934 „auf ständischer Grundlage“), für die Totalität des Alpenvolkes.

Von Landeshauptmann Franz Rehrl und Bundeskanzler Kurt Schuschnigg getragen, in Kreisen der Brauchtumsvereine abgelehnt. Als Mantel zum Landesanzug wurde der Wetterfleck vorgeschrieben, als Überrock ein Doppelreiher aus Loden in der Art des Schladminger Perlloden mit tannengrünem Tuch- oder Pelzkragen, publiziert in der Mappe Salzburger Landes-Trachten (1935 Kuno Brandauer) als Tafeln 17 und 28.

1935 entstand der Entwurf für eine „Salzburger Frauen-Landestracht“ am Beispiel des 1934 von Viktor von Geramb herausgebrachten Vorschlags für das Steirische Heimatwerk; doch wurde dieses Frauenkostüm vom Landestrachtenverband und der Salzburger Heimatpflege stets abgelehnt. Gleichzeitig entstanden in Oberösterreich und Kärnten Landesanzüge. 1975 wurde das Gesetz über den Landesanzug annulliert (LGBl. 8.9. 1975, Nr. 47, S. 115ff.), die Kleidungsstücke sind jedoch nach wie vor beliebt. 1997 im Bereich der Trachtenmode durch einen Impuls Landeshauptmann Franz Schausbergers wieder als „offiziell“ rehabilitiert.

Lit.:

  • E. Hutter: Der Salzburger L.: Tradition, Manifest, Symbol: Trachtenerneuerung in Salzburg ab 1910. Salzburg 2017.
  • U. Kammerhofer-Aggermann: beTRACHTet. (= VOKULT. Zeitschrift d. Freunde d. Volkskundemuseums 8). Graz 2013, S. 10–14.
  • U. Kammerhofer-Aggermann: „Stoff der Träume“ und Alpträume. Neue Akten zum Salzburger Trachtenverbot 1938–1940. In: H. Eberhart u.a.: Volkskunde aus der Mitte. Wien 2013, S. 117–138.

U.K.