Salzburger Marionettentheater: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Marionettentheater, Salzburger'''.
 
'''Marionettentheater, Salzburger'''.
  
Die heute weltberühmte Institution wurde 1913 vom Bildhauer A. →Aicher gegründet. Die von Künstlern geschnitzten und bekleideten Figuren (heute 75 cm hoch) werden über Fäden an einem speziellen, von A. Aicher entwickelten Spielkreuz geführt. Erste Spielstätte: Hof des alten fe. Borromäums (Gedenktafel). Die Geschichte der Puppenspiele in Salzburg reicht in die Zeit fahrender Komödianten zurück. Sie erlebte ihre Hochblüte im 17. und 18. Jh. Marionettentheater gilt als höchst entwickelte Form des Puppen- und Figurentheaters. Bei einer Faschingsveranstaltung der Salzburger Künstlergenossenschaft »Gral« im Februar 1913 gab es den ersten öffentlichen Auftritt, und zwar mit dem Schäferspiel »Bastien und Bastienne« von W. A. →Mozart. Auch der Kasperl Larifari gehörte zu den ersten, noch 30 cm hohen Figuren. In der ersten Zeit spielte die Familie Aicher die Märchenspiele des Münchner Hofmusikintendanten Franz Graf Pocci, der mit Josef Leonhard 1858 das Münchner Marionettentheater begründet hatte, das Anton Aicher zum Vorbild wurde. Auch die volkstümlichen Stücke von H. →Demel-Seebach sowie alte Puppenspiele (etwa »Doktor →Faust«) gehörten zum ersten Repertoire.
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Die heute weltberühmte Institution wurde 1913 vom Bildhauer A. →Aicher gegründet. Erste Spielstätte: Hof des alten fe. Borromäums (Gedenktafel). Die Geschichte der Puppenspiele in Salzburg reicht in die Zeit fahrender Komödianten zurück. Sie erlebte ihre Hochblüte im 17. und 18. Jh. Bei einer Faschingsveranstaltung der Salzburger Künstlergenossenschaft #Gral# im Februar 1913 gab es den ersten öffentlichen Auftritt, und zwar mit dem Schäferspiel „Bastien und Bastienne“ von W. A. →Mozart. In der ersten Zeit spielte die Familie Aicher die Märchenspiele des Münchner Hofmusikintendanten Franz Graf Pocci, die volkstümlichen Stücke von H. →Demel-Seebach sowie alte Puppenspiele (etwa „Doktor →Faust").
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1926 übernahm Hermann Aicher die Leitung des M. Er wagte sich an kleine Mozart-Opern (z. B. „Der Schauspieldirektor“), dann 1952 an „Die Zauberflöte" (Bühnenbild: Günter →Schneider-Siemssen), mit der das M. erstmals in den USA gastierte, nachdem es bereits seit den 30er Jahren Reisen unternommen hatte. Von 1977 bis 2012 leitet Gretl Aicher, die Tochter von Hermann Aicher, das M., das sich als kleines Opernhaus (barocker Theatersaal mit 330 Plätzen) versteht. Nach ihrem Tod übernimmt Barbara Heuberger die Leitung. In erster Linie spielt es die berühmteste Mozartoper „Die Zauberflöte“, aber auch Rossini, Offenbach, Prokoffieff, Tschaikowsky, Johann Strauß, Shakespeare und das berühmte Musical „The →Sound of Music“. Das M. zählt jährlich mehr als 30.000 Besucher. Von 1960–2018 gab es rund 8560 Vorstellungen in Salzburg, zusätzlich dazu fast 4000 Aufführungen auf Tourneen durch die ganze Welt. 2016 wurde die „Spielpraxis des S.M.“ von der UNESCO in das „Immaterielle Kulturerbe Österreichs“ aufgenommen.
  
