Fotografie: Unterschied zwischen den Versionen

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(Max-Reinhardt-Forschungs- und Gedenkstätte (Archiv der Salzburger Festspiele)
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Über die Erfindung der Daguerreotypie, deren Bekanntgabe am 19. 8. 1839 vor der Akad. der Wissenschaften in Paris allgemein als die Geburtsstunde der F. bezeichnet wird, berichtete die »Salzburger Zeitung« bereits am 28. 1. 1839. Die ersten Daguerreotypien verfertigte in Salzburg 1840 der Magister pharmaciae Johann Joseph Schgör, Angestellter der Hofapotheke, dann Apotheker in Hallein und 1845 Bürgermeister von Hallein. Er fotografierte »die Facade des Neubaues mit dem Glockenspielthurme, die oberen, über die übrigen Gebäude hervorragenden Stockwerke des k. k. Residenzschlosses Mirabell und das Kapuziner-Kloster«. Durchreisende Daguerreotypisten ließen sich kurzzeitig in Salzburg nieder und warben in Salzburger Zeitungen für ihre Porträtaufnahmen. 1858 eröffnete der Dommusikus Franz Segl das erste glasgedeckte Atelier in der Kaigasse Nr. 170. Von den zahlreichen nachfolgenden Fotoateliers war wohl Baldi & →Würthle das bedeutendste und langlebigste. Seit 1863 in der Villa Baldi in der Riedenburg; 1866 Übersiedlung in das neue Haus in der Schwarzstraße Nr. 9 (später Nr. 11); nicht nur für Porträtaufnahmen konsultiert, sondern berühmt für seine Weitwinkel-Landschaftsaufnahmen und Städtebilder. Baldi schied aus der Firma aus, und Würthle verband sich mit seinem Schwager, dem Chemiker Spinnhirn. 1874-92 hieß die Firma Würthle & Spinnhirn, ab 1892, nach dem Tod Spinnhirns, Würthle & Sohn. 1904 wurde das Atelier an die Fotografen Bertel & Pietzner verkauft. Der Landschaftsverlag blieb im Familienbesitz, die Zentrale wurde nach Wien verlegt, 1908 wurden beide Betriebe getrennt. 1909 ging das Fotoatelier an Carl Ellinger, 1916 an Betty Steinhart, deren Bruder Anton →Steinhart 1921 Teilhaber wurde, über. Das Archiv Ellinger (1920-79) und das Archiv Anny Madner (1945-79) befinden sich mit über 100,000 Negativen von Festspielaufnahmen in der →Max-Reinhardt-Forschungs- und Gedenkstätte. In den 30er Jahren fotografierte der Amateurfotograf und Arbeiter des Aluminiumwerkes Lend, Fritz Macho (1899-1974), bemerkenswerte Bilder seiner alltäglichen Umgebung. Ein wichtiger Pressefotograf und Chronist der Ereignisse in Salzburg - u. a. Dokumentation der Bombenschäden - ist Franz Krieger (* 1914). Stefan →Kruckenhauser hat mit seinem Buch »Verborgene Schönheit« (1938) und anderen Büchern neue Richtlinien der Landschafts- und Architekturfotografie gesetzt. 1879 wurde an der (Staats-) →Gewerbeschule eine Abteilung für Fotografie und Reproduktionsverfahren eingerichtet, Leiter war der Chemiker und Fotograf Anton Czurda, Voigtländer bot der neuen Anstalt kostenlos die benötigten Objektive an. Die Abteilung (Vorläufer der Lehr- und Versuchsanstalt für Fotografie und Reproduktionsverfahren in Wien) wurde 1886 wieder geschlossen. 1893 Gründung des »Clubs der Amateurphotographen Salzburg«. 1974 wurde am Salzburg College in Leopoldskron von Doug Stuart ein Studienprogramm für künstlerische Fotografie eingerichtet, das von intern. renommierten Fotografen geleitet wird, seit 1975 steht auch eine College-Gallery zur Verfügung. 1975 erwarb das Land Oberösterreich die intern. bekannte »Photogeschichtliche Sammlung Hans Frank«, zuletzt in Salzburg im Schloß Arenberg untergebracht, und präsentiert sie im Marmorschlößl in Bad Ischl als »Photomuseum des Landes Oberösterreich«. 1981 gründeten die jungen Salzburger Fotografen Kurt Kaindl, Michael Mauracher u. a. den »Verein zur Förderung der Autorenfotografie« und eröffneten die Galerie Fotohof zur Präsentation zeitgenössischer Fotografie und für die Herausgabe von Editionen und Buchpublikationen zu diesem Thema. Das →Rupertinum verfügt in Österreich über die einzige große Sammlung österreichischer Autorenfotografen seit 1945.  
