Schloss Goldegg: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Goldegg, Schloss ''', in der gleichnamigen Gemeinde, eine der größten Burganlagen Salzburgs, Erbauung 1323 von Wulfing von G. urk. gesichert. 1481 kauft der Pfleger von →Radstadt, Wilhlem Graf, die Burg. Die Familie Graf führt seit 1370 das Adelsprädikat #von Schernberg#. 1527 erhält der damalige Besitzer Christof Graf für seine Verdienste im Bauernkrieg von Eb. Matthäus →Lang das Pfleg- und Urbaramt als Erbrecht verliehen. Pfleggericht bis 1854, dann Privatbesitz, seit 1973 Gemeindebesitz.  
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'''Goldegg, Schloss ''', in der gleichnamigen Gemeinde, eine der größten Burganlagen Salzburgs.
Die alte, unregelmäßige Anlage des 14. Jh.s mit gemauertem Palas im 16. Jh. zur Vierflügelanlage mit Ecktürmen erweitert. Im 1. Stock des Palas die originalen Holzeinbauten des 14. Jh.s (urspr. nur ein Raum), Wände und Decke aus Bohlen, in hölzernen Säulen eingenutet, der Steinarchitektur nachgebildet. Um 1500 zwei weitere hölzerne Zimmer eingebaut.  
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Im 2. Stock durch Christoph Graf der große Rittersaal mit der bedeutendsten profanen Monumentalausstattung der Renaissance in Salzburg (1536). Decke, Nordwand und ein Teil der Fensternischen vertäfelt, mit Temperamalerei, die übrigen Wandteile mit Fresken bedeckt. Ein großartiges, wohl nicht ganz einheitliches Programm, das verschiedene Themenkreise vereinigt. Dominierend die Verbildlichung der Reichsidee an Decke und beiden Schmalwänden durch die 137 Wappen der Reichsstände im Quaternionensystem, vermehrt durch die der Eb. →Leonhard von Keutschach und Matthäus Lang, des Salzburger Adels und der Familien Goldegg-Schernberg. Ein christlich-religiöser Themenkreis umfasst Szenen und Gestalten des Alten und Neuen Testaments, dazu ein ritterlich-höfischer mit Jagdszenen, Musikanten u.a., ergänzt durch allegorische Figuren und Motive in schwarzer Zeichnung auf grünem Untergrund.  
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Erbauung durch Wulfing I. von G. 1323 urk. gesichert. 1481 kauft der Pfleger von →Radstadt, Willhelm Graf, die Burg. Die Familie Graf führt seit 1370 das Adelsprädikat von Schernberg. 1527 erhält der damalige Besitzer Christof Graf für seine Verdienste im Bauernkrieg von Eb. Matthäus →Lang das Pfleg- und Urbaramt als Erbrecht verliehen. Pfleggericht bis 1854, dann Privatbesitz, seit 1973 Gemeindebesitz.  
Die Künstlerfrage noch nicht gelöst, vermutet wird eine Malergruppe, vielleicht im Umkreis Kaiser Maximilians I. oder aus Trient (Kastell Buonconsiglio), H. →Bocksberger d. Ä. und Jörg Breu d. J. werden genannt. Schloss G. ist heute ein weit über die Landesgrenzen hinaus bekanntes Kultur- und Veranstaltungszentrum und beherbergt das Pongauer Heimatmuseum. Die Adaptierung erfolgte 1981 im Zuge der Landesaustellung. K. →Lenk hat in die vierflügelige Anlage ein Treppenhaus eingefügt, die Hofarkaden verglast und statisch erforderliche Verstärkungen der Träme vorgenommen; in das Treppenauge wurde 2008 durch Matthias Mulitzer ein Lift eingefügt.
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Die alte, unregelmäßige Anlage des 14. Jh.s mit gemauertem Palas wurde im 16. Jh. zur Vierflügelanlage mit Ecktürmen erweitert. Im 1. Stock des Palas die originalen Holzeinbauten des 14. Jh.s (urspr. nur ein Raum), Wände und Decke aus Bohlen, in hölzernen Säulen eingenutet, der Steinarchitektur nachgebildet. Um 1500 zwei weitere hölzerne Zimmer eingebaut. Im 2. Stock durch Christoph Graf der große Rittersaal mit der bedeutendsten profanen Monumentalausstattung der Renaissance in Salzburg (1536). Decke, Nordwand und ein Teil der Fensternischen vertäfelt, mit Temperamalerei, die übrigen Wandteile mit Fresken bedeckt. Ein großartiges, wohl nicht ganz einheitliches Programm, das verschiedene Themenkreise vereinigt. Dominierend die Verbildlichung der Reichsidee an Decke und beiden Schmalwänden durch die 137 Wappen der Reichsstände im Quaternionensystem, vermehrt durch die der Eb. →Leonhard von Keutschach und Matthäus Lang, des Salzburger Adels und der Familien Goldegg-Schernberg. Ein christlich-religiöser Themenkreis umfasst Szenen und Gestalten des Alten und Neuen Testaments, dazu ein ritterlich-höfischer mit Jagdszenen, Musikanten u.a., ergänzt durch allegorische Figuren und Motive in schwarzer Zeichnung auf grünem Untergrund.  
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Die Künstlerfrage ist noch nicht gelöst, vermutet wird eine Malergruppe, vielleicht im Umkreis Kaiser Maximilians I. oder aus Trient (Kastell Buonconsiglio), H. →Bocksberger d. Ä. und Jörg Breu d. J. werden genannt. Schloss G. ist heute ein weit über die Landesgrenzen hinaus bekanntes Kultur- und Veranstaltungszentrum und beherbergt das Pongauer Heimatmuseum. Die Adaptierung erfolgte 1981 im Zuge der Landesaustellung. K. →Lenk hat in die vierflügelige Anlage ein Treppenhaus eingefügt, die Hofarkaden verglast und statisch erforderliche Verstärkungen der Träme vorgenommen; in das Treppenauge wurde 2008 durch Matthias Mulitzer ein Lift eingefügt.
  
