Residenz Verlag: Unterschied zwischen den Versionen
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− | + | Der Residenz Verlag veröffentlichte zunächst v.a. Salisburgensien, Bildbände und Musikbücher; ein erster kommerzieller Erfolg war 1958 das Ski-Buch ''Wedeln'' von Clemens Hutter. 1961 wurde Walter Pichler als Buchgestalter gewonnen; seine künstlerische Handschrift sollte das Erscheinungsbild des Verlags bis 2000 prägen. Ab 1967 begann sich der Residenz Verlag mit Büchern von [[H.C. Artmann]], [[Peter Handke]] und Andreas Okopenko als Literaturverlag zu profilieren; im gleichen Jahr erschien mit ''Aufforderung zum Mißtrauen'' (Herausgeber [[Otto Breicha]], Gerhard Fritsch) eine wegweisende Bestandsaufnahme der österreichischen Kunst- und Kulturlandschaft nach 1945. | |
− | In der Folge konnte der Verlag zahlreiche bedeutende Autor | + | In der Folge konnte der Verlag zahlreiche bedeutende Autor*innen, darunter Debütant*innen wie [[Peter Rosei]] (''Landstriche'', 1972), [[Franz Innerhofer]] (''Schöne Tage'', 1974) oder Eva Schmidt (''Vergleich mit dem Leben'', 1985), für sich gewinnen; [[Thomas Bernhard]], Barbara Frischmuth, Peter Handke und Gert Jonke wurden zu „Stammautoren“ (Murray G. Hall) und literarischen Aushängeschildern; Handkes ''Wunschloses Unglück'' (1972) und Bernhards autobiografische Pentalogie (1975–82) erreichten hohe Auflagenzahlen. Durch Bücher wie Okopenkos ''Lexikon-Roman'' (1970), Alois Brandstetters ''Zu Lasten der Briefträger'' (1974) oder [[Gerhard Amanshauser]]s ''Schloß mit späten Gästen'' (1975) festigte der Residenz Verlag in den 1970er-Jahren seinen Ruf als zentraler Literaturverlag Österreichs; später stießen Autoren wie [[Erwin Einzinger]] (ab 1983) und Peter Henisch (ab 1986) hinzu; auch W.G. Sebalds Essaybände ''Die Beschreibung des Unglücks'' (1985) und ''Unheimliche Heimat'' (1991) wurden im Residenz Verlag veröffentlicht. |
− | Daneben erschienen Architektur- und Kunstbände ( | + | Daneben erschienen Architektur- und Kunstbände ([[Friedrich Achleitner]], [[Wilhelm Holzbauer]], [[Rudolf Hradil]], Walter Pichler), Museumskataloge, Salisburgensien, Publikationen der [[Salzburger Festspiele]], Arbeiten zur Gegenwartsliteratur (''Zwischenbilanz'', 1976) sowie literarische Almanache und Anthologien (u.a. ''Daheim ist daheim'', 1973; ''Glückliches Österreich'', 1978). In den 1980er-Jahren öffnete sich der Residenz Verlag für Übersetzungen internationaler Literatur, darunter Robert Creeley, Péter Esterházy, Ismail Kadare und Jan Skácel; zudem wurden Werkausgaben von [[Fritz von Herzmanovsky-Orlando]] und [[George Saiko]] publiziert. |
− | 1983 verkaufte Schaffler den | + | 1983 verkaufte Schaffler den Residenz Verlag an den Österreichischen Bundesverlag, 1986 übernahm der langjährige Lektor (seit 1975) [[Jochen Jung]] die Leitung. In den 1990er-Jahren wurden Autor*innen wie Hans Eichhorn, Robert Menasse, [[Kathrin Röggla]] und Arnold Stadler für den Verlag gewonnen; 1993–99 präsentierte die Österreichische Bibliothek (Herausgeber Wendelin Schmidt-Dengler) historische Texte von [[Abraham a Sancta Clara]] über [[Franz Grillparzer]] bis Walter Serner. 2000 erfolgte die Trennung von Verlagsleiter Jung, der daraufhin den [[Jung und Jung Verlag]] gründete. |
− | + | 2003 wurde der Residenz Verlag von der Stuttgarter Ernst Klett AG übernommen, Ende des Jahres an das Niederösterreichische Pressehaus verkauft; der Hauptsitz wechselte damit nach St. Pölten, das Salzburger Büro wurde 2010 aufgelassen. 2015 kehrte der Verlag mit einer seiner Adressen (neben Wien) nach Salzburg, in die „Kunstmühle“ in Gnigl, zurück. Das Programm des Residenz Verlags ist heute breit gestreut und umfasst neben Gegenwartsliteratur und Leseausgaben (u.a. Marie von Ebner-Eschenbach) auch Biografien, Essays, historiografische Studien sowie Bücher zu den Themen Kunst, Psychologie, Sport und Natur. Das Archiv des Residenz Verlags (von den Anfängen bis 2003) befindet sich im Bestand des [[Literaturarchiv Salzburg|Literaturarchivs Salzburg]]. | |
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− | * | + | Literatur: |
− | * | + | * Bernhard Judex, Manfred Mittermayer, Martin Huber (Hg.): Residenz. Frühe Jahre eines Literaturverlags. Salzburg 2019. |
+ | * Astrid Graf-Wintersberger, Günther Eisenhuber (Hg.): Von Buch zu Buch. St. Pölten 2006. | ||
+ | * Hildemar Holl: Literaturgeschichte Salzburgs von 1945 bis zur Gegenwart. In: Ernst Hanisch, Robert Kriechbaumer (Hg.): Salzburg. Wien 1997, S. 671–734. | ||
+ | * Murray G. Hall: Die österreichische Verlagslandschaft der 70er Jahre. In: Friedbert Aspetsberger, Hubert Lengauer (Hg.): Zeit ohne Manifeste? Wien 1987, S. 66–78. | ||
Ha.G. | Ha.G. |
Aktuelle Version vom 2. Dezember 2021, 19:02 Uhr
Der Residenz Verlag wurde am 13. November 1956 von Wolfgang Schaffler (1919–1989) in Salzburg gegründet.
