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Schloss Kleßheim
Der keiner Grundherrschaft unterworfene „Kleshof“ steht 1563 im Besitz des Georg von Nopping. 1589 erwirbt der eb. Kanzler Gervasius Fabrizi, der auch den Adelstitel „von Klesheim“ führt, das Gut. 1690 kauft Eb. Johann Ernst Graf von →Thun und Hohenstein „Hof und Sitz Kleßheim“ von Johann Franz Fabrizi und lässt einen Fasanengarten herstellen, der bereits 1693 „als neu und angefangen“ bezeichnet wird. Im Jahr 1700 vermeldet die Hofbaumeisterei, „diesen eingehenden Früeling mit dem neuen Gepey zu Klessheimb einen Anfang machen zu lassen.“ Die Pläne für das Jagdschloss liefert Johann Bernhard →Fischer von Erlach. Zwischen 1707–09 intensive Bautätigkeit wie sich aus den Hofbaurechnungen für Fischer von Erlach, für Maurer, Stuckateure und Bildhauer erschließt. Weiters erhielten der Lodronsche Gärtner Martin Mayr für die Lieferung von Buxbäumen, der Maler Franz Josef Faistenperger für die Veränderungen des Gartenmodells und der Ingenieur Balthasar Reithmayer für die Abmessung der „hf. Bau- und anderer Felder zur Machung der Allee“ Honorare. Zum Zeitpunkt des Todes von Eb. Johann Ernst im Jahr 1709 sind die Bauarbeiten am Schloss weitgehend abgeschlossen (Anbringung des Wappens). Sein Nachfolger Eb. Franz Anton von Harrach lässt noch die Innenausstattung vervollständigen; erst ab 1728 wird unter Eb. Leopold Anton von →Firmian das Jagdschloss vollends bewohnbar gemacht. Hofarchitekt Pater Bernard Stuart, ein gelehrter, aus Schottland stammender Mönch plant den Umbau. Die Treppenhäuser werden fertiggestellt und die Auffahrt mit den liegenden Hirschen und die Altane hinzugefügt. Wahrscheinlich werden im Rahmen dieses Umbaus auch die großen Bögen des Obergeschoßes, die in Fischers Plan noch offen waren, mit Fenstern geschlossen. 1866 erhält Erzherzog Ludwig Viktor per kaiserlicher Verordnung Schloss K. samt Park. Da das Schloss insbesondere während der Wintermonate für Wohnzwecke nicht geeignet ist, lässt er 1880–82 das sog. Winterschloss (Kavalierhaus) nach Plänen von Heinrich v. Ferstel errichten, das nach Umbauten u. a. während der NS-Zeit seinen historistischen Charakter verliert. Im Schlossbereich noch weitere Baudenkmäler darunter das sog. Hoyos-Stöckl, das ebenfalls auf einen Entwurf Fischers zurückgeht sowie das südl. Torwartshaus Turm und barockem Helm von 1730/31. In der Zwischenkriegszeit gibt es zahlreiche Ideen für die Nutzung des mittlerweile in Landesbesitz stehenden Schlosses; ab Mai 1925 mietet sich im Winterpalais die Elizabeth-→Duncan-Schule ein, an der auch Erika G. →Klien unterrichtet. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich denken die neuen Machthaber zunächst daran, in K. eine BDM-Führerinnen-Schule zu errichten. In einer ersten Phase ab 1938 Nutzung für Festspielempfänge. Ab Juni 1940 auf Anordnung Adolf Hitlers Umbau des Schlosses zum sog. „Gästehaus des Führers“ durch die Architekten O. →Reitter und O. →Strohmayr mit gravierenden Eingriffen, wie dem Zubau einer Terrasse an der Westseite, Errichtung der Torwächterhäuser mit monumentalen Greifvogelskulpturen von J. →Adlhart, Neugestaltung des Schlossparks sowie der Auffahrt samt Autobahnanschluss. Teile des weitläufigen Schlossparks sind heute der Öffentlichkeit zugänglich, andere dienen als Golfplatz; seit 1992 wird Schloss K. als Spielcasino genutzt.
R.H., P. Hu.
Lit.:
- R. Medicus: Das hochfürstliche Schloss Favoritta zu Cleshaimb und sein alter Park. In: Bastei, Nr. 1/2016, S. 10–17.
- I. Holzschuh: Otto Strohmayr (1900–1945). Hitlers Architekt für die Neugestaltung der Stadt Salzburg im Nationalsozialismus. Wien-Köln-Weimar 2015.
- F. Peyrer-Heimstätt, Architektur-Utopie? NS-Planungen in Salzburg. Vorgeschichte und Kontext am Beispiel von Otto Reitter. Diplomarbeit, Wien 2010. S. 54.
- P. Husty: Pater Bernard Stuart 1706–1755. Ein Salzburger Hofarchitekt und die Aufgaben der Zeit. Diplomarbeit, Salzburg 1992.
- F. Martin: Schloß Klesheim. In: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Separatdruck aus Band IV, Wien 1926.