Festspielhäuser: Unterschied zwischen den Versionen

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Anlässlich der 100-Jahr-Feier zur ersten Aufführung des #Don Juan# 1887 Idee zu einem Mozart-F. 1890 Projekt von Fellner & Helmer, Wien, für den Mönchsberg: monumentaler Bau in barockisierten Renaissanceformen, Fassungsraum 1500 Personen, großdimensionierte Bühne. 1899 Projekt von Siegfried Sitte, 1918 Projekt M. →Knoll für das ansteigende Gelände des →Bürglsteins mit Hauptachse zur Altstadt. M. →Reinhardt favorisierte bereits 1917 in einer #Denkschrift zur Errichtung eines Festspielhauses für Hellbrunn#  diesen Ort „abseits vom städtischen Alltagsgetriebe“ als „durch natürliche und künstlerische Weihe“  ausgezeichnet. 1920−22 Projekt Hans Poelzig (Berlin-Charlottenburg), situiert im Süden des Parks von →Hellbrunn auf einer natürlich geneigten Terrasse. Ursprüngliches Ensemble von 1920/21 aus großem Festspielhaus für 2000 und kleinem für 800 Personen, der hochgetürmte elliptische Kegel sollte  mit dem kleineren Massiv eines Kammerspieltheaters durch ein Arkadengeflecht verbunden sein; außen schraubenartig nach oben führende Treppenanlage; Poelzig entsprach Reinhardts Wunsch, Bühne und Zuschauerraum ineinandergreifen zu lassen. 1922 Reduktion auf ein großes Haus für Oper, Schauspiel und Konzert für 3000 Zuschauer, Freilichttheater blieb. 1922 Grundsteinlegung, nicht realisiert. 1922 Projekt Deininger–Flesch–Knoll, Salzburg, für den Park von Hellbrunn auf einem natürlichen Plateau, Großes und Kleines Haus mit Arkadengängen verbunden; Rückwand der Bühne des Großen Hauses entfernbar, so dass die freie Natur den Hintergrund des Spieles bilden kann; die Fassade des Kleinen Hauses als Hintergrund für Freilichtaufführungen verwendbar.
 
Anlässlich der 100-Jahr-Feier zur ersten Aufführung des #Don Juan# 1887 Idee zu einem Mozart-F. 1890 Projekt von Fellner & Helmer, Wien, für den Mönchsberg: monumentaler Bau in barockisierten Renaissanceformen, Fassungsraum 1500 Personen, großdimensionierte Bühne. 1899 Projekt von Siegfried Sitte, 1918 Projekt M. →Knoll für das ansteigende Gelände des →Bürglsteins mit Hauptachse zur Altstadt. M. →Reinhardt favorisierte bereits 1917 in einer #Denkschrift zur Errichtung eines Festspielhauses für Hellbrunn#  diesen Ort „abseits vom städtischen Alltagsgetriebe“ als „durch natürliche und künstlerische Weihe“  ausgezeichnet. 1920−22 Projekt Hans Poelzig (Berlin-Charlottenburg), situiert im Süden des Parks von →Hellbrunn auf einer natürlich geneigten Terrasse. Ursprüngliches Ensemble von 1920/21 aus großem Festspielhaus für 2000 und kleinem für 800 Personen, der hochgetürmte elliptische Kegel sollte  mit dem kleineren Massiv eines Kammerspieltheaters durch ein Arkadengeflecht verbunden sein; außen schraubenartig nach oben führende Treppenanlage; Poelzig entsprach Reinhardts Wunsch, Bühne und Zuschauerraum ineinandergreifen zu lassen. 1922 Reduktion auf ein großes Haus für Oper, Schauspiel und Konzert für 3000 Zuschauer, Freilichttheater blieb. 1922 Grundsteinlegung, nicht realisiert. 1922 Projekt Deininger–Flesch–Knoll, Salzburg, für den Park von Hellbrunn auf einem natürlichen Plateau, Großes und Kleines Haus mit Arkadengängen verbunden; Rückwand der Bühne des Großen Hauses entfernbar, so dass die freie Natur den Hintergrund des Spieles bilden kann; die Fassade des Kleinen Hauses als Hintergrund für Freilichtaufführungen verwendbar.
  
