Kinos in Salzburg: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Die Stummfilme wurden von Ansagern oder Klavierspielern begleitet. Einer war der junge Herbert von →Karajan, der mit 17 Jahren 1925 im Stummfilmkino Berchtesgaden seine Karriere begann.  
 
Die Stummfilme wurden von Ansagern oder Klavierspielern begleitet. Einer war der junge Herbert von →Karajan, der mit 17 Jahren 1925 im Stummfilmkino Berchtesgaden seine Karriere begann.  
Bis 1914 gab es in der Stadt Salzburg nur drei Kinos – das Lifka (1909, mit Zweigstelle im Hotel Mirabell), das '''Central''' (1912) und das '''Mozart''' (1918). 1926 kam das '''Schubert''' in Gnigl hinzu, die '''Kammerlichtspiele Mirabell''' und 1927 Franz Wolf’s Kino in Maxglan, mit 600 Thonet-Sesseln das zweitgrößte Kino Österreichs. Auch das Land entdeckte den Film – 1925 erblickte ein Theatersaal in Lofer das Filmlicht, in Tamsweg war es 1934 ein ehemaliger Graf Kuenburgscher Pferdestall. In Bischofshofen eröffnete der Lokführersohn Otto Madl 1928 ein Stummfilmkino. Kurz danach revolutionierte der Tonfilm das Kino und zwang zu Umbauten. Als erstes Kino in Salzburg-Stadt verfügte das Mirabell über ein #Western Electric Sound System#. Bis zum „Anschluß“ 1938 hatten in Salzburg 24 Kinos mit 7500 Sitzplätzen eröffnet. Manche erhielten die Handschrift bedeutender Architekten – etwa von Wunibald →Deininger (Stadtkino Hallein). Robert Kotas, bedeutendster Filmarchitekt Österreichs baute 1950 mit Josef →Hawranek das Stadtkino Salzburg.
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Bis 1914 gab es in der Stadt Salzburg nur drei Kinos – das '''Lifka''' (1909, mit Zweigstelle im Hotel Mirabell), das '''Central''' (1912) und das '''Mozart''' (1918). 1926 kam das '''Schubert''' in Gnigl hinzu, die '''Kammerlichtspiele Mirabell''' und 1927 Franz Wolf’s Kino in Maxglan, mit 600 Thonet-Sesseln das zweitgrößte Kino Österreichs. Auch das Land entdeckte den Film – 1925 erblickte ein Theatersaal in Lofer das Filmlicht, in Tamsweg war es 1934 ein ehemaliger Graf Kuenburgscher Pferdestall. In Bischofshofen eröffnete der Lokführersohn Otto Madl 1928 ein Stummfilmkino. Kurz danach revolutionierte der Tonfilm das Kino und zwang zu Umbauten. Als erstes Kino in Salzburg-Stadt verfügte das Mirabell über ein #Western Electric Sound System#. Bis zum „Anschluß“ 1938 hatten in Salzburg 24 Kinos mit 7500 Sitzplätzen eröffnet. Manche erhielten die Handschrift bedeutender Architekten – etwa von Wunibald →Deininger (Stadtkino Hallein). Robert Kotas, bedeutendster Filmarchitekt Österreichs baute 1950 mit Josef →Hawranek das Stadtkino Salzburg.
  
 
Das Filmangebot hatte bis Mitte der 1920er Jahre aus französischen Lustspielen und Dramen bestanden, danach protegierten Sperren heimische Produktionen. 1938 war eine Zäsur – amerikanische Produktionen verschwanden gänzlich, und „Gaufilmzüge“ verbreiteten NS-Filmpropaganda. Minister Goebbels trachtete, die Kinobetriebe zu „entjuden“. Die Anzahl der „Filmtempel“ stieg. Zwei Drittel der Kinos hatten 1937 nur am Wochenende offen – das sollte sich ändern. Das Fremdwort „Kino“ wurde zu „Lichtspiele“, Programm und Betrieb durch die Reichsfilmkammer „gleichgeschaltet“. Der Filmvorführer hieß „Bildwurfmeister“. Das Medium Film boomte (Verkauf von über 1 Mrd. Kinokarten pro Jahr im Deutschen Reich), 1942 wurden in Salzburg 1,5 Mio. Kinokarten abgesetzt, davon 33.000 im neuen Kino im Festspielhaus (ab Mai 1941, mit 1.320 Sitzplätzen), Salzburgs Luxuskino für Ur- und Erstaufführungen. Die Gewalt der „Gestapo“ bekam die Miteigentümerin der Lifka-Lichtspiele, Katharina Prizowsky, zu spüren, die verhaftet, und zur Veräußerung ihrer Geschäftsanteile gezwungen wurde. Einige Kinos stellte im November 1944 ihre Tätigkeit ein, das Mozart-Kino gezwungenermaßen am 16. Oktober durch einen Bombentreffer. Der letzte Film dort hieß #Hundstage#. Ins Kino konnte man bis 3. Mai 1945 gehen, dem Vortag der Übergabe der Stadt Salzburg an die US-Truppen.
 