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Über die Erfindung der Daguerreotypie, deren Bekanntgabe am 19. 8. 1839 vor der Akad. der Wissenschaften in Paris allgemein als die Geburtsstunde der F. bezeichnet wird, berichtete die »Salzburger Zeitung« bereits am 28. 1. 1839. Die ersten Daguerreotypien verfertigte in Salzburg 1840 der Magister pharmaciae Johann Joseph Schgör, Angestellter der Hofapotheke, dann Apotheker in Hallein und 1845 Bürgermeister von Hallein. Er fotografierte »die Facade des Neubaues mit dem Glockenspielthurme, die oberen, über die übrigen Gebäude hervorragenden Stockwerke des k. k. Residenzschlosses Mirabell und das Kapuziner-Kloster«. Durchreisende Daguerreotypisten ließen sich kurzzeitig in Salzburg nieder und warben in Salzburger Zeitungen für ihre Porträtaufnahmen. 1858 eröffnete der Dommusikus Franz Segl das erste glasgedeckte Atelier in der Kaigasse Nr. 170.
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Von den zahlreichen nachfolgenden Fotoateliers war wohl Baldi & →Würthle das bedeutendste und langlebigste. Seit 1863 in der Villa Baldi in der Riedenburg; 1866 Übersiedlung in das neue Haus in der Schwarzstraße Nr. 9 (später Nr. 11); nicht nur für Porträtaufnahmen konsultiert, sondern berühmt für seine Weitwinkel-Landschaftsaufnahmen und Städtebilder. Baldi schied aus der Firma aus, und Würthle verband sich mit seinem Schwager, dem Chemiker Spinnhirn. 1874-92 hieß die Firma Würthle & Spinnhirn, ab 1892, nach dem Tod Spinnhirns, Würthle & Sohn. 1904 wurde das Atelier an die Fotografen Bertel & Pietzner verkauft. Der Landschaftsverlag blieb im Familienbesitz, die Zentrale wurde nach Wien verlegt, 1908 wurden beide Betriebe getrennt. 1909 ging das Fotoatelier an Carl Ellinger, 1916 an Betty Steinhart, deren Bruder Anton →Steinhart 1921 Teilhaber wurde, über. Das Archiv Ellinger (1920-79) und das Archiv Anny Madner (1945-79) befinden sich mit über 100.000 Negativen von Festspielaufnahmen in der →Max-Reinhardt-Forschungs- und Gedenkstätte (Archiv der Salzburger Festspiele). In den 30er Jahren fotografierte der Amateurfotograf und Arbeiter des Aluminiumwerkes Lend, Fritz Macho (1899-1974), bemerkenswerte Bilder seiner alltäglichen Umgebung. Ein wichtiger Pressefotograf und Chronist der Ereignisse in Salzburg - u. a. Dokumentation der Bombenschäden - ist Franz Krieger (* 1914). Stefan →Kruckenhauser hat mit seinem Buch »Verborgene Schönheit« (1938) und anderen Büchern neue Richtlinien der Landschafts- und Architekturfotografie gesetzt. 1879 wurde an der (Staats-) →Gewerbeschule eine Abteilung für Fotografie und Reproduktionsverfahren eingerichtet, Leiter war der Chemiker und Fotograf Anton Czurda, Voigtländer bot der neuen Anstalt kostenlos die benötigten Objektive an. Die Abteilung (Vorläufer der Lehr- und Versuchsanstalt für Fotografie und Reproduktionsverfahren in Wien) wurde 1886 wieder geschlossen. 1893 Gründung des »Clubs der Amateurphotographen Salzburg«. 1974 wurde am Salzburg College in Leopoldskron von Doug Stuart ein Studienprogramm für künstlerische Fotografie eingerichtet, das von intern. renommierten Fotografen geleitet wird, seit 1975 steht auch eine College-Gallery zur Verfügung. 1975 erwarb das Land Oberösterreich die intern. bekannte »Photogeschichtliche Sammlung Hans Frank«, zuletzt in Salzburg im Schloß Arenberg untergebracht, und präsentiert sie im Marmorschlößl in Bad Ischl als »Photomuseum des Landes Oberösterreich«. 1981 gründeten die jungen Salzburger Fotografen Kurt Kaindl, Michael Mauracher u. a. den »Verein zur Förderung der Autorenfotografie« und eröffneten die Galerie Fotohof zur Präsentation zeitgenössischer Fotografie und für die Herausgabe von Editionen und Buchpublikationen zu diesem Thema. Das →Rupertinum verfügt in Österreich über die einzige große Sammlung österreichischer Autorenfotografen seit 1945.  
  
