Jazz: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Konzerte der Zwischenkriegszeit boten nur selten authentischen J.. In den allermeisten Fällen handelte es sich um vom J. beeinflusste Tanz- und Unterhaltungsmusik, die vom damaligen Publikum aber sehr wohl als „Jazz“ eingeordnet wurde. Und während sich in Wien bereits Jazzcombos mit ortsansässigen Musikern bildeten, blieb es in Salzburg bei den Gastspielen auswärtiger Ensembles. | Die Konzerte der Zwischenkriegszeit boten nur selten authentischen J.. In den allermeisten Fällen handelte es sich um vom J. beeinflusste Tanz- und Unterhaltungsmusik, die vom damaligen Publikum aber sehr wohl als „Jazz“ eingeordnet wurde. Und während sich in Wien bereits Jazzcombos mit ortsansässigen Musikern bildeten, blieb es in Salzburg bei den Gastspielen auswärtiger Ensembles. | ||
− | Das Verbot »angelsächsisch-jüdischer Hotmusik « im September 1939 und »amerikanischer Musik« im Jahre 1941 durch die Reichsmusikkammer galt auch für die Ostmark und unterband somit Jazzkonzerte in jeglicher Form. Lediglich in Wien gab es während des | + | Das Verbot »angelsächsisch-jüdischer Hotmusik « im September 1939 und »amerikanischer Musik« im Jahre 1941 durch die Reichsmusikkammer galt auch für die Ostmark und unterband somit Jazzkonzerte in jeglicher Form. Lediglich in Wien gab es während des Zweiten Weltkriegs eine Szene, die im Untergrund den J. pflegte. In Salzburg gibt es allerdings keine derartigen Hinweise für die Kriegszeit. |
Der Nachholbedarf des eher tanz- und unterhaltungshungrigen weniger jazzinteressierten Publikums war nach sieben Jahren der Entbehrungen groß. Für die Musiker boten vor allem die Soldatenclubs der amerikanischen Streitkräfte Auftrittsmöglichkeiten, wobei in Salzburg bei den Amerikanern der J. natürlich besonders beliebt war. So erlebte der J. in Salzburg in den Jahren 1945-55 eine Blütezeit. Zeitweise existierten bis zu sieben Jazzclubs in der Landeshauptstadt. Neben den Gastspielen amerikanischer Musiker spielten in diesen Clubs auch einheimische Musiker. So entwickelte sich in diesen Jahren eine kleine Jazzszene in Salzburg. Bereits im Herbst 1945 formierte sich eine Band mit Salzburger und Wiener Musikern unter der Leitung des Wieners Hans Neuroth, die regelmäßig im Stieglkeller für amerikanische Besatzungssoldaten spielte. Am 15. Dezember 1945 fand ein Konzert mit dem Titel „120 Minutes Melody and Rhythm“ statt, bei dem die Band unter dem Namen „Pinguin-Band“ auftrat. | Der Nachholbedarf des eher tanz- und unterhaltungshungrigen weniger jazzinteressierten Publikums war nach sieben Jahren der Entbehrungen groß. Für die Musiker boten vor allem die Soldatenclubs der amerikanischen Streitkräfte Auftrittsmöglichkeiten, wobei in Salzburg bei den Amerikanern der J. natürlich besonders beliebt war. So erlebte der J. in Salzburg in den Jahren 1945-55 eine Blütezeit. Zeitweise existierten bis zu sieben Jazzclubs in der Landeshauptstadt. Neben den Gastspielen amerikanischer Musiker spielten in diesen Clubs auch einheimische Musiker. So entwickelte sich in diesen Jahren eine kleine Jazzszene in Salzburg. Bereits im Herbst 1945 formierte sich eine Band mit Salzburger und Wiener Musikern unter der Leitung des Wieners Hans Neuroth, die regelmäßig im Stieglkeller für amerikanische Besatzungssoldaten spielte. Am 15. Dezember 1945 fand ein Konzert mit dem Titel „120 Minutes Melody and Rhythm“ statt, bei dem die Band unter dem Namen „Pinguin-Band“ auftrat. |
Version vom 18. Februar 2018, 01:00 Uhr
Jazz.