Parallel plante die Festspielhaus-Gemeinde in Salzburgs Altstadt. Bevor Reinhardt den #Jedermann# 1920 erstmalig in Salzburg vor dem →Dom aufführen ließ, war dafür die Felsenreitschule vorgesehen. Für den Sommer 1921 sollte ein durchgehendes, stützenfreies Dach (Planung W. →Deininger) den Hof mit den eindrucksvollen, 1693 von J.B. →Fischer von Erlach in den Berg geschnittenen 96 Zuschauerlogen überdecken. Denkmalpfleger und J.A. →Lux kritisierten diesen gravierenden Eingriff; nun sollte die benachbarte ehem. ärarische Reithalle von 1840, die große Winterreitschule (heute steht dort der Neubau des #Hauses für Mozart#), die sich bereits 1921 für den #Jedermann# bewährt hatte, zu einem F. adaptiert werden.
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Parallel plante die Festspielhaus-Gemeinde in Salzburgs Altstadt. Bevor Reinhardt den #Jedermann# 1920 erstmalig in Salzburg vor dem →Dom aufführen ließ, war dafür die Felsenreitschule vorgesehen. Für den Sommer 1921 sollte ein durchgehendes, stützenfreies Dach (Planung W. →Deininger) den Hof mit den eindrucksvollen, 1693 von J.B. →Fischer von Erlach in den Berg geschnittenen 96 Zuschauerlogen überdecken. Denkmalpfleger und J.A. →Lux kritisierten diesen gravierenden Eingriff; nun sollte die benachbarte ehem. ärarische Reithalle von 1840, die große Winterreitschule (heute steht dort der Neubau des „Hauses für Mozart“), die sich bereits 1921 für den #Jedermann# bewährt hatte, zu einem F. adaptiert werden.
  
Reinhardt wollte den Dachstuhl teilweise heben lassen und auf eisernen Vorhang verzichten. Landeskonservator E. →Hütter konnte 1924/25 mit geringsten Mitteln die Illusion eines einheitlichen #Kirchenraums# aus gotisierend-kathedralenartiger Mysterienbühne und Zuschauerraum schaffen, die klarste Konzeption einer Raumbühne unter allen Theatern Reinhardts.
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Reinhardt wollte den Dachstuhl teilweise heben lassen und auf eisernen Vorhang verzichten. Landeskonservator E. →Hütter konnte 1924/25 mit geringsten Mitteln die Illusion eines einheitlichen „Kirchenraums“ aus gotisierend-kathedralenartiger Mysterienbühne und Zuschauerraum schaffen, die klarste Konzeption einer Raumbühne unter allen Theatern Reinhardts.
  
 
Diverse Unzulänglichkeiten behob C. →Holzmeister mit dem Umbau im Frühsommer 1926. Er ersetzte die Seitengalerien aus Eisenbeton durch Holzgalerien, verbesserte die Akustik mittels hölzerner Resonanzkassetten-Zwischendecke, schuf einen neuen Haupteingang mit von A. →Faistauer freskiertem Foyer. J. →Adlharts für das Entreé geschaffene marmorne Maskengruppe ist noch heute das Symbol der Festspiele. Holzmeister verdankte LH. F. →Rehrl den Auftrag, gemeinsam waren sie weltanschaulich im Cartellverband verankert.
 
Diverse Unzulänglichkeiten behob C. →Holzmeister mit dem Umbau im Frühsommer 1926. Er ersetzte die Seitengalerien aus Eisenbeton durch Holzgalerien, verbesserte die Akustik mittels hölzerner Resonanzkassetten-Zwischendecke, schuf einen neuen Haupteingang mit von A. →Faistauer freskiertem Foyer. J. →Adlharts für das Entreé geschaffene marmorne Maskengruppe ist noch heute das Symbol der Festspiele. Holzmeister verdankte LH. F. →Rehrl den Auftrag, gemeinsam waren sie weltanschaulich im Cartellverband verankert.
  