Das Filmangebot hatte bis Mitte der 1920er Jahre aus französischen Lustspielen und Dramen bestanden, danach protegierten Sperren heimische Produktionen. 1938 war eine Zäsur – amerikanische Produktionen verschwanden gänzlich, und „Gaufilmzüge“ verbreiteten NS-Filmpropaganda. Minister Goebbels trachtete, die Kinobetriebe zu „entjuden“. Die Anzahl der „Filmtempel“ stieg. Zwei Drittel der Kinos hatten 1937 nur am Wochenende offen – das sollte sich ändern. Das Fremdwort „Kino“ wurde zu „Lichtspiele“, Programm und Betrieb durch die Reichsfilmkammer „gleichgeschaltet“. Der Filmvorführer hieß „Bildwurfmeister“. Das Medium Film boomte (Verkauf von über 1 Mrd. Kinokarten pro Jahr im Deutschen Reich), 1942 wurden in Salzburg 1,5 Mio. Kinokarten abgesetzt, davon 33.000 im neuen Kino im Festspielhaus (ab Mai 1941, mit 1.320 Sitzplätzen), Salzburgs Luxuskino für Ur- und Erstaufführungen. Die Gewalt der „Gestapo“ bekam die Miteigentümerin der Lifka-Lichtspiele, Katharina Prizowsky, zu spüren, die verhaftet, und zur Veräußerung ihrer Geschäftsanteile gezwungen wurde. Einige Kinos stellte im November 1944 ihre Tätigkeit ein, das Mozart-Kino gezwungenermaßen am 16. Oktober durch einen Bombentreffer. Der letzte Film dort hieß #Hundstage#. Ins Kino konnte man bis 3. Mai 1945 gehen, dem Vortag der Übergabe der Stadt Salzburg an die US-Truppen.
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Im kommerziellen Kino Salzburgs ging die Bereinigung weiter: Videotheken schossen aus dem Boden, 1988 wurde das letzte Logenkino, das Mirabell, behördlich gesperrt. 1984 schloss das Stadtkino, um 1986 als Veranstaltungsort für die #Szene# wiedereröffnet zu werden. Damals waren in zehn Jahren die Salzburger Kinos von 37 auf 26 zurückgegangen, die Besucherzahl von 1,1 Mio. auf 780.000 (1987). Die Betreiber beklagten die Sondersteuern, den Druck der Verleiher und die mangelnden Förderungen. Im selben Jahr starben die Kinopioniere Karl Oberrauch und Alfred Morawetz. 1998 verschärfte sich die Situation für die Stadtkinos neuerlich, als das Cineplexx-Großkino beim Salzburger Airportcenter mit 10 Sälen und 2.554 Sitzplätzen eröffnete (2016 modernisiert). 2001 sperrte die dominierende Constantin Film Holding das Cineplexx Salzburg City auf dem Gelände einer alten Brotfabrik am Salzburger Hauptbahnhof mit 2.000 Sitzplätzen auf.  Auch auf dem Land ging der Trend zu technisch hochwertigen „Multiplex“-Kinos weiter: 2006 eröffnete das Dieselkino St. Johann, ein Betrieb der EWA Diesel in Graz, mit 5 Sälen und 800 Sitzplätzen. 2011 eröffnete ein weiterer Betrieb in Bruck an der Glocknerstraße. Die Folge: Die Zahl der Standorte sank, jene der Säle stieg.  Trotz des Verlusts an Standorten sorgten die „Multiplexe“ mit Doppel-Laserprojektionen, THX-Soundsystemen, einem breiten Filmangebot, Parkhäusern und Gastronomie auf Erlebnis setzen, für Kino-Besucher.
 
