Jugendkulturen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
Wechseln zu: Navigation, Suche
Zeile 5: Zeile 5:
  
 
'''Wodurch zeichnen sich Jugendkulturen aus?'''
 
'''Wodurch zeichnen sich Jugendkulturen aus?'''
Das Leben Jugendlicher heute spielt sich großteils in „Szenen” ab. Großmann/Heinzlmaier bezeichnen Jugendszenen als "heiße" gesellschaftliche Zonen, die ständig in Bewegung, auf der Suche, in Entwicklung sind, sich an der Bruchkante zwischen Alten und Neuem in einer Gesellschaft ereignen. Hitzler/Niederbacher bezeichnen Szenen als "lockeres Netzwerk", indem sich unbestimmt viele Personen oder Personengruppen vergemeinschaften. Eine Szene ist eine "globale Mikrokultur", die zwar lokale Ausprägungen aufweist, ist aber prinzipiell weltumspannend aufgestellt. Es gibt keine formalen Mitgliedschaften, man/frau sucht sich eine Szene aus, Ein- und Austritt geschehen formlos. Trotzdem lässt sich innerhalb der Szenen eine gewisse Hierarchie bezüglich der Intensität der Szene-Beteiligung erkennen. Im Zentrum stehen die eine Szene weiterentwickelnden und prägenden Organisationshierarchien, um diese ihre Freunde, während die eher randständigen Szenegänger der Szene angehören, aber jederzeit zu einer anderen abwandern können. Eine Eigenschaft von Jugendkulturen oder -szenen ist ihre Funktion als Gegenkulturen. ''Gegen'' dominierenden Erwachsenenkulturen und ''gegen'' gesellschaftlichen Mainstream-Tendenzen. Im Jugendkultur-Guide beschreiben Großegger/Heinzlmaier Musikszenen, Funsport-Szenen, den digitalen Szenenbereich sowie jugendliche Subkulturen. Funsport-Szenen wären Skater/Skateboarder, Beach-Volleyballer, Snowboarder oder Anhänger des Parkour (kreative Überwindung von Hindernissen in der Stadt). Musikszenen sind z.B. Hip-Hop, Hardcore, Black Metal, Indie oder Techno. Die digitalen Szenen sind LAN-Gamer (Computerspiele) oder Warez (Software-Piraterie im Internet). Als Subkulturen lassen sich z.B. Skinheads, Punks oder Fans des Gothic („schwarzer“, abenteuerlich-romantischer Lebensstil) interpretieren.
+
Das Leben Jugendlicher heute spielt sich großteils in „Szenen” ab. Großmann/Heinzlmaier bezeichnen Jugendszenen als "heiße" gesellschaftliche Zonen, die ständig in Bewegung, auf der Suche, in Entwicklung sind, sich an der Bruchkante zwischen Alten und Neuem in einer Gesellschaft ereignen. Hitzler/Niederbacher bezeichnen Szenen als "lockeres Netzwerk", indem sich unbestimmt viele Personen oder Personengruppen vergemeinschaften. Eine Szene ist eine "globale Mikrokultur", die zwar lokale Ausprägungen aufweist, ist aber prinzipiell weltumspannend aufgestellt. Es gibt keine formalen Mitgliedschaften, man/frau sucht sich eine Szene aus, Ein- und Austritt geschehen formlos. Trotzdem lässt sich innerhalb der Szenen eine gewisse Hierarchie bezüglich der Intensität der Szene-Beteiligung erkennen. Im Zentrum stehen die eine Szene weiterentwickelnden und prägenden Organisationshierarchien, um diese ihre Freunde, während die eher randständigen Szenegänger der Szene angehören, aber jederzeit zu einer anderen abwandern können. Eine Eigenschaft von Jugendkulturen oder -szenen ist ihre Funktion als Gegenkulturen. ''Gegen'' dominierende Erwachsenenkulturen und ''gegen'' gesellschaftliche Mainstream-Tendenzen. Im Jugendkultur-Guide beschreiben Großegger/Heinzlmaier Musikszenen, Funsport-Szenen, den digitalen Szenenbereich sowie jugendliche Subkulturen. Funsport-Szenen wären Skater/Skateboarder, Beach-Volleyballer, Snowboarder oder Anhänger des Parkour (kreative Überwindung von Hindernissen in der Stadt). Musikszenen sind z.B. Hip-Hop, Hardcore, Black Metal, Indie oder Techno. Digitale Szenen sind z.B. LAN-Gamer (Computerspiele) oder Warez (Software-Piraterie im Internet). Als Subkulturen lassen sich z.B. Skinheads, Punks oder Fans des Gothic („schwarzer“, abenteuerlich-romantischer Lebensstil) interpretieren.
  
