Flurformen: Unterschied zwischen den Versionen
K (added Category:Freigabe Bereichsleitung using HotCat) |
|||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
'''Flurformen''' sind neben →Haus und Hof die augenfälligsten Merkmale der bäuerlichen Kulturlandschaft; sie hängen mit der Besiedlungsgeschichte und den Naturgegebenheiten eines Landes zusammen und geben Auskunft über Ackergerät, Anbaumethoden, Besitzverhältnisse und Erbsitten. | '''Flurformen''' sind neben →Haus und Hof die augenfälligsten Merkmale der bäuerlichen Kulturlandschaft; sie hängen mit der Besiedlungsgeschichte und den Naturgegebenheiten eines Landes zusammen und geben Auskunft über Ackergerät, Anbaumethoden, Besitzverhältnisse und Erbsitten. | ||
− | F. hielten sich unverändert über Jahrhunderte | + | F. hielten sich unverändert über Jahrhunderte,bis zum Einbruch des technischen Zeitalters mit seinen Flurzusammenlegungen (#Kommassierungen#). In Salzburg überwiegen neben Mischformen die Einödflur und damit die Streusiedlung, das Einzelhofgebiet (→Siedlungsformen). Es handelt sich um große Rodegebiete, die nach dem Jahr 1000 besiedelt wurden; die letzten Erschließungen der Alpentäler erfolgten im beginnenden Spätmittelalter. |
− | Die Einödflur ist die Rode-Kolonisationsform des Hochmittelalters, im Gebirge, auch im Zu- und Ausbausiedlungsraum des Vorlandes anzutreffen. Die nächstgrößere Flurform ist die Blockflur, die neben der blockartigen Streifenflur Talränder der Flüsse und Beckenlandschaften im Gebirge sowie einzelne Terrassen und die Moränenlandschaft im Alpenvorland einnimmt; im Saalfeldner Becken, Salzachtal zwischen Golling und Salzburg bis zum Zusammenfluss von Salzach und Saalach großfeldrig, kleinfeldriger und streifiger auf den Schuttkegeln im Pongauer und Pinzgauer Salzachtal. Sonderformen der Blockflur im Lungau: am Westrand des Taurachbeckens bes. kleinfeldrig und zerklüftet, teils quadratisch, teils rechteckig ( | + | Die Einödflur ist die Rode-Kolonisationsform des Hochmittelalters, im Gebirge, auch im Zu- und Ausbausiedlungsraum des Vorlandes anzutreffen. Die nächstgrößere Flurform ist die Blockflur, die neben der blockartigen Streifenflur Talränder der Flüsse und Beckenlandschaften im Gebirge sowie einzelne Terrassen und die Moränenlandschaft im Alpenvorland einnimmt; im Saalfeldner Becken, Salzachtal zwischen Golling und Salzburg bis zum Zusammenfluss von Salzach und Saalach großfeldrig, kleinfeldriger und streifiger auf den Schuttkegeln im Pongauer und Pinzgauer Salzachtal. Sonderformen der Blockflur im Lungau: am Westrand des Taurachbeckens bes. kleinfeldrig und zerklüftet, teils quadratisch, teils rechteckig (#Fleckerlteppich#); beruht vermutl. auf älterer slawischer Besiedlung bzw. auf Besitzzersplitterung. |
− | Die Verteilung der großflächigen Blockflur lässt sich historisch mit der bajuwarischen Besiedlung in Zusammenhang bringen; somit würde die Blockflur ältesten dauernd besiedelten Boden darstellen. Geringer Anteil an Gewannfluren, fast nur Vorkommen von Streifenfluren (lange, parallele Grundstücksstreifen, planmäßig aneinandergereiht); zeitlich schwer einzuordnen, gehen meist auf Ortsvergrößerung bzw. auf Teilung alter oder zusätzlich gerodeter Flächen zurück (Wals, Siezenheim). Vielfach Übergang von Gewann- und Blockflur, etwa um den Wallersee, | + | Die Verteilung der großflächigen Blockflur lässt sich historisch mit der bajuwarischen Besiedlung in Zusammenhang bringen; somit würde die Blockflur ältesten dauernd besiedelten Boden darstellen. Geringer Anteil an Gewannfluren, fast nur Vorkommen von Streifenfluren (lange, parallele Grundstücksstreifen, planmäßig aneinandergereiht); zeitlich schwer einzuordnen, gehen meist auf Ortsvergrößerung bzw. auf Teilung alter oder zusätzlich gerodeter Flächen zurück (Wals, Siezenheim). Vielfach Übergang von Gewann- und Blockflur, etwa um den Wallersee, Thalgau und die Trumer Seen. |
