Benediktinerinnenabtei Nonnberg: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Abtei ist ein großer Baukomplex auf einer Terrasse unter der →Festung Hohensalzburg, mit Kreuzgang, kleinem Küchenhof und Gärten. Beherrschend ist die Klosterkirche, eine spätgotische Basilika auf romanischem Grundriss mit Querhaus, Krypta, drei Apsiden und Westturm (Wolfgang →Wi(sin)er und Leonhard Märtl als Baumeister genannt). Der Raum im Osten ist Laienkirche, der Westen zum Nonnenchor abgeschlossen. Dort ebenerdig Reste der malerischen Ausgestaltung um 1150 (→Wandmalerei), darüber hinter der reichen spätgotischen Trennwand die Nonnenempore. Gotische Altäre, das Chorfenster von Peter Hemmel 1480 (→Glasmalerei). Die angebauten barocken Kapellen im Süden mit zeitgleicher Ausstattung. Bedeutend die Grabplatten der Äbtissinnen ab dem 13. Jh. (→Grabmal). Die gotische Johanneskapelle über der Toreinfahrt mit Flügelaltar aus dem alten →Dom, 1498 von einem Schüler des Veit Stoß. Die Klosterbauten bis ins 19. Jh. verändert, alter Kapitelsaal mit Fresken von 1571. Reiche Kunstsammlungen: Plastik, Malerei, Kunstgewerbe, besonders der Faltstuhl mit figürlichen Reliefs aus Walroßbein, 1.H. des 12. Jh.s, England. Ma. Handschriften, bedeutendes Stiftsarchiv sowie Bibl. die allerdings in der Zeit der Zugehörigkeit Salzburgs zu Bayern (1810-16) schwere Verluste hinnehmen musste. Der Adelszwang für die Aufnahme in das Kloster wurde 1848 aufgehoben. Die Nonnen werden bis heute nicht als Klosterschwestern, sondern als »Frauen« angesprochen. Sie leiten ein Mädcheninstitut, das auch von Maria Auguste von Trapp, der Gründerin des berühmten Familienchores (→Sound of Music), besucht worden ist.  
 
Die Abtei ist ein großer Baukomplex auf einer Terrasse unter der →Festung Hohensalzburg, mit Kreuzgang, kleinem Küchenhof und Gärten. Beherrschend ist die Klosterkirche, eine spätgotische Basilika auf romanischem Grundriss mit Querhaus, Krypta, drei Apsiden und Westturm (Wolfgang →Wi(sin)er und Leonhard Märtl als Baumeister genannt). Der Raum im Osten ist Laienkirche, der Westen zum Nonnenchor abgeschlossen. Dort ebenerdig Reste der malerischen Ausgestaltung um 1150 (→Wandmalerei), darüber hinter der reichen spätgotischen Trennwand die Nonnenempore. Gotische Altäre, das Chorfenster von Peter Hemmel 1480 (→Glasmalerei). Die angebauten barocken Kapellen im Süden mit zeitgleicher Ausstattung. Bedeutend die Grabplatten der Äbtissinnen ab dem 13. Jh. (→Grabmal). Die gotische Johanneskapelle über der Toreinfahrt mit Flügelaltar aus dem alten →Dom, 1498 von einem Schüler des Veit Stoß. Die Klosterbauten bis ins 19. Jh. verändert, alter Kapitelsaal mit Fresken von 1571. Reiche Kunstsammlungen: Plastik, Malerei, Kunstgewerbe, besonders der Faltstuhl mit figürlichen Reliefs aus Walroßbein, 1.H. des 12. Jh.s, England. Ma. Handschriften, bedeutendes Stiftsarchiv sowie Bibl. die allerdings in der Zeit der Zugehörigkeit Salzburgs zu Bayern (1810-16) schwere Verluste hinnehmen musste. Der Adelszwang für die Aufnahme in das Kloster wurde 1848 aufgehoben. Die Nonnen werden bis heute nicht als Klosterschwestern, sondern als »Frauen« angesprochen. Sie leiten ein Mädcheninstitut, das auch von Maria Auguste von Trapp, der Gründerin des berühmten Familienchores (→Sound of Music), besucht worden ist.  
  
Literatur:
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Lit.:
  
 
* H. Dopsch, Der heilige Rupert in Salzburg. In: Hl. Rupert von Salzburg 696-1996, Ausstellungskat. Salzburg 1996, bes. S. 77 ff.
 
* H. Dopsch, Der heilige Rupert in Salzburg. In: Hl. Rupert von Salzburg 696-1996, Ausstellungskat. Salzburg 1996, bes. S. 77 ff.

Version vom 25. Mai 2018, 14:25 Uhr

Nonnberg, Benediktinerinnen-Abtei, ältestes noch bestehendes Frauenkloster im dt. Sprachraum.

N., nach →St. Peter und der Maximilianszelle das dritte Salzburger Kloster, das auf den hl. →Rupert zurückgeht, wurde 712/15 als »Hauskloster« der Agilolfinger in der herzoglichen »oberen Burg« gegründet und die Klosterkirche zu Ehren der hl. Maria von Rupert geweiht. Die Herzogsfamilie stattete das adelige Damenstift mit überaus reichem Grundbesitz aus. Herzog Theodbert übertrug N. die Dörfer Glas und Morzg, die Kirche Thalgau, umfangreichen Besitz im Rupertiwinkel, Salzpfannen in Reichenhall sowie Jagd- und Fischrechte. Erste Äbtissin wurde die Nonne →Erentrudis, eine Nichte Ruperts, die er 712 aus dem Bistum Worms nach Salzburg geholt hatte und die bald nach ihrem Tod als Heilige verehrt wurde. Bis zum Sturz der Agilolfinger blieb N. eng an das Herzogshaus gebunden und stand fast durchwegs unter der Leitung von Herzogswitwen bzw. -töchtern. So wirkten u. a. die Gattin Herzog Theodberts, die selige Regintrud, die als zweite Gründerin verehrt wird, und Hiltrud, die Gattin Herzog Odilos und Mutter Tassilos III., als Äbtissinnen.

