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+ | Josef '''Thorak''', * 7. Februar 1889 in Wien, † 25. Februar 1952 in Hartmannsberg bei Rosenheim; Bildhauer. | ||
− | + | Thorak, der während der Zeit des „Dritten Reichs“ zu zweifelhafter Berühmtheit gelangte, war der Sohn einer Salzburger Buchbinderin und verbrachte hier seine früheste Jugend. Nach 1945 verstärkte er die Kontakte zu seiner Heimatstadt, die er bereits 1898 verlassen musste – der Grund war ein Erziehungsskandal im Internat Edmundsburg. Die 1950 hier zu seinen Ehren veranstaltete Ausstellung war als Rehabilitierungsversuch sehr problematisch. Er ist auf dem Petersfriedhof begraben. | |
− | + | Thorak erlernte in Wien das väterliche Hafnerhandwerk, konnte dank großbürgerlicher Gönner ab 1910 an der Akademie der bildenden Künste bei Josef Müllner und später in Berlin studieren, wo er mit mehreren, stilistisch seinem Vorbild Georg Kolbe nahestehenden Auftragsarbeiten reüssierte. Mit großen Denkmalsprojekten in der Türkei, von denen lediglich das von Anton Hanak begonnene Emniyet-Denkmal in Ankara realisiert wurde, empfahl er sich als Monumentalbildhauer bei den deutschen Machthabern. Aufgrund der Konkurrenz mit dem einflussreicheren Arno Breker verlegte er seine Tätigkeit 1937 nach München, wo er eine Professur und ein von Albert Speer entworfenes Atelier in Baldham erhielt. | |
− | + | Thoraks kolossale Standbilder für das Nürnberger Märzfeld, die Reichskanzlei, den Pariser Weltausstellungspavillon, das Berliner Olympiastadion sowie das nicht mehr zur Ausführung gelangte Salzburger Autobahndenkmal sind Beispiele eines ins Gigantische aufgeblähten Salonklassizismus. Salzburg blieben mit dem ''Kopernikus'' und ''Paracelsus'' im Kurpark zwei in ihrem seichten dekorativen Pathos charakteristische Erinnerungsstücke an Thorak. Seine zwischen heroischer und sentimentaler Pose wechselnden Werke belegen in erster Linie die von Susan Sontag konstatierte „Einfältigkeit“ des überwiegenden Teils der Nazikunst. Dass sie in ihrer weichen Glätte den damals lancierten Medien Film und Fotografie sehr entgegenkamen, trug mit zum Erfolg des wendigen Künstlers bei, der schon in seiner Glanzzeit umstritten war. | |
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− | * S. Rolinek: „… mit ganzer Kraft für die deutsche Kunst“. Der Bildhauer J. T. als NS-Karrierist, in: Politische Skulptur – Barlach / Kasper / Thorak / Wotruba | + | |
− | * H. Neumann: Der Bildhauer J. T. Untersuchungen zu Leben und Werk. Diss. TU München 1991 | + | * S. Rolinek: „… mit ganzer Kraft für die deutsche Kunst“. Der Bildhauer J. T. als NS-Karrierist, in: Politische Skulptur – Barlach/Kasper/Thorak/Wotruba. Ausstellungskat. OÖ. Landesgalerie 2008, S. 77–96. |
− | + | * H. Neumann: Der Bildhauer J. T. Untersuchungen zu Leben und Werk. 2 Bde. Diss. TU München 1991. | |
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Aktuelle Version vom 8. Februar 2022, 06:18 Uhr
Josef Thorak, * 7. Februar 1889 in Wien, † 25. Februar 1952 in Hartmannsberg bei Rosenheim; Bildhauer.
Thorak, der während der Zeit des „Dritten Reichs“ zu zweifelhafter Berühmtheit gelangte, war der Sohn einer Salzburger Buchbinderin und verbrachte hier seine früheste Jugend. Nach 1945 verstärkte er die Kontakte zu seiner Heimatstadt, die er bereits 1898 verlassen musste – der Grund war ein Erziehungsskandal im Internat Edmundsburg. Die 1950 hier zu seinen Ehren veranstaltete Ausstellung war als Rehabilitierungsversuch sehr problematisch. Er ist auf dem Petersfriedhof begraben.
Thorak erlernte in Wien das väterliche Hafnerhandwerk, konnte dank großbürgerlicher Gönner ab 1910 an der Akademie der bildenden Künste bei Josef Müllner und später in Berlin studieren, wo er mit mehreren, stilistisch seinem Vorbild Georg Kolbe nahestehenden Auftragsarbeiten reüssierte. Mit großen Denkmalsprojekten in der Türkei, von denen lediglich das von Anton Hanak begonnene Emniyet-Denkmal in Ankara realisiert wurde, empfahl er sich als Monumentalbildhauer bei den deutschen Machthabern. Aufgrund der Konkurrenz mit dem einflussreicheren Arno Breker verlegte er seine Tätigkeit 1937 nach München, wo er eine Professur und ein von Albert Speer entworfenes Atelier in Baldham erhielt.
Thoraks kolossale Standbilder für das Nürnberger Märzfeld, die Reichskanzlei, den Pariser Weltausstellungspavillon, das Berliner Olympiastadion sowie das nicht mehr zur Ausführung gelangte Salzburger Autobahndenkmal sind Beispiele eines ins Gigantische aufgeblähten Salonklassizismus. Salzburg blieben mit dem Kopernikus und Paracelsus im Kurpark zwei in ihrem seichten dekorativen Pathos charakteristische Erinnerungsstücke an Thorak. Seine zwischen heroischer und sentimentaler Pose wechselnden Werke belegen in erster Linie die von Susan Sontag konstatierte „Einfältigkeit“ des überwiegenden Teils der Nazikunst. Dass sie in ihrer weichen Glätte den damals lancierten Medien Film und Fotografie sehr entgegenkamen, trug mit zum Erfolg des wendigen Künstlers bei, der schon in seiner Glanzzeit umstritten war.
Lit.:
- S. Rolinek: „… mit ganzer Kraft für die deutsche Kunst“. Der Bildhauer J. T. als NS-Karrierist, in: Politische Skulptur – Barlach/Kasper/Thorak/Wotruba. Ausstellungskat. OÖ. Landesgalerie 2008, S. 77–96.
- H. Neumann: Der Bildhauer J. T. Untersuchungen zu Leben und Werk. 2 Bde. Diss. TU München 1991.
- K. L. Tank: Deutsche Plastik unserer Zeit. München 1942.
- W. von Bode: Der Bildhauer J. T. Berlin-Frohnau 1929.
N.Sch.