Internationale Sommerakademie Mozarteum Salzburg: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Internationale Sommerakademie Mozarteum'''.
 
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Im Sommer 1916 begann L. →Lehmann im neuen Mozarthaus (→Mozarteumsgebäude) mit alljährlichen Gesangskursen, die wegen der im Mittelpunkt stehenden Mozart-Interpretationen auch «Mozart-Kurse» genannt wurden und die bis 1928 um Violin-, Klavier-, Kompositions-, Dirigenten- und Opernkurse erweitert wurden. Nachdem Lehmann kurz vor Beginn der Kurse von 1929 verstorben war, übernahm der US-Amerikaner Julian Friedman die Fortsetzung und Finanzierung der Kurse als «Orchestral Academy», von 1930 bis 1933 unter Beteiligung des Hausherrn, der Int. Stiftung →Mozarteum, als Mitveranstalter, die speziell auf die Interessen von Teilnehmern aus den Vereinigten Staaten zugeschnitten waren. Nach einer - bis heute dubiosen, offenbar antisemitisch geprägten - Affäre wurde Friedman 1933 zur unerwünschte Person in Österreich, und die Stiftung Mozarteum führte die Kurse als «Mozarteums-Sommerakademie»  bis 1939 allein durch, wobei 1938 jüdische Künstler (wie Tilla Durieux und Felix Salzer) kurzfristig ausgeladen wurden. Die «Mozarteums-Sommerakademie»  wurde 1940 abgelöst durch Meisterkurse innerhalb des G. Schünemann unterstehenden Dt. Musikinstituts für Ausländer (Berlin-Potsdam). Als die Kurse 1947  unter B. →Paumgartner mit internationaler Beteiligung wiederaufgenommen wurden, wurde der bis heute bestehende Name «Internationale Sommerakademie Mozarteum» eingeführt. 1960 übernahm E. →Preussner die alleinige Leitung. Weitere Sommerakademie-Leiter waren 1963/64 H. →Scholz, 1966 Robert Wagner, 1972 P. →Schilhawsky und 1983 R. →Liebermann. Darauf folgte 1988 P. →Lang, 1991 Paul Roczek, 2003 Alexander Müllenbach, 2014 Reinhart v. Gutzeit sowie 2015 Siegfried Mauser und ab 2016 Wolfgang Holzmair. Während der Ära Liebermann stand 1985 erstmals mit »Iannis Xenakis ein «Composer in residence» im Mittelpunkt, aber auch viele maßgebliche zeitgenössische Komponisten wie Karl-Heinz Stockhausen, Luciano Berio, Alfred Schnittke, Udu Zimmermann, Sofia Gubaidulina, György Kurtág und Mauricio Kagel wurden im Laufe der Zeit eingeladen. Auch die Dozenten zählen zu den bedeutendsten ihrer Zeit, u. a. Walter Berry, Grace Bumbry, G. v. →Einem, Wolfgang Fortner, Wilhelm Furtwängler, Friedrich Gulda, P. →Hindemith, Hans Hotter, H. v.→Karajan, O. →Kokoschka, Guidon Kremer, Erich Leinsdorf, Christa Ludwig, Enrico Mainardi, Frank Martin, Yehudi Menuhin, C. →Orff, Julius Patzak, Wolfgang Sawallisch, Tatjana Nikolajewa, Wolfgang Schneiderhan, George Szell und Alexis Weissenberg. Wichtige Produktionen waren u. a. Mozarts »Le nozze di Figaro« (P. Ustinov, E. Schwarzkopf, 1986), »Jazz-Academy« (H. Hancock, G. Gruntz, 1987) und  »Bianca«  (R. Hirschfeld, Regie: G. Tabori, 1991). Die Zahl der Studenten hatte sich gegenüber den Anfängen stark erhöht. Gegenwärtig werden etwa 80 Kurse pro Jahr angeboten, die von mehr als 1000 Studenten aus über 50 Ländern besucht werden.
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W. Holzmair: 100 Jahre Internationale Sommerakademie. Jubiläums-Ausstellung 15. Juni bis September 2016, Online Publikation 2016: <https://www.moz.ac.at/files/pdf/soak/soak_100jahre_de.pdf>
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Die k. u. k. Kammersängerin Lilli Lehmann, Leitfigur der Salzburger Mozart-Feste 1901 bis 1910 und Förderin des Mozarthauses in der Schwarzstraße, bot im Sommer 1916 erstmals private Gesangskurse in den Räumen des Mozarteums an; sie gilt damit als Wegbereiterin der Internationalen Sommerakademie Mozarteum.  
 
Die k. u. k. Kammersängerin Lilli Lehmann, Leitfigur der Salzburger Mozart-Feste 1901 bis 1910 und Förderin des Mozarthauses in der Schwarzstraße, bot im Sommer 1916 erstmals private Gesangskurse in den Räumen des Mozarteums an; sie gilt damit als Wegbereiterin der Internationalen Sommerakademie Mozarteum.  

Version vom 19. Februar 2018, 20:19 Uhr

Internationale Sommerakademie Mozarteum.

