Hans Makart: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Hans '''Makart''', * 28. Mai 1840 in Salzburg, † 3. Oktober 1884 in Wien; gefeierter „Malerfürst“ der Wiener Ringstraßenära. | ||
− | Schon durch seinen äußeren Aufstieg vom unbedeutenden Zeichentalent aus bescheidenen Provinzverhältnissen zur Kultfigur und zum Geschmacksdiktator einer Metropole verkörpert | + | Schon durch seinen äußeren Aufstieg vom unbedeutenden Zeichentalent aus bescheidenen Provinzverhältnissen zur Kultfigur und zum Geschmacksdiktator einer Metropole verkörpert Makart den Typus des gründerzeitlichen Kunst-Titans. |
− | + | Um Selbststilisierung nie verlegen, erfüllen seine an kolportagehaften Zügen reiche Biografie sowie die wechselvolle Geschichte seines Nachruhms geradezu perfekt das Klischee vom Glanz und Elend der Meister. Der junge Makart geriet zunächst ganz nach der biedermeierlichen Fasson, die ihm Vater Johann Makart (1815–1849) und Vormund Johann Rüssemayer (1817–1890), beide begabte Sonntagsmaler, sowie seine ersten Lehrer [[Johann Fischbach]] und [[Josef Mayburger]] fürsorglich mitgaben. Bis zum 20. Lebensjahr spann er die Fäden einer vertrocknenden Ritterromantik weiter und strebte die Laufbahn eines Urkundenmalers und Ornamentzeichners an. Ein Intermezzo an der Wiener Akademie blieb folgenlos. | |
− | + | Den Umschwung brachte erst der durch Erzbischof Maximilian Josef von Tarnóczy (Regierungszeit 1851–76) finanziell ermöglichte Eintritt in die Klasse Karl von Pilotys an der Münchner Akademie (1861), dem eine Vorbereitungszeit bei [[Schiffmann, Jost Niklaus|Jost Schiffmann]] vorausging. Erst jetzt erwachte in ihm der „Magier der Farbe“, der mit Virtuosität auf riesigen Leinwänden malerische Energien entfesselte. Den Geschichtsreportagen-Stil seines Lehrers tauschte Makart bald gegen eine historisch-allegorisch-erotische Scheinwelt ein. Der von Skandalen begleitete Durchbruch gelang mit Gemälden wie ''Moderne Amoretten'' und ''Pest in Florenz'' (1868) und wurde durch die Berufung nach Wien (1869) und Ernennung zum Akademie-Professor (1878) offiziell beglaubigt. | |
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+ | Makarts Erscheinen leitete die Kulminationsphase des Historismus ein, die Ingredienzien vergangener Kunststile zu düster-rauschendem Schaugepränge häuft. Seine mehr inszenierten als komponierten Kolossalgemälde ließ Makart in Kostümfesten und dem berühmt gewordenen Festzug anlässlich der Silberhochzeit des Kaiserpaares (1879) lebendig werden. Die absichtsvolle Unordnung seines legendären Ateliers, gemischt aus kostbaren Antiquitäten und exotischem Plunder, wurde verbindlich für den Ausstattungsstil der „Makartzeit“, später ein Synonym für plüschige Überladenheit. | ||
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+ | Doch behauptete sich bei all dem Makarts vitales Malertum nicht nur gegen das Odium des Gesellschafts- und Modemalers, sondern überstieg auch noch den zeitgeschichtlichen Stellenwert eines schillernden Sammelpunktes großbürgerlicher Fluchtbewegungen. Seine phantasmagorische Übersteigerung des Illusionismus führt bis an die Grenze der dekorativen Flächenkunst eines Gustav Klimt und nimmt die Emanzipation farblicher und malerischer Werte vorweg. Zahlreiche Werke im [[Salzburg Museum]] und in der [[Residenzgalerie Salzburg|Residenzgalerie]]. | ||
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− | * G. Frodl: | + | * G. Frodl: Hans Makart. Salzburg 2013. (Belvedere Werkverzeichnisse). |
− | * Ausstellungskat. | + | * Ausstellungskat. Makart - Maler der Sinne. Belvedere Wien 2011. |
− | * Ausstellungskat. | + | * Ausstellungskat. Makart. Ein Künstler regiert die Stadt. Wien Museum 2011. |
− | * Ausstellungskat. | + | * Ausstellungskat. Hans Makart. Salzburg Museum 2007. |
− | * Ausstellungskat. | + | * Ausstellungskat. Hans Makart. Malerfürst. Wien Museum 2000. |
− | * Ausstellungskat. | + | * Ausstellungskat. Hans Makart. Gemälde aus Salzburger Sammlungen, Residenzgalerie Salzburg 1987. |
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Aktuelle Version vom 31. Mai 2021, 19:55 Uhr
Hans Makart, * 28. Mai 1840 in Salzburg, † 3. Oktober 1884 in Wien; gefeierter „Malerfürst“ der Wiener Ringstraßenära.