Obwohl der J. schon vor dem Ersten Weltkrieg entstanden war, kam es erst in der Zwischenkriegszeit zu ersten Gastspielen ausländischer Jazzkapellen in Österreich. Ab ca. 1920 kam es zu Auftritten diverser Kapellen in Wien, 1928 hielt auch in Salzburg der J. Einzug in den Konzertsaal. Obwohl größere Teile des Publikums der neuen und noch fremden Musikrichtung eher ablehnend gegenüberstanden, gab es zugleich auch Interesse an dieser neuen musikalischen Spielart. Neben anfänglich überwiegend negativen Rezensionen, gab es später auch Kritiken, die im J. eine neue wichtige Entwicklung sahen. 1934 gastierte mit Frank Fox die erste Jazzkapelle im Festspielhaus, doch schon in den folgenden Jahren machte das zunehmende nationale und nationalsozialistische Klima den raren Jazzkonzerten ein Ende.
Die Konzerte der Zwischenkriegszeit boten nur selten authentischen J.. In den allermeisten Fällen handelte es sich um vom J. beeinflusste Tanz- und Unterhaltungsmusik, die vom damaligen Publikum aber sehr wohl als „Jazz“ eingeordnet wurde. Und während sich in Wien bereits Jazzcombos mit ortsansässigen Musikern bildeten, blieb es in Salzburg bei den Gastspielen auswärtiger Ensembles.
Das Verbot »angelsächsisch-jüdischer Hotmusik « im September 1939 und »amerikanischer Musik« im Jahre 1941 durch die Reichsmusikkammer galt auch für die Ostmark und unterband somit Jazzkonzerte in jeglicher Form. Lediglich in Wien gab es während des Zweiten Weltkriegs eine Szene, die im Untergrund den J. pflegte. In Salzburg gibt es allerdings keine derartigen Hinweise für die Kriegszeit.
Der Nachholbedarf des eher tanz- und unterhaltungshungrigen weniger jazzinteressierten Publikums war nach sieben Jahren der Entbehrungen groß. Für die Musiker boten vor allem die Soldatenclubs der amerikanischen Streitkräfte Auftrittsmöglichkeiten, wobei in Salzburg bei den Amerikanern der J. natürlich besonders beliebt war. So erlebte der J. in Salzburg in den Jahren 1945-55 eine Blütezeit. Zeitweise existierten bis zu sieben Jazzclubs in der Landeshauptstadt. Neben den Gastspielen amerikanischer Musiker spielten in diesen Clubs auch einheimische Musiker. So entwickelte sich in diesen Jahren eine kleine Jazzszene in Salzburg. Bereits im Herbst 1945 formierte sich eine Band mit Salzburger und Wiener Musikern unter der Leitung des Wieners Hans Neuroth, die regelmäßig im Stieglkeller für amerikanische Besatzungssoldaten spielte. Am 15. Dezember 1945 fand ein Konzert mit dem Titel „120 Minutes Melody and Rhythm“ statt, bei dem die Band unter dem Namen „Pinguin-Band“ auftrat.
Die herausragendste Salzburger Jazzformation der Besatzungsjahre, die »Rhythmische Sieben« mit ihrem Saxophonisten Jo Wagner und dem Schlagzeuger Meini Geppert, bot authentischen Swing. Diese Combo existierte von 1946 bis 1952 unter diesem Namen und spielte neben vielen Aufnahmen für den US-Radiosender Rot-Weiss-Rot auch einige Schallplattenaufnahmen ein. Zu den lokalen Jazzmusikern kam in den Nachkriegsjahren auch eine nennenswerte Zahl Wiener Musiker hinzu, die aufgrund der russischen Besatzungzone nach Salzburg kamen, wo sie für ihre Auftritte in Jazzclubs amerikanische Dollars verdienen konnten.