Im Sommer 1916 begann L. →Lehmann im neuen Mozarthaus (→Mozarteumsgebäude) mit alljährlichen Gesangskursen, die wegen der im Mittelpunkt stehenden Mozart-Interpretationen auch «Mozart-Kurse» genannt wurden und die bis 1928 um Violin-, Klavier-, Kompositions-, Dirigenten- und Opernkurse erweitert wurden. Nachdem Lehmann kurz vor Beginn der Kurse von 1929 verstorben war, übernahm der US-Amerikaner Julian Friedman die Fortsetzung und Finanzierung der Kurse als «Orchestral Academy», von 1930 bis 1933 unter Beteiligung des Hausherrn, der Int. Stiftung →Mozarteum, als Mitveranstalter, die speziell auf die Interessen von Teilnehmern aus den Vereinigten Staaten zugeschnitten waren. Nach einer - bis heute dubiosen, offenbar antisemitisch geprägten - Affäre wurde Friedman 1933 zur unerwünschte Person in Österreich, und die Stiftung Mozarteum führte die Kurse als «Mozarteums-Sommerakademie» bis 1939 allein durch, wobei 1938 jüdische Künstler (wie Tilla Durieux und Felix Salzer) kurzfristig ausgeladen wurden. Die «Mozarteums-Sommerakademie» wurde 1940 abgelöst durch Meisterkurse innerhalb des G. Schünemann unterstehenden Dt. Musikinstituts für Ausländer (Berlin-Potsdam). Als die Kurse 1947 unter B. →Paumgartner mit internationaler Beteiligung wiederaufgenommen wurden, wurde der bis heute bestehende Name «Internationale Sommerakademie Mozarteum» eingeführt. 1960 übernahm E. →Preussner die alleinige Leitung. Weitere Sommerakademie-Leiter waren 1963/64 H. →Scholz, 1966 Robert Wagner, 1972 P. →Schilhawsky und 1983 R. →Liebermann. Darauf folgte 1988 P. →Lang, 1991 Paul Roczek, 2003 Alexander Müllenbach, 2014 Reinhart v. Gutzeit sowie 2015 Siegfried Mauser und ab 2016 Wolfgang Holzmair. Während der Ära Liebermann stand 1985 erstmals mit »Iannis Xenakis ein «Composer in residence» im Mittelpunkt, aber auch viele maßgebliche zeitgenössische Komponisten wie Karl-Heinz Stockhausen, Luciano Berio, Alfred Schnittke, Udu Zimmermann, Sofia Gubaidulina, György Kurtág und Mauricio Kagel wurden im Laufe der Zeit eingeladen. Auch die Dozenten zählen zu den bedeutendsten ihrer Zeit, u. a. Walter Berry, Grace Bumbry, G. v. →Einem, Wolfgang Fortner, Wilhelm Furtwängler, Friedrich Gulda, P. →Hindemith, Hans Hotter, H. v.→Karajan, O. →Kokoschka, Guidon Kremer, Erich Leinsdorf, Christa Ludwig, Enrico Mainardi, Frank Martin, Yehudi Menuhin, C. →Orff, Julius Patzak, Wolfgang Sawallisch, Tatjana Nikolajewa, Wolfgang Schneiderhan, George Szell und Alexis Weissenberg. Wichtige Produktionen waren u. a. Mozarts »Le nozze di Figaro« (P. Ustinov, E. Schwarzkopf, 1986), »Jazz-Academy« (H. Hancock, G. Gruntz, 1987) und  »Bianca«  (R. Hirschfeld, Regie: G. Tabori, 1991). Die Zahl der Studenten hatte sich gegenüber den Anfängen stark erhöht. Gegenwärtig werden etwa 80 Kurse pro Jahr angeboten, die von mehr als 1000 Studenten aus über 50 Ländern besucht werden. Lit. W. Holzmair: 100 Jahre Internationale Sommerakademie. Jubiläums-Ausstellung 15. Juni bis September 2016, Online Publikation 2016: <https://www.moz.ac.at/files/pdf/soak/soak_100jahre_de.pdf> CG

Die k. u. k. Kammersängerin Lilli Lehmann, Leitfigur der Salzburger Mozart-Feste 1901 bis 1910 und Förderin des Mozarthauses in der Schwarzstraße, bot im Sommer 1916 erstmals private Gesangskurse in den Räumen des Mozarteums an; sie gilt damit als Wegbereiterin der Internationalen Sommerakademie Mozarteum. 1925 kam mit der Klasse von Willy Schweyda der erste Violinkurs dazu. Mit Unterstützung des Amerikaners Julian Freedman wurde die Sommerakademie 1929 um Kurse in Klavier, Komposition, Dirigieren und Oper erweitert. In den Jahren 1930 bis 1937 führte man die Einrichtung als »Musikalische Sommerkurse«, von 1937 bis 1940 als »Mozarteums-Sommerakademie« für Musik, Theater und Tanz und schließlich zwischen 1940 und 1944 als »Sommerakademie für Ausländer im Mozarteum« weiter. Nach 1945 wurde sie von Bernhard Paumgartner als »Internationale Sommerakademie« neu organisiert, 1947 nahmen bereits 180 Schülerinnen und Schüler an 17 Kursen teil. Heute kommen jährlich etwa eintausend junge Musikerinnen und Musiker aus aller Welt, um über 60 Meisterklassen bei international renommierten Persönlichkeiten zu besuchen. Bisherige Direktoren waren Bernhard Paumgartner, Eberhard Preussner, Heinz Scholz, Robert Wagner, Paul Schilhawsky, Rolf Liebermann, Peter Lang, Paul Roczek und Alexander Müllenbach. 2016 feierte die Internationale Sommerakademie Mozarteum ihr 100jähriges Jubiläum unter der Leitung von Wolfgang Holzmair.


Lit.:

  • Schriften zur Geschichte der Universität Mozarteum (2011-)
  • K. Wagner: Das Mozarteum. Geschichte und Entwicklung einer kulturellen Institution. Innsbruck 1993
  • Jahresberichte des Dom-Musikvereins und Mozarteums und der Internationalen Stiftung Mozarteum sowie Jahresberichte und Almanache der Universität Mozarteum Salzburg

S.P.