Medaillen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Textvorschlag Erker eingearbeitet)
Zeile 1: Zeile 1:
'''Medaillen'''.
+
'''Medaillen''' (oder Schaumünzen) sind münzähnliche Gedenkstücke ohne Zahlungsmittelfunktion. Sie wurden an der Salzburger →Münze seit Anfang des 16. Jahrhunderts bis zur Auflösung der Prägestätte 1810 aus Gold, Silber und unedlen Metallen meist im Prägeverfahren hergestellt und von den Landesfürsten als repräsentative Geschenke und Auszeichnungen vergeben.
  
Gedenk- und Schaumünzen wurden an der Salzburger →Münze geprägt; die Eisen dazu zum  Teil von den an der Münze angestellten →Stempelschneidern hergestellt oder auch stückweise von ausländischen Künstlern. Zu den frühesten Arbeiten gehören die Bronzegussmedaillen Erzbischof →Matthäus Langs vom Nürnberger Hanns Schwarz, 1519 und 1520 geschnitten.
+
Zu den wichtigsten Salzburger →Stempelschneidern zählten im 17. Jahrhundert Peter und Paul Seel sowie im 18. Jahrhundert G. R. →Donner und die Familie →Matzenkopf. Daneben beschäftigten die Erzbischöfe auch auswärtige Künstler. Eb. →Matthäus Lang beauftragte z.B. Hans Schwarz, einen der bedeutendsten deutschen Medailleure der Renaissance, um 1520 mit der Herstellung von Bronzegussm. mit seinem Porträt. Außerdem bestellte er bei Ulrich Ursentaler in Hall in Tirol Stempel für Prägem., u.a. 1521 anlässlich der Einweihung der Radiana-Kapelle auf Schloss Wellenburg.
  
Erzbischof Lang war ein Liebhaber von Medaillen und ließ diese vorwiegend in Hall in Tirol schneiden; auch die »Radiana-Medaille«, nach einem Stich von Hans Burgkmair, ist 1521 in Hall entstanden. 1539 gab Erzbischof Lang den Auftrag für die »Cisternenmedaille« anlässlich der Vollendung der Festungs-Zisterne (→Brunnen). Unter Erzbischof Johann Jakob Khuen-Belasi wurde 1568 eine ca. 3,5 kg schwere Medaille anlässlich der Vermählung Herzog Wilhelms von Bayern mit Prinzessin Renata von Lothringen als Hochzeitsgeschenk übergeben (verschollen).
+
Die häufigsten Motive auf den Salzburger M. sind Wappen und Porträts der Erzbischöfe sowie die Landesheiligen Rupert und Virgil. Dazu kommen weitere religiöse, allegorische und architektonische Darstellungen, die sich auf Herrschaftsgrundsätze und besondere Errungenschaften der Landesfürsten beziehen, etwa ein standhafter Turm, der Eb. →Wolf Dietrich repräsentiert, oder eine Eule auf den Wissenschaftsm. Eb. →Sigismunds von Schrattenbach. Bemerkenswert ist die prachtvolle Darstellung der Stadt Salzburg auf einer Goldm. des Augsburger Medailleurs P. H. Müller von 1711.
  
Die sogenannten »Turmtaler-Gepräge« Erzbischof →Wolf Dietrichs, von Sebastian Fraisslich oder Melchior Patz geschnitten, weisen auf dem runden oder klippenförmigen Münzbild einen aus dem Meer aufragenden Turm auf. Seit Erzbischof Wolf Dietrich wurden auch »Wahl- oder Consecrations-Medaillen« am Tag der Weihe zum Erzbischof regelmäßig herausgebracht. In Gold oder Silber zeigen sie manchmal auch die ungewöhnliche ovale Form. Die wohl berühmteste dieser Schaumünzen prägte G. R. →Donner in Gold anlässlich der Wahl von →Leopold Anton Firmian zum Erzbischof (4. 10. 1727).
+
Die zahlreichen Salzburger Goldstücke im Gewicht mehrerer Dukaten sind ein Mittelding aus Münzen und M., weil sie für Geschenkzwecke gedacht, aber auch für Zahlungen geeignet waren. Die größte Salzburger Goldm. hatte ein Gewicht von 1.000 Dukaten (= 3,5 kg) und wurde 1568 von Eb. →Johann Jakob als Hochzeitsgeschenk an Herzog Wilhlem von Bayern überreicht. Sie ist nicht erhalten.  
  
