Schwerttanz: Unterschied zwischen den Versionen
(WICHTIG: Bitte das Lemma unbedingt auf SCHWERTTANZ abändern, da drei S angesprochen werden!) |
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− | '''Dürrnberger Schwerttanz''',(auch Halleiner Knappentanz), Salzburger | + | '''Dürrnberger Schwerttanz''',(auch Halleiner Knappentanz), Salzburger Standestänze der einstigen Bergknappen, heute von Vereinen betrieben. » « |
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+ | Schwerttänze (30 historische in Österreich, elf in Salzburg nachgewiesen) entstanden wie die Zunfttänze in der Renaissance und erhielten im 19. Jh. belebende und umwertende Impulse. Solche Tänze sind seit dem frühen 15. Jh. als städtische Zunft- und Standestänze nachweisbar; als Requisiten dienten allen anderen Berufsgruppen Stäbe, Girlanden oder Tücher. In der Volkstanzforschung bis heute fälschlich unter Volkstänze gereiht. | ||
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Der Dürrnberg bei Hallein war rund 2.500 Jahre lang wichtigster Salzburger Salzbergbau. Die Knappen waren mit vielen Privilegien ausgestattet. Das Schwert war seit 1405 durch ein Privileg geregelter Bestandteil der Knappentracht; es wurde verbindendes Requisit des Ketten- und Reigentanzes. Der D.S. wird urk. erstmals als lange bestehend 1586 erwähnt; die Knappenfahne von 1750 zeigt eine Darstellung des D.S. und der Knappenmusik. Die Aufführungspraxis ist durch Rechnungsbücher dokumentiert, sie erfolgte zu Festtagen der Berufsgruppe wie zu Ehren der Landesfürsten. Seit dem 19. Jh. werden die Figuren (1647 insg. 16, im 19. Jh. 12, heute 16) als Szenen der Arbeit »unter Tage« gedeutet, doch stellen sie Variationen der Reigenführung und des Umgangs mit dem Requisit dar. Der Tanz dauert heute ca. 45 Minuten. | Der Dürrnberg bei Hallein war rund 2.500 Jahre lang wichtigster Salzburger Salzbergbau. Die Knappen waren mit vielen Privilegien ausgestattet. Das Schwert war seit 1405 durch ein Privileg geregelter Bestandteil der Knappentracht; es wurde verbindendes Requisit des Ketten- und Reigentanzes. Der D.S. wird urk. erstmals als lange bestehend 1586 erwähnt; die Knappenfahne von 1750 zeigt eine Darstellung des D.S. und der Knappenmusik. Die Aufführungspraxis ist durch Rechnungsbücher dokumentiert, sie erfolgte zu Festtagen der Berufsgruppe wie zu Ehren der Landesfürsten. Seit dem 19. Jh. werden die Figuren (1647 insg. 16, im 19. Jh. 12, heute 16) als Szenen der Arbeit »unter Tage« gedeutet, doch stellen sie Variationen der Reigenführung und des Umgangs mit dem Requisit dar. Der Tanz dauert heute ca. 45 Minuten. | ||
1865 dokumentierte der k.k. Bergmeister J. Schiestl den Tanz erstmals ausführlich. Ab 1870 wurde die erlöschende Tanztradition durch Bürgeraktivitäten und Schriften im Geiste des Historismus erhalten; 1904 ergänzt durch eine Fahnenbegleitung und 1909 durch die heutige Hauptfigur »die Krone« als Huldigung an Kaiser Franz Josef I. Ein →Hanswurst, bengalische Feuer, Musik und Tanz rundeten die Aufführungen ab. 1895 nahm der »Edelweiß-Club Salzburg« ins Repertoire seiner Ballfeste auf. In der NS-Zeit als »germanischer Männertanz« instrumentalisiert (R. Wolfram)und von der Hitlerjugend aufgeführt; seither begleiten Zwerge den Aufzug der Schwerttänzer. Nach der Schließung der Saline 1989 wurde die Aufführung des Tanzes von der »Saline Austria« unterstützt, seit 1996 von einem Verein weitergeführt. Der D.S. wurde 2011 von der UNESCO als »Immaterielles Kulturerbe Österreichs« ausgezeichnet. | 1865 dokumentierte der k.k. Bergmeister J. Schiestl den Tanz erstmals ausführlich. Ab 1870 wurde die erlöschende Tanztradition durch Bürgeraktivitäten und Schriften im Geiste des