Schon durch seinen äußeren Aufstieg vom unbedeutenden Zeichentalent aus bescheidenen Provinzverhältnissen zur Kultfigur und zum Geschmacksdiktator einer Metropole verkörpert Makart den Typus des gründerzeitlichen Kunst-Titans.
Um Selbststilisierung nie verlegen, erfüllen seine an kolportagehaften Zügen reiche Biografie sowie die wechselvolle Geschichte seines Nachruhms geradezu perfekt das Klischee vom Glanz und Elend der Meister. Der junge Makart geriet zunächst ganz nach der biedermeierlichen Fasson, die ihm Vater Johann Makart (1815–1849) und Vormund Johann Rüssemayer (1817–1890), beide begabte Sonntagsmaler, sowie seine ersten Lehrer Johann Fischbach und Josef Mayburger fürsorglich mitgaben. Bis zum 20. Lebensjahr spann er die Fäden einer vertrocknenden Ritterromantik weiter und strebte die Laufbahn eines Urkundenmalers und Ornamentzeichners an. Ein Intermezzo an der Wiener Akademie blieb folgenlos.
Den Umschwung brachte erst der durch Erzbischof Maximilian Josef von Tarnóczy (Regierungszeit 1851–76) finanziell ermöglichte Eintritt in die Klasse Karl von Pilotys an der Münchner Akademie (1861), dem eine Vorbereitungszeit bei Jost Schiffmann vorausging. Erst jetzt erwachte in ihm der „Magier der Farbe“, der mit Virtuosität auf riesigen Leinwänden malerische Energien entfesselte. Den Geschichtsreportagen-Stil seines Lehrers tauschte Makart bald gegen eine historisch-allegorisch-erotische Scheinwelt ein. Der von Skandalen begleitete Durchbruch gelang mit Gemälden wie Moderne Amoretten und Pest in Florenz (1868) und wurde durch die Berufung nach Wien (1869) und Ernennung zum Akademie-Professor (1878) offiziell beglaubigt.
Makarts Erscheinen leitete die Kulminationsphase des Historismus ein, die Ingredienzien vergangener Kunststile zu düster-rauschendem Schaugepränge häuft. Seine mehr inszenierten als komponierten Kolossalgemälde ließ Makart in Kostümfesten und dem berühmt gewordenen Festzug anlässlich der Silberhochzeit des Kaiserpaares (1879) lebendig werden. Die absichtsvolle Unordnung seines legendären Ateliers, gemischt aus kostbaren Antiquitäten und exotischem Plunder, wurde verbindlich für den Ausstattungsstil der „Makartzeit“, später ein Synonym für plüschige Überladenheit.
Doch behauptete sich bei all dem Makarts vitales Malertum nicht nur gegen das Odium des Gesellschafts- und Modemalers, sondern überstieg auch noch den zeitgeschichtlichen Stellenwert eines schillernden Sammelpunktes großbürgerlicher Fluchtbewegungen. Seine phantasmagorische Übersteigerung des Illusionismus führt bis an die Grenze der dekorativen Flächenkunst eines Gustav Klimt und nimmt die Emanzipation farblicher und malerischer Werte vorweg. Zahlreiche Werke im Salzburg Museum und in der Residenzgalerie.
Lit.:
- G. Frodl: Hans Makart. Salzburg 2013. (Belvedere Werkverzeichnisse).
- Ausstellungskat. Makart - Maler der Sinne. Belvedere Wien 2011.
- Ausstellungskat. Makart. Ein Künstler regiert die Stadt. Wien Museum 2011.
- Ausstellungskat. Hans Makart. Salzburg Museum 2007.
- Ausstellungskat. Hans Makart. Malerfürst. Wien Museum 2000.
- Ausstellungskat. Hans Makart. Gemälde aus Salzburger Sammlungen, Residenzgalerie Salzburg 1987.
N.Sch.