Salzburger Festspiele: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Musikfeste des 19. und beginnenden 20. Jh.s bildeten die Basis für den sich langsam konkretisierenden F.-Gedanken. Signalwirkung hatte das erste Mozart-Musikfest anlässlich der Enthüllung von Ludwig Schwanthalers Mozart-Denkmal im September 1842, ebenso die festlich begangene Feier von ->Mozarts 100. Geburtstag im Jänner und September 1856. Die während der 2. H. des 19. Jh.s in lockerer Folge veranstalteten Musikfeste (1877, 1879 und 1891) nahmen zusehends Festspielcharakter an - dies vor allem unter dem Eindruck des sich in Bayreuth realisierenden F.-Gedankens R. -> Wagners. Neben dem immer reichhaltigeren Konzertprogramm gab es nun auch vereinzelt Aufführungen von Mozart-Opern, zumeist als Gastspiele der Wiener Hofoper. | Die Musikfeste des 19. und beginnenden 20. Jh.s bildeten die Basis für den sich langsam konkretisierenden F.-Gedanken. Signalwirkung hatte das erste Mozart-Musikfest anlässlich der Enthüllung von Ludwig Schwanthalers Mozart-Denkmal im September 1842, ebenso die festlich begangene Feier von ->Mozarts 100. Geburtstag im Jänner und September 1856. Die während der 2. H. des 19. Jh.s in lockerer Folge veranstalteten Musikfeste (1877, 1879 und 1891) nahmen zusehends Festspielcharakter an - dies vor allem unter dem Eindruck des sich in Bayreuth realisierenden F.-Gedankens R. -> Wagners. Neben dem immer reichhaltigeren Konzertprogramm gab es nun auch vereinzelt Aufführungen von Mozart-Opern, zumeist als Gastspiele der Wiener Hofoper. | ||
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Zu den kreativen Neuerungen der Ära Mortier zählt auch die Erschließung neuer Spielstätten wie etwa der Perner-Insel Hallein durch Reaktivierung einer alten Industriehalle, des republic im ehemaligen Stadtkino als Ort für experimentelle Produktionen sowie des in unmittelbarer Nachbarschaft der Festspielhäuser gelegenen Schüttkasten als Kommunikationszentrum (Eröffnung am 28. März 1996), in dem auch Archiv- und Ausstellungsräumlichkeiten sowie ein den aktuellen Erfordernissen entsprechendes Kartenbüro und Probenräumlichkeiten untergebracht wurden. | Zu den kreativen Neuerungen der Ära Mortier zählt auch die Erschließung neuer Spielstätten wie etwa der Perner-Insel Hallein durch Reaktivierung einer alten Industriehalle, des republic im ehemaligen Stadtkino als Ort für experimentelle Produktionen sowie des in unmittelbarer Nachbarschaft der Festspielhäuser gelegenen Schüttkasten als Kommunikationszentrum (Eröffnung am 28. März 1996), in dem auch Archiv- und Ausstellungsräumlichkeiten sowie ein den aktuellen Erfordernissen entsprechendes Kartenbüro und Probenräumlichkeiten untergebracht wurden. | ||
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[Franziska 2002-2018] | [Franziska 2002-2018] | ||
+ | 2002 bestand das Direktorium der S.F. aus Präsidentin Helga Rabl-Stadler – bis heute im Amt – Peter Ruzicka als Intendant und Gerbert Schwaighofer als Kaufmännischer Leiter. Das Programm umfasste fünf Programmsäulen mit Werken von Richard Strauss wie „Die Liebe der Danae“ sowie „Die ägyptische Helena“ 2003 und „Der Rosenkavalier“ 2004. Österreichischer Exilkomponisten fanden sich durch die Oper „Der König Kandaules“ von Alexander Zemlinsky in einer Ausstattung von Alfred Hrdlicka sowie „Die Gezeichneten“ von Franz Schreker 2005 (Regie: Nikolaus Lehnhoff) am Programm. Hans Werner Henze komponierte die Oper „L´Upupa“ 2003 (Regie: Dieter Dorn und Markus Stenz als Dirigent). Herausragendes Opernereignis war „La traviata“ von G. Verdi 2005 und Luciano Berios Vervollständigung der Oper „Turandot“ von G. Puccini 2002 sowie Anna Netrebkos Rollendebut als Donna Anna im „Don Giovanni “ (Dirigent: N. Harnoncourt). Zum 250. Geburtstag von Mozart 2006 kamen alle seine Opern auf die Bühne, die von UNITEL aufgezeichnet wurden. Skandale gab es mit den Mozartopern „Die Entführung aus dem Serail“ von Stefan Herheim oder „La clemenza di Tito“ von Martin Kušej in der Felsenreitschule. Einleitender Höhepunkt des Mozartjahres war „Le nozze di Figaro“ als Eröffnungsstück des neu erbauten „Haus für Mozart“ – vormals Kleines Festspielhaus – am 26. Juli 2006. (Dirigent: Harnoncourt, Regie: Claus Guth). Das Konzertprogramm beinhaltete Werke von Mozart kombiniert mit neuen Werken. Zudem kamen Werke von Helmut Lachenmann (2002 Schwerpunkt gewidmet), Wolfgang Rihm, Gerhard Wimberger, Pierre Boulez (auch Dirigent), Karlheinz Stockhausen („Helikopter-Streichquartett“ 2003), Aribert Reimann („Zeit-Inseln“ als UA 2004), Friedrich Cerha, sowie Olga Neuwirth, Adriana Hölsky und Chaya Czernowin, die 2006 „Zaide“ mit „Adama“ verknüpfte, zur Aufführung. Die Konzertreihe „Passagen“ beinhaltete zeitgenössische Musik. 2002-2004 verantwortete Jürgen Flimm das Schauspielprogramm. In der Neuinszenierung des „Jedermann“ von H. v. Hofmannsthal (Peter Simonischek, Regie: Christian Stückl) interpretierten Kinder ein „Vorspiel“. Werke österreichischer Autoren wie Peter Turrini („Da Ponte in Santa Fe“ als UA), Arthur Schnitzler („Das weite Land“), Georg Büchner („Woyzeck“) wurden gespielt. Nachwuchskünstler wurden von 2002-08 durch das „Young Directors Project“ gefördert. In den beiden Folgejahren 2005/06 programmierte Martin Kušej das Schauspiel mit Werken von Grillparzer (Tobias Moretti als „König Ottokar), Horváth ( „Geschichten aus dem Wienerwald“), Nestroy oder Kleist. 2006 wurden Molières „Tartuffe“ sowie „Les Étourdis“ aus Paris aufgeführt. Die Jahre 2007-2011 – in der Intendanz von J. Flimm, Schauspiel Thomas Oberender und Markus Hinterhäuser für Konzert – waren jeweils mit einem Motto überschrieben. Der Themenbogen spannte sich von 2007 „Die Nachtseite der Vernunft“ bis hin zu 2011 „Das Ohr aufwecken, die Augen, das menschliche Denken“. Das Opernprojekt der Da Ponte dominierte das Mozartprogramm. 2008 kamen „Rusalka“ von Antonín Dvořák und „Roméo et Juliette“ zur Aufführung. „Mnozil Brass“ spielte die Oper „Irmingard“ 2008 im republic. „Al gran sole carico d´amore“ von L. Nono 2009 wurde als Exempel der Moderne aufgeführt. Alfred Brendel verabschiedete sich 2008, bleibt aber als Interpret in Gesprächskonzerten erhalten. Die Konzertreihe „Kontinent“ begann 2007 mit Giacinto Scelsis „Sauser aus Italien“ in der Regie von Christoph Marthaler sowie 2008 in der Kollegienkirche Salvatore Sciarrinos Oper „Luci mie traditrici“. Es folgten Konzerte von Edgard Varèse und Wolfgang Rihm (UA „Dionysos“ am 27. Juli 2010). Das Schauspiel wies 2007 Heiner Müllers „Quartett“ in der Residenz, und auf der Perner-Insel „Molière. Eine Passion“ mit Thomas Thieme auf (Regie: Perceval). „Verbrechen und Strafe“ (Schuld und Sühne) von Fjodor Dostojewski 2008/09 (Regie: Andrea Breth) und „Angst“ von Stefan Zweigs waren Textdramatisierungen. Klaus Maria Brandauer verkörperte die Titelrolle 2010 in Peter Steins Regie von „Ödipus auf Kolonos“ von Sophokles. Die UA von Peter Handkes „Immer noch Sturm“ thematisiert seine Familiengeschichte. Die Reihe „Dichter zu Gast“ bereicherten Namen wie Robert Gernhardt, Claudio Magris, Daniel Kehlmann und Orhan Pamuk. Hinterhäuser übernahm 2011 die Intendanz und Rabl-Stadler die Kaufmännische Leitung. P. Stein und R. Muti erarbeiteten „Macbeth“ von Verdi. Die „Frau ohne Schatten“ dirigierte Christian Thielemann. Mit der Oper „Die Sache Makropulos“ wurde die „Janáček-Tradition“ fortgesetzt. Der letzte „Kontinent“ schloss mit Nonos Werk „Prometeo“, das das Zeitfluss-Festival 1993 eröffnete. Die Kammermusikreihe „Szenen“ waren u.a. Schumann, Brahms und Mahler gewidmet. Das West-Eastern Divan Orchestra mit Daniel Barenboim und dem Simón Bolívar Youth Orchestra mit Gustavo Dudamel waren besondere Projekte. Spezielle Kammermusikformationen wurden präsentiert – z.B. das „Deutsche Requiem“ von Brahms 2010 für Kammerensemble. Die Förderung der Jugend wurde 2008 durch die Gründung des Salzburger Festspiele und Theater Kinderchors und des Young Singers Projects erweitert. Die Komplettierung der „Young-Reihe“ erfolgte durch den Young Conductors Award ab 2010. Die Einführung der „Ouverture spirituelle“ ab 2012 begann stets mit Haydns „Schöpfung“ gefolgt von geistlichen Werken verschiedener Glaubensrichtungen. Intendant Alexander Pereira verantwortete das musikalische Programm und Sven Eric-Bechtolf kreierte das Schauspielprogramm. Die Felsenreitschule bot die Bühne für die „Die Soldaten“ von Bernd Alois Zimmermann von Alvis Hermanis. Große Opernwerke des 19. und 20. Jhs. kamen in den Jahren 2012-2016 zur Aufführung: Puccinis „La bohème“ 2012, 2013 „Die Meistersinger von Nürnberg“ von R. Wagner und „Don Carlo“ von G. Verdi (Jonas Kaufmann, Anja Harteros und Thomas Hampson), 2014 G. Verdis „Il trovatore“ mit F. Meli, Netrebko und P. Domingo. Claus Guth entfachte Diskussionen mit „Fidelio“ von L. v. Beethoven 2015. Schuberts selten gespieltes Werk „Fierrabras“ kam zur Aufführung. Sven Eric-Bechtolf brachte den Da Ponte Opernzyklus (2013-2016) heraus. „Oper für Kinder“ wurde neu eingeführt. 