Im kommerziellen Kino Salzburgs ging die Bereinigung weiter: Videotheken schossen aus dem Boden, 1988 wurde das letzte Logenkino, das Mirabell, behördlich gesperrt. 1984 schloss das Stadtkino, um 1986 als Veranstaltungsort für die #Szene# wiedereröffnet zu werden. Damals waren in zehn Jahren die Salzburger Kinos von 37 auf 26 zurückgegangen, die Besucherzahl von 1,1 Mio. auf 780.000 (1987). Die Betreiber beklagten die Sondersteuern, den Druck der Verleiher und die mangelnden Förderungen. Im selben Jahr starben die Kinopioniere Karl Oberrauch und Alfred Morawetz. 1998 verschärfte sich die Situation für die Stadtkinos neuerlich, als das Cineplexx-Großkino beim Salzburger Airportcenter mit 10 Sälen und 2.554 Sitzplätzen eröffnete (2016 modernisiert). 2001 sperrte die dominierende Constantin Film Holding das Cineplexx Salzburg City auf dem Gelände einer alten Brotfabrik am Salzburger Hauptbahnhof mit 2.000 Sitzplätzen auf.  Auch auf dem Land ging der Trend zu technisch hochwertigen „Multiplex“-Kinos weiter: 2006 eröffnete das Dieselkino St. Johann, ein Betrieb der EWA Diesel in Graz, mit 5 Sälen und 800 Sitzplätzen. 2011 eröffnete ein weiterer Betrieb in Bruck an der Glocknerstraße. Die Folge: Die Zahl der Standorte sank, jene der Säle stieg.  Trotz des Verlusts an Standorten sorgten die „Multiplexe“ mit Doppel-Laserprojektionen, THX-Soundsystemen, einem breiten Filmangebot, Parkhäusern und Gastronomie auf Erlebnis setzen, für Kino-Besucher.
  
Eines der letzten eigenständigen Kinos ist jenes in #Zell am See#, das 1919 aus einem 1902 gebauten Theatersaal entstand, und seit Jahrzehnten von Anny Mayer-Schönberger geführt wird. Durch Initiativen entstehen neue Kinos, etwa in Tamsweg (Kino-los seit 1987), das im Schloss Kuenburg vorführt, oder, nach 42 Jahren Pause, jenes im historischen Stadtturm von Radstadt.   
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Eines der letzten eigenständigen Kinos ist jenes in '''Zell am See''', das 1919 aus einem 1902 gebauten Theatersaal entstand, und seit Jahrzehnten von Anny Mayer-Schönberger geführt wird. Durch Initiativen entstehen neue Kinos, etwa in Tamsweg (Kino-los seit 1987), das im Schloss Kuenburg vorführt, oder, nach 42 Jahren Pause, jenes im historischen Stadtturm von Radstadt.   
  
 
2017 wurden in Salzburg 1,105 Mio. Kino-Tickets verkauft, ein Minus von 7,6 % im Vergleich zum Vorjahr. Hundert Jahre, nachdem erstmals das Kino in Salzburg Einzug hielt, „erreicht“ die Landeshauptstadt mit drei Betrieben wieder den Stand von vor(!) 1914.
 
2017 wurden in Salzburg 1,105 Mio. Kino-Tickets verkauft, ein Minus von 7,6 % im Vergleich zum Vorjahr. Hundert Jahre, nachdem erstmals das Kino in Salzburg Einzug hielt, „erreicht“ die Landeshauptstadt mit drei Betrieben wieder den Stand von vor(!) 1914.

Version vom 21. August 2018, 00:09 Uhr

Die Anzahl an Salzburger Kinos hat sich in den letzten 60 Jahren v. a. aufgrund veränderter Sehgewohnheiten, Konkurrenz durch Neue Medien, sinkender Akzeptanz des Films als eigenständiger Kunstgattung, stark verringert.

Mit der vermutlich ersten Aufführung sogenannter „lebende[r] Photographien", am 5.7.1897 im Gasthof Mödlhamer in Salzburg-Stadt, zwei Jahre nach der Weltpremiere in Paris, fanden Vorläufer ein Ende, die aus Spiegelkabinetten, Laternae Magicae und Panoramen bestanden. Zudem erhielten die dampfgetriebenen Zeltkinos ein festes Zuhause. Nachdem die Behörden Filmvorführungen in Sälen gestatteten ließ sich 1905 F. X. Frieds Original-Elektro-Biograph im Kasererbräu (heute Mozartkino) nieder, 1907 das Elektra im Hotel Pitter (Betreiber: Bernhard Girstenbrey von Steinfeld).