Für eine Stadt von der Größe Salzburgs gab es zwischen 1945 - 1955 eine bemerkenswerte Anzahl von Clubs der Amerikaner, die Jazzmusikern Auftrittsmöglichkeiten boten: Der „Officer’s Club“ im Hotel Österreichischer Hof, den „Sky Haven Garden“ im Hotel Pitter, der „Mirabell Service Club“ in den Räumlichkeiten des heutigen Marionettentheaters, der „Snake Club“ im Keller der Adresse Schwarzstraße 6 und der „Royal Roost“, in der damaligen Zeit umgangssprachlich als „Negerclub“ bekannt. Dieser Club wechselte über die Zeit seinen Ort mehrfach, befand sich unter anderem im Gasthof Drei Hasen, Siezenheimerstraße 3 und ab 1952 an der Adresse Neutorstraße 25. Daneben gab es auch noch Bars lokaler Gastronomen in denen zeitweilig Jazz dargeboten wurde: Der Cocktail-Club, Giselakai 15, die Savoy-Bar, Schwarzstraße 10 und die Barock-Bar, Schwarzstraße 6.
Die amerikanische Kulturdiplomatie hatte zwar vorgesehen, der österreichischen Bevölkerung die amerikanische »Hochkultur« näherzubringen, doch es waren gerade die auch in den USA umstrittene Popmusik und der J., die in Europa auf größeres Interesse bei der jüngeren Generation stießen. So bekam der J., wenn auch zum Missfallen vieler US-Kulturdiplomaten, ab Anfang der 50er Jahre seinen verdienten Platz im Repertoire der US-Armee und Propagandasender.
Nach dem Abzug der Amerikaner 1955 schlossen diese Clubs nacheinander und für die Jazzmusiker gab es in Salzburg kaum mehr Auftrittsmöglichkeiten. Viele Musiker gingen nach Wien oder in die Bundesrepublik Deutschland und die kurze Blütezeit Salzburgs als zweite Jazzgroßstadt Österreichs war vorüber. Ein Teil der verbleibenden lokalen Musiker kam im 1955 von Willy Rosner gegründeten Tanzorchester „SATO“ unter. Damit zeichnete sich bereits ab, was die nächsten Jahre für den Jazz bringen sollten: Die 60er und 70er Jahre wurden von kommerziellen Tanzmusikformationen geprägt, in denen teilweise ehemalige Jazzer in Ermangelung anderer Auftrittsmöglichkeiten mitwirkten. Jazz im engeren Sinne war in Salzburg nun nur noch selten zu hören und Konzerte wie jene von Ella Fitzgerald mit dem Tommy Flanagan Trio (1968) und dem Oscar Peterson Trio (1969) im Großen Festspielhaus stellten absolute Ausnahmen dar. Während viele Unterhaltungskapellen Ende der 1960er Jahre nach wie vor vom Swing beeinflusste Tanzmusik spielten, begannen sich nun einzelne Musiker mit aktuellen Jazzstilen zu beschäftigen. Hervorzuheben ist hier Dieter Feichtner, der zu einer zentralen Figur dieser neuen Szene wurde. Nach einigen erfolglosen Versuchen einen Jazzclub zu gründen, begann ab 1970 der »Jazzclub Salzburg« mit regelmäßigen Veranstaltungen. Dabei spielte die lokale Jazzband „Pentameter“ eine wichtige Rolle. Nicht zuletzt stellte sie ein Bindeglied zur wiedergegründeten Universität dar. Das studentische Milieu brachte dem aktuellem Jazz eine neue Zuhörerschaft. Zu erwähnen ist auch das „Jazz-Gartl“ in der Lederergasse, in dem sich im Jahr 1973 für einige Monate eine kleine Jazzszene fast täglich zu Jamsessions traf. Die nachhaltigste Veränderung für den Jazz brachte die Gründung der „Szene der Jugend“ mit Alfred Winter an der Spitze. Damit kam frischer Wind in den Salzburger Kulturbetrieb und fand mit Friedrich Gulda einen prominenten Unterstützer, der mit seinen Performances mehrfach für Aufsehen sorgte. Die Szene bot trotz Widerstands von Seiten der Salzburger Festspiele nun für ein Jahrzehnt in den Sommermonaten einen Rahmen für Alternativkultur, in dem auch der Jazz seinen Platz fand. So traten in den 1970er Jahren neben lokalen Bands und Musikern auch internationale Stars