Märkte: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 27. August 2018, 18:02 Uhr

Märkte.

Am 28. Mai 996 verlieh Kaiser Otto III. dem Salzburger Erzbischof Hartwig das Recht, einen täglichen Markt abzuhalten; dreimal in der Woche war in der Folge Markttag zur Versorgung des erzbischöflichen Hofes und der Bevölkerung mit der (Lebensmittel-)Produktion der Umgebung. Der erste städtische Marktplatz wird am heutigen Waagplatz angenommen. Im 13. Jahrhundert wurde neben der alten Stadtbrücke der heutige Alte Markt errichtet, um ihn siedelten sich Großhändler und Kaufleute an. Gleichzeitig versorgten aber Spezialmärkte (für Brot, Milch, Getreide, etc.) die Marktrecht erlangten hatten, die Stadtbevölkerung. u.a. befand sich ein Salzmarkt seit dem 16. Jahrhundert beim Alten Markt, dann im Rathaus. Später wurde auch bei der Rathausstiege Salz verkauft. Ein Markt für Hafnerware existierte um 1500 am oberen Marktplatz. Später verkauften die Hafner ihre Ware im Rathaus. Brennholz, Schindeln und Zaunholz wurden im ausgehenden Mittelalter nahe dem heutigen Residenzplatz verkauft. Ein Heumarkt befand sich im 15. Jahrhundert zwischen dem Höllbräu und dem Waagplatz. Bis 1857 wurde der „Gemeine Markt“, also der Wochenmarkt, beim heutigen Waagplatz abgehalten. In der Mitte des 14. Jahrhunderts sind mehrere Märkte belegt, darunter im Bereich des heutigen Platzl und vor der Andräkirche. Im 19. Jahrhundert existierten Tages- und Wochenmärkte, der heute noch tägliche Markt am Universitätsplatz geht auf den 1857 dorthin verlegten Wochenmarkt zurück. Nach 1900 entstand vor der städtischen Schranne ein Lebensmittelmarkt, der 1906 offiziell zum Wochenmarkt für Landesprodukte bestimmt wurde; auf ihn geht der heutige Schrannenmarkt am Donnerstag zurück. Die zunehmende Spezialisierung im ökonomischen Bereich sorgte für das Ansteigen der Spezialmärkte und -Geschäfte. Die großen Warenmärkte wurden früher als Dult, von mhd. tult, gotisch dulps: Feier, Fest bezeichnet. Bereits im 14. Jahrhundert ist ein Fastenmarkt während der Fastenzeit bezeugt. Weitere saisonal bezogene Jahrmärkte waren der Pfingstmarkt und der Nikolaimarkt, die beide unter den Dombögen beheimatet waren, sowie Weihnachtsmärkte im Kurpark, am Mirabellplatz und rund um den Dom. Heute steht die Bezeichnung Dult nur noch für die Frühjahrsmesse (heute um Pfingsten, einst am »Frühjahrsruperti«, dem Todestag des hl. →Rupert, 27. 3., seit dem Mittelalter einer der vier Zinstage des Jahres) in Gebrauch. Auch dieser Jahrmarkt erstreckte sich um den Dombereich und auf dem Alten Markt, zeitweilig auch am Kollegienplatz. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde er in die Neustadt verlegt. Die »sant Ruoprechtes tult in dem herbist« (1331 erwähnt; 24. 9., Translationsfest des Dom- und Landespatrons), ebenfalls Zinstag, wurde als Jahrmarkt gefeiert. Kirchlicher Höhepunkt ist die Prozession von →St. Peter in den →Dom, bei der in besonderen Jahren die Reliquien →Virgils und Ruperts mitgetragen werden. Unterbrechungen in Kriegs- und Seuchenjahren, am 15. 12. 1896 vom Salzburger Gemeinderat aufgehoben, 1976 (auf Initiative von E. →Markl) von der »Salzburger Innenstadt-Genossenschaft« wiedererrichtet. Der »Rupertikirtag«, Domkirchweihfest, wird mit Marktfieranten, Schaubuden und Rummelplatz als Volksfest vom Wochenende vor dem Fest bis zum 24.9. gefeiert. Heute sind Handwerks- und Brauchvorführungen, Bauernmarkt, Salzburger →Hanswurst, Pawlatschen- und Kindertheater Attraktionen des Rupertikirtags.