1924−26 entstand unter Beteiligung von Peter Behrens in direkter Nachbarschaft der Kolleghof St. Benedikt von →St. Peter mit einem „wie aus dem Fels gewachsenen Riesentor“ zum Toscaninihof, kreativ wurde auf Bautradition und Ort eng am Mönchsberg reagiert. Holzmeister ließ sich für Umbau 1926 auch vom benachbarten historischen Gebäude →Rupertinum inspirieren, das horizontale Fassadenabschlüsse durch sog. Vorschussmauern besitzt. Die Grabendächer wurden dahinter über Sammeltöpfe und Regenabfallrohre entwässert, die auch die Fassaden gliedern. Holzmeisters Interpretation dieser für Salzburg typischen Elemente fiel 2004 dem Neubau (#Haus für Mozart#) zum Opfer, nur sein markanter Bühnenturm von 1937/38 blieb verschont.
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1924−26 entstand unter Beteiligung von Peter Behrens in direkter Nachbarschaft der Kolleghof St. Benedikt von →St. Peter mit einem „wie aus dem Fels gewachsenen Riesentor“ zum Toscaninihof, kreativ wurde auf Bautradition und Ort eng am Mönchsberg reagiert. Holzmeister ließ sich für Umbau 1926 auch vom benachbarten historischen Gebäude →Rupertinum inspirieren, das horizontale Fassadenabschlüsse durch sog. Vorschussmauern besitzt. Die Grabendächer wurden dahinter über Sammeltöpfe und Regenabfallrohre entwässert, die auch die Fassaden gliedern. Holzmeisters Interpretation dieser für Salzburg typischen Elemente fiel 2004 dem Neubau („Haus für Mozart“) zum Opfer, nur sein markanter Bühnenturm von 1937/38 blieb verschont.
  
 
Am Beginn seiner Entstehung stand A. →Toscaninis Forderung nach einer „Verwandlungsbühne“. Entsprechend der Idee von LH. Rehrl drehte Holzmeister den von 1200 auf 1700 Plätze erweiterten Zuschauersaal um 180 Grad. Er interpretierte das neue, monumentale Bühnenhaus als Bastion des anschließenden Mönchsbergfelsens, um „diesen Riesenklotz in das Stadtbild einzupassen“. Die Fassade im Toscaninihof mit der eindrucksvollen, neuen Wegführung der Mönchsbergstiege prägen grobe, gestockte Betonoberflächen, die dem benachbarten Konglomeratfelsen angenähert wurden; Adlhart gestaltete Bühnenportal und Stiegenbrüstung. 1939 erhielt der Zuschauerraum durch den Reichsbühnenbildner Benno von Arendt pseudobarocken Charakter. 1941/42 zahlreiche Projekte für einen neuen Festspielbezirk im Rahmen einer dominanten Gauanlage auf dem Kapuzinerberg von O. →Strohmayr und O. →Reitter. 1950 Projekt von Holzmeister für ein gigantomanisch auf dem Mönchsberg thronendes Haus der Musikolympiade, das prekäre Luftschloss „übersiedelte“ nach Protesten in den Kurgarten unmittelbar neben Schloss Mirabell. 1953 Idee von Holzmeister und Herbert Graf zum Festspielbezirk mit dem Bau des neuen (Großen) F. 1956–60 für Oper, Schauspiel und Konzert auf dem Platz des ehem. Hofmarstalltraktes, „das die historische Tiefenbühne zum ersten Mal durch ein ingeniöses System der veränderlichen Portalbreite und der Einbeziehung der Vorbühnenzone mit der mittelalterlichen Breitbühne und sogar andeutungsweise mit der antiken Rundbühne verbindet“ (Achleitner). Der energische Bauherr, LH. Josef Klaus, stand hinter seinem Cartellbruder Holzmeister, ein Architektenwettbewerb wurde nicht abgehalten, die Kosten explodierten von 110 auf 210 Millionen Schilling.
 