1400 Kinder musizierten 2013 im Projekt „El sistema“, das „pysische Armut mit geistigem Reichtum überwinden helfen möge“ - wie sein Gründer José Antonio Abreu es sinngemäß ausdrückte – Gustavo Dudamel und Simon Rattle dirigierten. Der Schauspielchef erstellte eine eigene Fassung für die „Ariadne auf Naxos“ in Anlehnung an die Uraufführungsversion. „Der Rosenkavalier“ wurde 2014/15 in einer Inszenierung von Harry Kupfer mit Franz Welser-Möst aufgeführt, der auch 2016 die „Liebe der Danae“ von Strauss leitete. Im Schauspiel kamen Stücke von Kleist („Prinz Friedrich von Homburg“), Nestroy („Lumpazivagabundus“) oder Shakespeare („Peer Gynt) auf die Bühne. Das englischsprachige Regieduo Julian Crouch und Brian Mertes war verantwortlich für die Neuinszenierung des „Jedermann“. Die grundlegendste Änderung betraf die Einbeziehung der Stadt in das Geschehen durch eine Prozession der Darsteller. Das Jahr 2014 stand im Zeichen des Gedenkens an den Ausbruch des ersten Weltkriegs mit Stücken wie „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus oder Horváths „Don Juan kommt aus dem Krieg zurück“. Künstlerische Verantwortung des Programms 2015/16 hatte Sven Eric-Bechtolf. Als Eröffnungspremiere war „Die Eroberung von Mexiko“ von Rihm 2015 zu sehen. Bert Brecht gedachte man mit der Salzburger Fassung „Mackie Messer – Eine Salzburger Dreigroschenoper“. „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ von Bernhard kam mit Bechtolf als Doktor zur Aufführung. Bechtolf schloss die Da Ponte Opern ab. Ab 2012 fokussierte die Reihe „Salzburg contemporary“ das Programm auf das 20. Jh. mit Heinz Holliger (auch als Interpret), Harrison Birtwhistle („Gawain“ 2013), Pierre Boulez (Schwerpunkt 2014). Die Reihe „Über die Grenze“ beinhaltet Musik von Dvořák (2012), Mahler (2013/14), und 2016 „Salzburg 20.16“ mit Werken von Salzburger Komponisten. Festlicher Abschluss bildete der Festspielball 2013/14 – erstmals bereits 1926 bei den S.F. 2017 kam es zur Berufung von Markus Hinterhäuser als Intendant sowie Rabl-Stadlers Verlängerung der Amtszeit auf fünf Jahre. Die Kaufmännische Leitung übernahm Lukas Crepaz, Bettina Hering das Schauspiel und Florian Wiegand das Konzert. Es gab die Neuinszenierung der Mozartoper „La clemenza di Tito“ mit Peter Sellars und Teodor Currentzis als Dirigent. Mariss Jansons dirigierte „Lady Macbeth von Mzensk“ von Dimitri Schostakowitsch und „Wozzeck“ von Alban Berg (Regie: William Kentridge) und Aribert Reimanns „Lear“ kamen auf die Bühne. Netrebko wurde als „Aida“ verpflichtet. Die Neuinszenierung des „Jedermann“ von Michael Sturminger und Tobias Moretti in der Hauptrolle entfachte Diskussionen. Erstmals kam „Rose Bernd“ von Gerhard Hauptmann und Harold Pinters „Die Geburtstagsfeier“ zur Aufführung. Die Konzertreihe „Zeit mit“ mit Gérard Grisey und Schostakowitsch etablierte sich. | ||
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+ | • M. P. Steinberg: Ursprung und Ideologie der Salzburger Festspiele 1890-1938. Szene pustet Salzburg-München 2000 (Übersetzung: Marion Kagerer) | ||
+ | • Stephen Gallup: Die Geschichte der Salzburger Festspiele. Wien 1989 (Übersetzung: Christiana Besel) | ||
+ | • J. Kaut: Die Salzburger Festspiele. 1920-1981. Residenz Verlag, Salzburg und Wien 1982. | ||
+ | • Edda Fuhrich, Gisela Prossnitz: Die Salzburger Festspiele. Ihre Geschichte in Daten, Zeitzeugnissen und Bildern. 1920-1945 Band I. Salzburg und Wien 1990 (Residenz Verlag) | ||
+ | • Hans Jaklitsch: Die Salzburger Festspiele. Verzeichnis der Werke und der Künstler 1920-1990 Band III. Salzburg und Wien 1991 (Residenz Verlag) | ||
+ | • Gisela Prossnitz: Salzburger Festspiele 1945-1960. Chronik. Jung und Jung, Salzburg und Wien 2007 | ||
+ | • Robert Kriechbaumer: Salzburger Festspiele 1945-1960. Geschichte. Jung und Jung, Salzburg und Wien 2007 | ||
+ | • Robert Kriechbaumer: Salzburger Festspiele 1960-2011. Geschichte und Chronik in 3 Dopelbänden | ||
+ | Jung und Jung, Salzburg und Wien 2009-2012 | ||
+ | • Gerárd Mortier, Karin Kathrein (Hrsg.): Salzburger Festspiele 1992-2001. Oper – Schauspiel. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2001 | ||
+ | • Hans Landesmann, Gerhard Rohde (Hrsg.): Salzburger Festspiele 1992-2001. Konzert. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2001 | ||
+ | • Salzburger Festspielfonds (Hrsg): Das Große Welttheater. 90 Jahre Salzburger Festspiele. Begleitbuch zur Ausstellung. | ||
+ | https://www.salzburgerfestspiele.at/geschichte | ||
+ | https://www.salzburgerfestspiele.at/archiv | ||
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+ | F.-M.L. | ||
Version vom 26. Februar 2018, 12:51 Uhr
Festspiele. Die Musikfeste des 19. und beginnenden 20. Jh.s bildeten die Basis für den sich langsam konkretisierenden F.-Gedanken. Signalwirkung hatte das erste Mozart-Musikfest anlässlich der Enthüllung von Ludwig Schwanthalers Mozart-Denkmal im September 1842, ebenso die festlich begangene Feier von ->Mozarts 100. Geburtstag im Jänner und September 1856. Die während der 2. H. des 19. Jh.s in lockerer Folge veranstalteten Musikfeste (1877, 1879 und 1891) nahmen zusehends Festspielcharakter an - dies vor allem unter dem Eindruck des sich in Bayreuth realisierenden F.-Gedankens R. -> Wagners. Neben dem immer reichhaltigeren Konzertprogramm gab es nun auch vereinzelt Aufführungen von Mozart-Opern, zumeist als Gastspiele der Wiener Hofoper.
Regelrechte F. von zweiwöchiger Dauer fanden 1906 zu Mozarts 150. Geburtstag statt. Ein Wiener Hofopern-Gastspiel mit "Figaros Hochzeit" unter G. ->Mahler sowie L. ->Lehmanns "Don Giovanni"-Produktion, daneben Konzerte, u.a. mit den ->Wiener Philharmonikern unter R. ->Strauss, deuteten bereits programmatisch auf künftige Schwerpunktsetzungen der F. hin. Der Ausbruch des 1. Weltkrieges unterbrach nur vorübergehend die in Gang gekommene Entwicklung. Promotoren der F.-Idee waren während dieser Zeit vor allem der Salzburger F. ->Gehmacher und der Wiener Musikschriftsteller H. -> Damisch, der auch ein erstes Festspielprogramm formulierte. 1917 wurde die Salzburger Festspielhaus-Gemeinde gegründet, zunächst in Wien, dann auch in Salzburg.
M.->Reinhardt, unterstützt von H. v.->Hofmannsthal, entwarf ein Exposé für die Salzburger F. Kaiser Karl I. gab, kurz vor Ende des Monarchie, seine Zustimmung, "österreichische, den Hoftheatern verbundene F. in Salzburg unter Reinhardts Leitung einzurichten". Die Salzburger Festspielhaus-Gemeinde berief im August 1918 einen Kunstrat, dem zuerst M. Reinhardt, R. Strauss, Franz Schalk, bald auch H. v. Hofmannsthal und A.->Roller angehörten. Hofmannsthal veröffentlichte 1919 seinen "Aufruf zum Salzburger Festspielplan" und stellte in einem "Programm" Oper und Schauspiel ins Zentrum der Festspielidee. De facto begonnen haben die S. F. mit der denkwürdigen Aufführung von H. v. Hofmannsthals "Jedermann" am 22. 8. 1920, die M. Reinhardt genial vor dem Dom inszenierte. Nachkriegsnot, Inflation und Provinzialismus gefährdeten in den ersten Jahren die Entwicklung der S. F. Nennenswerte Erfolge waren damals vorwiegend Schauspiel-Inszenierungen M. Reinhardts: 1922 die Uraufführung von H. v. Hofmannsthals "Das Salzburger große Welttheater" in der Kollegienkirche (Karl Kraus pointiert darüber: "Ehre sei Gott in der Höhe der Preise"), 1923 Molières "Der eingebildete Kranke", zuerst im Schloß -- >Leopoldskron, dann im Stadttheater. 1925 wurde das provisorisch eingerichtete ->Festspielhaus zum Schauplatz von H. v. Hofmannsthals "Salzburger Welttheater", Karl Vollmoellers "Das Mirakel" und M.-> Mells "Das Apostelspiel". Die dominierende Persönlichkeit M. Reinhardts, aber auch ökonomische Gegebenheiten bedingten zwar zunächst, dass das Schauspiel im Zentrum der Programmgestaltung lag, doch änderte sich dies im Verlauf der Geschichte zusehends zugunsten der Oper. - Die erzbischöflichen Hofstallungen mit Sommer- und Winterreitschule wurden von E. Hütter 1925 erstmals als Festspielhaus adaptiert. 1926 wurde dieses Festspielhaus von C. -> Holznmeister umgebaut, der die Winterreitschule/Stadtsaal mit einbezog; A.->Faistauer schuf seine Fresken für das Foyer.
LH. F. ->Rehrl unterstützte die S.F. in den nächsten Jahren finanziell; 1928 setzte er "ein Landesgesetz über einen Fonds zur Förderung des Fremdenverkehrs" durch, der zur Finanzierung der S. F. beitrug (s. dann 1936: Landesgesetz zum Schutze der S. F. , LGBl. Nr. 51/1936). - Als sich die S. F. allmählich stabilisierten, wurden die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise 1929 und die politischen Einflüsse (1933 die sogenannte 1000-Mark-Sperre; 1934 der Mord an Bundeskanzler Engelbert Dollfuß und der zunehmende Einfluss Hitler-Deutschlands) spürbar. So kam 1934 R. Strauss erst nach Widerständen an seinem 70. Geburtstag zu seiner "Elektra" nach Salzburg. A.->Toscanini dirigierte 1936 R. Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg", die er nicht mehr in Bayreuth dirigieren wollte. Reinhardts berühmte "Faust"-Inszenierung wurde von 1933 bis 1937 in der Felsenreitschule (ehemals Sommerreitschule) aufgeführt. Der neuerliche Festspielhaus-Umbau mit Drehung der Bühne durch C. Holzmeister war bis Sommer 1937 abgeschlossen. Ab 1938 herrschten andere Gesetze und das künstlerische Profil wandelte sich. Sichtbares Zeichen dieses Wandels war die sofortige Absetzung des "Jedermann". 1942 wurde mit Clemens Krauss eine Generalintendanz eingerichtet, was auch die Auflösung der Salzburger Festspielhausgemeinde zur Folge hatte. 1943 und 1944 fand das Festival unter dem Namen „Salzburger Theater- und Musiksommer“ statt. Die öffentliche Generalprobe der Oper „Die Liebe der Danae“ von Richard Strauss war die letzte Aufführung vor dem totalen Krieg. Der Neubeginn der S.F. nach dem 2. Weltkrieg wurde wieder mit einem Stück von H. v. Hofmannsthals "Der Tor und der Tod" (14. 8. 1945 im Mozarteum) eingeleitet.