Die Stummfilme wurden von Ansagern oder Klavierspielern begleitet. Einer war der junge Herbert von →Karajan, der mit 17 Jahren 1925 im Stummfilmkino Berchtesgaden seine Karriere begann. Bis 1914 gab es in der Stadt Salzburg nur drei Kinos – das Lifka (1909, mit Zweigstelle im Hotel Mirabell), das Central (1912) und das Mozart (1918). 1926 kam das Schubert in Gnigl hinzu, die Kammerlichtspiele Mirabell und 1927 Franz Wolf’s Kino in Maxglan, mit 600 Thonet-Sesseln das zweitgrößte Kino Österreichs. Auch das Land entdeckte den Film – 1925 erblickte ein Theatersaal in Lofer das Filmlicht, in Tamsweg war es 1934 ein ehemaliger Graf Kuenburgscher Pferdestall. In Bischofshofen eröffnete der Lokführersohn Otto Madl 1928 ein Stummfilmkino. Kurz danach revolutionierte der Tonfilm das Kino und zwang zu Umbauten. Als erstes Kino in Salzburg-Stadt verfügte das Mirabell über ein #Western Electric Sound System#. Bis zum „Anschluß“ 1938 hatten in Salzburg 24 Kinos mit 7500 Sitzplätzen eröffnet. Manche erhielten die Handschrift bedeutender Architekten – etwa von Wunibald →Deininger (Stadtkino Hallein). Robert Kotas, bedeutendster Filmarchitekt Österreichs baute 1950 mit Josef →Hawranek das Stadtkino Salzburg.

Das Filmangebot hatte bis Mitte der 1920er Jahre aus französischen Lustspielen und Dramen bestanden, danach protegierten Sperren heimische Produktionen. 1938 war eine Zäsur – amerikanische Produktionen verschwanden gänzlich, und „Gaufilmzüge“ verbreiteten NS-Filmpropaganda. Minister Goebbels trachtete, die Kinobetriebe zu „entjuden“. Die Anzahl der „Filmtempel“ stieg. Zwei Drittel der Kinos hatten 1937 nur am Wochenende offen – das sollte sich ändern. Das Fremdwort „Kino“ wurde zu „Lichtspiele“, Programm und Betrieb durch die Reichsfilmkammer „gleichgeschaltet“. Der Filmvorführer hieß „Bildwurfmeister“. Das Medium Film boomte (Verkauf von über 1 Mrd. Kinokarten pro Jahr im Deutschen Reich), 1942 wurden in Salzburg 1,5 Mio. Kinokarten abgesetzt, davon 33.000 im neuen Kino im Festspielhaus (ab Mai 1941, mit 1.320 Sitzplätzen), Salzburgs Luxuskino für Ur- und Erstaufführungen. Die Gewalt der „Gestapo“ bekam die Miteigentümerin der Lifka-Lichtspiele, Katharina Prizowsky, zu spüren, die verhaftet, und zur Veräußerung ihrer Geschäftsanteile gezwungen wurde. Einige Kinos stellte im November 1944 ihre Tätigkeit ein, das Mozart-Kino gezwungenermaßen am 16. Oktober durch einen Bombentreffer. Der letzte Film dort hieß #Hundstage#. Ins Kino konnte man bis 3. Mai 1945 gehen, dem Vortag der Übergabe der Stadt Salzburg an die US-Truppen.

Die Filmsektion des ISB (Information Services Branch) der US-Armee (Sitz: Salzburg) sollte zur bestimmenden Kraft des Filmgeschehens in der US-Zone werden. Das Festspielhaus wurde ab 18. Juli 1945 zum Soldatenkino – dem Roxy-Theater (bis 1947, danach Übersiedlung ins „Lifka“). Von 51 Kinos in Salzburg und Oberösterreich waren durch Kriegseinwirkung 11 zerstört worden, darunter das Mirabell-Kino (1950) und das Central (1957 wiedereröffnet). 1946 gingen die Salzburger 1,5 Millionen Mal ins Kino, diese Zahl sollte sich bis 1956 mehr als verdoppeln. Der Preis: 1 Schilling. Die Kinos standen im Dienst der „Re-Education“, als sie den US-Film #Die Todesmühlen# über die Gräuel der Konzentrationslager zeigten. 1948 eröffnet das, provisorisch im Turnsaal der ausgebombten Plainschule gegründete, Das neue Kino von Alfred und Else (El-Mo) Morawetz in der St. Julien-Str. 5 als Elmo-Kino das erste Großkino Österreichs. 1949 sperrte das Stadt-Kino mit der ersten CinemaScope Leinwand Salzburgs (1950), anstelle des zerbombten Museumsgebäudes, auf. Das Nonstop-Kino spielte von 8–23h Wochenschauen, Werbefilme und Cartoons. 1950 öffnete das Mozart-Kino unter Maria Stubhan in der Kaigasse neu und beherbergte Premierenstars. 1952 startete das 1.000 Soldaten fassende Soldatenkino im Camp Roeder, nach den Amerikanern weitergeführt von Morawetz und Oberrauch als Soldaten-Kino Siezenheim Oberrauch & Co.

