Otto Müller Verlag: Unterschied zwischen den Versionen
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− | '''Otto Müller Verlag''' | + | Der '''Otto Müller Verlag''' wurde 1937 von Otto Müller (1901–1956) gegründet. Von 1941 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Verlagstätigkeit nach dem durch die Nationalsozialisten erzwungenen Verkauf des Otto Müller Verlags unterbrochen. Otto Müller verlegte als politisch Verfolgter katholisch-religiöse und antifaschistische Literatur, aber auch belastete Autoren: ab 1947 die äußerst erfolgreichen Bücher von [[Karl Heinrich Waggerl]], außerdem die 1948 erstmals erschienene ''Literaturgeschichte Österreichs'' von Josef Nadler, einem der führenden Literaturwissenschaftler des „Dritten Reichs“, und kunsthistorische Studien [[Sedlmayr, Hans|Hans Sedlmayr]]s, u.a. ''Verlust der Mitte'' (1948). Zu den auflagenstärksten Büchern der Nachkriegszeit gehören Giovanni Guareschis ''Don Camillo und Peppone'' (1950) und der ''Österreichische Schilehrplan'', herausgegeben von [[Stefan Kruckenhauser]] (1956). |
− | + | Im breit gefächerten Verlagsprogramm nahm nach 1945 die Literatur zunehmend mehr Raum ein. Der Otto Müller Verlag besitzt seit 1938 die Rechte für das Werk von [[Trakl, Georg|Georg Trakl]] (historisch-kritische Gesamtausgabe der Dichtungen und Briefe, herausgegeben von Walther Killy und Hans Szklenar, 1969) und betreute außerdem das Werk von Josef Weinheber und Christine Lavant, letztere zählte neben Michael Guttenbrunner, Christine Busta, Theodor Kramer und [[Maria Zittrauer]] zum lyrischen Schwerpunkt der 1950er. Daneben erschien von 1957 bis 1974 die 10-bändige ''Theatergeschichte Europas'' von Heinz Kindermann. | |
− | + | Nach dem Tod Otto Müllers übernahm seine Tochter Erentraud die Verlagsleitung, ihr folgten Richard Moissl und Alexander Weiger als Verlagschefs. Es erschienen vereinzelt Bücher junger österreichischer Autoren, 1958 die Dialektgedichte ''med ana schwoazzn dintn'' von [[H.C. Artmann]], außerdem die beiden Gedichtbände ''Auf der Erde und in der Hölle'' (1957) und ''In hora mortis'' (1958) von [[Thomas Bernhard]]. Als Lektor, Autor, Übersetzer und Herausgeber war Gerhard Fritsch für den Verlag von großer Bedeutung; 1966–69 war er außerdem Mitherausgeber der Literaturzeitschrift ''Literatur und Kritik'' ([[Literaturzeitschriften]]). 1966 publizierte Claudio Magris seine wegweisende Studie ''Der habsburgische Mythos in der österreichischen Literatur'' im Otto Müller Verlag. | |
− | + | Seit den späten 1970ern und 1980ern intensivierte der Verlag seine Publikationstätigkeit im Bereich der (österreichischen) Literatur: Es erschienen Bücher von Milo Dor, [[Catarina Carsten]], Jutta (später Julian) Schutting, [[O. P. Zier]], Gudrun Seidenauer, [[Karl-Markus Gauß]], Elisabeth Reichart u.a. Neben dem Literaturprogramm konnte der Otto Müller Verlag mit der Gründung der ''Edition Fotohof im Otto Müller Verlag'' gemeinsam mit Kurt Kaindl 1990–99 einen Schwerpunkt im Bereich Fotobuch setzen. Daneben wurden zentrale (literatur-)historische Studien wie ''Faszination Drittes Reich'' (1988) von Gert Kerschbaumer und ''Zäsuren ohne Folgen'' (1990) von Karl Müller verlegt. | |
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* Werke und Jahre. 1937–1977. Salzburg 1977. | * Werke und Jahre. 1937–1977. Salzburg 1977. | ||
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Aktuelle Version vom 5. Juli 2021, 13:02 Uhr
Der Otto Müller Verlag wurde 1937 von Otto Müller (1901–1956) gegründet. Von 1941 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Verlagstätigkeit nach dem durch die Nationalsozialisten erzwungenen Verkauf des Otto Müller Verlags unterbrochen. Otto Müller verlegte als politisch Verfolgter katholisch-religiöse und antifaschistische Literatur, aber auch belastete Autoren: ab 1947 die äußerst erfolgreichen Bücher von Karl Heinrich Waggerl, außerdem die 1948 erstmals erschienene Literaturgeschichte Österreichs von Josef Nadler, einem der führenden Literaturwissenschaftler des „Dritten Reichs“, und kunsthistorische Studien Hans Sedlmayrs, u.a. Verlust der Mitte (1948). Zu den auflagenstärksten Büchern der Nachkriegszeit gehören Giovanni Guareschis Don Camillo und Peppone (1950) und der Österreichische Schilehrplan, herausgegeben von Stefan Kruckenhauser (1956).