Folgende Leitlinien haben sich im Verlauf der S. F.-Geschichte als bestimmend erwiesen: Priorität kommt dem Opernschaffen Mozarts zu, unmittelbar gefolgt von R. Strauss' musikalischem Werk sowie den großen Opern der Weltliteratur. Erste Opernaufführungen fanden im Rahmen der dritten S. F. statt. Bei diesen 1922 aufgeführten vier Mozart-Opern - "Don Giovanni", "Così fan tutte", Le nozze di Figaro" und "Die Entführung aus dem Serail" - unter den Dirigenten F. Schalk und R. Strauss handelte es sich, wie zumeist in den ersten F.-Sommern, um Gastspiele der Wiener Staatsoper. Mozarts "italienische" Opern gelangten dabei zunächst in dt. Übersetzung zur Aufführung, bis B.->Walter und A. Toscanini ab den 1930er Jahren dazu übergingen, die Werke in der ital. Originalfassung zu spielen und z. T. mit führenden italienischen Sängern zu besetzen. Unter den drei Da-Ponte-Opern nimmt "Figaro" eine Spitzenstellung ein: Das Werk stand bislang unter Dirigenten wie u.a. C. ->Krauss, K. -> Böhm, W. ->Furtwängler, H. Knappertsbusch, H. v. ->Karajan, und in Inszenierungen von Wallerstein, Felsenstein, ->Schuh, Sellner, Ponelle - auf dem Programm. Besonders hervorzuheben sind die legendäre Schuh-Neher-Inszenierung von "Così fan tutte" der 1950er Jahre unter K. Böhm im Hof der Residenz und jene von G. Rennert bzw. M. Hampe, die dem Werk lange einen festen Platz im S. F.-Programm sicherten. Stilbildende Wirkung erlangte auch "Don Giovanni", in Salzburg durch bedeutende Sängerpersönlichkeiten wie Ezio Pinza, Mariano Stabile, Paul Schöffler, Hans Hotter, Tito Gobbi, Cesare Siepi, Nicolai Ghiaurov interpretiert, unter der exemplarischen musikalischen Leitung von Dirigenten wie B. Walter, H. Knapperbusch, W. Furtwängler, D. Mitropoulos, H. v. Karajan sowie in Inszenierungen von L. Wallerstein, Karl Heinz Martin in den Bühnenbildern O. Strnads sowie mit H.->Grafs Inszenierung in der Felsenreitschule mit C. Holzmeisters "Don Giovanni-Stadt" (1953). Ähnliches gilt für "Die Entführung aus dem Serail" mit ihrer vielbeachteten Inszenierung durch G. ->Strehler (1965) sowie die Aufführung im reizvollen Ambiente des Residenzhofes 1997, (musikalische Leitung M. Minkowski, Regie S. F. A. Salem). Spät fand "Die Zauberflöte" ihren Platz im S. F.-Programm. Nach einer umstrittenen Inszenierung L. Wallersteins (1928) wurde erst mit der Inszenierung von H. Graf (1937) und unter der musikalischen Leitung von A. Toscanini der Bann gebrochen. Vielbeachtete Inszenierungen der Nachkriegs-F. etwa H. Grafs szenische Realisierung in der Felsenreitschule 1955 in der Ausstattung O.-Kokoschkas (G. Solti) und Jean-Pierre Ponnelles Inszenierung von 1978 (J. Levine) - sicherten dem Werk seine zentrale Position im Repertoire. Mit Achim Freyer wurde die Zauberflöte von einem bildenden Künstler als Regisseur und Ausstatter in Personalunion gedeutet. - Eher selten gespielt wurden "Idomeneo" (erstmals 1951; Dirigent Georg Solti, Inszenierung Josef Gielen, Ausstattung C.->Neher) und vor allem "La clemenza di Titus" (erstmals 1949). Während der Präsidentschaft von B.->Paumgartner (1960 bis 1971) kam es zur Einbeziehung von Mozarts Jugendopern in das Programm: "La finta semplice" (1960), "Die Gärtnerin aus Liebe" (1963), "Lucio Silla" (1964), "Ascanio in Alba" (1967), "Zaide" (1968), "Bastien und Bastienne" (1969) und "Mitridate" (1971).- Als erste Oper von R. Strauss gelangte 1926 "Ariadne auf Naxos" bei den S. F. zur Aufführung (Dirigenten: R. Strauss u. C. Krauss). "Der Rosenkavalier", der sich in Salzburg besonderer Beliebtheit erfreut, stand 1929 (C. Krauss, L. Wallerstein/A. Roller) erstmals auf dem Programm. 1960 wurde mit dieser Oper das neue "Große Festspielhaus" eröffnet. Dirigent dieser Gala-Aufführung war H. v. Karajan (Inszenierung R. Hartmannm Ausstattung T. Otto/E. Kniepert). Die 1944 für die S.F. geplante UA der Strauss-Oper "Die Liebe der Danae", die kriegsbedingt abgesagt werden musste, wurde erst nach dem Tod des Komponisten 1952 unter C. Krauss realisiert. Die meisten Strauss-Opern haben Eingang in den Spielplan der S.F. gefunden: "Die Frau ohne Schatten" (ab 1932), "Die ägyptische Helena" (1933/34), "Elektra" (ab 1934), "Arabella" (ab 1942), "Capriccio" (ab 1950), "Die schweigsame Frau" (1959), "Salome" (1977/78).- Von den großen Standardopern der Weltliteratur hat vor allem L. v. Beethovens "Fidelio" einen festen Platz im F.- Repertoire, u.a. unter Dirigenten wie F. Schalk, R. Strauss, C. Krauss, A. Toscanini, H, Knappertsbusch, W. Furtwängler, H. v. Karajan und K. Böhm. Glucks Opern "Orpheus und Eurydike" und "Iphigenie in Aulis" waren vor allem während der ersten Phase der S.F. häufiger im Programm zu finden. O. F. Schuhs Inszenierung von "Orpheus und Eurydike" 1948, unter der Stabführung v. H. v. Karajan war zudem die erste Opernaufführung in der Felsenreitschule. Auch C. M. v. Webers "Freischütz", "Euryante" und "Oberon" fanden sich hauptsächlich in der Zwischenkriegszeit auf dem Programm. Mit Ausnahme der legendären "Falstaff"-Aufführungen der 1930er Jahre unter A. Toscanini und mit M. Stabile in der Titelpartie stammen alle Verdi-Inszenierungen der S.F. aus der Nachkriegszeit: "Otello" (1951 Furtwängler/Graf/Hlawa; 1970 Karajan/Schneider-Siemssen), "Don Carlo" (1958 Karajan/Gründgens/Neher; ab 1975 Karajan/Schneider-Siemssen), außerdem wiederum "Falstaff (ab 1957), "Simone Boccanegra"(1961), "Il trovatore" (1962), "Macbeth" (1964) und "Aida" (1979), meist unter der musikalischen und szenischen Leitung H. v. Karajans und in der Ausstattung G.- >Schneider-Siemssens. - In den 1930er Jahren erlebten auch Wagners "Tristan und Isolde" unter B. Walter (1933-36) und "Die Meistersinger von Nürnberg" unter A. Toscanini (1936/37; 1938 Furtwängler) glanzvolle Aufführungen. Besonderen Anklang fanden aber auch Werke wie Rossinis "Il barbiere di Sevilla", Donizettis "Don Pasquale", Bizets "Carmen" und Offenbachs "Les contes d'Hoffmann" ebenso ausgesprochene Opernraritäten wie H.->Wolfs "Corregidor" und M. Mussorgskijs "Boris Godunow".
Opernhistorische Kostbarkeiten im Repertoire der S.F. waren die über längere Dauer gespielte Kirchenoper von Emilio de Cavalieri "La Rappresentatione di Anima e di Corpo" (1968-73), Händels "Jephta" und "Saul", Joseph Haydns "Die Welt auf dem Mond" sowie das Opernwerk C. Monteverdis. - Die S. F. der Nachkriegszeit widmeten sich aber auch Werken wie Alban Bergs "Wozzeck", H. ->Pfitzners "Palestrina", Bela Bartóks "Herzog Blaubarts Burg", Benjamin Brittens "Raub der Lukrezia". Bedeutsam wurde hier vor allem die Serie von Welturaufführungen: 1947 "Dantons Tod" von G. v. ->Einem, 1948 "Der Zaubertrank" (szenische UA) von Frank Martin, 1949 "Antigonae" von C.->Orff, 1952 "Die Liebe der Danae" von R. Strauss, 1953 "Der Prozeß" von G. v. Einem, 1954 "Penelope" von R. ->Liebermann, 1955 "Irische Legende" von Werner Egk, 1957 "Schule der Frauen" von R. Liebermann, 1958 "Vanessa" von Samuel Barber (europ. EA), 1959 "Julietta" von Heimo Erbse, 1960 "Mysterium von der Geburt des Herrn" von F. Martin (szenische EA), 1961 "Das Bergwerk zu Falun" von Rudolf Wagner-Régeny, 1966 "Die Bassariden" von H. W. ->Henze, 1973 "De temporum fine comoedia", Orffs letztes szenisches Werk, 1981 "Baal" von Friedrich Cerha, 1984 "Un Re in ascolto" von Luciano Berio, 1986 "Die schwarze Maske" von Krzysztof Penderecki, 1987 "Fürst von Salzburg - Wolf Dietrich" von G.-> Wimberger, 2000 "L'amour de loin" von Kaija Saariaho. Die F.-UA entstanden oft als Koproduktionen mit der Wiener Staatsoper. Die musikalische Leitung durch Dirigenten von Weltruf (Mitropoulos, Karajan, Böhm, Fricsay, Dorati, Dohnanyi, Maazel u.a.) sowie die szenische Realisierung durch Regisseure und Bühnenbildner wie Schuh/Neher, Sellner/Sanjust, Friedrich/Schneider-Siemssen, Schenk/Langenfass sicherten diesen Werken ein Optimum an Attraktivität und die entsprechende Rezeption.
Auf dem Gebiet des Sprechtheaters der S.F. bereichern UA von Dramen das gängige Repertoire, indem sie betont Neues in den Bereich der Tradition setzen. Den Anfang markierte die UA von H. v. Hofmannsthals "Das Salzburger große Welttheater" (1922). Namhaft sind die UA der Nachkriegszeit: Zwei UA von F.->Hochwälder:"Donnerstag" (1959, Regie: O.F. Schuh, mit Helmut Qualtinger), "Lazaretti oder der Säbeltiger" (1975, Regie Michael Kehlmann, mit Leopold Rudolf), Dieter Forte "Cenodoxus" nach Jakob Biedermann (1972), Rudolf Hochhuth "Der Tod eines Jägers" (1977, Regie: E. Haeussermann, mit Bernhard Wicki und Curd Jürgens). Aufsehenerregend waren die fünf UA von Werken von Thomas Bernhard: "Der Ignorant und der Wahnsinnige" (1972), "Die Macht der Gewohnheit" (1974), "Am Ziel" (1981), "Der Theatermacher" (1985) und "Ritter, Dene, Voss" (1986). Internationale Aufmerksamkeit erzielte P.->Handkes dramatisches Gedicht "Über die Dörfer", das Wim Wenders 1982 in der Felsenreitschule inszenierte. Außer den UA sind auch die dt. EA internationaler Dramatiker von theatergeschichtlicher Bedeutung, auch als Beitrag der S.F. zum Europa Studio: Eugene O'Neill "Alle Reichtümer der Welt" (1965), "Fast ein Poet" (1957) und "Hughie" (1960); Leo Lehmann "Der Ostwind" (1967); Archibald Macleish "Spiel um Job" (1958).