1926 übernahm Hermann Aicher die Leitung des S.M. Er wagte sich an kleine Mozart-Opern (z. B. »Der Schauspieldirektor«), dann 1952 an »Die Zauberflöte« (Bühnenbild: Günter →Schneider-Siemssen), mit der das M. erstmals in den USA gastierte, nachdem es bereits seit den 30er Jahren Reisen unternommen hatte. Von 1977-2012 leitete Gretl Aicher in dritter Generation (Tochter von Hermann Aicher), das S.M., das sich als kleines Opernhaus (Theatersaal von 1895 mit 350 Plätzen) versteht. Nach ihrem Tod gründeten Verein und GmbH ein Firmenmuseum. In erster Linie werden die fünf großen Mozartopern sowie Opera buffa-Werke und Singspiele, aber auch Rossini, Offenbach, Prokoffieff, Tschaikowsky, Johann Strauß und Shakespeare gespielt, sowie seit 2007 das Musical "The Sound of Music" (Rodgers & Hammerstein 1959). Das S. M. zählt jährlich mehr als 50 000 Besucher. Von 1960-2000 gab es rund 5500 Vorstellungen in Salzburg. Seit 1950 führen Tourneen auch in andere Kontinente, besonders in die USA.
 
  
2016 wurde die "Spielpraxis des S.M." von der UNESCO in das "Immaterielle Kulturerbe Österreichs" aufgenommen. 
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Literatur:
 
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* Salzburger Marionettentheater, Hauseigene Broschüre, S. M. GmbH, 2016
Lit.:
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* E. Switzer, The Magic of Mozart, Atheneum Books for Young Readers, 1995
 
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* 75 Jahre Salzburger Marionettentheater: 1913-1988. Salzburg 1988.
* H. Aicher: Die Marionetten von Salzburg. Salzburg 1950.
 
 
* G. Kraus: Das S. M. Salzburg 1966.
 
* G. Kraus: Das S. M. Salzburg 1966.
* 75 Jahre Salzburger Marionettentheater: 1913-1988. Salzburg 1988.
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* B. Krafft: Traumwelt der Puppen. Hirmer 1991.
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D.G. und Barbara Heuberger
  
U.K.
 
 
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Version vom 31. Juli 2018, 11:44 Uhr

Marionettentheater, Salzburger.

Die heute weltberühmte Institution wurde 1913 vom Bildhauer A. →Aicher gegründet. Erste Spielstätte: Hof des alten fe. Borromäums (Gedenktafel). Die Geschichte der Puppenspiele in Salzburg reicht in die Zeit fahrender Komödianten zurück. Sie erlebte ihre Hochblüte im 17. und 18. Jh. Bei einer Faschingsveranstaltung der Salzburger Künstlergenossenschaft #Gral# im Februar 1913 gab es den ersten öffentlichen Auftritt, und zwar mit dem Schäferspiel „Bastien und Bastienne“ von W. A. →Mozart. In der ersten Zeit spielte die Familie Aicher die Märchenspiele des Münchner Hofmusikintendanten Franz Graf Pocci, die volkstümlichen Stücke von H. →Demel-Seebach sowie alte Puppenspiele (etwa „Doktor →Faust"). 1926 übernahm Hermann Aicher die Leitung des M. Er wagte sich an kleine Mozart-Opern (z. B. „Der Schauspieldirektor“), dann 1952 an „Die Zauberflöte" (Bühnenbild: Günter →Schneider-Siemssen), mit der das M. erstmals in den USA gastierte, nachdem es bereits seit den 30er Jahren Reisen unternommen hatte. Von 1977 bis 2012 leitet Gretl Aicher, die Tochter von Hermann Aicher, das M., das sich als kleines Opernhaus (barocker Theatersaal mit 330 Plätzen) versteht. Nach ihrem Tod übernimmt Barbara Heuberger die Leitung. In erster Linie spielt es die berühmteste Mozartoper „Die Zauberflöte“, aber auch Rossini, Offenbach, Prokoffieff, Tschaikowsky, Johann Strauß, Shakespeare und das berühmte Musical „The →Sound of Music“. Das M. zählt jährlich mehr als 30.000 Besucher. Von 1960–2018 gab es rund 8560 Vorstellungen in Salzburg, zusätzlich dazu fast 4000 Aufführungen auf Tourneen durch die ganze Welt. 2016 wurde die „Spielpraxis des S.M.“ von der UNESCO in das „Immaterielle Kulturerbe Österreichs“ aufgenommen.


Literatur:

  • Salzburger Marionettentheater, Hauseigene Broschüre, S. M. GmbH, 2016
  • E. Switzer, The Magic of Mozart, Atheneum Books for Young Readers, 1995
  • 75 Jahre Salzburger Marionettentheater: 1913-1988. Salzburg 1988.
  • G. Kraus: Das S. M. Salzburg 1966.

D.G. und Barbara Heuberger