Am Beginn seiner Entstehung stand A. →Toscaninis Forderung nach einer „Verwandlungsbühne“. Entsprechend der Idee von LH. Rehrl drehte Holzmeister den von 1200 auf 1700 Plätze erweiterten Zuschauersaal um 180 Grad. Er interpretierte das neue, monumentale Bühnenhaus als Bastion des anschließenden Mönchsbergfelsens, um „diesen Riesenklotz in das Stadtbild einzupassen“. Die Fassade im Toscaninihof mit der eindrucksvollen, neuen Wegführung der Mönchsbergstiege prägen grobe, gestockte Betonoberflächen, die dem benachbarten Konglomeratfelsen angenähert wurden; Adlhart gestaltete Bühnenportal und Stiegenbrüstung. 1939 erhielt der Zuschauerraum durch den Reichsbühnenbildner Benno von Arendt pseudobarocken Charakter. 1941/42 zahlreiche Projekte für einen neuen Festspielbezirk im Rahmen einer dominanten Gauanlage auf dem Kapuzinerberg von O. →Strohmayr und O. →Reitter. 1950 Projekt von Holzmeister für ein gigantomanisch auf dem Mönchsberg thronendes Haus der Musikolympiade, das prekäre Luftschloss „übersiedelte“ nach Protesten in den Kurgarten unmittelbar neben Schloss Mirabell. 1953 Idee von Holzmeister und Herbert Graf zum Festspielbezirk mit dem Bau des neuen (Großen) F. 1956–60 für Oper, Schauspiel und Konzert auf dem Platz des ehem. Hofmarstalltraktes, „das die historische Tiefenbühne zum ersten Mal durch ein ingeniöses System der veränderlichen Portalbreite und der Einbeziehung der Vorbühnenzone mit der mittelalterlichen Breitbühne und sogar andeutungsweise mit der antiken Rundbühne verbindet“ (Achleitner). Der energische Bauherr, LH. Josef Klaus, stand hinter seinem Cartellbruder Holzmeister, ein Architektenwettbewerb wurde nicht abgehalten, die Kosten explodierten von 110 auf 210 Millionen Schilling.
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Holzmeister ließ den ehemaligen Hofmarstall des 17. Jh.s bis auf zwei Achsen und die Stirnseite mit dem Fischer von Erlach-Portal (Karajan-Platz) abreißen. Durch Abtragung von 55.000 Kubikmeter Fels entstand Platz für einen Teil des großen Raumprogramms; Erhöhung der Kubatur auf dem engen Bauplatz durch ein zusätzliches Attikageschoß mit Holzmeisters hilfreicher, aber wissenschaftlich haltloser Behauptung, dass dieses in einer alten Ansicht vorhanden gewesen sei. Diese Aufstockung beeinträchtigt die Proportionen der Straßenfassade, die trotz Denkmalschutz wegen angeblicher Baufälligkeit durch eine Rekonstruktion ersetzt wurde. Trotz räumlich verzwickter Kompromisse entstand ein großzügiges Auditorium mit repräsentativer, handwerklich gediegener, moderat zeitgemäßer Ausgestaltung. Aus der (Platz-) Not machte Holzmeister eine Tugend und die Hofstallgasse zum „schönsten Pausenfoyer der Welt“.
 
Holzmeister ließ den ehemaligen Hofmarstall des 17. Jh.s bis auf zwei Achsen und die Stirnseite mit dem Fischer von Erlach-Portal (Karajan-Platz) abreißen. Durch Abtragung von 55.000 Kubikmeter Fels entstand Platz für einen Teil des großen Raumprogramms; Erhöhung der Kubatur auf dem engen Bauplatz durch ein zusätzliches Attikageschoß mit Holzmeisters hilfreicher, aber wissenschaftlich haltloser Behauptung, dass dieses in einer alten Ansicht vorhanden gewesen sei. Diese Aufstockung beeinträchtigt die Proportionen der Straßenfassade, die trotz Denkmalschutz wegen angeblicher Baufälligkeit durch eine Rekonstruktion ersetzt wurde. Trotz räumlich verzwickter Kompromisse entstand ein großzügiges Auditorium mit repräsentativer, handwerklich gediegener, moderat zeitgemäßer Ausgestaltung. Aus der (Platz-) Not machte Holzmeister eine Tugend und die Hofstallgasse zum „schönsten Pausenfoyer der Welt“.
  