Von Anbeginn an nahm Tanz und ->Ballett eine besondere Stellung im Musik- und Theaterschaffen der S.F. ein. In der Anfangsphase schufen, angeregt durch M. Reinhardt, vor allem Repräsentantinnen der damals neuen Ausdruckstanzbewegung (z. B. Grete Wiesenthal, Margarete Wallmann) Choreographien zu Tanzproduktionen, Schauspiel und Oper. Nach dem 2. Weltkrieg setzten internationale Ballettensembles und Choreographen spezielle Akzente (u.a. George Balanchine und das New York City Ballet, John Neumeier und das Hamburger Ballett, die Martha Graham Dance Company New York).
Konzerte (instrumental/vokal, geistlich/weltlich) spielten bereits bei den Musikfesten des 19. und beginnenden 20. Jh.s eine wesentliche Rolle. Sie sind auch von Anbeginn im Repertoire der S.F. konzeptionell verankert. Bereits im zweiten Festspielsommer (1921) standen Orchesterkonzerte, Kammerkonzerte, Serenaden und Konzerte mit geistlicher Musik auf dem Programm. Waren die Orchesterkonzerte zunächst fast ausschließlich eine Domäne der ->Wiener Philharmoniker, so traten Ende der 1950er Jahre auch bekannte ausländische Orchester, wie vor allem die Berliner Philharmoniker, aber auch das Concertgebouw-Orchester, die Staatskapelle Dresden u.a. hinzu. Kammer- und Solistenkonzerte bzw. Liederabende wurden bereits in der Anfangsphase der S. F. zu einem beliebten Forum intern. Kammermusikvereinigungen und renommierter Instrumental- und Vokalsolisten. Die ->Mozart-Serenaden, für die B. Paumgartner bereits in den 1920er Jahren reizvolle Aufführungsorte (Felsenreitschule, Residenz) erprobte, sowie die von ihm 1949 initiierten ->Mozart-Matineen sind die eigentlichen Konstanten des F.-Konzertsommers. Das ->Mozarteum-Orchester sowie die von Paumgartner gegründete und von S. Vegh weitergeführte ->Camerata Academica des Mozarteums Salzburg sind Hauptträger dieser Veranstaltungen. Auch die Konzerte geistlicher Musik in Salzburgs Kirchen, im Mozarteum oder in der Aula Academica waren eine Domäne Salzburger Musikvereinigungen (Mozarteum-Orchester, Orchester und Chor der Dommusik mit J. ->Messner) mit auswärtigen und heimischen Sängern als Solisten. Das Konzertrepertoire legte den Schwerpunkt auf die Mozartpflege und die große klassische und romantische Konzertliteratur. Daneben boten die S.F. zunächst - wenn auch nur in vergleichsweise bescheidenem Rahmen - ein Forum für die gemäßigte Moderne, gelegentlich auch für das Experiment. - Im Verlauf der F.-Geschichte trat die Dirigentenpersönlichkeit immer mehr ins Zentrum des Interesses, ein Faktum, das bereits mit der Gründung der S.F. vorprogrammiert war, gehörten doch so bedeutende Dirigenten wie F. Schalk und R. Strauss dem Kunstrat der Gründungsjahre an. Zu ihnen traten noch in der ersten Phase B. Walter, A. Toscanini, W. Furtwängler, C. Krauss, H. Knappertsbusch und J. Krips. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das F.-Programm musikalisch geprägt von Persönlichkeiten wie K. Böhm, W. Furtwängler, H. Knappertsbusch, D. Mitropoulos, F. Fricsay und schließlich H. v. Karajan, dessen eigentliche Ära in Salzburg mit der Errichtung und Eröffnung des Großen Festspielhauses (1960) begann. Während der Präsidentschaft Albert Mosers (ab 1983) und des ihm zur Seite stehenden Direktoriums (vor allem H. v. Karajan sowie u.a. Boy Gobert, M. Hampe, E. Haeussermann, O. Schenk, H. Wiesmüller, G. Wimberger) wurde nicht nur die Pflege des klassischen Opernrepertoires, insbes. basierend auf dem Schaffen Mozarts und Strauss', sondern auch die bereits zur Tradition gewordene Pflege zeitgenössischen Musiktheaters fortgesetzt.
Die Zusammenarbeit mit anderen Salzburger Institutionen umfasst Koproduktionen mit den ->Osterfestspielen Salzburg, später den ->Pfingstfestspielen Salzburg, der -> Internationalen Stiftung Mozarteum, der ->Sommerakademie des Mozarteums, dem ->Salzburger Landestheater und dem ->Salzburger Marionettentheater.
Im Jahre 1988 legte H. v. Karajan seine Funktion im F.-Direktorium zurück. Sein Tod am 16. 7. 1989, elf Tage vor Beginn der Festspielsaison dieses Jahres, markierte das Ende einer Ära, in der die S.F. nicht nur auf kultureller Ebene, sondern auch im intern. Gesellschaftsleben zum Top-Ereignis avanciert waren. Am 20. 10. 1989 beschloss das Kuratorium der S. F. eine umfassende Reform und setzte mit der Berufung von Hans Landesmann, Gérard Mortier und Heinrich Wiesmüller ein neues Direktorium ein. Als Novum gilt ein Kuratoriumsbeschluss des Jahres 1990 mit dem Votum für eine längerfristige Zusammenarbeit mit internationalen Firmen als Sponsoren. Bereits 1961 gründete B. Paumgartner die „Freunde der Salzburger Festspiele“, deren großzügige finanzielle Unterstützung bis heute viele Produktionen der S.F. ermöglichten. Ab Herbst 1991 nahm das neubestellte Direktorium seine Arbeit auf: G. Mortier wurde künstlerischer Leiter, H. Landesmann fungierte als organisatorisch-kaufmännischer Leiter und Konzertreferent, H. Wiesmüller wurde zum Präsidenten bestellt. Peter Stein übernahm die Leitung des Bereichs Schauspiel, das durch ihn eine neue Akzentuierung erfuhr.
Die Ära Mortier, die im F.-Sommer 1992 begann, setzte sowohl auf dem Gebiet des Sprechtheaters als auch der Oper spezielle Akzente. Peter Stein startete in diesem Jahr in der Felsenreitschule seinen Shakespeare-Römerdramenzyklus mit "Julius Cäsar", Peter Sellars inszenierte Olivier Messiens "Saint François d'Assise" (Dirigent: Esa Pekka Salonen), Luc Bondy inszenierte "Salome" von R. Strauss (Dirigent: Christoph von Dohnány), Claudio Abbado hatte die musikalische Leitung von L. Janáčeks "Aus einem Totenhaus" inne. Die Oper des 20. Jahrhunderts war fortan ein wesentlicher Programmschwerpunkt der neuen Ära, wobei es gelang, das Interesse des großen Publikums konstant zu steigern. So konnte etwa im Jahr 1998 mit Aufführungen von Janáčeks "Katja Kabanová", K. Weills "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagony" und Messiaens "Saint François d'Assise" an insgesamt 17 Abenden mit stetig wachsenden Zuschauerzahlen eine zunehmende Akzeptanz der Oper des 20. Jh.s registriert werden. Hierdurch ermutigt wurde der F.-Sommer des Jahres 1999 mit einer Opern-UA eröffnet, mit Luciano Berios eigens für die Felsenreitschule komponierter azione musicale "Cronaca del Luogo". Die zunehmende Etablierung zeitgenössischen Musiktheaters zeigte sich auch in der positiven Aufnahme der UA von Kaija Saariahos erster Oper "L'amour de loin" (Libretto von Amin Maalouf) im Jahr 2000 in der Felsenreitschule.
In den folgenden Jahren boten u.a. Gedenkjahre Anlass zu programmatischen Schwerpunktbildungen. Das reichhaltige Mozartprogramm des Jahres 1991 (200. Todesjahr Mozarts) umfasste insgesamt sieben Mozartopern und John Neumeiers Requiem-Choreographie in der Felsenreitschule. - Auch im Monteverdi-Jahr 1993 kam es u.a. zu einer vielbeachteten Aufführung von "L'Incoronazione di Poppea" (Harnoncourt/Flimm). - Doch auch andere spezielle Schwerpunktsetzungen boten Raum zu sinnvoller dramaturgischer Strukturierung des Repertoires: Dies gilt für die Strawinsky-Retrospektive 1994 mit u.a. "The Rake's Progress" (Cambreling/Mussbach/Immenhoff), "Geschichte vom Soldaten" und "Oedipus Rex". Die Themensetzung "Faust“ und „Don Juan" fand sich im Jahr 1999 durch Aufführungen von "Don Giovanni" neben A. Bergs "Lulu", Busonis "Doktor Faust" und Berlioz' "La Damnation de Faust" im Programm der S.F. Die Fixpunkte Mozart und Strauss blieben bei alledem fester Bestandteil der Festspieldramaturgie, wenngleich gelegentlich regietheatrale Neuerungskonzepte Diskussionsstoff boten. Zunehmend gewann neben dem traditionellen Repertoire das aktuelle Kunstschaffen an Bedeutung. Aufführungen zeitgenössischer und experimenteller Musik wurden in Kooperation mit dem avantgardistischen Festival ->"Zeitfluss" erfolgreich realisiert, welches mit dem Leitungsduo Markus Hinterhäuser und Tomas Zierhofer-Kin eine weitreichende Resonanz in Bezug auf das sich zu neuen Ebenen öffnende Programm bewirkte. Zu den diversen Traditionsbrüchen dieser Zeit zählt u.a. der Einsatz der "Camerata Academica" als Opernorchester (ab 1993), eine bis dahin den Wiener Philharmonikern vorbehaltene Aufgabe. Neue Einrichtungen, die die "Reform-Ära" im besonderen Maße kennzeichnen, sind die Förderung der Jugend (u.a. Jugendabonnements, Einführungsveranstaltungen, Verein der Jungen Freunde der S.F.). In der Leitung des Schauspiels erfolgte im Herbst 1997 die Ablöse Peter Steins durch Ivan Nagel, der vor allem mit der UA von Elfriede Jelineks "er nichts als er" (1998) und der Gründung der Reihe "Dichter zu Gast" neue Akzente zu setzen schien, dennoch nach kurzer Zeit auf eigenen Wunsch durch Frank Baumbauer abgelöst wurde. Dessen Tätigkeit begann 1999 mit dem aufsehenerregenden Shakepeare-Marathon "Schlachten" (Tom Lanoye und Luk Perceval) und Christoph Marthalers Schauspielregie-Debüt bei den S.F. mit Ö. v. Horváths "Zur schönen Aussicht".
Während der Ära Mortier wurde zeitgenössische Musik auch im Konzertprogramm zur festen Größe. Auftragwerke für Musik aber auch bildende Kunst erfuhren großzügige Förderung durch privates Sponsoring. Spezielle Schwerpunkte im Konzertleben wie der "Kurtag und Ligeti Zyklus" (1996), "Pierre Boulez zu Gast" (1999), das Komponisten-Portät "Wolfgang Rihm" (2000) setzten Zeichen und zeugten für die Konsequenz des Grundkonzepts Mortiers. Im Jahr 1995 gab es einen personellen Wechsel an der Präsidiumsspitze: Helga Rabl-Stadler löste H. Wiesmüller als Präsidentin der Festspiele ab. Sie nimmt diese Funktion bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt wahr.