− | Umgang und Einschätzung der Natur werden wesentlich vom jeweiligen Kulturverständnis des Menschen geprägt. So zählt heute die Erhaltung wesentlicher Formen historischer Kulturlandschaften über deren wirtschaftliche Bedingtheit hinaus zu den kulturellen Leistungen der Gegenwart. Natur- und Landschaftsschutz sowie die Anlage von Nationalparks, die Erhaltung von Streuwiesen, mäandrierenden Bächen, Aulandschaften oder Bergmähdern | + | Umgang und Einschätzung der Natur werden wesentlich vom jeweiligen Kulturverständnis des Menschen geprägt. So zählt heute die Erhaltung wesentlicher Formen historischer Kulturlandschaften über deren wirtschaftliche Bedingtheit hinaus zu den kulturellen Leistungen der Gegenwart. Ebenso Natur- und Landschaftsschutz sowie die Anlage von Nationalparks, die Erhaltung von Streuwiesen, mäandrierenden Bächen, Aulandschaften oder Bergmähdern. |
− | + | Lit.: | |
* K. Conrad: Blockfluren im Lungau. In: Das Salzburger Jahr 1982/83, S. 52f. | * K. Conrad: Blockfluren im Lungau. In: Das Salzburger Jahr 1982/83, S. 52f. | ||
* E. Tomasi: Historische Flurformen. In: ÖVA, 6. Liefg., 1. Teil, Wien 1977. | * E. Tomasi: Historische Flurformen. In: ÖVA, 6. Liefg., 1. Teil, Wien 1977. | ||
− | * A. Klaar: Flurformen. Das Salzburger Flurbild | + | * A. Klaar: Flurformen. Das Salzburger Flurbild. In: Salzburg-Atlas, hg. v. E. Lendl, Salzburg 1955, S. 44f. |
U.K., K.C.† | U.K., K.C.† |
Version vom 28. August 2018, 16:57 Uhr
Flurformen sind neben →Haus und Hof die augenfälligsten Merkmale der bäuerlichen Kulturlandschaft; sie hängen mit der Besiedlungsgeschichte und den Naturgegebenheiten eines Landes zusammen und geben Auskunft über Ackergerät, Anbaumethoden, Besitzverhältnisse und Erbsitten.
F. hielten sich unverändert über Jahrhunderte,bis zum Einbruch des technischen Zeitalters mit seinen Flurzusammenlegungen (#Kommassierungen#). In Salzburg überwiegen neben Mischformen die Einödflur und damit die Streusiedlung, das Einzelhofgebiet (→Siedlungsformen). Es handelt sich um große Rodegebiete, die nach dem Jahr 1000 besiedelt wurden; die letzten Erschließungen der Alpentäler erfolgten im beginnenden Spätmittelalter.
Die Einödflur ist die Rode-Kolonisationsform des Hochmittelalters, im Gebirge, auch im Zu- und Ausbausiedlungsraum des Vorlandes anzutreffen. Die nächstgrößere Flurform ist die Blockflur, die neben der blockartigen Streifenflur Talränder der Flüsse und Beckenlandschaften im Gebirge sowie einzelne Terrassen und die Moränenlandschaft im Alpenvorland einnimmt; im Saalfeldner Becken, Salzachtal zwischen Golling und Salzburg bis zum Zusammenfluss von Salzach und Saalach großfeldrig, kleinfeldriger und streifiger auf den Schuttkegeln im Pongauer und Pinzgauer Salzachtal. Sonderformen der Blockflur im Lungau: am Westrand des Taurachbeckens bes. kleinfeldrig und zerklüftet, teils quadratisch, teils rechteckig (#Fleckerlteppich#); beruht vermutl. auf älterer slawischer Besiedlung bzw. auf Besitzzersplitterung.
Die Verteilung der großflächigen Blockflur lässt sich historisch mit der bajuwarischen Besiedlung in Zusammenhang bringen; somit würde die Blockflur ältesten dauernd besiedelten Boden darstellen. Geringer Anteil an Gewannfluren, fast nur Vorkommen von Streifenfluren (lange, parallele Grundstücksstreifen, planmäßig aneinandergereiht); zeitlich schwer einzuordnen, gehen meist auf Ortsvergrößerung bzw. auf Teilung alter oder zusätzlich gerodeter Flächen zurück (Wals, Siezenheim). Vielfach Übergang von Gewann- und Blockflur, etwa um den Wallersee, Thalgau und die Trumer Seen.
Umgang und Einschätzung der Natur werden wesentlich vom jeweiligen Kulturverständnis des Menschen geprägt. So zählt heute die Erhaltung wesentlicher Formen historischer Kulturlandschaften über deren wirtschaftliche Bedingtheit hinaus zu den kulturellen Leistungen der Gegenwart. Ebenso Natur- und Landschaftsschutz sowie die Anlage von Nationalparks, die Erhaltung von Streuwiesen, mäandrierenden Bächen, Aulandschaften oder Bergmähdern.
Lit.:
- K. Conrad: Blockfluren im Lungau. In: Das Salzburger Jahr 1982/83, S. 52f.
- E. Tomasi: Historische Flurformen. In: ÖVA, 6. Liefg., 1. Teil, Wien 1977.
- A. Klaar: Flurformen. Das Salzburger Flurbild. In: Salzburg-Atlas, hg. v. E. Lendl, Salzburg 1955, S. 44f.
U.K., K.C.†