Angesichts der nun 2179 Sitzplätze im #Großen Festspielhaus# reduzierten die Salzburger Architekten Erich Engels und Hans Hofmann 1962/63 die Zuschauerraumlänge des #Kleinen Hauses# und die Kapazität auf 1267 Plätze (60 Stehplätze) und verbesserten Sicht- und Hörverhältnisse. Das war Holzmeister zu wenig. Seine bereits 1960 präsentierte Alternativplanung zu einem „intimen Mozart-Festspielhaus“ für Oper und Kammerspiel sollte mit einem dreigeschoßigen Logenblock die Raumtiefe um 17 Meter und die Plätze von 1682 um 500 reduzieren. Dieses Konzept entwickelte er ab 1977 weiter. Den rückwärtigen Logenturm mit Arkaden wollte er den Höfen Salzburger Bürgerhäuser der Renaissance entlehnt wissen, Seitenlogen sollten in Altstadthaus-Fassaden integriert, die „Atmosphäre der Stadt“ und „ihr süddeutsch-italienisches Ambiente“ unmittelbar in den Saal hereingeholt werden. Diese Illusion eines Platzes oder Hofes unter tiefblauem Nachthimmel sollte den Innenraum virtuell öffnen. Holzmeisters nicht realisierte Planung bot nicht nur einen Theatersaal, sondern „theatralisierte die Architektur“; in diesem Geist baute Aldo Rossi, ein Exponent der Postmoderne, 1987/1991 das Theatro Carlo Felice in Genua um.
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Angesichts der nun 2179 Sitzplätze im „Großen Festspielhaus“ reduzierten die Salzburger Architekten Erich Engels und Hans Hofmann 1962/63 die Zuschauerraumlänge des „Kleinen Hauses“ und die Kapazität auf 1267 Plätze (60 Stehplätze) und verbesserten Sicht- und Hörverhältnisse. Das war Holzmeister zu wenig. Seine bereits 1960 präsentierte Alternativplanung zu einem „intimen Mozart-Festspielhaus“ für Oper und Kammerspiel sollte mit einem dreigeschoßigen Logenblock die Raumtiefe um 17 Meter und die Plätze von 1682 um 500 reduzieren. Dieses Konzept entwickelte er ab 1977 weiter. Den rückwärtigen Logenturm mit Arkaden wollte er den Höfen Salzburger Bürgerhäuser der Renaissance entlehnt wissen, Seitenlogen sollten in Altstadthaus-Fassaden integriert, die „Atmosphäre der Stadt“ und „ihr süddeutsch-italienisches Ambiente“ unmittelbar in den Saal hereingeholt werden. Diese Illusion eines Platzes oder Hofes unter tiefblauem Nachthimmel sollte den Innenraum virtuell öffnen. Holzmeisters nicht realisierte Planung bot nicht nur einen Theatersaal, sondern „theatralisierte die Architektur“; in diesem Geist baute Aldo Rossi, ein Exponent der Postmoderne, 1987/1991 das Theatro Carlo Felice in Genua um.
  
2004−06 brach der Holzmeister-Schüler W. →Holzbauer in einer Architekten-ARGE mit Irresberger und Hermann&Valentiny das #Kleine Festspielhaus# bis auf den Bühnenturm ab, nachdem ihm die Festspielleitung den Auftrag für das #Haus für Mozart# unter fragwürdigen Umständen übertragen hatte. Das Auditorium des Neubaus wurde geringfügig verkürzt, gleichzeitig sein Fassungsvermögen auf 1495 Sitz- und 85 Stehplätze erhöht. „Innen: viel güldene Repräsentation, außen: ein Debakel. Die Decke: schlampig, die Traufe: ein grauenhafter Balken.“, urteilte Liesbeth Waechter-Böhm. „Fassade des Kleingeists“ (Christian Kühn) war eine der freundlicheren Bezeichnungen für das unambitionierte Spätwerk eines Architekten, der nach dem 2. Weltkrieg Hauptwerke der Architektur in Österreich geschaffen hatte.  
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2004−06 brach der Holzmeister-Schüler W. →Holzbauer in einer Architekten-ARGE mit Irresberger und Hermann&Valentiny das „Kleine Festspielhaus“ bis auf den Bühnenturm ab, nachdem ihm die Festspielleitung den Auftrag für das „Haus für Mozart“ unter fragwürdigen Umständen übertragen hatte. Das Auditorium des Neubaus wurde geringfügig verkürzt, gleichzeitig sein Fassungsvermögen auf 1495 Sitz- und 85 Stehplätze erhöht. „Innen: viel güldene Repräsentation, außen: ein Debakel. Die Decke: schlampig, die Traufe: ein grauenhafter Balken.“, urteilte Liesbeth Waechter-Böhm. „Fassade des Kleingeists“ (Christian Kühn) war eine der freundlicheren Bezeichnungen für das unambitionierte Spätwerk eines Architekten, der nach dem 2. Weltkrieg Hauptwerke der Architektur in Österreich geschaffen hatte.  
  