Historismus erhalten; 1904 ergänzt durch eine Fahnenbegleitung und 1909 durch die heutige Hauptfigur »die Krone« als Huldigung an Kaiser Franz Josef I. Ein →Hanswurst, bengalische Feuer, Musik und Tanz rundeten die Aufführungen ab. 1895 nahm der »Edelweiß-Club Salzburg« ins Repertoire seiner Ballfeste auf. In der NS-Zeit als »germanischer Männertanz« instrumentalisiert (R. Wolfram)und von der Hitlerjugend aufgeführt; seither begleiten Zwerge den Aufzug der Schwerttänzer. Nach der Schließung der Saline 1989 wurde die Aufführung des Tanzes von der »Saline Austria« unterstützt, seit 1996 von einem Verein weitergeführt. Der D.S. wurde 2011 von der UNESCO als »Immaterielles Kulturerbe Österreichs« ausgezeichnet. | ||
− | Der Gasteiner | + | Der »Verein Montandenkmal Alt-Böckstein« betreibt die Erhaltung und Sanierung des Montanmuseums und der Montansiedlung Alt-Böckstein, dem einstigen Goldbergbau der Erzbischöfe. Im ältesten Dokument von 1631/1632 wird eine Aufführung des Schwerttanzes für den bayerischen Herzog erwähnt; der Tanz hatte also bereits eine lange Tradition; viele Erwähnungen folgen. Der lange Zeit vergessene »Böcksteiner oder Gasteiner Schwerttanz« wurde 1979 in Böckstein durch Die Schwerttanzgruppe Böckstein wiederbelebt. Er beginnt heute mit dem »Hereinrufungsspiel«, einem Reim- und Rüpelspiel, ein Hanswurst begleitet die Schwerttänzer. Die Erneuerung wurde begleitet von zwei kritisch zu lesenden Volkstanzforschern, I. →Peter und Herbert Lager. |
Der »Lungauer Russentanz« dürfte ein später von Heimatpflegern missverstandener Schwerttanz der Bergleute sein. Er wurde nicht von weißrussischen Bergleuten eingeführt, wie die Legende erzählt. Die weiß-roten Uniformen, Säbel und Lanzen der Tänzer legen eine Fehldeutung der eb. salzburgischen Knappenuniform nahe, Form und Requisiten entsprechen den Standestänzen. Heute wird der Tanz vom Verein der →Vereinigten aufgeführt. →Volkstanz. | Der »Lungauer Russentanz« dürfte ein später von Heimatpflegern missverstandener Schwerttanz der Bergleute sein. Er wurde nicht von weißrussischen Bergleuten eingeführt, wie die Legende erzählt. Die weiß-roten Uniformen, Säbel und Lanzen der Tänzer legen eine Fehldeutung der eb. salzburgischen Knappenuniform nahe, Form und Requisiten entsprechen den Standestänzen. Heute wird der Tanz vom Verein der →Vereinigten aufgeführt. →Volkstanz. | ||
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* Th. Hellmuth: Salzarbeiterkultur. Die Funktion kultureller Tradition im 19. Jh. In Bergbau 1998, Ebda, S. 47-64. | * Th. Hellmuth: Salzarbeiterkultur. Die Funktion kultureller Tradition im 19. Jh. In Bergbau 1998, Ebda, S. 47-64. | ||
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+ | * F. Gruber: Mosaiksteine zur Geschichte Gasteins und seiner Salzburger Umgebung. Bergbau - Badewesen - Bauwerke - Ortsnamen - Biografien - Chronologie. Bad Gastein 2012. | ||
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+ | *Schwerttanzgruppe Böckstein. Festschrift zum Jubiläumsjahr 2018. o.O.o.J. 16 Seiten. | ||
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Version vom 23. Juli 2018, 16:23 Uhr
Dürrnberger Schwerttanz,(auch Halleiner Knappentanz), Salzburger Standestänze der einstigen Bergknappen, heute von Vereinen betrieben. » «
Schwerttänze (30 historische in Österreich, elf in Salzburg nachgewiesen) entstanden wie die Zunfttänze in der Renaissance und erhielten im 19. Jh. belebende und umwertende Impulse. Solche Tänze sind seit dem frühen 15. Jh. als städtische Zunft- und Standestänze nachweisbar; als Requisiten dienten allen anderen Berufsgruppen Stäbe, Girlanden oder Tücher. In der Volkstanzforschung bis heute fälschlich unter Volkstänze gereiht.