Der Residenz Verlag veröffentlichte zunächst v.a. Salisburgensien, Bildbände und Musikbücher; ein erster kommerzieller Erfolg war 1958 das Ski-Buch Wedeln von Clemens Hutter. 1961 wurde Walter Pichler als Buchgestalter gewonnen; seine künstlerische Handschrift sollte das Erscheinungsbild des Verlags bis 2000 prägen. Ab 1967 begann sich der Residenz Verlag mit Büchern von H.C. Artmann, Peter Handke und Andreas Okopenko als Literaturverlag zu profilieren; im gleichen Jahr erschien mit Aufforderung zum Mißtrauen (Herausgeber Otto Breicha, Gerhard Fritsch) eine wegweisende Bestandsaufnahme der österreichischen Kunst- und Kulturlandschaft nach 1945.
In der Folge konnte der Verlag zahlreiche bedeutende Autor*innen, darunter Debütant*innen wie Peter Rosei (Landstriche, 1972), Franz Innerhofer (Schöne Tage, 1974) oder Eva Schmidt (Vergleich mit dem Leben, 1985), für sich gewinnen; Thomas Bernhard, Barbara Frischmuth, Peter Handke und Gert Jonke wurden zu „Stammautoren“ (Murray G. Hall) und literarischen Aushängeschildern; Handkes Wunschloses Unglück (1972) und Bernhards autobiografische Pentalogie (1975–82) erreichten hohe Auflagenzahlen. Durch Bücher wie Okopenkos Lexikon-Roman (1970), Alois Brandstetters Zu Lasten der Briefträger (1974) oder Gerhard Amanshausers Schloß mit späten Gästen (1975) festigte der Residenz Verlag in den 1970er-Jahren seinen Ruf als zentraler Literaturverlag Österreichs; später stießen Autoren wie Erwin Einzinger (ab 1983) und Peter Henisch (ab 1986) hinzu; auch W.G. Sebalds Essaybände Die Beschreibung des Unglücks (1985) und Unheimliche Heimat (1991) wurden im Residenz Verlag veröffentlicht.
Daneben erschienen Architektur- und Kunstbände (Friedrich Achleitner, Wilhelm Holzbauer, Rudolf Hradil, Walter Pichler), Museumskataloge, Salisburgensien, Publikationen der Salzburger Festspiele, Arbeiten zur Gegenwartsliteratur (Zwischenbilanz, 1976) sowie literarische Almanache und Anthologien (u.a. Daheim ist daheim, 1973; Glückliches Österreich, 1978). In den 1980er-Jahren öffnete sich der Residenz Verlag für Übersetzungen internationaler Literatur, darunter Robert Creeley, Péter Esterházy, Ismail Kadare und Jan Skácel; zudem wurden Werkausgaben von Fritz von Herzmanovsky-Orlando und George Saiko publiziert.
1983 verkaufte Schaffler den Residenz Verlag an den Österreichischen Bundesverlag, 1986 übernahm der langjährige Lektor (seit 1975) Jochen Jung die Leitung. In den 1990er-Jahren wurden Autor*innen wie Hans Eichhorn, Robert Menasse, Kathrin Röggla und Arnold Stadler für den Verlag gewonnen; 1993–99 präsentierte die Österreichische Bibliothek (Herausgeber Wendelin Schmidt-Dengler) historische Texte von Abraham a Sancta Clara über Franz Grillparzer bis Walter Serner. 2000 erfolgte die Trennung von Verlagsleiter Jung, der daraufhin den Jung und Jung Verlag gründete.
2003 wurde der Residenz Verlag von der Stuttgarter Ernst Klett AG übernommen, Ende des Jahres an das Niederösterreichische Pressehaus verkauft; der Hauptsitz wechselte damit nach St. Pölten, das Salzburger Büro wurde 2010 aufgelassen. 2015 kehrte der Verlag mit einer seiner Adressen (neben Wien) nach Salzburg, in die „Kunstmühle“ in Gnigl, zurück. Das Programm des Residenz Verlags ist heute breit gestreut und umfasst neben Gegenwartsliteratur und Leseausgaben (u.a. Marie von Ebner-Eschenbach) auch Biografien, Essays, historiografische Studien sowie Bücher zu den Themen Kunst, Psychologie, Sport und Natur. Das Archiv des Residenz Verlags (von den Anfängen bis 2003) befindet sich im Bestand des Literaturarchivs Salzburg.
Literatur:
- Bernhard Judex, Manfred Mittermayer, Martin Huber (Hg.): Residenz. Frühe Jahre eines Literaturverlags. Salzburg 2019.
- Astrid Graf-Wintersberger, Günther Eisenhuber (Hg.): Von Buch zu Buch. St. Pölten 2006.
- Hildemar Holl: Literaturgeschichte Salzburgs von 1945 bis zur Gegenwart. In: Ernst Hanisch, Robert Kriechbaumer (Hg.): Salzburg. Wien 1997, S. 671–734.
- Murray G. Hall: Die österreichische Verlagslandschaft der 70er Jahre. In: Friedbert Aspetsberger, Hubert Lengauer (Hg.): Zeit ohne Manifeste? Wien 1987, S. 66–78.
Ha.G.