 
Die Felsenreitschule hat Holzmeister ab 1926 schrittweise zur wetterunabhängigen Aufführungsstätte ausgebaut. Er ließ die Mönchsbergseite mit Fischer von Erlachs Arkaden unberührt und machte sie zum Bühnenhintergrund. Mit der Fauststadt entstand 1933 eine hölzerne Zuschauertribüne, deren Großteil ab 1934 ein Holzdach überdeckte, ergänzt um eine mobile Regenplane. Holzmeister transformierte 1968−70 mit der fixen Überdachung von zwei Dritteln der Felsenreitschule den einst offenen Hof zum Auditorium und Raum, der nur mehr über der Bühne zu öffnen war. Die Besucher-Arkadengeschoße im Mönchsbergfels von 1693 mutierten zum Bühnenbild. Holzmeisters bewusst provisorisch-hölzerner Charakter ist Vergangenheit, der Hofcharakter nun noch geringer: 2004−05 wurde die Tribüne muschelförmig umgestaltet. Das Salzburger Architekturbüro HALLE 1 erneuerte 2010−11 den Dachkörper und fügte ein zusätzlich nutzbares Geschoß ein. Das leicht geneigte Pultdach aus drei mobilen Segmentflächen ist auf fünf Teleskoparmen aus- und einfahrbar, es deckt die Bühne witterungs- und brandfest ab.
 
Die Felsenreitschule hat Holzmeister ab 1926 schrittweise zur wetterunabhängigen Aufführungsstätte ausgebaut. Er ließ die Mönchsbergseite mit Fischer von Erlachs Arkaden unberührt und machte sie zum Bühnenhintergrund. Mit der Fauststadt entstand 1933 eine hölzerne Zuschauertribüne, deren Großteil ab 1934 ein Holzdach überdeckte, ergänzt um eine mobile Regenplane. Holzmeister transformierte 1968−70 mit der fixen Überdachung von zwei Dritteln der Felsenreitschule den einst offenen Hof zum Auditorium und Raum, der nur mehr über der Bühne zu öffnen war. Die Besucher-Arkadengeschoße im Mönchsbergfels von 1693 mutierten zum Bühnenbild. Holzmeisters bewusst provisorisch-hölzerner Charakter ist Vergangenheit, der Hofcharakter nun noch geringer: 2004−05 wurde die Tribüne muschelförmig umgestaltet. Das Salzburger Architekturbüro HALLE 1 erneuerte 2010−11 den Dachkörper und fügte ein zusätzlich nutzbares Geschoß ein. Das leicht geneigte Pultdach aus drei mobilen Segmentflächen ist auf fünf Teleskoparmen aus- und einfahrbar, es deckt die Bühne witterungs- und brandfest ab.

Version vom 1. Oktober 2018, 14:13 Uhr

Festspielhäuser.

Anlässlich der 100-Jahr-Feier zur ersten Aufführung des #Don Juan# 1887 Idee zu einem Mozart-F. 1890 Projekt von Fellner & Helmer, Wien, für den Mönchsberg: monumentaler Bau in barockisierten Renaissanceformen, Fassungsraum 1500 Personen, großdimensionierte Bühne. 1899 Projekt von Siegfried Sitte, 1918 Projekt M. →Knoll für das ansteigende Gelände des →Bürglsteins mit Hauptachse zur Altstadt. M. →Reinhardt favorisierte bereits 1917 in einer #Denkschrift zur Errichtung eines Festspielhauses für Hellbrunn# diesen Ort „abseits vom städtischen Alltagsgetriebe“ als „durch natürliche und künstlerische Weihe“ ausgezeichnet. 1920−22 Projekt Hans Poelzig (Berlin-Charlottenburg), situiert im Süden des Parks von →Hellbrunn auf einer natürlich geneigten Terrasse. Ursprüngliches Ensemble von 1920/21 aus großem Festspielhaus für 2000 und kleinem für 800 Personen, der hochgetürmte elliptische Kegel sollte mit dem kleineren Massiv eines Kammerspieltheaters durch ein Arkadengeflecht verbunden sein; außen schraubenartig nach oben führende Treppenanlage; Poelzig entsprach Reinhardts Wunsch, Bühne und Zuschauerraum ineinandergreifen zu lassen. 1922 Reduktion auf ein großes Haus für Oper, Schauspiel und Konzert für 3000 Zuschauer, Freilichttheater blieb. 1922 Grundsteinlegung, nicht realisiert. 1922 Projekt Deininger–Flesch–Knoll, Salzburg, für den Park von Hellbrunn auf einem natürlichen Plateau, Großes und Kleines Haus mit Arkadengängen verbunden; Rückwand der Bühne des Großen Hauses entfernbar, so dass die freie Natur den Hintergrund des Spieles bilden kann; die Fassade des Kleinen Hauses als Hintergrund für Freilichtaufführungen verwendbar.