 
Dokumentationsfotosammlung bei:
 
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Version vom 11. März 2018, 14:34 Uhr

Fotografie.

Über die Erfindung der Daguerreotypie, deren Bekanntgabe am 19. 8. 1839 vor der Akad. der Wissenschaften in Paris allgemein als die Geburtsstunde der F. bezeichnet wird, berichtete die »Salzburger Zeitung« bereits am 28. 1. 1839. Die ersten Daguerreotypien verfertigte in Salzburg 1840 der Magister pharmaciae Johann Joseph Schgör, Angestellter der Hofapotheke, dann Apotheker in Hallein und 1845 Bürgermeister von Hallein. Er fotografierte »die Facade des Neubaues mit dem Glockenspielthurme, die oberen, über die übrigen Gebäude hervorragenden Stockwerke des k. k. Residenzschlosses Mirabell und das Kapuziner-Kloster«. Durchreisende Daguerreotypisten ließen sich kurzzeitig in Salzburg nieder und warben in Salzburger Zeitungen für ihre Porträtaufnahmen. 1858 eröffnete der Dommusikus Franz Segl das erste glasgedeckte Atelier in der Kaigasse Nr. 170.

Von den zahlreichen nachfolgenden Fotoateliers war wohl Baldi & →Würthle das bedeutendste und langlebigste. Seit 1863 in der Villa Baldi in der Riedenburg; 1866 Übersiedlung in das neue Haus in der Schwarzstraße Nr. 9 (später Nr. 11); nicht nur für Porträtaufnahmen konsultiert, sondern berühmt für seine Weitwinkel-Landschaftsaufnahmen und Städtebilder. Baldi schied aus der Firma aus, und Würthle verband sich mit seinem Schwager, dem Chemiker Spinnhirn. 1874-92 hieß die Firma Würthle & Spinnhirn, ab 1892, nach dem Tod Spinnhirns, Würthle & Sohn. 1904 wurde das Atelier an die Fotografen Bertel & Pietzner verkauft. Der Landschaftsverlag blieb im Familienbesitz, die Zentrale wurde nach Wien verlegt, 1908 wurden beide Betriebe getrennt. 1909 ging das Fotoatelier an Carl Ellinger, 1916 an Betty Steinhart, deren Bruder Anton →Steinhart 1921 Teilhaber wurde, über. Das Archiv Ellinger (1920-79) und das Archiv Anny Madner (1945-79) befinden sich mit über 100.000 Negativen von Festspielaufnahmen in der →Max-Reinhardt-Forschungs- und Gedenkstätte (Archiv der Salzburger Festspiele). In den 30er Jahren fotografierte der Amateurfotograf und Arbeiter des Aluminiumwerkes Lend, Fritz Macho (1899-1974), bemerkenswerte Bilder seiner alltäglichen Umgebung. Ein wichtiger Pressefotograf und Chronist der Ereignisse in Salzburg - u. a. Dokumentation der Bombenschäden - ist Franz Krieger (* 1914). Stefan →Kruckenhauser hat mit seinem Buch »Verborgene Schönheit« (1938) und anderen Büchern neue Richtlinien der Landschafts- und Architekturfotografie gesetzt. 