Die Porträtmedaille Erzbischof Franz Anton Harrachs von 1711 ist wegen der vom Nürnberger Medailleur Philipp Heinrich Miller (Müller) geschnittenen Stadtansicht hervorzuheben. Unter Erzbischof →Hieronymus Colloredo entstanden das Gedenkgepräge auf das 1200jährige Bestehen des Erzstiftes 1782 (→Matzenkopf) wie auch die Löwentaler von 1790, die heute zu den numismatischen Raritäten zählen.  
+
Neben den landesfürstlichen M. entstanden in Salzburg auch Wallfahrts-, Bruderschafts- und Weihemedaillen mit rein religiösem Charakter. Dazu kommen seit dem 19. Jahrhundert M. für verschiedene, oft private Auftraggeber, die sich auf Salzburg beziehen, in der Regel aber andernorts hergestellt werden. Eine Besonderheit sind die Augsburger →Schraubm., die an die Emigration der Salzburger Protestanten 1731/32 erinnern.
  
 
Lit.:
 
Lit.:
  
* Meisterwerke, Nr. 43.
+
H. Zöttl: Salzburg. Münzen und Medaillen 1500–1810, 2 Bde., Salzburg 2008–2009.
* M. Bernhart, K. Roll: Die Münzen und Medaillen des Erzstiftes Salzburg. 2 Bde. München 1931 u. 1928.
+
P. Macho: Die Medaillen Salzburgs 1803–1945, Salzburg 1995.
 +
A. M. Pachinger: Wallfahrts-, Bruderschafts- und Gnadenmedaillen des Herzogthums Salzburg, Wien 1908.
  
Ch.S.
+
Ch.S. / Erich Erker
  
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4038206-0}}
 
{{Normdaten|TYP=s|GND=4038206-0}}

Version vom 27. Februar 2018, 12:52 Uhr

Medaillen (oder Schaumünzen) sind münzähnliche Gedenkstücke ohne Zahlungsmittelfunktion. Sie wurden an der Salzburger →Münze seit Anfang des 16. Jahrhunderts bis zur Auflösung der Prägestätte 1810 aus Gold, Silber und unedlen Metallen meist im Prägeverfahren hergestellt und von den Landesfürsten als repräsentative Geschenke und Auszeichnungen vergeben.

Zu den wichtigsten Salzburger →Stempelschneidern zählten im 17. Jahrhundert Peter und Paul Seel sowie im 18. Jahrhundert G. R. →Donner und die Familie →Matzenkopf. Daneben beschäftigten die Erzbischöfe auch auswärtige Künstler. Eb. →Matthäus Lang beauftragte z.B. Hans Schwarz, einen der bedeutendsten deutschen Medailleure der Renaissance, um 1520 mit der Herstellung von Bronzegussm. mit seinem Porträt. Außerdem bestellte er bei Ulrich Ursentaler in Hall in Tirol Stempel für Prägem., u.a. 1521 anlässlich der Einweihung der Radiana-Kapelle auf Schloss Wellenburg.

Die häufigsten Motive auf den Salzburger M. sind Wappen und Porträts der Erzbischöfe sowie die Landesheiligen Rupert und Virgil. Dazu kommen weitere religiöse, allegorische und architektonische Darstellungen, die sich auf Herrschaftsgrundsätze und besondere Errungenschaften der Landesfürsten beziehen, etwa ein standhafter Turm, der Eb. →Wolf Dietrich repräsentiert, oder eine Eule auf den Wissenschaftsm. Eb. →Sigismunds von Schrattenbach. Bemerkenswert ist die prachtvolle Darstellung der Stadt Salzburg auf einer Goldm. des Augsburger Medailleurs P. H. Müller von 1711.

Die zahlreichen Salzburger Goldstücke im Gewicht mehrerer Dukaten sind ein Mittelding aus Münzen und M., weil sie für Geschenkzwecke gedacht, aber auch für Zahlungen geeignet waren. Die größte Salzburger Goldm. hatte ein Gewicht von 1.000 Dukaten (= 3,5 kg) und wurde 1568 von Eb. →Johann Jakob als Hochzeitsgeschenk an Herzog Wilhlem von Bayern überreicht. Sie ist nicht erhalten.

Neben den landesfürstlichen M. entstanden in Salzburg auch Wallfahrts-, Bruderschafts- und Weihemedaillen mit rein religiösem Charakter. Dazu kommen seit dem 19. Jahrhundert M. für verschiedene, oft private Auftraggeber, die sich auf Salzburg beziehen, in der Regel aber andernorts hergestellt werden. Eine Besonderheit sind die Augsburger →Schraubm., die an die Emigration der Salzburger Protestanten 1731/32 erinnern.

Lit.:

H. Zöttl: Salzburg. Münzen und Medaillen 1500–1810, 2 Bde., Salzburg 2008–2009. P. Macho: Die Medaillen Salzburgs 1803–1945, Salzburg 1995. A. M. Pachinger: Wallfahrts-, Bruderschafts- und Gnadenmedaillen des Herzogthums Salzburg, Wien 1908.

Ch.S. / Erich Erker