Auch nach dem Sturz der Agilolfinger wurde N. kein bischöfliches Eigenkloster, sondern konnte eine relativ unabhängige Position als »adeliges Damenstift« bewahren. Über das Schicksal N.s im 9. und 10. Jh. schweigen die Quellen. Die besondere Förderung durch Kaiser Heinrich II. und seine Gattin ermöglichte den Neubau von Stift und Kirche (Weihe 1009). Die adeligen Damen von N., die eine weltliche, den Kanonissen ähnliche Lebensweise bevorzugten, widmeten sich vor allem Gottesdienst und Bildungsvermittlung (Schreibstube: eigenes Skriptorium, →Buchmalerei); sie konnten im 11. Jh. sieben Frauenklöster besiedeln: Göß 1020, St. Georgen/Längsee vor 1023, Gurk 1042, Traunkirchen 1020/40, Sonnenburg (Südtirol) 1029, St. Walburg/Eichstätt 1035, Erla (NÖ.) 1050, noch im 17. Jh. Säben in Südtirol. Nach einem Niedergang des klösterlichen Lebens setzte Eb. →Konrad I. die konsequente Befolgung der Benediktinerregel durch, worauf N. eine neue Blüte erlebte (1242 Erwerb der Pontifikalien: →Faltstuhl und Bischofsstab). Die Äbtissin des adeligen Frauenstiftes gehörte auf den Salzburger Landtagen dem Prälatenstand an. Die gesamten Baulichkeiten des Klosters fielen 1423 einem verheerenden Brand zum Opfer. Neubau ab 1464, Vollendung des Gotteshauses 1507. Weitere Tochtergründungen im 17. und 18. Jh. Neben Choralgesang im 17. Jh. auch bedeutende Instrumentalmusik. Unterhalt eines Spitals 1310, berühmt die Apotheke, eine der ältesten der Stadt, der Großteil der Ingredienzien wurde selbst hergestellt.

Die Abtei ist ein großer Baukomplex auf einer Terrasse unter der →Festung Hohensalzburg, mit Kreuzgang, kleinem Küchenhof und Gärten. Beherrschend ist die Klosterkirche, eine spätgotische Basilika auf romanischem Grundriss mit Querhaus, Krypta, drei Apsiden und Westturm (Wolfgang →Wi(sin)er und Leonhard Märtl als Baumeister genannt). Der Raum im Osten ist Laienkirche, der Westen zum Nonnenchor abgeschlossen. Dort ebenerdig Reste der malerischen Ausgestaltung um 1150 (→Wandmalerei), darüber hinter der reichen spätgotischen Trennwand die Nonnenempore. Gotische Altäre, das Chorfenster von Peter Hemmel 1480 (→Glasmalerei). Die angebauten barocken Kapellen im Süden mit zeitgleicher Ausstattung. Bedeutend die Grabplatten der Äbtissinnen ab dem 13. Jh. (→Grabmal). Die gotische Johanneskapelle über der Toreinfahrt mit Flügelaltar aus dem alten →Dom, 1498 von einem Schüler des Veit Stoß. Die Klosterbauten bis ins 19. Jh. verändert, alter Kapitelsaal mit Fresken von 1571. Reiche Kunstsammlungen: Plastik, Malerei, Kunstgewerbe, besonders der Faltstuhl mit figürlichen Reliefs aus Walroßbein, 1.H. des 12. Jh.s, England. Ma. Handschriften, bedeutendes Stiftsarchiv sowie Bibl. die allerdings in der Zeit der Zugehörigkeit Salzburgs zu Bayern (1810-16) schwere Verluste hinnehmen musste. Der Adelszwang für die Aufnahme in das Kloster wurde 1848 aufgehoben. Die Nonnen werden bis heute nicht als Klosterschwestern, sondern als »Frauen« angesprochen. Sie leiten ein Mädcheninstitut, das auch von Maria Auguste von Trapp, der Gründerin des berühmten Familienchores (→Sound of Music), besucht worden ist.

Lit.:

  • H. Dopsch, Der heilige Rupert in Salzburg. In: Hl. Rupert von Salzburg 696-1996, Ausstellungskat. Salzburg 1996, bes. S. 77 ff.
  • J. Langthaler: Die Abteikirche N. in Salzburg. Diss. Salzburg 1990.
  • M. Hasdenteufel: Das Salzburger Erentrudis-Kloster und die Agilolfinger. In: MIÖG 93, 1985, S. 1 ff.
  • H. Dopsch: Klöster und Stifte. In: Geschichte I/2, S. 1013 ff.
  • R. Reichlin von Meldegg: Stift Nonnberg zu Salzburg im Wandel der Zeiten. Salzburg 1953.
  • ÖKT, Bd. 7.
  • F. Esterl: Chronik des adeligen Benediktiner-Frauenstiftes N. in Salzburg. Salzburg 1841.

L.T., P.F.K.