Stolpersteine: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
Wechseln zu: Navigation, Suche
K
 
(5 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
'''Stolpersteine'''.
+
Die '''Stolpersteine''' sind ein 1992 begonnenes Projekt des Berliner Künstlers Gunter Demnig (* 1947), das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Es erinnert an das Schicksal jener Menschen, die in der NS-Zeit verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die quadratischen Messingtafeln mit abgerundeten Ecken und Kanten sind mit von Hand eingeschlagenen Lettern mit den wichtigsten Daten beschriftet und werden von einem angegossenen Betonwürfel getragen („Pflastersteine“); sie werden meist vor der letzten selbst gewählten Wohnadresse der NS-Opfer niveaugleich in das Pflaster bzw. den Wegbelag eingelassen.
Die Stolpersteine sind ein 1992 begonnenes Projekt des Berliner Künstlers Gunter Demnig (*1947), das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Es erinnert an das Schicksal jener Menschen, die in der NS-Zeit verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die quadratischen Messingtafeln mit abgerundeten Ecken und Kanten sind mit von Hand eingeschlagenen Lettern mit den wichtigsten Daten beschriftet und werden von einem angegossenen Betonwürfel getragen (»Pflastersteine«); sie werden meist vor den letzten selbst gewählten Wohnadresse der NS-Opfer niveaugleich in das Pflaster bzw. den Wegbelag eingelassen. Das Kunstprojekt ist seit 2006 beim Deutschen Patent- und Markenamt und seit 2013 europaweit geschützt. Im Juli 2017 gab es rund 61.000 Steine, nicht nur in Deutschland, sondern auch in 21 weiteren europäischen Staaten. In Österreich wurden sie erstmals 1997 auf Initiative von Andreas Maislinger in Sankt Georgen bei Salzburg verlegt. 2007 hat das »Personenkomitee Stolpersteine« – eine überparteiliche Plattform – mit Unterstützung der Stadt das Projekt auch in Salzburg gestartet. Ende 2017 waren in der Stadt Salzburg 388 Stolpersteine verlegt, die die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung von Juden (→Jüdisches Salzburg), von Roma und Sinti, von politisch Verfolgten, ZwangsarbeiterInnen, von Homosexuellen, von Zeugen Jehovas und von Euthanasieopfern im Nationalsozialismus lebendig erhalten. Die Lebensgeschichten der Opfer der NS-Herrschaft in Salzburg werden vom Historiker Gert Kerschbaumer wissenschaftlich erforscht, auf der projekteigenen Homepage dokumentiert und so den Opfern ihre Identität zurückgegeben.
+
 
 +
Das Kunstprojekt ist seit 2006 beim Deutschen Patent- und Markenamt und seit 2013 europaweit geschützt. Im Juli 2017 gab es rund 61.000 Steine, nicht nur in Deutschland, sondern auch in 21 weiteren europäischen Staaten. In Österreich wurden sie erstmals 1997 auf Initiative von Andreas Maislinger in Sankt Georgen bei Salzburg verlegt. 2007 hat das ''Personenkomitee Stolpersteine'' – eine überparteiliche Plattform – mit Unterstützung der Stadt das Projekt auch in Salzburg gestartet. Mit Stand Jänner 2020 waren in der Stadt Salzburg 441 Stolpersteine verlegt, die die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung von Juden ([[Jüdisches Leben in Salzburg]]), von Roma und Sinti, von politisch Verfolgten, Zwangsarbeiter*innen, von Homosexuellen, von Zeugen Jehovas und von Euthanasieopfern im Nationalsozialismus lebendig erhalten.
 +
 
 +
Die Lebensgeschichten der Opfer der NS-Herrschaft in Salzburg werden vom Historiker Gert Kerschbaumer wissenschaftlich erforscht und auf der projekteigenen Homepage dokumentiert, um so den Opfern ihre Identität zurückgegeben.
  
