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− | + | Dank der günstigen Bodenbedingungen und des glücklichen Umstandes, dass die Fundstelle späterhin nicht überbaut wurde, haben sich Spuren von zahlreichen großen hölzernen Ständerbauten (ca. 10 x 6 m bis 12 x 10 m), Grubenhütten und innerörtlichen Wegstrukturen erhalten, die zu einer dicht verbauten dörflichen Ansiedlung mit einer Gesamtausdehnung von zumindest 1 ha gehörten. Diese überlagerte im Zuge ihrer Entwicklung Körperbestattungen eines älteren Friedhofes, in den Siedlungsobjekten fanden sich zudem zwei Säuglingsbeisetzungen. | |
− | Das für Fundstellen dieser Art und Zeitstellung ungewöhnlich umfangreiche Fundspektrum umfasst u. a. auch den verzierten zoomorphen Beschlagteil eines Schwertgurtes, eine Riemenzunge eindeutig awarischer Provenienz und weitere Schmuckgegenstände aus Buntmetall sowie einen Treibhammer und mehrere (Steck-)Ambosse aus Eisen. Insbesondere letztere verweisen darauf, dass neben der landwirtschaftlichen Nutzung der ertragreichen Böden wohl auch die Eisengewinnung und Metallverarbeitung weitere Erwerbszweige der Dorfgemeinschaft bildeten. Die | + | Das für Fundstellen dieser Art und Zeitstellung ungewöhnlich umfangreiche Fundspektrum umfasst u.a. auch den verzierten zoomorphen Beschlagteil eines Schwertgurtes, eine Riemenzunge eindeutig awarischer Provenienz und weitere Schmuckgegenstände aus Buntmetall sowie einen Treibhammer und mehrere (Steck-)Ambosse aus Eisen. Insbesondere letztere verweisen darauf, dass neben der landwirtschaftlichen Nutzung der ertragreichen Böden wohl auch die Eisengewinnung und Metallverarbeitung weitere Erwerbszweige der Dorfgemeinschaft bildeten. Die Siedlung von Niederalm stellt bislang im Bundesland Salzburg ein einzigartiges Beispiel für eine frühmittelalterliche Siedlung dar, muss aber auch den quantitativen wie qualitativen Vergleich mit benachbarten Regionen nicht scheuen. |
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− | * P. Höglinger: Frühmittelalterliche Siedlungsstrukturen am Beispiel | + | * P. Höglinger: Frühmittelalterliche Siedlungsstrukturen am Beispiel Anif–Niederalm/Salzburg. In: Fines Transire 19, Rahden/Westf. 2010, S. 269ff. |
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Aktuelle Version vom 29. April 2021, 17:08 Uhr
Niederalm. Gemeinde Anif, frühmittelalterliche Siedlung. 2009 konnten unweit des Schlosses Lasseregg im Vorfeld eines Großbauvorhabens auf einer Fläche von rund 6.000 m² Reste einer mehrphasigen Siedlung aufgedeckt werden, deren Blütezeit in das 7./8. Jahrhundert n. Chr. zu datieren ist.
Dank der günstigen Bodenbedingungen und des glücklichen Umstandes, dass die Fundstelle späterhin nicht überbaut wurde, haben sich Spuren von zahlreichen großen hölzernen Ständerbauten (ca. 10 x 6 m bis 12 x 10 m), Grubenhütten und innerörtlichen Wegstrukturen erhalten, die zu einer dicht verbauten dörflichen Ansiedlung mit einer Gesamtausdehnung von zumindest 1 ha gehörten. Diese überlagerte im Zuge ihrer Entwicklung Körperbestattungen eines älteren Friedhofes, in den Siedlungsobjekten fanden sich zudem zwei Säuglingsbeisetzungen.
Das für Fundstellen dieser Art und Zeitstellung ungewöhnlich umfangreiche Fundspektrum umfasst u.a. auch den verzierten zoomorphen Beschlagteil eines Schwertgurtes, eine Riemenzunge eindeutig awarischer Provenienz und weitere Schmuckgegenstände aus Buntmetall sowie einen Treibhammer und mehrere (Steck-)Ambosse aus Eisen. Insbesondere letztere verweisen darauf, dass neben der landwirtschaftlichen Nutzung der ertragreichen Böden wohl auch die Eisengewinnung und Metallverarbeitung weitere Erwerbszweige der Dorfgemeinschaft bildeten. Die Siedlung von Niederalm stellt bislang im Bundesland Salzburg ein einzigartiges Beispiel für eine frühmittelalterliche Siedlung dar, muss aber auch den quantitativen wie qualitativen Vergleich mit benachbarten Regionen nicht scheuen.
Lit.:
- P. Höglinger: Frühmittelalterliche Siedlungsstrukturen am Beispiel Anif–Niederalm/Salzburg. In: Fines Transire 19, Rahden/Westf. 2010, S. 269ff.
P.H.