 
'''Ungleichzeitigkeiten und Einflüsse'''
 
'''Ungleichzeitigkeiten und Einflüsse'''

Version vom 2. März 2018, 13:01 Uhr

Jugend heute - Jugendforschung Die Definition dessen, was „Jugend“ gegenwärtig ist, kann vielfältig ausfallen. Sichtweisen einzelner Disziplinen decken, so Barbic et al. 2015 nur Teilaspekte ab. Viel eher ist heute von mehreren, parallel laufenden "Jugenden" auszugehen, die jeweils von unterschiedlichen Einflusssphären geprägt werden. So ist Jugend in der westlichen Moderne einerseits als eine Übergangszeit zwischen Kind- und Erwachsensein (Sichtbarkeit von biologischen Reifekriterien, Initiationsrituale) zu sehen, wobei keine strikten Altersgrenzen für das Erwachsenenalter existieren. Eine soziale Schwelle hin zum Erwachsensein, die sich aus den Elementen Hochzeit, Kinder, Aufnahme von voller Berufstätigkeit zusammensetzt, schiebt sich seit den 1960er-Jahren immer mehr ins dritte Lebensjahrzehnt (sofern sie nicht durch Narrative wie „lebenslanges Lernen“ aufgeweicht wird) und somit dehnt sich die „soziale“ Jugendphase aus. Begriffe wie der "Junge Erwachsene" zeigen, dass sich eindeutige Grenzziehungen auflösen, Jugend entgrenzt und entstrukturiert wird. Jugend heute ist "fragmentiert, ungleichzeitig, wenig(er) planbar, widersprüchlich und partiell umkehrbar geworden […]". Jugendforschung in Österreich passiert, so eine Diagnose von Salzburger Jugendforscherinnen und -forschern 2015, relativ unkoordiniert und zersplittert und könnte bei entsprechender Ressourcenausstattung und Bündelung schlagkräftiger sein und ihr Potenzial besser ausschöpfen. Sie könnte dann "gute Jugendforschung" werden, wenn sie die Aspekte von Teilhabe Jugendlicher an der Gesellschaft stärker in den Fokus rückte und Jugend stärker als "Seismograph" von gesellschaftlichen Entwicklungen und Veränderungen betrachtet. "Individuelle, soziale und gesellschaftliche Verantwortungszuweisungen" lassen sich so besser begründen. Neben den Jugendforscherinnen und -forschern am Institut für Erziehungswissenschaften und am Institut für Kommunikationswissenschaften der Universität Salzburg ist das Institut für Jugendkulturfoschung in Wien ein bekanntes österreichisches Jugendforschungsinstitut. Jugendforschung kann einerseits kommerziell erfolgen, andererseits auch partizipativ wie im Projekt "Making Art Taking Part" des Schwerpunktes "Wissenschaft und Kunst", einer Forschungsplattform der Universitäten Mozarteum und Paris-Lodron.

Wodurch zeichnen sich Jugendkulturen aus? Das Leben Jugendlicher heute spielt sich großteils in „Szenen” ab. Großmann/Heinzlmaier bezeichnen Jugendszenen als "heiße" gesellschaftliche Zonen, die ständig in Bewegung, auf der Suche, in Entwicklung sind, sich an der Bruchkante zwischen Alten und Neuem in einer Gesellschaft ereignen. Hitzler/Niederbacher bezeichnen Szenen als "lockeres Netzwerk", indem sich unbestimmt viele Personen oder Personengruppen vergemeinschaften. Eine Szene ist eine "globale Mikrokultur", die zwar lokale Ausprägungen aufweist, ist aber prinzipiell weltumspannend aufgestellt. Es gibt keine formalen Mitgliedschaften, man/frau sucht sich eine Szene aus, Ein- und Austritt geschehen formlos. Trotzdem lässt sich innerhalb der Szenen eine gewisse Hierarchie bezüglich der Intensität der Szene-Beteiligung erkennen. Im Zentrum stehen die eine Szene weiterentwickelnden und prägenden Organisationshierarchien, um diese ihre Freunde, während die eher randständigen Szenegänger der Szene angehören, aber jederzeit zu einer anderen abwandern können. Eine Eigenschaft von Jugendkulturen oder -szenen ist ihre Funktion als Gegenkulturen. Gegen dominierende Erwachsenenkulturen und gegen gesellschaftliche Mainstream-Tendenzen. Im Jugendkultur-Guide beschreiben Großegger/Heinzlmaier Musikszenen, Funsport-Szenen, den digitalen Szenenbereich sowie jugendliche Subkulturen. Funsport-Szenen wären Skater/Skateboarder, Beach-Volleyballer, Snowboarder oder Anhänger des Parkour (kreative Überwindung von Hindernissen in der Stadt). Musikszenen sind z.B. Hip-Hop, Hardcore, Black Metal, Indie oder Techno. Digitale Szenen sind z.B. LAN-Gamer (Computerspiele) oder Warez (Software-Piraterie im Internet). Als Subkulturen lassen sich z.B. Skinheads, Punks oder Fans des Gothic („schwarzer“, abenteuerlich-romantischer Lebensstil) interpretieren.