wie Albert Mangelsdorff, European Jazz Consensus, Barre Philips, Elvin Jones, Paul Motian, Dizzy Gillespie und Weather Report mit Joe Zawinul auf. Als im Jahr 1981 Michael Stolhofer von Alfred Winter die Leitung der Szene der Jugend übernahm, wurde sie zur „Szene“ und zu einer Programmschiene für zeitgenössichen Tanz und modernes Theater. Am Ende der 1970er Jahre etablierte sich »Mexikano-Keller« im Hotel Blaue Gans als neue Jazzbühne Neben regelmäßigen Jamsessions der lokalen Szene traten hier im Lauf der Jahre auch internationale Stars wie Bud Free, Joe Henderson, Monty Alexander, George Shearing, Barney Kessel und Friedrich Gulda auf. Im Jahr 1977 organisierte der Betreiber des Mexikano-Kellers Adi Jüstel ein ausverkauftes Konzert von Ella Fitzgerald mit dem Tommy Flanagan Trio im Großen Festspielhaus. Der Mexikano-Keller hatte seine Blütezeit in den 1970er und 1980er Jahren, bestand jedoch bis 1996 fort, bevor Adi Jüstel in den Altstadtkeller (bis 2005) weiterzog, der in kleinerem Rahmen Platz für Jamsessions bot. Anfang der 80er Jahre fanden die Salzburger Jazzmusiker dann auch im »Attila« in der Gaswerkgasse zusammen Aus den Sessions im »Attila« resultierend, wurde 1981 »Jazzlife Salzburg« offiziell gegründet. Nach Schwierigkeiten, geeignete Räumlichkeiten für den Verein zu finden, wurde man schließlich im »Urbankeller« sesshaft. Neben Konzerten mit internationalen Jazzformationen war es der Grundgedanke von »Jazzlife Salzburg«, dem J. in Salzburg eine Plattform zu geben und die Salzburger Szene zu fördern. Bereits in den 1970er Jahren hatte Wolfgang Pillinger eine Studenten Big Band an der Musikhochschule Mozarteum gegründet, die jedoch an dieser Institution ein Einzelphänomen blieb, das durchaus für kontroverse Diskussionen sorgte. Aus dieser Initiative ging letztlich 1983 die »Lungau Big Band« hervor, die immer wieder mit internationalen Jazzmusikern zusammenarbeitet und neben Konzerten in ganz Österreich auch internationale Auftritte (u.a. beim Jazzfestival in Montreux) hatte.
ÜBERARBEITUNG AB HIER WIRD NOCH HOCHGELADEN:
Im Mai 1987 gab es im Salzburger Landestheater ein eintägiges Festival, das einen Überblick über die Salzburger Jazzszene bieten sollte.
1986 wurde die ARGE Kulturgelände Nonntal eröffnet, wo es sporadisch Jazzkonzerte gab, bis 1992 »Jazz im Nonntal« ins Leben gerufen wurde. Diese Veranstaltungsreihe wendet sich neben traditionellen besonders zeitgenössischen Jazzströmungen zu und ist sowohl auf internationale als auch auf österreichische Gruppen ausgerichtet. Zu den Höhepunkten zählt der Auftritt von Don Cherry im Nonntal.
Vom 7.-10. Nov. 1996 fand der 1. Salzburger Jazz-Herbst statt. Diese von Johannes Kunz ins Leben gerufene Veranstaltungsreihe soll internationale Jazzstars des Mainstream ins Große →Festspielhaus bringen. Als Nebenschiene gibt es im Stieglkeller die »Nightsessions«, die 1997 österreichischen Jazzformationen gewidmet waren.
Allen Unkenrufen zum Trotz gibt es neben den jährlichen Festivals - dem Jazzherbst in Salzburg und dem Internationalen →Jazzfestival in Saalfelden - mit den oben genannten Veranstaltern eine zwar kleine, aber kontinuierliche und intakte Jazzszene in Salzburg.
Literatur:
- E. Sensenig: Das Aufbegehren der Synkope. Die Salzburger Jazzszene in der Nachkriegszeit, in: Salzburger Kulturgespräche 7, Salzburg 1992.
- R. Renger: Rock und Jazz in Salzburg. Die Szene und Konzepte ihrer Förderung, in: Salzburger Kulturgespräche 7, Salzburg 1992.
- D. H. Kraner, K. Schulz: Jazz in Austria. Historische Entwicklung und Diskographie des Jazz in Österreich, Graz 1972.
H.G.