Otto Müller Verlag: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach dem Tod Otto Müllers übernahm seine Tochter Erentraud die Verlagsleitung, ihr folgten Richard Moissl und Alexander Weiger als Verlagschefs. Es erschienen vereinzelt Bücher junger österreichischer Autoren, 1958 die Dialektgedichte #med ana schwoazzn dintn# von H.C. →Artmann, außerdem die beiden Gedichtbände #Auf der Erde und in der Hölle# (1957) und #In hora mortis# (1958) von Th. →Bernhard. Als Lektor, Autor, Übersetzer und Herausgeber war Gerhard Fritsch für den Verlag von großer Bedeutung; 1966-1969 war er außerdem Mitherausgeber der Literaturzeitschrift #Literatur und Kritik# (→Literaturzeitschriften). 1966 publizierte Claudio Magris seine wegweisende Studie #Der habsburgische Mythos in der österreichischen Literatur#. Seit den späten 1970ern und 1980ern nimmt die „gewisse Sparsamkeit“ (H. Holl) des Verlags im Bereich der (österreichischen) Literatur ab: Es erschienen Bücher von Milo Dor, C. →Carsten, Jutta (später Julian) Schutting, O.P. →Zier, Gudrun Seidenauer, K.M. →Gauß, Elisabeth Reichart u.a. Neben dem Literaturprogramm konnte der OMV mit der Gründung der #Edition Fotohof im Otto Müller Verlag# gemeinsam mit Kurt Kaindl von 1990 bis 1999 einen Schwerpunkt im Bereich Fotobuch setzen. Daneben wurden zentrale (literatur-)historische Studien wie #Faszination Drittes Reich# (1988) von Gert Kerschbaumer und #Zäsuren ohne Folgen# (1990) von Karl Müller herausgebracht.
 
Nach dem Tod Otto Müllers übernahm seine Tochter Erentraud die Verlagsleitung, ihr folgten Richard Moissl und Alexander Weiger als Verlagschefs. Es erschienen vereinzelt Bücher junger österreichischer Autoren, 1958 die Dialektgedichte #med ana schwoazzn dintn# von H.C. →Artmann, außerdem die beiden Gedichtbände #Auf der Erde und in der Hölle# (1957) und #In hora mortis# (1958) von Th. →Bernhard. Als Lektor, Autor, Übersetzer und Herausgeber war Gerhard Fritsch für den Verlag von großer Bedeutung; 1966-1969 war er außerdem Mitherausgeber der Literaturzeitschrift #Literatur und Kritik# (→Literaturzeitschriften). 1966 publizierte Claudio Magris seine wegweisende Studie #Der habsburgische Mythos in der österreichischen Literatur#. Seit den späten 1970ern und 1980ern nimmt die „gewisse Sparsamkeit“ (H. Holl) des Verlags im Bereich der (österreichischen) Literatur ab: Es erschienen Bücher von Milo Dor, C. →Carsten, Jutta (später Julian) Schutting, O.P. →Zier, Gudrun Seidenauer, K.M. →Gauß, Elisabeth Reichart u.a. Neben dem Literaturprogramm konnte der OMV mit der Gründung der #Edition Fotohof im Otto Müller Verlag# gemeinsam mit Kurt Kaindl von 1990 bis 1999 einen Schwerpunkt im Bereich Fotobuch setzen. Daneben wurden zentrale (literatur-)historische Studien wie #Faszination Drittes Reich# (1988) von Gert Kerschbaumer und #Zäsuren ohne Folgen# (1990) von Karl Müller herausgebracht.
  
Der OMV. ist seit 1949 in der Ernest-Thun-Straße ansässig und wird seit 1986 von Arno Kleibel, einem Enkel Otto Müllers, geleitet.
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Der OMV. ist seit 1949 in der Ernest-Thun-Straße 11 ansässig und wird seit 1986 von Arno Kleibel, einem Enkel Otto Müllers, geleitet.
  