 
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Version vom 23. September 2018, 17:51 Uhr

Goldegg, Schloss , in der gleichnamigen Gemeinde, eine der größten Burganlagen Salzburgs.

Erbauung durch Wulfing I. von G. 1323 urk. gesichert. 1481 kauft der Pfleger von →Radstadt, Willhelm Graf, die Burg. Die Familie Graf führt seit 1370 das Adelsprädikat von Schernberg. 1527 erhält der damalige Besitzer Christof Graf für seine Verdienste im Bauernkrieg von Eb. Matthäus →Lang das Pfleg- und Urbaramt als Erbrecht verliehen. Pfleggericht bis 1854, dann Privatbesitz, seit 1973 Gemeindebesitz.

Die alte, unregelmäßige Anlage des 14. Jh.s mit gemauertem Palas wurde im 16. Jh. zur Vierflügelanlage mit Ecktürmen erweitert. Im 1. Stock des Palas die originalen Holzeinbauten des 14. Jh.s (urspr. nur ein Raum), Wände und Decke aus Bohlen, in hölzernen Säulen eingenutet, der Steinarchitektur nachgebildet. Um 1500 zwei weitere hölzerne Zimmer eingebaut. Im 2. Stock durch Christoph Graf der große Rittersaal mit der bedeutendsten profanen Monumentalausstattung der Renaissance in Salzburg (1536). Decke, Nordwand und ein Teil der Fensternischen vertäfelt, mit Temperamalerei, die übrigen Wandteile mit Fresken bedeckt. Ein großartiges, wohl nicht ganz einheitliches Programm, das verschiedene Themenkreise vereinigt. Dominierend die Verbildlichung der Reichsidee an Decke und beiden Schmalwänden durch die 137 Wappen der Reichsstände im Quaternionensystem, vermehrt durch die der Eb. →Leonhard von Keutschach und Matthäus Lang, des Salzburger Adels und der Familien Goldegg-Schernberg. Ein christlich-religiöser Themenkreis umfasst Szenen und Gestalten des Alten und Neuen Testaments, dazu ein ritterlich-höfischer mit Jagdszenen, Musikanten u.a., ergänzt durch allegorische Figuren und Motive in schwarzer Zeichnung auf grünem Untergrund.

Die Künstlerfrage ist noch nicht gelöst, vermutet wird eine Malergruppe, vielleicht im Umkreis Kaiser Maximilians I. oder aus Trient (Kastell Buonconsiglio), H. →Bocksberger d. Ä. und Jörg Breu d. J. werden genannt. Schloss G. ist heute ein weit über die Landesgrenzen hinaus bekanntes Kultur- und Veranstaltungszentrum und beherbergt das Pongauer Heimatmuseum. Die Adaptierung erfolgte 1981 im Zuge der Landesaustellung. K. →Lenk hat in die vierflügelige Anlage ein Treppenhaus eingefügt, die Hofarkaden verglast und statisch erforderliche Verstärkungen der Träme vorgenommen; in das Treppenauge wurde 2008 durch Matthias Mulitzer ein Lift eingefügt.

Lit.:

  • S. Kaeppele: Die Malerfamilie Bocksberger aus Salzburg. Malerei zwischen Reformation und italienischer Renaissance. Salzburg 2003.
  • F. Zaisberger: Der Rittersaal im Schloß Goldegg. Salzburg 1981.

L.T., R.H.