1879 wurde an der (Staats-) →Gewerbeschule eine Abteilung für Fotografie und Reproduktionsverfahren eingerichtet, Leiter war der Chemiker und Fotograf Anton Czurda, Voigtländer bot der neuen Anstalt kostenlos die benötigten Objektive an. Die Abteilung (Vorläufer der Lehr- und Versuchsanstalt für Fotografie und Reproduktionsverfahren in Wien) wurde 1886 wieder geschlossen. 1893 Gründung des »Clubs der Amateurphotographen Salzburg«. 1974 wurde am Salzburg College in Leopoldskron von Doug Stuart ein Studienprogramm für künstlerische Fotografie eingerichtet, das von intern. renommierten Fotografen geleitet wird, seit 1975 steht auch eine College-Gallery zur Verfügung. 1975 erwarb das Land Oberösterreich die intern. bekannte »Photogeschichtliche Sammlung Hans Frank«, zuletzt in Salzburg im Schloß Arenberg untergebracht, und präsentiert sie im Marmorschlößl in Bad Ischl als »Photomuseum des Landes Oberösterreich«. 1981 gründeten die jungen Salzburger Fotografen Kurt Kaindl, Michael Mauracher u. a. den »Verein zur Förderung der Autorenfotografie« und eröffneten die Galerie Fotohof zur Präsentation zeitgenössischer Fotografie und für die Herausgabe von Editionen und Buchpublikationen zu diesem Thema. Das →Rupertinum verfügt in Österreich über die einzige große Sammlung österreichischer Autorenfotografen seit 1945.

Dokumentationsfotosammlung bei:

  • Altstadtamt
  • Archiv Pressefoto Oskar Anrather
  • Archiv Pressefoto Richard Fuchs (u. a. Sammlung Baldi-Würthle)
  • Archiv der Salzburger →Festspiele (Dokumentation von Proben und Aufführungen seit 1920, Schnappschüsse, Sammlung Photo Ellinger, Sammlung Foto Anny Madner)
  • Archiv der Stadt Salzburg (u. a. Archiv der Salzburger Stadtwerke, Archiv Josef Kettenheumer)
  • →SMCA
  • Konsistorialarchiv
  • Landesarchiv (u. a. Sammlung Johann Barth, Sammlung Laszlo Vuray, Sammlung Jurischek)
  • Landesbildstelle
  • Stiftsarchiv →St. Peter.

Literatur:

  • W. Morath (Hg.): Kronland Salzburg. Historische Fotografien von 1850 bis 1918 aus der Sammlung des SMCA, Begleitband zur Sonderausstellung im SMCA 30, 6.-1. 10. 2000.
  • I. Stegen: Salzburg - eine Chance für die künstlerische Fotografie. In: Oberösterreich 32, 1982, H. 4, S. 51 ff.
  • H. Frank: Die alten Salzburger Photographen. In: MGSLK 105, 1965, S. 189 ff., und 106, 1966, S. 355 ff.

M.O.