 
Lit.:
 
Lit.:
* http://www.stolpersteine-salzburg.at
+
 
* H. Hesse: Stolpersteine. Idee, Künstler, Geschichte, Wirkung. Essen 2017.
+
* http://​www.​sto​lper​stei​ne-​salzburg.​at
* G. Kerschbaumer: Gespaltenes Gedenken im öffentlichen Raum – verschwiegene Opfer des NS-Terrors, In: Schweigen und erinnern. Das Problem Nationalsozialismus nach 1945, hg. v. A. Pinwinkler u. Th. Weidenholzer (Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus 7), Salzburg 2016, S. 22‒64.
+
* H. Hesse: Stolpersteine. Essen 2017.
* P. T. Fritsche: Stolpersteine – Das Gedächtnis einer Straße. Berlin 2014.
+
* G. Kerschbaumer: Gespaltenes Gedenken im öffentlichen Raum. In: Schweigen und erinnern. Das Problem Nationalsozialismus nach 1945, hg. v. A. Pinwinkler u. T. Weidenholzer. Salzburg 2016, S. 22‒64.
* G. Kerschbaumer: Respekt vor allen Opfern des nationalsozialistischen Terrors, in: Leben im Terror. Verfolgung und Widerstand, hg. v. Th. Weidenholzer u. A. Lichtblau (Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus 3), Salzburg 2012, S. 16–63.
+
*P.T. Fritsche: Stolpersteine – Das Gedächtnis einer Straße. Berlin 2014.
 +
* G. Kerschbaumer: Respekt vor allen Opfern des nationalsozialistischen Terrors. In: Leben im Terror. Hg. v. T. Weidenholzer, A. Lichtblau.. Salzburg 2012, S. 16–63.
  
 
P.F.K.
 
P.F.K.

Aktuelle Version vom 23. Mai 2021, 13:54 Uhr

Die Stolpersteine sind ein 1992 begonnenes Projekt des Berliner Künstlers Gunter Demnig (* 1947), das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Es erinnert an das Schicksal jener Menschen, die in der NS-Zeit verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die quadratischen Messingtafeln mit abgerundeten Ecken und Kanten sind mit von Hand eingeschlagenen Lettern mit den wichtigsten Daten beschriftet und werden von einem angegossenen Betonwürfel getragen („Pflastersteine“); sie werden meist vor der letzten selbst gewählten Wohnadresse der NS-Opfer niveaugleich in das Pflaster bzw. den Wegbelag eingelassen.

Das Kunstprojekt ist seit 2006 beim Deutschen Patent- und Markenamt und seit 2013 europaweit geschützt. Im Juli 2017 gab es rund 61.000 Steine, nicht nur in Deutschland, sondern auch in 21 weiteren europäischen Staaten. In Österreich wurden sie erstmals 1997 auf Initiative von Andreas Maislinger in Sankt Georgen bei Salzburg verlegt. 2007 hat das Personenkomitee Stolpersteine – eine überparteiliche Plattform – mit Unterstützung der Stadt das Projekt auch in Salzburg gestartet. Mit Stand Jänner 2020 waren in der Stadt Salzburg 441 Stolpersteine verlegt, die die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung von Juden (Jüdisches Leben in Salzburg), von Roma und Sinti, von politisch Verfolgten, Zwangsarbeiter*innen, von Homosexuellen, von Zeugen Jehovas und von Euthanasieopfern im Nationalsozialismus lebendig erhalten.

Die Lebensgeschichten der Opfer der NS-Herrschaft in Salzburg werden vom Historiker Gert Kerschbaumer wissenschaftlich erforscht und auf der projekteigenen Homepage dokumentiert, um so den Opfern ihre Identität zurückgegeben.

Lit.:

  • http://www.stolpersteine-salzburg.at
  • H. Hesse: Stolpersteine. Essen 2017.
  • G. Kerschbaumer: Gespaltenes Gedenken im öffentlichen Raum. In: Schweigen und erinnern. Das Problem Nationalsozialismus nach 1945, hg. v. A. Pinwinkler u. T. Weidenholzer. Salzburg 2016, S. 22‒64.
  • P.T. Fritsche: Stolpersteine – Das Gedächtnis einer Straße. Berlin 2014.
  • G. Kerschbaumer: Respekt vor allen Opfern des nationalsozialistischen Terrors. In: Leben im Terror. Hg. v. T. Weidenholzer, A. Lichtblau.. Salzburg 2012, S. 16–63.

P.F.K.