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Version vom 10. März 2018, 18:15 Uhr
Stadtentwicklung.
Mit der Schenkung des »oppidum Salzburch« und des »Castrum superius« durch den Baiernherzog Theodo an den hl. →Rupert beginnt die ma. Geschichte Salzburgs. Der Name »Salzburg«, eine Schrumpfform von »Salzachburg«, scheint erstmals in der Vita Bonifatii um 755-768 auf. Der »vorstädtische Kern« Salzburgs setzt sich gegen Ende des 8. Jh.s aus dem Castrum superius mit dem Kloster →Nonnberg und aus der »Bischofsburg« zusammen, die das Kloster →St. Peter mit der Bischofswohnung, den →Dom mit dem Domkloster und die Marienkirche (→Franziskanerkirche) umfasste. Zwischen Dom und Salzach entwickelte sich um den heutigen Waagplatz eine Kaufmannssiedlung mit der Michaelskirche als Pfarrkirche, die sich bis ins 12. Jh. flussab- und flussaufwärts ausdehnte und Getreidegasse, Abt-(S.-Haffner-), Brod-, Juden-, Weber-(Mozartplatz), Pfeifer- und Kaigasse umfasste. Auf dem rechten Salzachufer wurde im Bereich des »innersten Steins« und des Platzls ein Brückenkopf gebildet, im Lauf der Zeit dehnte sich hier die Siedlung bis in die Höhe der heutigen Paris-Lodron- und Wolf-Dietrich-Straße.
Während des Investiturstreits wurde 1077 unter Eb. →Gebhard zum Schutz vor den kaiserl. Truppen der Bau von Hohensalzburg gleichzeitig mit den Burgen in Werfen und Friesach begonnen, weiterer Ausbau erfolgte bis ins 15. Jh. Die →Festung war und blieb stets das Hauptstück der seit der Mitte des 13. Jh.s errichteten Verteidigungswerke der Stadt. (Die topographische Lage der Stadt Salzburg hatte jahrhundertelang natürlichen Schutz geboten, die erste Stadtmauer wurde erst 1280 fertiggestellt, die zweite 1465-80 von dem mächtig gewordenen Bürgertum errichtet.) 1167 verhängte Kaiser Friedrich Barbarossa über Salzburg die Reichsacht, seine Truppen brandschatzten die Stadt. Wiederaufbau mit einem großartigen Dom, der das ganze MA. hindurch das Stadtbild beherrschte und erst nach dem Brand vom 11. 12. 1598 abgetragen wurde. In den mittleren Jahrzehnten des 16. Jh.s erhielten die Bürgerhäuser das charakteristische Grabendach mit der hochgezogenen, gerade schließenden Fassade. Mit dem Regierungsantritt Eb. →Wolf Dietrichs 1587 begann die grundlegende Veränderung des Stadtbildes. An der Verwirklichung des neuen Bebauungskonzeptes wurde bis zum Ende des Jh.s gearbeitet. Aus dem ma. Salzburg wurde das »deutsche Rom«. Ital. Künstler (→Scamozzi, →Solari, →Daria, →Zuccalli) wurden mit den wichtigsten Bauaufgaben betraut. Gemäß den städtebaulichen Ideen Vincenzo Scamozzis, den der Eb. im Winter 1603/04 nach Salzburg eingeladen hatte, entstanden die vier großen Plätze im Umkreis des Domes; auch der Straßenzug vom Siegmundsplatz durch die Hofstallgasse, die Franziskanergasse, über den Dom- und Kapitelplatz zur Kapitelgasse geht auf Eb. Wolf Dietrich zurück. Eb. →Paris Lodron erweiterte den Stadtraum durch den mächtigen, unter der Leitung von Santino Solari geschaffenen dritten Befestigungsring zwischen Salzach und Kapuzinerberg und legte damit die Ausdehnung der Stadt bis in die Mitte des 19. Jh.s fest. Durch formstrenge Paläste und Stiftungshäuser gab er der Stadt ein weiteres charakteristisches Gepräge.
Eb. →Johann Ernst Thun, der für seine Verdienste um Salzburg den Beinamen »der Stifter« trägt, entließ die leitenden ital. Architekten und berief J. B. →Fischer von Erlach nach Salzburg, der das barocke »Gesamtkunstwerk« vollendete. Mit dem Neutor (1764−67), einer zukunftweisenden Ingenieurleistung, wurde die Verbindung zur Vorstadt Riedenburg hergestellt. Der Stadtbrand von 1818 vernichtete große Bereiche der Stadt am rechten Salzachufer. Die letzte entscheidende Veränderung des Stadtbildes erfolgte Mitte des 19. Jh.s: der geschlossene Stadtkörper wurde durch die Salzachregulierung (ab 1852), das Niederreißen der Stadttore und die Demolierung des Bastionsringes aufgebrochen. Die günstige Lage als neuer Eisenbahnknoten (→Bauten des Verkehrswesens), die Schönheit der Umgebung und die kulturelle Bedeutung der Stadt führten zur Entwicklung eines regen Fremdenverkehrs. 1861 wurde die Stadt als Festung aufgelassen, 1866 schenkte Kaiser Franz Joseph das Gebiet des Festungsgürtels zwischen Schloß →Mirabell und Kapuzinerberg aus Anlass der 50jährigen Zugehörigkeit Salzburgs zu Österreich der Stadtgemeinde.
