Kabarett: Unterschied zwischen den Versionen

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* MotzArt. Kabarett-Texte und Songs. Salzburg 1980.
 
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Version vom 27. Februar 2018, 14:58 Uhr

Kabarett.

Die Salzburger Kabarettszene hat sich von 1945 bis heute aus spärlichsten Anfängen zu einem reichhaltigen Angebot während des ganzen Jahres entwickelt. Bis in die 1950er-Jahre gab es das „Fred-Kraus-Brettl“. Ab den 50er-Jahren veranstaltete der Salzburger Rundfunk Kabarettabende mit satirischem Inhalt, so z. B. die #Salzach-G’schichten# (1977-81) von Sepp Dreissinger oder die Sendungen #Kabarett in Österreich#, die bundesweit über Ö-Regional gesendet wurden; der Bogen reichte von österreichischen Kabarettklassikern (u. a. Fritz Grünbaum, Karl Farkas, Helmut Qualtinger) bis zur aktuellen Kabarettszene Österreichs, Deutschlands und der Schweiz. Dem folgten studentische Versuche im Rahmen des Club 2000. Ideen zu eigenen Kabarettabenden kamen von W. →Schneyder und C. →Wallner zu Beginn der 70er-Jahre; die von Alfred Winter gegründete →„Szene der Jugend“ bot Anregungen und Möglichkeiten. 1973 traten C. Wallner und W. Schneyder mit #Festseller#, einem satirischen Programm über die →Festspiele, erfolgreich im kabarettistischen „Niemandsland Salzburg“ auf.

Obwohl Schneyder bald mit Dieter Hildebrandt zur „Münchner Lach- und Schießgesellschaft“ ging, blieb er als Anreger tätig. Er bewog den Autor Günther Schatzdorfer, Kabaretttexte zu schreiben und bemühte sich mit Friedrich Urban um das Zustandekommen des Kabarettforums „Salzburger Stier“, inzwischen eine der wichtigsten deutschsprachigen Kleinkunst-Veranstaltungen, die als Koproduktion von ORF, ARD und dem Schweizer Radio DRS ein Millionenpublikum erreicht und bereits mehrmals auch außerhalb Salzburgs stattfand. War der »Salzburger Stier« zu Beginn als Förderungs- und Nachwuchspreis gedacht (erstmals 1982 vergeben mit Christian Schacherreiter und Gerald Fratt als Preisträger), so hat er sich inzwischen zu einer Würdigung für Kabarettistinnen und Kabarettisten entwickelt, deren Programme durch unverwechselbare Formen und Ausdrucksweisen geprägt sind. Preisträger u. a.: Erwin Steinhauer, Josef Hader, Andreas Vitasek, Georg Ringsgwandl, „Affront-Theater“, Lukas Resetarits, Thomas Maurer, Martin Puntigam, Andrea Händler, Alf Poier, Stermann & Grissemann, Mike Supancic.

Die Verbindung mit dem ORF-Landesstudio Salzburg, dem →„Literaturforum Leselampe“ und studentischen Kreisen zeigt zumindest bis in die 1990er-Jahre eine durchlaufende Eigenart des Salzburger Kabarett: es war oft literarisches Kabarett. Die Gruppe „MotzArt“, 1980 von C. Wallner zusammen mit dem Musiker G. Fratt gegründet, spielte in wechselnder Besetzung 1980-99 literarisch- musikalische Programme. Fratt und C. Schacherreiter arbeiteten von 1977-93 zusammen, ihr bevorzugtes Genre war das anspruchsvolle politische Chanson. Rudolf Habringer, C. →Janacs und F. →Popp brachten von 1983-86 in drei Programmen vor allem musikalisch-literarisch-politisches Kabarett. Seit 1983 findet Ende Jänner/Anfang Februar in Salzburg das „MotzArt Kabarett Festival“ mit deutschsprachigen Kabaretist/innen statt. Das „Affront-Theater“ (gegr. 1989) besteht aus den beiden schreibenden Darstellern Fritz Egger und Peter Scholz und dem Musiker Johannes Pillinger. Texte liefern auch Manfred Koch und F. Popp; F. Egger ist darüber hinaus auch mit Soloprogrammen tätig.

Alle Salzburger Kabarettgruppen wirk(t)en durch Auftritte in Deutschland, der Schweiz sowie im Fernsehen und durch die Zuerkennung von Kleinkunstpreisen weit über Salzburg hinaus. P. →Blaikner, Verfasser mehrerer sehr erfolgreicher musikalischer Kinderstücke, hat seit 1984 (meist zusammen mit dem Musiker Cosi M. Goehlert) fünf musikalische Kabarettprogramme herausgebracht. Christian Hofler (seit 1993 in Neukirchen, Pinzgau) verfasste und spielte seit 1991 drei Solokabarettprogramme. Er ist Gründungsmitglied des „1. Salzburger Volxkabaretts“ und arbeitet als ClownDoctor am Landeskrankenhaus Salzburg. M. Koch, seit 1971 in Salzburg, schreibt seit 1984 in den #Salzburger Nachrichten# die satirische Kolumne „Eingekocht“ (früher „Mit spitzer Feder“). Er gehört zu den Gründungsmitgliedern und Textern des „Affront-Theaters“. Seine Satiren aus der Zeitung sind zum Teil auch als Bücher erschienen, z. B. #Elefantenballett# (1995, ill. v. Helmut Hütter).

Seit Ende der 1990er-Jahre haben sich neben dem Kabarettisten Ingo Vogl auch die Schauspielerin Anita Köchl und der Schauspieler Edi Jäger als Duo (u. a. mit Sketches von Karl Valentin, Loriot und Stücken über Paarbeziehungen), aber auch solo und in anderen Gruppierungen in die Salzburger bzw. deutschsprachige Theater- und Kabarettszene eingeschrieben. Der Musiker und Gründer der Band „Querschläger“ Fritz Messner hat ebenfalls mit Kabarett-Programmen (u. a. gemeinsam mit P. →Blaikner und M. →Baumann unter dem Gruppennamen #Kultkabarett#, gegr. 2007) auf sich aufmerksam gemacht. Seine Glossen für die #Salzburger Nachrichten# erschienen auch als Buch (#[UmgeQuert]#, 2015).

Neben dem Kleinen Theater (→Theaterinitiativen) entwickelte sich das Kulturzentrum →ARGE Kultur Salzburg zu einer wichtigen öffentlichen Bühne der Kabarettszene, wo neben lokalen Größen auch international bekannte Kabarettist/innen aus dem deutschen Sprachraum gastieren.

Lit.:

  • 20 Jahre „Salzburger Stier“. 3 CDs (Deutschland, Österreich, Schweiz), 2001.
  • I. Fink: Von Travnicek bis Hinterholz 8. Kabarett in Österreich ab 1945 von A bis Zugabe. Graz 2000.
  • MotzArt. Kabarett-Texte und Songs. Salzburg 1980.

H.H./B.J.