Zu den kreativen Neuerungen der Ära Mortier zählt auch die Erschließung neuer Spielstätten wie etwa der Perner-Insel Hallein durch Reaktivierung einer alten Industriehalle, des republic im ehemaligen Stadtkino als Ort für experimentelle Produktionen sowie des in unmittelbarer Nachbarschaft der Festspielhäuser gelegenen Schüttkasten als Kommunikationszentrum (Eröffnung am 28. März 1996), in dem auch Archiv- und Ausstellungsräumlichkeiten sowie ein den aktuellen Erfordernissen entsprechendes Kartenbüro und Probenräumlichkeiten untergebracht wurden.
[Franziska 2002-2018]
2002 bestand das Direktorium der S.F. aus Präsidentin Helga Rabl-Stadler – bis heute im Amt – Peter Ruzicka als Intendant und Gerbert Schwaighofer als Kaufmännischer Leiter. Das Programm umfasste fünf Programmsäulen mit Werken von Richard Strauss wie „Die Liebe der Danae“ sowie „Die ägyptische Helena“ 2003 und „Der Rosenkavalier“ 2004. Österreichischer Exilkomponisten fanden sich durch die Oper „Der König Kandaules“ von Alexander Zemlinsky in einer Ausstattung von Alfred Hrdlicka sowie „Die Gezeichneten“ von Franz Schreker 2005 (Regie: Nikolaus Lehnhoff) am Programm. Hans Werner Henze komponierte die Oper „L´Upupa“ 2003 (Regie: Dieter Dorn und Markus Stenz als Dirigent). Herausragendes Opernereignis war „La traviata“ von G. Verdi 2005 und Luciano Berios Vervollständigung der Oper „Turandot“ von G. Puccini 2002 sowie Anna Netrebkos Rollendebut als Donna Anna im „Don Giovanni “ (Dirigent: N. Harnoncourt). Zum 250. Geburtstag von Mozart 2006 kamen alle seine Opern auf die Bühne, die von UNITEL aufgezeichnet wurden. Skandale gab es mit den Mozartopern „Die Entführung aus dem Serail“ von Stefan Herheim oder „La clemenza di Tito“ von Martin Kušej in der Felsenreitschule. Einleitender Höhepunkt des Mozartjahres war „Le nozze di Figaro“ als Eröffnungsstück des neu erbauten „Haus für Mozart“ – vormals Kleines Festspielhaus – am 26. Juli 2006. (Dirigent: Harnoncourt, Regie: Claus Guth). Das Konzertprogramm beinhaltete Werke von Mozart kombiniert mit neuen Werken. Zudem kamen Werke von Helmut Lachenmann (2002 Schwerpunkt gewidmet), Wolfgang Rihm, Gerhard Wimberger, Pierre Boulez (auch Dirigent), Karlheinz Stockhausen („Helikopter-Streichquartett“ 2003), Aribert Reimann („Zeit-Inseln“ als UA 2004), Friedrich Cerha, sowie Olga Neuwirth, Adriana Hölsky und Chaya Czernowin, die 2006 „Zaide“ mit „Adama“ verknüpfte, zur Aufführung. Die Konzertreihe „Passagen“ beinhaltete zeitgenössische Musik. 2002-2004 verantwortete Jürgen Flimm das Schauspielprogramm. In der Neuinszenierung des „Jedermann“ von H. v. Hofmannsthal (Peter Simonischek, Regie: Christian Stückl) interpretierten Kinder ein „Vorspiel“. Werke österreichischer Autoren wie Peter Turrini („Da Ponte in Santa Fe“ als UA), Arthur Schnitzler („Das weite Land“), Georg Büchner („Woyzeck“) wurden gespielt. Nachwuchskünstler wurden von 2002-08 durch das „Young Directors Project“ gefördert. In den beiden Folgejahren 2005/06 programmierte Martin Kušej das Schauspiel mit Werken von Grillparzer (Tobias Moretti als „König Ottokar), Horváth ( „Geschichten aus dem Wienerwald“), Nestroy oder Kleist. 2006 wurden Molières „Tartuffe“ sowie „Les Étourdis“ aus Paris aufgeführt. Die Jahre 2007-2011 – in der Intendanz von J. Flimm, Schauspiel Thomas Oberender und Markus Hinterhäuser für Konzert – waren jeweils mit einem Motto überschrieben. Der Themenbogen spannte sich von 2007 „Die Nachtseite der Vernunft“ bis hin zu 2011 „Das Ohr aufwecken, die Augen, das menschliche Denken“. Das Opernprojekt der Da Ponte dominierte das Mozartprogramm. 2008 kamen „Rusalka“ von Antonín Dvořák und „Roméo et Juliette“ zur Aufführung. „Mnozil Brass“ spielte die Oper „Irmingard“ 2008 im republic. „Al gran sole carico d´amore“ von L. Nono 2009 wurde als Exempel der Moderne aufgeführt. Alfred Brendel verabschiedete sich 2008, bleibt aber als Interpret in Gesprächskonzerten erhalten. Die Konzertreihe „Kontinent“ begann 2007 mit Giacinto Scelsis „Sauser aus Italien“ in der Regie von Christoph Marthaler sowie 2008 in der Kollegienkirche Salvatore Sciarrinos Oper „Luci mie traditrici“. Es folgten Konzerte von Edgard Varèse und Wolfgang Rihm (UA „Dionysos“ am 27. Juli 2010). Das Schauspiel wies 2007 Heiner Müllers „Quartett“ in der Residenz, und auf der Perner-Insel „Molière. Eine Passion“ mit Thomas Thieme auf (Regie: Perceval). „Verbrechen und Strafe“ (Schuld und Sühne) von Fjodor Dostojewski 2008/09 (Regie: Andrea Breth) und „Angst“ von Stefan Zweigs waren Textdramatisierungen. Klaus Maria Brandauer verkörperte die Titelrolle 2010 in Peter Steins Regie von „Ödipus auf Kolonos“ von Sophokles. Die UA von Peter Handkes „Immer noch Sturm“ thematisiert seine Familiengeschichte. Die Reihe „Dichter zu Gast“ bereicherten Namen wie Robert Gernhardt, Claudio Magris, Daniel Kehlmann und Orhan Pamuk. Hinterhäuser übernahm 2011 die Intendanz und Rabl-Stadler die Kaufmännische Leitung. P. Stein und R. Muti erarbeiteten „Macbeth“ von Verdi. Die „Frau ohne Schatten“ dirigierte Christian Thielemann. Mit der Oper „Die Sache Makropulos“ wurde die „Janáček-Tradition“ fortgesetzt. Der letzte „Kontinent“ schloss mit Nonos Werk „Prometeo“, das das Zeitfluss-Festival 1993 eröffnete. Die Kammermusikreihe „Szenen“ waren u.a. Schumann, Brahms und Mahler gewidmet. Das West-Eastern Divan Orchestra mit Daniel Barenboim und dem Simón Bolívar Youth Orchestra mit Gustavo Dudamel waren besondere Projekte. Spezielle Kammermusikformationen wurden präsentiert – z.B. das „Deutsche Requiem“ von Brahms 2010 für Kammerensemble. Die Förderung der Jugend wurde 2008 durch die Gründung des Salzburger Festspiele und Theater Kinderchors und des Young Singers Projects erweitert. Die Komplettierung der „Young-Reihe“ erfolgte durch den Young Conductors Award ab 2010. Die Einführung der „Ouverture spirituelle“ ab 2012 begann stets mit Haydns „Schöpfung“ gefolgt von geistlichen Werken verschiedener Glaubensrichtungen. Intendant Alexander Pereira verantwortete das musikalische Programm und Sven Eric-Bechtolf kreierte das Schauspielprogramm. Die Felsenreitschule bot die Bühne für die „Die Soldaten“ von Bernd Alois Zimmermann von Alvis Hermanis. Große Opernwerke des 19. und 20. Jhs. kamen in den Jahren 2012-2016 zur Aufführung: Puccinis „La bohème“ 2012, 2013 „Die Meistersinger von Nürnberg“ von R. Wagner und „Don Carlo“ von G. Verdi (Jonas Kaufmann, Anja Harteros und Thomas Hampson), 2014 G. Verdis „Il trovatore“ mit F. Meli, Netrebko und P. Domingo. Claus Guth entfachte Diskussionen mit „Fidelio“ von L. v. Beethoven 2015. Schuberts selten gespieltes Werk „Fierrabras“ kam zur Aufführung. Sven Eric-Bechtolf brachte den Da Ponte Opernzyklus (2013-2016) heraus. „Oper für Kinder“ wurde neu eingeführt. 1400 Kinder musizierten 2013 im Projekt „El sistema“, das „pysische Armut mit geistigem Reichtum überwinden helfen möge“ - wie sein Gründer José Antonio Abreu es sinngemäß ausdrückte – Gustavo Dudamel und Simon Rattle dirigierten. Der Schauspielchef erstellte eine eigene Fassung für die „Ariadne auf Naxos“ in Anlehnung an die Uraufführungsversion. „Der Rosenkavalier“ wurde 2014/15 in einer Inszenierung von Harry Kupfer mit Franz Welser-Möst aufgeführt, der auch 2016 die „Liebe der Danae“ von Strauss leitete. Im Schauspiel kamen Stücke von Kleist („Prinz Friedrich von Homburg“), Nestroy („Lumpazivagabundus“) oder Shakespeare („Peer Gynt) auf die Bühne. Das englischsprachige Regieduo Julian Crouch und Brian Mertes war verantwortlich für die Neuinszenierung des „Jedermann“. Die grundlegendste Änderung betraf die Einbeziehung der Stadt in das Geschehen durch eine Prozession der Darsteller. Das Jahr 2014 stand im Zeichen des Gedenkens an den Ausbruch des ersten Weltkriegs mit Stücken wie „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus oder Horváths „Don Juan kommt aus dem Krieg zurück“. Künstlerische Verantwortung des Programms 2015/16 hatte Sven Eric-Bechtolf. Als Eröffnungspremiere war „Die Eroberung von Mexiko“ von Rihm 2015 zu sehen. Bert Brecht gedachte man mit der Salzburger Fassung „Mackie Messer – Eine Salzburger Dreigroschenoper“. „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ von Bernhard kam mit Bechtolf als Doktor zur Aufführung. Bechtolf schloss die Da Ponte Opern ab. Ab 2012 fokussierte die Reihe „Salzburg contemporary“ das Programm auf das 20. Jh. mit Heinz Holliger (auch als Interpret), Harrison Birtwhistle („Gawain“ 2013), Pierre Boulez (Schwerpunkt 2014). Die Reihe „Über die Grenze“ beinhaltet Musik von Dvořák (2012), Mahler (2013/14), und 2016 „Salzburg 20.16“ mit Werken von Salzburger Komponisten. Festlicher Abschluss bildete der Festspielball 2013/14 – erstmals bereits 1926 bei den S.F. 2017 kam es zur Berufung von Markus Hinterhäuser als Intendant sowie Rabl-Stadlers Verlängerung der Amtszeit auf fünf Jahre. Die Kaufmännische Leitung übernahm Lukas Crepaz, Bettina Hering das Schauspiel und Florian Wiegand das Konzert. Es gab die Neuinszenierung der Mozartoper „La clemenza di Tito“ mit Peter Sellars und Teodor Currentzis als Dirigent. Mariss Jansons dirigierte „Lady Macbeth von Mzensk“ von Dimitri Schostakowitsch und „Wozzeck“ von Alban Berg (Regie: William Kentridge) und Aribert Reimanns „Lear“ kamen auf die Bühne. Netrebko wurde als „Aida“ verpflichtet. Die Neuinszenierung des „Jedermann“ von Michael Sturminger und Tobias Moretti in der Hauptrolle entfachte Diskussionen. Erstmals kam „Rose Bernd“ von Gerhard Hauptmann und Harold Pinters „Die Geburtstagsfeier“ zur Aufführung. Die Konzertreihe „Zeit mit“ mit Gérard Grisey und Schostakowitsch etablierte sich.