 
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Version vom 20. August 2018, 16:35 Uhr

Otto Müller Verlag

Der Verlag wurde 1937 von Otto Müller (1901–1956) gegründet. Von 1941 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Verlagstätigkeit nach dem durch die Nationalsozialisten erzwungenen Verkauf des OMV. unterbrochen. Otto Müller verlegte als politisch Verfolgter katholisch-religiöse und antifaschistische Literatur, nach dem Krieg aber auch belastete Autoren: ab 1947 die äußerst erfolgreichen Bücher von K.H. →Waggerl, außerdem die 1948 erstmals erschienene #Literaturgeschichte Österreichs# von Josef Nadler, einem der führenden Literaturwissenschaftler des #Dritten Reichs#, und kunsthistorische Studien H. →Sedlmayrs, u.a. #Verlust der Mitte“ (1948). Zu den auflagenstärksten Büchern der Nachkriegszeit gehören Giovanni Guareschis #Don Camillo und Peppone# (1950) und der #Österreichische Schilehrplan#, hg. v. S. →Kruckenhauser (1956).

Im breit gefächerten Verlagsprogramm nahm nach 1945 die Literatur zunehmend mehr Raum ein. Der OMV. besitzt seit 1938 die Rechte für das Werk von G. →Trakl (historisch-kritische Gesamtausgabe der #Dichtungen und Briefe#, hg. v. Walther Killy u. Hans Szklenar, 1969) und betreut außerdem das Werk von Josef Weinheber und Christine Lavant, letztere zählte neben Michael Guttenbrunner, Christine Busta, Theodor Kramer und M. →Zittrauer zum lyrischen Schwerpunkt der 1950er. Daneben erschien von 1957 bis 1974 die zehnbändige #Theatergeschichte Europas# von Heinz Kindermann.

Nach dem Tod Otto Müllers übernahm seine Tochter Erentraud die Verlagsleitung, ihr folgten Richard Moissl und Alexander Weiger als Verlagschefs. Es erschienen vereinzelt Bücher junger österreichischer Autoren, 1958 die Dialektgedichte #med ana schwoazzn dintn# von H.C. →Artmann, außerdem die beiden Gedichtbände #Auf der Erde und in der Hölle# (1957) und #In hora mortis# (1958) von Th. →Bernhard. Als Lektor, Autor, Übersetzer und Herausgeber war Gerhard Fritsch für den Verlag von großer Bedeutung; 1966-1969 war er außerdem Mitherausgeber der Literaturzeitschrift #Literatur und Kritik# (→Literaturzeitschriften). 1966 publizierte Claudio Magris seine wegweisende Studie #Der habsburgische Mythos in der österreichischen Literatur#. Seit den späten 1970ern und 1980ern nimmt die „gewisse Sparsamkeit“ (H. Holl) des Verlags im Bereich der (österreichischen) Literatur ab: Es erschienen Bücher von Milo Dor, C. →Carsten, Jutta (später Julian) Schutting, O.P. →Zier, Gudrun Seidenauer, K.M. →Gauß, Elisabeth Reichart u.a. Neben dem Literaturprogramm konnte der OMV mit der Gründung der #Edition Fotohof im Otto Müller Verlag# gemeinsam mit Kurt Kaindl von 1990 bis 1999 einen Schwerpunkt im Bereich Fotobuch setzen. Daneben wurden zentrale (literatur-)historische Studien wie #Faszination Drittes Reich# (1988) von Gert Kerschbaumer und #Zäsuren ohne Folgen# (1990) von Karl Müller herausgebracht.

Der OMV. ist seit 1949 in der Ernest-Thun-Straße 11 ansässig und wird seit 1986 von Arno Kleibel, einem Enkel Otto Müllers, geleitet.

Lit.

  • Werke und Jahre. 1937–1977. Salzburg 1977.
  • H. Holl: Literaturgeschichte Salzburgs von 1945 bis zur Gegenwart. In: E. Hanisch, R. Kriechbaumer (Hg.): Salzburg. Zwischen Globalisierung und Goldhaube. Wien u.a. 1997, S. 680-683.
  • M. G. Hall: Österreichische Verlagsgeschichte 1918–1938. 2 Bde. Wien u.a. 1985.

M.St.