Siedlungsformen: Unterschied zwischen den Versionen
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− | + | Bis zum Ende des Mittelalters wurde das Land Salzburg in mehreren Perioden etwa im heutigen Umfang besiedelt. Nur ein Fünftel der Landesfläche kann als Dauersiedlungsraum angesehen werden, lediglich im nördlichen Teil des Landes gibt es größere zusammenhängende Siedlungsflächen. In allen übrigen Teilen folgt die ursprüngliche Siedlungsentwicklung den Tälern und Becken und reicht nur an sonnigen Hängen weiter die Talflanken hinauf. Die höchsten dauernd besiedelten Bauernhöfe liegen im Lungau auf etwa 1.300 m. | |
− | + | Die Siedlungsweise des Vorlandes unterscheidet sich von der des Gebirges. So entstanden im Flachgau viele Einzelhöfe und Kleinweiler, die Siedlungsschwerpunkte bilden Märkte und Dörfer mit unregelmäßiger und unplanmäßiger Anlage, sogenannte Haufendörfer. Im Gebirge beschränken sich diese Haufendörfer und Märkte auf die Becken und Haupttäler, im übrigen herrschen Kleinweiler vor. Nur in den zuletzt besiedelten Hang- und Höhenlagen nehmen Einzelsiedlungen zu. | |
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+ | An Knotenpunkten der Straßen liegen Marktorte; oft sind es Straßenmärkte, bei denen die Durchgangsstraße zu einem langgestreckten Platz erweitert ist. In geschlossener Zeile stehen die Häuser giebelseitig mit weit vorspringendem Dach zu Straße und Platz (z.B. Golling). Aber auch schöne Anlagen mit quadratischen oder rechteckigen Plätzen sind zu finden (Tamsweg, St. Veit). Bis 2000 gab es nur vier Städte im Land: Landeshauptstadt Salzburg, Hallein, [[Radstadt]], Zell am See (vor 1803 noch Laufen, Tittmoning, Friesach und Mühldorf), 2000 Stadterhebung von Bischofshofen, St. Johann im Pongau, Saalfelden, Seekirchen und Neumarkt am Wallersee. | ||
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+ | Die unregelmäßige Anlage der Haufendörfer begünstigte – besonders seit der 2. Hälfte des 20 Jahrhunderts – eine negative Erscheinung in der Siedlungsentwicklung, die unter dem Stichwort der Zersiedelung zusammenzufassen ist. Diese wird nicht mehr bloß als ungeregelte Errichtung von Gebäuden außerhalb geschlossener Siedlungsgebiete gesehen, sondern als ein Phänomen, das optisch in der Landschaft wahrnehmbar ist. Die Zersiedelung hat die historischen Siedlungsformen durch das Ausfransen der Siedlungsräume sowie den Prozess der Suburbanisierung und der Verstädterung weitgehend aufgelöst. | ||
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− | * A. Klaar: Die | + | * F. Dollinger: Kommentar. Vom Ausfransen der Dörfer. In: ANliegen Natur, 2017, S. 45–48. |
+ | * A. Klaar: Die S. von Salzburg. Leipzig 1939. | ||
U.K., R.H. | U.K., R.H. | ||
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Aktuelle Version vom 13. Mai 2021, 16:19 Uhr
Bis zum Ende des Mittelalters wurde das Land Salzburg in mehreren Perioden etwa im heutigen Umfang besiedelt. Nur ein Fünftel der Landesfläche kann als Dauersiedlungsraum angesehen werden, lediglich im nördlichen Teil des Landes gibt es größere zusammenhängende Siedlungsflächen. In allen übrigen Teilen folgt die ursprüngliche Siedlungsentwicklung den Tälern und Becken und reicht nur an sonnigen Hängen weiter die Talflanken hinauf. Die höchsten dauernd besiedelten Bauernhöfe liegen im Lungau auf etwa 1.300 m.
Die Siedlungsweise des Vorlandes unterscheidet sich von der des Gebirges. So entstanden im Flachgau viele Einzelhöfe und Kleinweiler, die Siedlungsschwerpunkte bilden Märkte und Dörfer mit unregelmäßiger und unplanmäßiger Anlage, sogenannte Haufendörfer. Im Gebirge beschränken sich diese Haufendörfer und Märkte auf die Becken und Haupttäler, im übrigen herrschen Kleinweiler vor. Nur in den zuletzt besiedelten Hang- und Höhenlagen nehmen Einzelsiedlungen zu.
An Knotenpunkten der Straßen liegen Marktorte; oft sind es Straßenmärkte, bei denen die Durchgangsstraße zu einem langgestreckten Platz erweitert ist. In geschlossener Zeile stehen die Häuser giebelseitig mit weit vorspringendem Dach zu Straße und Platz (z.B. Golling). Aber auch schöne Anlagen mit quadratischen oder rechteckigen Plätzen sind zu finden (Tamsweg, St. Veit). Bis 2000 gab es nur vier Städte im Land: Landeshauptstadt Salzburg, Hallein, Radstadt, Zell am See (vor 1803 noch Laufen, Tittmoning, Friesach und Mühldorf), 2000 Stadterhebung von Bischofshofen, St. Johann im Pongau, Saalfelden, Seekirchen und Neumarkt am Wallersee.
Die unregelmäßige Anlage der Haufendörfer begünstigte – besonders seit der 2. Hälfte des 20 Jahrhunderts – eine negative Erscheinung in der Siedlungsentwicklung, die unter dem Stichwort der Zersiedelung zusammenzufassen ist. Diese wird nicht mehr bloß als ungeregelte Errichtung von Gebäuden außerhalb geschlossener Siedlungsgebiete gesehen, sondern als ein Phänomen, das optisch in der Landschaft wahrnehmbar ist. Die Zersiedelung hat die historischen Siedlungsformen durch das Ausfransen der Siedlungsräume sowie den Prozess der Suburbanisierung und der Verstädterung weitgehend aufgelöst.
Fraglich ist, ob die Folgen des Klimawandels mit anormalen Starkregenereignissen und Hitzeperioden sowie das Auftauen der hochalpinen Permafrostböden den zur Verfügung stehenden Dauersiedlungsraum verändern.
Lit.:
- F. Dollinger: Kommentar. Vom Ausfransen der Dörfer. In: ANliegen Natur, 2017, S. 45–48.
- A. Klaar: Die S. von Salzburg. Leipzig 1939.
U.K., R.H.