• M. P. Steinberg: Ursprung und Ideologie der Salzburger Festspiele 1890-1938. Szene pustet Salzburg-München 2000 (Übersetzung: Marion Kagerer) • Stephen Gallup: Die Geschichte der Salzburger Festspiele. Wien 1989 (Übersetzung: Christiana Besel) • J. Kaut: Die Salzburger Festspiele. 1920-1981. Residenz Verlag, Salzburg und Wien 1982. • Edda Fuhrich, Gisela Prossnitz: Die Salzburger Festspiele. Ihre Geschichte in Daten, Zeitzeugnissen und Bildern. 1920-1945 Band I. Salzburg und Wien 1990 (Residenz Verlag) • Hans Jaklitsch: Die Salzburger Festspiele. Verzeichnis der Werke und der Künstler 1920-1990 Band III. Salzburg und Wien 1991 (Residenz Verlag) • Gisela Prossnitz: Salzburger Festspiele 1945-1960. Chronik. Jung und Jung, Salzburg und Wien 2007 • Robert Kriechbaumer: Salzburger Festspiele 1945-1960. Geschichte. Jung und Jung, Salzburg und Wien 2007 • Robert Kriechbaumer: Salzburger Festspiele 1960-2011. Geschichte und Chronik in 3 Dopelbänden Jung und Jung, Salzburg und Wien 2009-2012 • Gerárd Mortier, Karin Kathrein (Hrsg.): Salzburger Festspiele 1992-2001. Oper – Schauspiel. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2001 • Hans Landesmann, Gerhard Rohde (Hrsg.): Salzburger Festspiele 1992-2001. Konzert. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2001 • Salzburger Festspielfonds (Hrsg): Das Große Welttheater. 90 Jahre Salzburger Festspiele. Begleitbuch zur Ausstellung. https://www.salzburgerfestspiele.at/geschichte https://www.salzburgerfestspiele.at/archiv
F.-M.L.
Trotz einer mitunter kritischen Aufnahme innovativer Akzentuierungen auf unterschiedlichsten Ebenen des kulturellen Spektrums, stellen die S. F. bis zum heutigen Tag auf vielfältige Weise ihre Attraktivität erfolgreich unter Beweis.
Die Musikfeste des 19. und beginnenden 20. Jh.s bildeten die Basis für den sich langsam konkretisierenden F.-Gedanken. Signalwirkung hatte das erste Mozart-Musikfest anlässlich der Enthüllung von Ludwig Schwanthalers Mozart-Denkmal im September 1842, ebenso die festlich begangene Feier von →Mozarts 100. Geburtstag im Jänner und September 1856. Die während der 2. H. des 19. Jh.s in lockerer Folge veranstalteten Musikfeste (1877, 1879, 1891) nahmen zusehends festspielmäßige Züge an - dies vor allem unter dem Eindruck des sich in Bayreuth realisierenden F.-Gedankens R. →Wagners. Neben dem immer reichhaltigeren Konzertprogramm gab es nun auch vereinzelt Aufführungen von Mozart-Opern, zumeist als Gastspiele der Wiener Hofoper.
Regelrechte F. von zweiwöchiger Dauer fanden 1906 zu Mozarts 150. Geburtstag statt. Ein Wiener Hofopern- Gastspiel mit »Figaro« unter G. →Mahler sowie L. →Lehmanns »Don-Giovanni«-Produktion, daneben Konzerte, u. a. mit den →Wiener Philharmonikern unter R. →Strauss, deuteten bereits programmatisch auf künftige Schwerpunktsetzungen der F. hin. Der Ausbruch des 1. Weltkriegs unterbrach nur vorübergehend die in Gang gekommene Entwicklung. Promotoren der F.-Idee waren während dieser Zeit vor allem der Salzburger F. →Gehmacher und der Wiener Musikschriftsteller Heinrich Damisch, der auch ein erstes Festspielprogramm formulierte. 1917 wurde die Salzburger Festspielhaus- Gemeinde gegründet, zunächst in Wien, dann auch in Salzburg.
M. →Reinhardt, unterstützt von H. v. →Hofmannsthal, entwarf ein Exposé für die Salzburger F. Kaiser Karl I. gab, kurz vor Ende der Monarchie, seine Zustimmung, »österreichische, den Hoftheatern verbundene F. in Salzburg unter Reinhardts Leitung einzurichten«. Die Salzburger Festspielhaus- Gemeinde berief im August 1918 einen Kunstrat, dem zuerst M. Reinhardt, R. Strauss, Franz Schalk, bald auch H. v. Hofmannsthal und A. →Roller angehörten. Hofmannsthal veröffentlichte 1919 seinen »Aufruf zum Salzburger Festspielplan« und stellte in einem »Programm « Oper und Schauspiel ins Zentrumder Festspielidee. De facto begonnen haben die Salzburger F. mit der denkwürdigen Aufführung von H. v. Hofmannsthals »Jedermann« am 22. 8. 1920, die M. Reinhardt genial vor dem Dom inszenierte. Nachkriegsnot, Inflation und Provinzialismus gefährdeten in den ersten Jahren die Entwicklung der F. Nennenswerte Erfolge waren damals vorwiegend Schauspiel-Inszenierungen M. Reinhardts: 1922 die Uraufführung von H. v. Hofmannsthals »Salzburger Großem Welttheater« in der Kollegienkirche (Karl Kraus pointiert darüber: »Ehre sei Gott in der Höhe der Preise«), 1923Molières »Der eingebildete Kranke«, zuerst im Schloß →Leopoldskron, dann im Stadttheater. 1925 wurde das von Eduard Hütter provisorisch adaptierte →Festspielhaus zum Schauplatz von H. v. Hofmannsthals »Salzburger Welttheater«, Karl Vollmoellers »Das Mirakel« und M. →Mells »Das Apostelspiel«. Durch die dominierende Persönlichkeit M. Reinhardts und aufgrund ökonomischer Gegebenheiten lag der Schwerpunkt der Programmgestaltung zu Beginn der F. auf dem Schauspiel, verschob sich aber im Verlauf der Geschichte immer mehr auf die Oper. 1926 wurde das Festspielhaus von C. →Holzmeister umgebaut, der den Stadtsaal mit einbezog; A. →Faistauer malte seine Fresken im Foyer.
LH. F. →Rehrl half den F. in den nächsten Jahren finanziell; 1928 setzte er »ein Landesgesetz über einen Fonds zur Förderung des Fremdenverkehrs« durch, der zur Finanzierung der F. beitrug (s. dann 1936: Landesgesetz zum Schutze der Salzburger F., LGBl. Nr. 51/1936). Als sich die F. allmählich zu erholen begannen, kamen die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise 1929 und die politischen Einflüsse (1933 die sogenannte 1000-Mark-Sperre; 1934 der Mord an Bundeskanzler Engelbert Dollfuß und der zunehmende Einfluss Hitler-Deutschlands). So kam 1934 R. Strauss erst nach Widerständen an seinem 70. Geburtstag zu seiner »Elektra« nach Salzburg. A. →Toscanini dirigierte 1936 R. Wagners »Die Meistersinger von Nürnberg«, die er nicht mehr in Bayreuth dirigieren wollte. Reinhardts berühmte »Faust«-Inszenierung wurde von 1933 bis 1937 in der Felsenreitschule gespielt. Der neuerliche Festspielhaus-Umbau durch C. Holzmeister war bis Sommer 1937 fertig. Ab 1938 herrschten andere Gesetze und kamen andere Künstler. Schließlich kam es 1944 nur noch zu einer Generalprobe für die geplante Uraufführung von Strauss’ »Danae«.
Der Wiederbeginn der F. nach dem 2. Weltkrieg fand mit H. v. Hofmannsthals »Der Tor und der Tod« (14. 8. 1945 im Mozarteum) statt. Die gesamte Geschichte der F. bis 1990 kann im »Verzeichnis der Werke und der Künstler des Theaters und der Musik bei den Salzburger Festspielen 1920-1990« von Hans Jaklitsch nachgelesen werden; dort ist das Geschehen lückenlos dokumentiert und durch Register erschlossen. Hier können nur einzelne Höhepunkte der Theatergeschichte und der Musikgeschichte bei den F. hervorgehoben werden. Folgende Leitlinien haben sich im Verlauf der F.-Geschichte als bestimmend erwiesen: Priorität kommt dem Opernschaffen Mozarts zu, unmittelbar gefolgt von R. Strauss’ musikdramatischem Werk, sodann soll den großen Opern der Weltliteratur, vor allem Beethovens »Fidelio«, den Opern Glucks und →Webers ein entsprechender Rahmen geboten werden; als wichtigstes Novum der Nachkriegs-F. werden Uraufführungen zeitgenössischer Opern in das operndramaturgische Konzept aufgenommen. Erste Opernaufführungen fanden im Rahmen der dritten F. statt. Bei diesen 1922 aufgeführten vier Mozart-Opern - »Don Giovanni«, »Così fan tutte«, »Die Hochzeit des Figaro« und »Die Entführung aus dem Serail« - unter den Dirigenten F. Schalk und R. Strauss handelte es sich, wie zumeist in den ersten F.- Sommern, um Gastspiele der Wiener Staatsoper. Mozarts »italienische« Opern gelangten dabei zunächst in dt. Übersetzung zur Aufführung, bis B. →Walter ab 1934 dazu überging, die Werke in der ital. Originalfassung zu spielen und z. T. mit führenden ital. Sängern zu besetzen. Unter den drei Da-Ponte-Opern nimmt »Figaro« eine Spitzenstellung ein: Das Werk stand bislang während mehr als 40 F.- Sommern - unter Dirigenten wie →Krauss, →Böhm, →Furtwängler, Knappertsbusch, →Karajan und in Inszenierungen von Wallerstein, Felsenstein, →Schuh, Sellner, Rennert und Ponnelle - auf dem Programm. Ähnliches gilt für »Così fan tutte«; ansonsten eher unterschätzt und lange im Schatten der anderen großen Mozart-Opern stehend, rangiert dieses Werk in Salzburg - was die Aufführungszahlen betrifft - noch vor »Don Giovanni«.