Ungleichzeitigkeiten und Einflüsse Für die Erfindung neuer und die Fortentwicklung bestehender „Szenen“ sind (groß)städtische Umfelder von Bedeutung. In den ländlichen Regionen Salzburgs wirken neben den Szenen auch traditionelle Sozialisationsinstanzen wie Vereine (Landjugend, Sport, …), Einsatzorganisationen wie Feuerwehr, (Berg)-Rettung oder kirchliche, gemeinnützige sowie politische Jugendorganisationen.

Institutionelle Jugendarbeit und -förderung „Jeder junge Mensch hat ein Recht auf den Schutz seines Lebens, die Sicherung seiner körperlichen und seelischen Gesundheit, die Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit und auf Förderung der Entwicklung seiner körperlichen, seelischen und geistigen Kräfte“, so der 1. Absatz im §1 des Salzburger Jugendgesetzes 1998. Innerhalb der Salzburger Landesverwaltung kümmert sich das Referat Jugend, Generationen, Integration um Jugendagenden. Darunter fallen die Förderung von Jugendorganisationen, Jugendzentren und -projekten das Büro für Mädchenförderung makeit, die juristische Jugendberatung sowie der Landesjugendbeirat. Der Landesjugendbeirat berät laut Salzburger Jugendgesetz die Landesregierung in „grundsätzlichen Angelegenheiten junger Menschen“. Das Büro für Mädchenförderung beteiligt sich, gemeinsam mit vielen anderen Organisationen aus dem Beratungs- und Sozialbereich, an der Arbeitsgemeinschaft gegen Zwangsverheiratung sowie der Salzburger Watchgroup gegen sexistische Werbung. In der Stadt Salzburg veranstaltet und koordiniert die Jugendbeauftragte diverse Jugendprojekte wie das mobile Jugendförderprojekt "Streusalz" des Vereins Spektrum (Stadtteilarbeit), die Gestaltung von Freizeitflächen und Graffitiwänden, oder einer DJ-Lounge. Mobile Jugendberatung, u.a. mit einem Jugendcafé leisten die MitarbeiterInnen von bivak.mobil in Salzburg, die als SozialarbeiterInnen alle Mitarbeiter des Stadtjugendamtes sind. Alle Jugendzentren, Jugendtreffs, mobile Beratungsangebote, Skateranlagen sowie Beachvolleyballplätze in der EuRegio Salzburg–Berchtesgadener Land–Traunstein befinden sich samt Übersichtskarte auf der Homepage EuRegio-Juzi gelistet. Auf der Jugendinfo-Homepage des Vereins "Akzente" sind alle Jugendorganisationen der politischen Parteien Salzburgs sowie jener Jugendorganisationen mit einem gemeinnützigen Schwerpunkt zu finden. Auch die Sozialpartner (Wirtschaftskammer, Bundesarbeitskammer, Gewerkschaftsbund, Landwirtschaftskammer) haben eigene Jugendsektionen und Jugendprojekte zu den jeweiligen Kernthemen wie Praktika/Bildungs-/Berufsberatung, geschlechtsspezifische Unterstützung in Lehre und Beruf, Vertrauenspersonen im Betrieb, Zweiter Bildungsweg, Weiterqualifizierung, Unterstützung in Konflikten, Beihilfen oder Freizeitangeboten. In rechtlichen Angelegenheiten Jugendlicher kümmert sich die Kinder- und Jugendanwaltschaft Salzburg, kija.