Märkte dienten früher dem Absatz der jahreszeitlichen Produktion aus dem Land wie dem Einkauf internationaler Waren und waren stets Volksfeste, Handels- und Kommunikationszentren. Die Salzburger Märkte wurden von Händlern zwischen London und Konstantinopel besucht. Die Frühjahrsdult gilt als älteste D. im deutschsprachigen Raum. Der Jahrmarkt ist bereits 996 in der Markterhebungsurkunde belegt, 1368 werden im Salzburger Stadtrecht neben einem Wochenmarkt auch zwei Jahrmärkte erwähnt. 1481 wird ein Vinzenzmarkt (22.1., Patron wie Jahrtag der Holzarbeiter) bewilligt. Noch 1878 wurde eine Dultordnung erlassen. Die Dultordnungen berichten über die Öffnungszeiten der Stadttore, die Vorkehrungen gegen Brände rund um die Bratereien und gegen Raufhändel und Diebstahl, den Umgang mit fahrendem Volk. Neben Händlern besuchten Quacksalber, Zahnbrecher, Gaukler, Seiltänzer, Puppenspieler, Schausteller und Bärentreiber diese Märkte. Den Dienstboten und Hausangehörigen war der Besuch der Märkte zu gestatten und ihnen dafür ein Trinkgeld und ein besseres Essen auszufolgen. In vergangenen Jahrhunderten kamen viele Menschen aus Landgemeinden nur zur Dult in die Stadt. Die Dult war auch wichtiger Ort der Werbung um das andere Geschlecht.

1896 Aufhebung der Frühjahrsdult nach 900-jähriger Dauer, 1924 Wiedereröffnung, Unterbrechung in Vorkriegs- und Kriegsjahren, 1946 Wiederaufleben. Während der Rupertikirtag stets auf den Plätzen um den Dom angesiedelt blieb, änderte die Frühjahrsdult mehrfach ihren Standort. Vom Domplatz ausgehend absolvierte sie die Standorte Mirabellplatz, Schallmoos, Hofstallgasse, Volksgarten, Baron- Schwarz-Park in Gnigl und besteht nun, nach mehrjähriger Unterbrechung, seit 1974 im Ausstellungszentrum am Glanspitz.

Während des gesamten Advents zählt der Salzburger Christkindlmarkt auf dem Domplatz auch zu den touristischen Attraktionen. Der Einkauf von Lebzelten, Krippenfiguren (geschnitzt ebenso wie aus Preßplastik), etc. gehört zu den Gewohnheiten, doch steht heute der Treffpunkt und die Konsumation (Glühwein, Pusch) mit Freunden im Vordergrund. Kunsthandwerksstände, karitative Organisationen und täglich um 17 Uhr ein Advent- und Weihnachtsliedersingen runden sein Programm ab.

Unter den historischen Viehmärkten hat sich der Lungauer Rößlmarkt in Mauterndorf im August als weithin bekannter Pferdemarkt und Volksfest erhalten.


Literatur:

  • G. Eberstaller: Schön ist so ein Ringelspiel : Schausteller, Jahrmärkte und Volksfeste in Österreich. Geschichte und Gegenwart. Wien 2004.
  • P.F. Kramml, I.Pongruber: Von der Dult zum Salzburger Messezentrum. Salzburg 2006.
  • G. Ammerer: Handelsbeziehungen zwischen Venedig und Salzburg im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. In: ders.,u.a. (Hg.): Von Venedig nach Salzburg. (= Veröff.Forschungsplattform Sbg. Musikgesch.) Salzburg 2015, S. 10-37.
  • E. Hiebl: Geschichte des Salzburger Christkindlmarktes. In: Bräuche im Salzburger Land, CD-ROM 1. (= SBzVK 13) Salzburg 2002.
  • E. Hiebl: Handelsplätze und Treffpunkt. In: Bräuche im Salzburger Land, CD-ROM 3. (= SBzVK 15) Salzburg 2005.
  • K. Adrian: Die Salzburger Dult. Aus der Geschichte und dem Leben eines tausendjährigen Jahrmarktes, Salzburg 1927.

U.K.