Besonders hervorzuheben sind die legendäre Schuh-Neher-Inszenierung von »Così« unter K. Böhm im Hof der Residenz und jene von Günther Rennert bzw. Michael Hampe, die dem Werk jahrelang einen festen Platz im F.- Programm sicherten. »Don Giovanni«, in Salzburg durch bedeutende Sängerpersönlichkeiten wie Ezio Pinza, Mariano Stabile, Paul Schöffler, Hans Hotter, Tito Gobbi, Cesare Siepi, Nicolai Ghiaurov interpretiert, hatte unter den Dirigenten B. Walter, Hans Knappertsbusch, W. Furtwängler, Dimitri Mitropoulos, H. v. Karajan festspielmäßige musikalische und in Inszenierungen Lothar Wallersteins und Karl Heinz Martins in den Bühnenbildern Oskar Strnads sowie in H. →Grafs Inszenierung in der Felsenreitschule mit C. Holzmeisters »Don-Giovanni-Stadt« (1953) stilbildende Wirkung. Ähnliches gilt für »Die Entführung aus dem Serail«, deren vielbeachtete Inszenierung durch G. →Strehler (1965) bis heute als mustergültig anerkannt wird. Spät fand »Die Zauberflöte« ihren Platz im F.-Programm. Nach der umstrittenen Inszenierung L. Wallersteins (1928) wurde erst mit der Inszenierung Hans Wildermanns (1937) und unter der musikalischen Leitung A. Toscaninis der Bann gebrochen. Vielbeachtete Inszenierungen der Nachkriegs-F. - etwa H. Grafs szenische Realisierung in der Felsenreitschule 1955 in der Ausstattung O. →Kokoschkas und Jean-Pierre Ponnelles Inszenierung von 1978 - sichern dem Werk eine zentrale Position im Repertoire. Spät ins Programm aufgenommen und dann verhältnismäßig selten gespielt wurden »Idomeneo« (erstmals 1951; Dirigent Georg Solti, Inszenierung Josef Gielen, Ausstattung C. →Neher) und vor allem »Titus« (erstmals 1949).
Während der Präsidentschaft von B. →Paumgartner (1960 bis 1971) kam es zur Einbeziehung von Mozarts Jugendopern in das Programm: »La finta semplice« (1960), »Die Gärtnerin aus Liebe« (1963), »Lucio Silla« (1964), »Ascanio in Alba« (1967), »Zaide« (1968), »Bastien und Bastienne« (1969) und »Mitridate« (1971). Als erste Oper R. Strauss’ gelangte 1926 »Ariadne auf Naxos« bei den F. zur Aufführung (Dirigenten: R. Strauss und C. Krauss). Erst in der Nachkriegsära der F. wurde dieses Werk in Inszenierungen J. Gielens, G. Rennerts und Dieter Dorns, jeweils unter dem Dirigenten K. Böhm, zu einer speziellen F.- Attraktion. »Der Rosenkavalier«, der sich in Salzburg besonderer Beliebtheit erfreut, stand 1929 (C. Krauss/L. Wallerstein/A. Roller) auf dem Programm. 1960 wurde mit dieser Oper das neue »Große Festspielhaus« eröffnet. Dirigent dieser Gala-Aufführung war H. v. Karajan (Inszenierung Rudolf Hartmann, Ausstattung Teo Otto/Erni Kniepert).
Die 1944 für die Salzburger F. geplante Uraufführung der Strauss-Oper »Die Liebe der Danae« mußte kriegsbedingt abgesagt werden und wurde erst nach dem Tod des Komponisten 1952 unter C. Krauss realisiert. Mit wenigen Ausnahmen sind die meisten Strauss-Opern mehr oder weniger oft auf dem Spielplan zu finden: »Die Frau ohne Schatten« (ab 1932), »Die ägyptische Helena« (1933/34), »Elektra« (ab 1934), »Arabella« (ab 1942), »Capriccio« (1950, 1985/86/87), »Die schweigsame Frau« (1959), »Salome« (1977/78). Von den großen Standardopern der Weltliteratur hat vor allem Beethovens »Fidelio« einen festen Platz im F.-Repertoire und erreichte unter Dirigenten wie F. Schalk, R. Strauss, C. Krauss, A. Toscanini, H. Knappertsbusch, W. Furtwängler, H. v. Karajan und K. Böhm neben den Opern Mozarts und Strauss’ »Rosenkavalier« die höchsten Aufführungszahlen. Glucks Opern »Orpheus und Eurydike« und »Iphigenie in Aulis« waren vor allem während der ersten Phase der F. häufiger auf dem Programm zu finden.
O. F. Schuhs Inszenierung von »Orpheus und Eurydike« 1948, unter der Stabführung H. v. Karajans, war die erste Opernaufführung in der Felsenreitschule. Auch C. M. v. Webers »Freischütz «, »Euryanthe« und »Oberon« fanden sich hauptsächlich in der Zwischenkriegszeit auf dem Programm, während Giuseppe Verdis Opern vor allem in den F. der Nachkriegszeit zunehmend aufgeführt wurden. Mit Ausnahme der legendären »Falstaff«-Aufführungen der 30er Jahre unter A. Toscanini und mit M. Stabile in der Titelpartie stammen alle weiteren Verdi-Inszenierungen aus der Nachkriegszeit: »Otello« (1951 Furtwängler/Graf/ Hlawa, 1970 Karajan/Schneider-Siemssen), »Don Carlos« (1958 Karajan/Gründgens/ Neher, ab 1975 Karajan/Schneider-Siemssen), außerdem wiederum »Falstaff« (ab 1957), »Simone Boccanegra« (1961), »Troubadour« (1962), »Macbeth« (1964) und »Aida« (1979), meist unter der musikalischen und szenischen Leitung H. v. Karajans und in der Ausstattung G. →Schneider-Siemssens. In den 30er Jahren erlebten auch Wagners »Tristan« unter B. Walter (1933-36) und »Die Meistersinger von Nürnberg« unter A. Toscanini (1936/37; 1938 Furtwängler) glanzvolle Aufführungen. Im übrigen finden sich Publikumslieblinge wie Rossinis »Barbier von Sevilla«, Donizettis »Don Pasquale«, Bizets »Carmen« und Offenbachs »Hoffmanns Erzählungen« ebenso wie ausgesprochene Opernraritäten - etwa H. →Wolfs »Corregidor« und Mussorgskijs »Boris Godunow « - im Repertoire.
Opernhistorische Kostbarkeiten wie Emilio de’Cavalieris »Rappresentatione di Anima e di Corpo« (1968-73), Händels »Jephtha« und »Saul«, Joseph Haydns »Die Welt auf dem Mond« sowie das Opernwerk Monteverdis wurden in mehr oder weniger glücklichen Realisationen gezeigt. Das Opernschaffen unseres Jahrhunderts ist mit Alban Bergs »Wozzeck«, H. →Pfitzners »Palestrina«, Bela Bartóks »Herzog Blaubarts Burg«, Benjamin Brittens »Raub der Lukrezia«, vor allem aber durch die in der Nachkriegszeit einsetzende Serie von Welturaufführungen repräsentiert: 1947 »Dantons Tod« von G. v. →Einem, 1948 »Der Zaubertrank« (szenische UA) von Frank Martin, 1949 »Antigonae« von C. →Orff, 1952 »Die Liebe der Danae« von R. Strauss, 1953 »Der Prozeß« von G. v. Einem, 1954 »Penelope« von R. →Liebermann, 1955 »Irische Legende« von Werner Egk, 1957 »Die Schule der Frauen« von R. Liebermann, 1958 »Vanessa« von Samuel Barber (europ. Erstaufführung), 1959 »Julietta« von Heimo Erbse, 1960 »Mysterium von der Geburt des Herrn« von F. Martin (szenische Uraufführung), 1961 »Das Bergwerk zu Falun« von Rudolf Wagner- Régeny, 1966 »Die Bassariden« von H. W. →Henze, 1973 »De temporum fine comoedia«, Orffs letztes szenisches Werk, 1981 »Baal« von Friedrich Cerha, 1984 »Un Re in ascolto« von Luciano Berio, 1986 »Die schwarzeMaske« von Krzysztof Penderecki, 1987 »Fürst von Salzburg –Wolf Dietrich« von G. →Wimberger.
Die F.-UA der 80er Jahre entstanden zumeist als Koproduktionen mit der Wiener Staatsoper. Die musikalische Leitung durch Dirigenten von Weltruf (Mitropoulos, Karajan, Böhm, Fricsay, Dorati, v. Dohnanyi, Maazel u. a.) sowie die szenische Realisierung durch Regisseure und Bühnenbildner wie Schuh/ Neher, Sellner/Sanjust, Friedrich/Schneider- Siemssen, Schenk/ Langenfass sicherten diesenWerken ein Optimuman Attraktivität und die entsprechende festspielmäßige Rezeption. Die UA von Dramen und Opern bei den F. bereichern das bekannte Repertoire, indem sie betont Neues in den Bereich der Tradition setzen. Neben der klassischen UA von H. v. Hofmannsthals »Salzburger Großem Welttheater « (1922) und der Serie von fünf →Bernhard-Stücken zwischen 1972 und 1986 sind Autoren mit ein bis zwei Werken vertreten: Zwei UA von F. →Hochwälder: »Donnerstag «, 1959 (Regie: O. F. Schuh, den Wondrak spielte Helmut Qualtinger) und »Lazaretti oder Der Säbeltiger«, 1975 (Regie: Michael Kehlmann, Leopold Rudolf als Lazaretti). Dieter Fortes »Cenodoxus« (1972) nach Jakob Bidermann stand in der Tradition der in Salzburg gepflegten Barocklinie, brachte aber nicht den erwarteten Erfolg. »Der Tod eines Jägers« (1977) von Rolf Hochhuth (Regie: Ernst Haeusserman) brachte schauspielerischen Erfolg für Bernhard Wicki (Jäger) und Curd Jürgens (Autor). Erfolg und intern. Aufmerksamkeit erzielte P. →Handkes dramatisches Gedicht »Über die Dörfer«, das Wim Wenders 1982 in der Felsenreitschule inszenierte, es wurde in gekürzter Fassung gleich mehrmals nachgespielt. Neben den UA sind theatergeschichtlich die dt. Erstaufführungen zu beachten: z. T. als Beitrag der Salzburger F. zum Europa Studio: Eugene O’Neill: »Alle Reichtümer der Welt« (1965), »Fast ein Poet« (1957) und »Hughie« (1960); Leo Lehmann: »Der Ostwind« (1967); Archibald Macleish: »Spiel um Job« (1958). Höhepunkte des Sprechtheaters bei den F., teils aber auch aufregende Zeiten nach 1945 sind mit den Namen G. Strehler, Th. Bernhard und in anderer Weise mit O. F. Schuh verbunden.
Konzerte (instrumental/vokal; geistlich/ weltlich) spielten bereits bei den Musikfesten des 19. und beginnenden 20. Jh.s eine wesentliche Rolle. Sie sind auch von Anbeginn im Spielplan der F. konzeptionell verankert. Bereits imzweiten Festspielsommer (1921) standen Orchesterkonzerte, Kammerkonzerte, Serenaden und Konzertemit geistlicher Musik auf dem Programm. Ab 1925 kamen Liederabende, ab 1926 Solistenkonzerte hinzu. Waren die Orchesterkonzerte zunächst fast ausschließlich eine Domäne der →Wiener Philharmoniker, so traten gegen Ende der 50er Jahre auch bekannte ausländische Konzertvereinigungen, wie vor allem die Berliner Philharmoniker, daneben auch das Concertgebouw-Orchester, die Staatskapelle Dresden etc. hinzu. Kammer- und Solistenkonzerte bzw. Liederabende wurden bereits in der Anfangsphase der F. zu einem beliebten Forum intern. Kammermusikvereinigungen und renommierter Instrumental- und Vokalsolisten. Die →Mozart-Serenaden, für die B. Paumgartner bereits in den 20er Jahren reizvolle Aufführungsorte (Felsenreitschule, Residenz) erprobte, sowie die von Paumgartner 1949 initiierten →Mozart-Matineen sind die eigentlichen Spezifika des F.- Konzertsommers.