Der Dürrnberg bei Hallein war rund 2.500 Jahre lang wichtigster Salzburger Salzbergbau. Die Knappen waren mit vielen Privilegien ausgestattet. Das Schwert war seit 1405 durch ein Privileg geregelter Bestandteil der Knappentracht; es wurde verbindendes Requisit des Ketten- und Reigentanzes. Der D.S. wird urk. erstmals als lange bestehend 1586 erwähnt; die Knappenfahne von 1750 zeigt eine Darstellung des D.S. und der Knappenmusik. Die Aufführungspraxis ist durch Rechnungsbücher dokumentiert, sie erfolgte zu Festtagen der Berufsgruppe wie zu Ehren der Landesfürsten. Seit dem 19. Jh. werden die Figuren (1647 insg. 16, im 19. Jh. 12, heute 16) als Szenen der Arbeit »unter Tage« gedeutet, doch stellen sie Variationen der Reigenführung und des Umgangs mit dem Requisit dar. Der Tanz dauert heute ca. 45 Minuten. 1865 dokumentierte der k.k. Bergmeister J. Schiestl den Tanz erstmals ausführlich. Ab 1870 wurde die erlöschende Tanztradition durch Bürgeraktivitäten und Schriften im Geiste des Historismus erhalten; 1904 ergänzt durch eine Fahnenbegleitung und 1909 durch die heutige Hauptfigur »die Krone« als Huldigung an Kaiser Franz Josef I. Ein →Hanswurst, bengalische Feuer, Musik und Tanz rundeten die Aufführungen ab. 1895 nahm der »Edelweiß-Club Salzburg« ins Repertoire seiner Ballfeste auf. In der NS-Zeit als »germanischer Männertanz« instrumentalisiert (R. Wolfram)und von der Hitlerjugend aufgeführt; seither begleiten Zwerge den Aufzug der Schwerttänzer. Nach der Schließung der Saline 1989 wurde die Aufführung des Tanzes von der »Saline Austria« unterstützt, seit 1996 von einem Verein weitergeführt. Der D.S. wurde 2011 von der UNESCO als »Immaterielles Kulturerbe Österreichs« ausgezeichnet.
Der »Verein Montandenkmal Alt-Böckstein« betreibt die Erhaltung und Sanierung des Montanmuseums und der Montansiedlung Alt-Böckstein, dem einstigen Goldbergbau der Erzbischöfe. Im ältesten Dokument von 1631/1632 wird eine Aufführung des Schwerttanzes für den bayerischen Herzog erwähnt; der Tanz hatte also bereits eine lange Tradition; viele Erwähnungen folgen. Der lange Zeit vergessene »Böcksteiner oder Gasteiner Schwerttanz« wurde 1979 in Böckstein durch Die Schwerttanzgruppe Böckstein wiederbelebt. Er beginnt heute mit dem »Hereinrufungsspiel«, einem Reim- und Rüpelspiel, ein Hanswurst begleitet die Schwerttänzer. Die Erneuerung wurde begleitet von zwei kritisch zu lesenden Volkstanzforschern, I. →Peter und Herbert Lager.
Der »Lungauer Russentanz« dürfte ein später von Heimatpflegern missverstandener Schwerttanz der Bergleute sein. Er wurde nicht von weißrussischen Bergleuten eingeführt, wie die Legende erzählt. Die weiß-roten Uniformen, Säbel und Lanzen der Tänzer legen eine Fehldeutung der eb. salzburgischen Knappenuniform nahe, Form und Requisiten entsprechen den Standestänzen. Heute wird der Tanz vom Verein der →Vereinigten aufgeführt. →Volkstanz.
Literatur:
- I. Peter: Salzburger Tänze. Salzburg 1975.
- J. F. Schatteiner: Der Schwerttanz. Geschichte, Verein und Aufführungspraxis. In: U. Kammerhofer-Aggermann (Hg.): Bergbau. Alltag und Identität der Dürrnberger Bergknappen und Halleiner Salinenarbeiter in Geschichte und Gegenwart. (=SBzVK 10), Salzburg 1998, S. 233-306.
- A. Kromas: "Nicht die geringste Unordnung trübete diesen feyerlichen Tag". Anmerkungen zu bergmännischen Festlichkeiten am Dürrnberg. In: Bergbau 1998. Ebda, S. 99-130.
- Th. Hellmuth: Salzarbeiterkultur. Die Funktion kultureller Tradition im 19. Jh. In Bergbau 1998, Ebda, S. 47-64.
- F. Gruber: Mosaiksteine zur Geschichte Gasteins und seiner Salzburger Umgebung. Bergbau - Badewesen - Bauwerke - Ortsnamen - Biografien - Chronologie. Bad Gastein 2012.
- Schwerttanzgruppe Böckstein. Festschrift zum Jubiläumsjahr 2018. o.O.o.J. 16 Seiten.
U.K.