Vertriebene: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 14. August 2018, 11:58 Uhr

Vertriebene. Infolge des Zweiten Weltkrieges wurden 40 Mio. Menschen heimatlos und waren auf der Flucht. In Österreich zählte man nach der Befreiung knapp 2 Mio. „Displaced Persons“. Salzburg wurde zum zentralen Zufluchtsort in Österreich und Zwischenstation. Im Frühjahr 1945 waren in ca. 20 Lagern 66.000 Flüchtlinge – und in Stadt u. Land wohl 100.000 Flüchtlinge untergebracht. Dabei handelte es sich um verschiedene Gruppen, um ehemalige Fremd- und Zwangsarbeiter sowie KZ-Häftlinge, befreite Kriegsgefangene, Bombenevakuierte, Angehörige ehemaliger faschistischer Einheiten, dann die sog. „Volksdeutschen“ (Vertriebene aus Sudentenland, Polen, Weißrussland, Donauschwaben, Siebenbürgner Sachsen), deutsche Staatsangehörige und Südtiroler. Die Betreuung erfolgte zunächst durch die Hilfsorganisation UNRRA (bereits 1943 von den Alliierten gegründet), 1947 übernahm die IRO (International Refugee Organization) die Verwaltung der Flüchtlingslager, erst 1949/50 kamen die meisten Lager in österr. Verwaltung. Die Unterbringung erfolgte privat oder in Kasernen bzw. Baracken. Politische Vereine und kulturelle Vereinigungen – bes. im Bereich des Sports – boten Identifikationsmöglichkeiten (z.B. Union F. C. Danubia). Bis 1948 gab es kaum Ausreisemöglichkeiten; nach der Staatsgründung Israels entspannte sich die Lage für jüdische DP’s. 1949 zählte man noch 21.000 Ausländer und Flüchtlinge. 1953 lebten in Salzburg und Umgebung noch 11.000 Menschen in Baracken; 1962 wurde das letzte Lager in der Alpenstrasse aufgelöst. Die Hiergebliebenen errichteten z. T. geschlossene Siedlungen, wie in den Salzburger Vororten Gneis, Eichethof und Glasenbach, in Elixhausen-Sachsenheim, Bürmoos oder Bergheim. Auf Initiative der evang. Siebenbürger Sachsen wurden neue Kirchen in Zell am See, Hofgastein, Bürmoos und Elixhausen-Sachsenheim errichtet. In eigenen Vereinen pflegten die ehemaligen V. ihre mitgebrachte Kultur und trugen wesentlich zur Kulturvielfalt Salzburgs bei. →Donauschwäbisches Kulturzentrum.

Lit.:

  • S. Rolinek: Zufluchtsort und Zwischenstation: Flüchtlingsalltag im Salzburg der Nachkriegszeit, in: Salzburg Archiv 30 (2005), S. 279–302.
  • H. Haas, R. Hoffmann, R. Kriechbaumer (Hg.): Städtische Lebenswelt(en) seit 1945. Wien 2000, S. 75–100, 101–18 (N. Ramp), 119–54 (B. Scheuringer).
  • R. Sutter: Die Siebenbürger in Stadt und Land Salzburg (Schriftenreihe der Kommission für ostdeutsche Volkskunde, Bd. 10). Marburg 1972.

R.R.