Der Unmut gegen den wieder aktiven Regisseur Veith Harlan, Schöpfer des Hetzfilms #Jud Süß#, entlud sich 1951 vor dem Elmo-Kino in Protesten von jüdischen DPs, Sozialisten und Kommunisten. Die Polizei setzte die Vorführung durch, schließlich setzte Kinobesitzer Morawetz, selbst ein NS-Verfolgter, den Film ab. Thomas →Bernhard war ab 1953 ein Jahr lang als Filmrezensent für das #Volksblatt# tätig. Im Salzburger Stadtgebiet spielten 1955 das Schubert, die Kammerlichtspiele Mirabell, das Maxglan, das Stadtkino, das Kino Itzling, das Josefiau-Kino und das Roxy (im Festspielhaus).

Im Süden der Stadt spielten Glasenbach und Grödig, sechs Wanderkinos bereisten kinolose Orte. Das Kino erlebte im Vor-TV-Zeitalter seine letzte Hochblüte. In vielen Orten spielten Kinos, etwa in Abtenau, Altenmarkt, Bad Gastein, Bad Hofgastein, Bischofshofen, Bramberg, Bruck, Bürmoos, Elsbethen, Golling, Grödig, Hallein, Henndorf, Kaprun, Köstendorf, Kuchl, Lend, Lofer, Mariapfarr, Mattsee, Mauterndorf, Mittersill, Mühlbach, Neumarkt, Oberndorf, Radstadt, Rauris, Saalbach, Saalfelden, St. Gilgen, St. Johann, St. Michael, Schwarzach, Seekirchen, Straßwalchen, Strobl, Tamsweg, Taxenbach, Wagrain, Wals, Werfen, Zederhaus, und Zell am See. Diese Reihe – ergänzt durch 11 weitere Kinos in der Stadt – spiegelt die einstige Breite wider, verdeutlicht auch den Verlust seit der Kinokrise ab 1960. Es erwischte Stadtteilkinos wie das erst 1957 eröffnete Aiglhof-Kino genauso wie Betriebe am Land. Neue Konzepte – wie das Cine-Stereo-Dancing Hexenturm als Kombi von Tanz- und Kinopalast beim Elmo-Kino – funktionierten nur kurz. 1969 wurde das Nonstop-Kino in Artis unbenannt und von der Aktion „Der Gute Film“ mit Prädikatsstreifen programmiert. 1975 gab das Halleiner Burgfried-Kino von Hans Brudl und Roman Würfl nach 23 Jahren auf. In den 1980ern entstand im Elmo-Kino das erste „Multiplex“ mit 5 Sälen, um dem diversifizierten Film-Geschmack entgegenzukommen – 2012 wurde es geschlossen. Zwischen 1960 und 1977 schlossen über 700 Kinos in Österreich.

1978 wurde ein Meilenstein in der Salzburger Kinokultur gesetzt: „Das Kino“, das Filmkulturzentrum Salzburgs, eröffnete im ehemaligen Lifka Kino am Giselakai (Vorbild: Kommunales Kino, Frankfurt/M.). Hauptanliegen ist es, dem Film als einflussreiches Medium des 20. Jhdts eine eigene Präsentationsstätte zu geben. Ohne Subventionen ist ein Betrieb nicht möglich, was für Ungleichbehandlungs-Klagen kommerzieller Kinos sorgte. In 40 Jahren wurden unzählige innovative, experimentelle und künstlerisch wertvolle Filme, Retrospektiven, Filmreihen und Festivals präsentiert. Das Kino ist auch Plattform für fremdsprachige Filme, den österreichischen Film, und Veranstaltungsort von Vorträgen, Schulfilmprogrammen und Kinderfilmen. Erster Geschäftsführer war bis 2016 Michael Bilic. Das zeitweise als Kino gewidmete Oval im Einkaufszentrum Europark spielt seit 2005 sein Filmprogramm in Kooperation mit „Das Kino“.