Im breit gefächerten Verlagsprogramm nahm nach 1945 die Literatur zunehmend mehr Raum ein. Der Otto Müller Verlag besitzt seit 1938 die Rechte für das Werk von Georg Trakl (historisch-kritische Gesamtausgabe der Dichtungen und Briefe, herausgegeben von Walther Killy und Hans Szklenar, 1969) und betreute außerdem das Werk von Josef Weinheber und Christine Lavant, letztere zählte neben Michael Guttenbrunner, Christine Busta, Theodor Kramer und Maria Zittrauer zum lyrischen Schwerpunkt der 1950er. Daneben erschien von 1957 bis 1974 die 10-bändige Theatergeschichte Europas von Heinz Kindermann.
Nach dem Tod Otto Müllers übernahm seine Tochter Erentraud die Verlagsleitung, ihr folgten Richard Moissl und Alexander Weiger als Verlagschefs. Es erschienen vereinzelt Bücher junger österreichischer Autoren, 1958 die Dialektgedichte med ana schwoazzn dintn von H.C. Artmann, außerdem die beiden Gedichtbände Auf der Erde und in der Hölle (1957) und In hora mortis (1958) von Thomas Bernhard. Als Lektor, Autor, Übersetzer und Herausgeber war Gerhard Fritsch für den Verlag von großer Bedeutung; 1966–69 war er außerdem Mitherausgeber der Literaturzeitschrift Literatur und Kritik (Literaturzeitschriften). 1966 publizierte Claudio Magris seine wegweisende Studie Der habsburgische Mythos in der österreichischen Literatur im Otto Müller Verlag.
Seit den späten 1970ern und 1980ern intensivierte der Verlag seine Publikationstätigkeit im Bereich der (österreichischen) Literatur: Es erschienen Bücher von Milo Dor, Catarina Carsten, Jutta (später Julian) Schutting, O. P. Zier, Gudrun Seidenauer, Karl-Markus Gauß, Elisabeth Reichart u.a. Neben dem Literaturprogramm konnte der Otto Müller Verlag mit der Gründung der Edition Fotohof im Otto Müller Verlag gemeinsam mit Kurt Kaindl 1990–99 einen Schwerpunkt im Bereich Fotobuch setzen. Daneben wurden zentrale (literatur-)historische Studien wie Faszination Drittes Reich (1988) von Gert Kerschbaumer und Zäsuren ohne Folgen (1990) von Karl Müller verlegt.
Der Otto Müller Verlag wird seit 1986 von Arno Kleibel, einem Enkel Otto Müllers, geleitet.
Literatur:
- Hildemar Holl: Literaturgeschichte Salzburgs von 1945 bis zur Gegenwart. In: Ernst Hanisch, Robert Kriechbaumer (Hg.): Salzburg. Zwischen Globalisierung und Goldhaube. Wien u.a. 1997, S. 680–683.
- Murray G. Hall: Österreichische Verlagsgeschichte 1918–1938. 2 Bde. Wien u.a. 1985.
- Werke und Jahre. 1937–1977. Salzburg 1977.
M.St.