Das →Mozarteum-Orchester sowie die von Paumgartner gegründete →Camerata Academica sind Hauptträger dieser Veranstaltungen. Auch die Konzerte geistlicher Musik, in Salzburgs Kirchen, im Mozarteum oder in der Aula Academica aufgeführt, sind meist eine Domäne Salzburger Musikvereinigungen (Mozarteum-Orchester, Domchor) mit auswärtigen und heimischen Sängern als Solisten. Das Konzertrepertoire ist neben der Mozartpflege der großen klassischen und romantischen Konzertliteratur verpflichtet. Daneben bieten die F. - wenn auch in vergleichsweise bescheidenem Rahmen -* ein Forum für die gemäßigte Moderne, gelegentlich sogar für das Experiment. Im Verlauf der F.-Geschichte tritt die Dirigentenpersönlichkeit immer mehr ins Zentrum des Interesses, ein Faktum, das bereits mit der Gründung der F. vorprogrammiert zu sein scheint; gehörten doch so bedeutende Dirigentenpersönlichkeiten wie F. Schalk und R. Strauss dem Kunstrat der Gründungsjahre an. Zu ihnen traten noch in der ersten Phase der F. B. Walter, A. Toscanini, W. Furtwängler, C. Krauss, H. Knappertsbusch und Josef Krips. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die F. musikalisch geprägt von Persönlichkeiten wie K. Böhm, W. Furtwängler, H. Knappertsbusch, D. Mitropoulos, Ferenc Fricsay und schließlich H. v. Karajan, dessen eigentliche Ära in Salzburg nach Eröffnung des Großen Festspielhauses (1960) begann. Während der Präsidentschaft Albert Mosers (ab 1983) und des ihm zur Seite stehenden Direktoriums (vor allem H. v. Karajan sowie u. a. Boy Gobert, Michael Hampe, Ernst Haeusserman, Otto Schenk, Heinrich Wiesmüller, G. Wimberger) wurde nicht nur die Pflege des klassischen Opernrepertoires, insbes. basierend auf dem Schaffen Mozarts und Strauss’, sondern auch die bereits zur Tradition gewordene Pflege zeitgenössischen Musiktheaters fortgesetzt, etwa mit den Werken L. Berios, L. Nonos, K. Pendereckis sowie der Salzburger Komponisten G. Wimberger und H. →Eder. Auf dem Schauspielsektor standen neben Klassikeraufführungen auch UA vonWerken Th. Bernhards und Peter Handkes auf demProgramm. Auch internationale Ballettensembles setzten spezielle Akzente, z. B. mit John Neumeiers Matthäuspassion auf dem Domplatz sowie einem Gastspiel der Martha Graham Dance Company New York. Werke von A. Schönberg, E. Krenek und E. Canetti markierten den Spielplan des österreichischen »Bedenkjahres« 1988. Die Zusammenarbeit mit anderen Salzburger Institutionen umfaßte Koproduktionen mit den →Osterfestspielen, der Internationalen Stiftung →Mozarteum, der →Sommerakademie und dem Salzburger Landestheater.
Im Jahre 1988 legte H. v. Karajan seine Funktion im Direktorium zurück. Sein Tod am 16. 7. 1989, elf Tage vor Beginn der Festpielsaison dieses Jahres, markierte das Ende einer Ära, in der die Salzburger F. nicht nur auf kultureller Ebene, sondern auch im intern. Gesellschaftsleben zum Top-Ereignis avanciert waren. Am 20. 10. 1989 beschloss das Kuratorium der Salzburger F. eine umfassende Reform und setzte mit der Berufung von Dr. Hans Landesmann, Dr. Gérard Mortier und Dr. Heinrich Wiesmüller in das Direktorium entsprechende Akzente. Neue Weichen stellte auch ein Kuratoriumsbeschluss des Jahres 1990 mit dem Votum für eine langfristige Zusammenarbeit mit internationalen Firmen als Sponsoren. Das überaus reichhaltige Mozartprogramm des Mozartjahres 1991 (200. Todesjahr) umfasste u. a. insgesamt sieben Mozartopern und John Neumeiers Requiem-Choreographie in der Felsenreitschule. Ab Herbst 1991 nahm das neubestellte Direktorium seine Arbeit auf: Gérard Mortier wurde künstlerischer Leiter, Hans Landesmann fungierte als organisatorisch- kaufmännischer Leiter und Konzertreferent, Heinrich Wiesmüller wurde zum Präsidenten bestellt. Peter Stein übernahmdie Leitung des Bereichs Schauspiel. In den folgenden Jahren boten die Gedenkjahre für Claudio Monteverdi (1993) und Igor Strawinksy (1994) jeweils Anlaß zu programmatischen Schwerpunktbildungen.
Zunehmend gewann neben dem traditionellen Repertoire das zeitgenössische Kunstschaffen an Bedeutung. Aufführungen zeitgenössischer Musik werden seither in Kooperation mit dem Kulturverein →»Zeitfluß« erfolgreich realisiert. Auftragswerke für Musik und bildende Kunst erfahren Förderung durch privates Sponsoring. Zu den diversen Brüchen mit der Vergangenheit zählt z. B. der Einsatz der »Camerata Academica« als Opernorchester (ab 1993), eine traditionsgemäß den Wiener Philharmonikern zukommende Aufgabe. Neue Einrichtungen, die die »Reform-Ära« im besonderen Maße kennzeichnen, sind Jugendabonnements und Einführungsveranstaltungen. Die Ära Mortier begann im Festspielsommer 1992 mit programmatischen Akzentsetzungen: Peter Stein startete in der Felsenreitschule seinen Shakespeare-Römerdramenzyklus mit »Julius Cäsar«, Peter Sellars inszenierte Olivier Messiaens »Saint François d’Assise« (Dirigent Esa Pekka Salonen). Luc Bondy inszenierte und Christoph von Dohnány dirigierte »Salome« von Richard Strauss, Claudio Abado dirigierte Janá˘ceks »Aus einem Totenhaus«. Die Oper des 20. Jh.s war fortan einer der wesentlichsten Programmschwerpunkte der neuen Ära, wobei es erstaunlicherweise gelang, das Interesse des großen Publikums konstant zu steigern. So konnte etwa im Jahr 1998 mit Aufführungen von Janá˘ceks »Katja Kabanowa«, Weills »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« und Messiaens »Saint François d´Assise« an insgesamt 17 Abenden mit stetig wachsenden Zuschauerzahlen geradezu eine Begeisterung für die Oper des 20. Jh.s registriert werden, und man konnte es sich sogar leisten, im Jahr 1999 die F. mit einer Opernuraufführung zu eröffnen, mit Luciano Berios eigens für die Felsenreitschule komponierter azione musicale »Cronaca del Luogo«; außerdem zeigte sich die zunehmende Etablierung zeitgenössischen Musiktheaters auch in der überaus positiven Aufnahme der Uraufführung von Kaija Saariahos erster Oper »L’amour de loin« (Libretto Amin Maalout) 2000 in der Felsenreitschule.
Gedenkjahre, wie etwa das Monteverdi-Jahr 1993 u. a. mit einer vielbeachteten Aufführung von »L’incoronazione di Poppea« (Harnoncourt/Flimm), wie auch spezielle Schwerpunktsetzungen, etwa 1994 mit einer Strawinsky-Retrospektive mit »The Rake’s Progress« (Cambreling/Mussbach), »Geschichte vom Soldaten« und »Oedipus Rex«, boten die Möglichkeit zu sinnvoller dramaturgischer Strukturierung. In diese Richtung wiesen auch spezielle Themensetzungen, wie »Faust« und »Don Juan« im Jahr 1999 (Aufführungen u. a. von »Don Giovanni«, Bergs »Lulu«, Busonis »Doktor Faust« und Berlioz‘ »Damnation de Faust«), oder »Troja und die Liebe« im Jahr 2000 (Berlioz‚ »Les Troyens«). Die Fixpunkte Mozart und Strauss blieben bei alledem fester Bestandteil der Festspieldramaturgie, wenngleich auch sie zumeist einemregietheatralen Neuerungskonzept unterworfen wurden, das Diskussionsstoff bot. In der Leitung des Schauspiels erfolgte im Herbst 1997 die Ablöse Peter Steins durch Ivan Nagel, der vor allem mit der UA von Elfriede Jelineks »er nichts als er« neue Akzente zu setzen schien, dennoch nach kurzer Zeit auf eigenenWunsch durch Frank Baumbauer abgelöst wurde, dessen Tätigkeit 1999 mit dem aufsehenerregenden Shakespeare-Marathon »Schlachten« (Tom Lanoye und Luk Perceval) und Christoph Marthalers Schauspielregie- Debüt bei den F. mit Horváths »Zur schönen Aussicht« begann. Während Mortiers Ära wurde zeitgenössische Musik auch imKonzertprogrammnicht nur zu einer festen, sondern geradezu zentralen Größe. Auftragswerke für Musik, aber auch bildende Kunst erfuhren großzügige Förderung durch privates Sponsoring. Spezielle Schwerpunkte im Konzertleben wie »Pierre Boulez zu Gast« (1999), das Komponisten- Porträt »Wolfgang Rihm« (2000) setzten Zeichen und zeugten für die Konsequenz des Grundkonzepts Mortiers, während dessen Ära auch personell generell Kontinuität herrschte; lediglich imJahr 1995 gab es einen personellen Wechsel an der Präsidiumsspitze: Helga Rabl- Stadler löste Heinrich Wiesmüller als Präsidentin der Festspiele ab. Zu den kreativen Neuerungen der Ära zählt auch die Erschließung neuer Spielstätten wie etwa der Perner-Insel Hallein durch Reaktivierung einer alten Industriehalle sowie des in unmittelbarer Nachbarschaft der Festspielhäuser gelegenen Schüttkastens als Kommunikationszentrum (Eröffnung am 28. März 1996), in dem auch Archiv- und Ausstellungsräumlichkeiten sowie ein den aktuellen Erfordernissen entsprechendes Kartenbüro und Probenräumlichkeiten untergebracht wurden. Trotz einer mitunter kritischen Aufnahme innovativer Akzentuierungen auf unterschiedlichsten Ebenen des kulturellen Spektrums haben die F. auf vielfältige Weise ihre Attraktivität erfolgreich unter Beweis gestellt.
Literatur:
- M. P. Steinberg: Ursprung und Ideologie der Salzburger Festspiele 1890-1938. Salzburg-München 2000.
- U. Kalchmair (Hg.): Salzburger Festpiele vor und hinter den Kulissen. Salzburg 1998.
- H. Jaklitsch: Die Salzburger Festspiele. Verzeichnis der Werke und der Künstler 1920-1990, Salzburg-Wien 1991.
- F. Willnauer (Hg.): Salzburger Festspiele 1983-1991. Bilanz. Salzburg 1991.
- E. Fuhrich, G. Prossnitz: Die Salzburger Festspiele 1920-1945. Salzburg-Wien 1990.
- H. Schmidhuber: Das Naheverhältnis von bildender und darstellender Kunst. Bühnenbilder der Salzburger Festspiele, Diss. Salzburg 1987.
- J. Kaut: Die Salzburger Festspiele. 1920-1981. 1982.
S.D.