Im kommerziellen Kino Salzburgs ging die Bereinigung weiter: Videotheken schossen aus dem Boden, 1988 wurde das letzte Logenkino, das Mirabell, behördlich gesperrt. 1984 schloss das Stadtkino, um 1986 als Veranstaltungsort für die #Szene# wiedereröffnet zu werden. Damals waren in zehn Jahren die Salzburger Kinos von 37 auf 26 zurückgegangen, die Besucherzahl von 1,1 Mio. auf 780.000 (1987). Die Betreiber beklagten die Sondersteuern, den Druck der Verleiher und die mangelnden Förderungen. Im selben Jahr starben die Kinopioniere Karl Oberrauch und Alfred Morawetz. 1998 verschärfte sich die Situation für die Stadtkinos neuerlich, als das Cineplexx-Großkino beim Salzburger Airportcenter mit 10 Sälen und 2.554 Sitzplätzen eröffnete (2016 modernisiert). 2001 sperrte die dominierende Constantin Film Holding das Cineplexx Salzburg City auf dem Gelände einer alten Brotfabrik am Salzburger Hauptbahnhof mit 2.000 Sitzplätzen auf. Auch auf dem Land ging der Trend zu technisch hochwertigen „Multiplex“-Kinos weiter: 2006 eröffnete das Dieselkino St. Johann, ein Betrieb der EWA Diesel in Graz, mit 5 Sälen und 800 Sitzplätzen. 2011 eröffnete ein weiterer Betrieb in Bruck an der Glocknerstraße. Die Folge: Die Zahl der Standorte sank, jene der Säle stieg. Trotz des Verlusts an Standorten sorgten die „Multiplexe“ mit Doppel-Laserprojektionen, THX-Soundsystemen, einem breiten Filmangebot, Parkhäusern und Gastronomie auf Erlebnis setzen, für Kino-Besucher.

Eines der letzten eigenständigen Kinos ist jenes in Zell am See, das 1919 aus einem 1902 gebauten Theatersaal entstand, und seit Jahrzehnten von Anny Mayer-Schönberger geführt wird. Durch Initiativen entstehen neue Kinos, etwa in Tamsweg (Kino-los seit 1987), das im Schloss Kuenburg vorführt, oder, nach 42 Jahren Pause, jenes im historischen Stadtturm von Radstadt.

2017 wurden in Salzburg 1,105 Mio. Kino-Tickets verkauft, ein Minus von 7,6 % im Vergleich zum Vorjahr. Hundert Jahre, nachdem erstmals das Kino in Salzburg Einzug hielt, „erreicht“ die Landeshauptstadt mit drei Betrieben wieder den Stand von vor(!) 1914.

Lit.:

  • D. Maier: Kinobetriebe in Salzburg. Phil. Diss., Universität Salzburg. Salzburg 1986.
  • Ch. Strasser: Die totale Illusion – Film und Kino in Salzburg in der NS-Zeit. In: Peter F. Kramml, Christoph Kühberger (Hrsg.): Inszenierung der Macht. Alltag, Kultur-Propaganda. Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus. Band 2. Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg. Salzburg 2011, S. 356-
  • Ders. Klein-Hollywood aus Schutt und Asche – Film und Kino in Salzburg 1945–1955. In: Salzburg 1945–1955. Zerstörung und Wiederaufbau. Jahresschrift des SMCA 40/41. Salzburg 1994, S.
  • Ders., P. Schuster, H. Waitzbauer: Die Kinematographie im Land Salzburg (1895–1938). Die Salzburger Kunstfilm-Industrie AG. Otto von Gruber - Der Pionier der Photogrammetrie. In: Hundert Jahre Film 1895–1995. Salzburger Film- und Fotopioniere. Reihe Salzburger Portraits. Schriftenreihe des Landespressebüros Salzburg. Salzburg 1994, S.
  • Ders.: Filmstadt Salzburg – oder doch nur abgenutzte Kulisse? In: Kurt Luger: Salzburg - Podium der Filmkultur? Zur Situation von Film und Filmförderung. Informationszentrum der Landeshauptstadt Salzburg, Band 8. Salzburg 1992, S.
  • M. Swoboda: Salzburger Kinos im Spiegel der Stadtgeschichte. Phil. Dipl.-Arb. Institut für Publizistik, Univ. Salzburg 1992.

Weblinks:

Ch.St.