Ein Stadterweiterungs-Comitée wurde mit der Erstellung eines Bebauungsprogramms bzw. -planes betraut. Der Wiener Architekt F. R. →Bayer legte einen Entwurf vor, der, geringfügig modifiziert durch C. →Schwarz, ab 1863 für das Gebiet zwischen Kapuzinerberg, Salzach und Eisenbahntrasse in Angriff genommen wurde: vom Rastersystem, das durch Parkanlagen unterbrochen ist, bestimmt, wechselt offene und geschlossene Verbauung, ebenso wie an den 1853 begonnenen Kaianlagen. Die Bedürfnisse einer »Saisonstadt« und einer neuen Landeshauptstadt (seit 1861) wurden somit erfüllt.
Seit den 1970er−Jahren Bebauung der Riedenburg, Ende der 80er Jahre von Froschheim (heute Elisabeth-Vorstadt), Schallmoos, Nonntal, seit 1902, infolge der Eröffnung der Erzherzog-Ludwig-Viktor-Brücke (heute Lehener Brücke), Erschließung von Lehen, zahlreiche, nicht verwirklichte Verbauungs- und Regulierungspläne, städtebauliche Wettbewerbe; 1918−30 Vergrößerung der bebauten Fläche der Stadt um 70 Prozent, 1935 Eingemeindung von Maxglan, Aigen, Leopoldskron,Morzg. Mit Erlass vom 25. 3. 1939 wurde Salzburg zu einer »Neugestaltungsstadt« erklärt; Planung eines Gauforums auf dem Imberg (Kapuzinerberg), des Sitzes des Generalkommandos auf dem Mönchsberg, Wirtschaftsplan, Verkehrsplan. Mai 1947 »Generalregulierungsplan der Landeshauptstadt Salzburg - Flächenwidmungsplan «, 1954 Beginn der Großsiedlung Taxham, 1967 →»Salzburger Altstadterhaltungsgesetz«, 1970 Stadtentwicklungsmodell als Grundlage für die »städtebauliche Strukturplanung« der einzelnen Stadtteile. Seit 1982 »Das Salzburg-Projekt« mit »Altstadtinitiative«, »Grünlanddeklaration« und »Verkehrskonzept« unter der Leitung von Stadtrat Johannes Voggenhuber; Planungsbegutachtung von Großbauten bzw. Bauvorhaben von bes. Bedeutung für das Stadtbild durch den →»Gestaltungsbeirat«, ein Sachverständigengremium, bestehend aus fünf auf dem Gebiet der Architektur qualifizierten Experten. Ziel ist eine Stadtentwicklung nach innen mittels Nachverdichtung; für die Erhaltung der Stadtlandschaften wurde ein Grüngürtel um die Stadt im «Regionalprogramm Stadt Salzburg und Umlandgemeinden» 1999 festgelegt und in einem historischen Beschluss 2008 die «Grünlanddeklaration» im Stadtrecht festgeschrieben.
Lit.:
- Landeshauptstadt Salzburg, Landesinnung der Baugewerbe (Hg.): Historischer Atlas der Stadt Salzburg. Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg, Nr. 11, Salzburg 1999.
- Th. Weidenholzer: Der Müllner Brückenstreit. Stadtplanung im Widerstreit unterschiedlicher Interessen, in: Salzburg Archiv 22, 1996.
- G. Plasser: Die Stadtentwicklung in Froschheim und Lehen. Am Beispiel der Parzellierung von Privatbesitz, in: Salzburg Archiv 22, 1996.
- H. Karrer: 200 Jahre Villenbau in Aigen (Hg. Verein Aigen-Initiative). Salzburg o. J. [1995].
- G. Plasser: Stadt lesen. Salzburger Plätze, Gestalt und Funktion. Diss. Salzburg 1995.
- R. Hoffmann, Ch. Krejs: Die Salzburger »Neustadt«. Bau und Entwicklungsgeschichte eines gründerzeitlichen Stadtviertels, in: MGSLK 130, 1990.
- P. M. Lipburger, G. Plasser: Schallmoos. Bau- und Entwicklungsgeschichte bis 1945. In: MGSLK 130, 1990.
- Ch. Krejs: Salzburgs Stadterweiterung im 19. Jahrhundert 1860- 1974. Bruch oder Aufbruch in Stadtplanung und Architektur. Diss. Salzburg 1990.
- Fuhrmann-Stadt.
- F. Koller, G. Müller: Die Stadtteile Gnigl und Itzling. Bau und Entwicklungsgeschichte bis 1945, in: MGSLK 129, 1989.
- Vom Stadtrecht zur Bürgerbeteiligung. FS. 700 Jahre Stadtrecht von Salzburg, Salzburg 1987.
- D. Steiner (Hg.): Das Salzburg-Projekt. Wien 1986.
- Ch. Braumann: Stadtplanung in Österreich von 1918 bis 1945. Wien 1986 (Schriftenreihe des Inst. für Städtebau, Raumplanung und Raumordnung. TU Wien. Bd. 21).
- W. Seunig: Die städtebauliche Entwicklung der Stadt Salzburg unter Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau. Diss. Zürich 1981.
N.M., M.O., R.H.