Parallel plante die Festspielhaus-Gemeinde in Salzburgs Altstadt. Bevor Reinhardt den #Jedermann# 1920 erstmalig in Salzburg vor dem →Dom aufführen ließ, war dafür die Felsenreitschule vorgesehen. Für den Sommer 1921 sollte ein durchgehendes, stützenfreies Dach (Planung W. →Deininger) den Hof mit den eindrucksvollen, 1693 von J.B. →Fischer von Erlach in den Berg geschnittenen 96 Zuschauerlogen überdecken. Denkmalpfleger und J.A. →Lux kritisierten diesen gravierenden Eingriff; nun sollte die benachbarte ehem. ärarische Reithalle von 1840, die große Winterreitschule (heute steht dort der Neubau des „Hauses für Mozart“), die sich bereits 1921 für den #Jedermann# bewährt hatte, zu einem F. adaptiert werden.

Reinhardt wollte den Dachstuhl teilweise heben lassen und auf eisernen Vorhang verzichten. Landeskonservator E. →Hütter konnte 1924/25 mit geringsten Mitteln die Illusion eines einheitlichen „Kirchenraums“ aus gotisierend-kathedralenartiger Mysterienbühne und Zuschauerraum schaffen, die klarste Konzeption einer Raumbühne unter allen Theatern Reinhardts.

Diverse Unzulänglichkeiten behob C. →Holzmeister mit dem Umbau im Frühsommer 1926. Er ersetzte die Seitengalerien aus Eisenbeton durch Holzgalerien, verbesserte die Akustik mittels hölzerner Resonanzkassetten-Zwischendecke, schuf einen neuen Haupteingang mit von A. →Faistauer freskiertem Foyer. J. →Adlharts für das Entreé geschaffene marmorne Maskengruppe ist noch heute das Symbol der Festspiele. Holzmeister verdankte LH. F. →Rehrl den Auftrag, gemeinsam waren sie weltanschaulich im Cartellverband verankert.

1924−26 entstand unter Beteiligung von Peter Behrens in direkter Nachbarschaft der Kolleghof St. Benedikt von →St. Peter mit einem „wie aus dem Fels gewachsenen Riesentor“ zum Toscaninihof, kreativ wurde auf Bautradition und Ort eng am Mönchsberg reagiert. Holzmeister ließ sich für Umbau 1926 auch vom benachbarten historischen Gebäude →Rupertinum inspirieren, das horizontale Fassadenabschlüsse durch sog. Vorschussmauern besitzt. Die Grabendächer wurden dahinter über Sammeltöpfe und Regenabfallrohre entwässert, die auch die Fassaden gliedern. Holzmeisters Interpretation dieser für Salzburg typischen Elemente fiel 2004 dem Neubau („Haus für Mozart“) zum Opfer, nur sein markanter Bühnenturm von 1937/38 blieb verschont.

Am Beginn seiner Entstehung stand A. →Toscaninis Forderung nach einer „Verwandlungsbühne“. Entsprechend der Idee von LH. Rehrl drehte Holzmeister den von 1200 auf 1700 Plätze erweiterten Zuschauersaal um 180 Grad. Er interpretierte das neue, monumentale Bühnenhaus als Bastion des anschließenden Mönchsbergfelsens, um „diesen Riesenklotz in das Stadtbild einzupassen“. Die Fassade im Toscaninihof mit der eindrucksvollen, neuen Wegführung der Mönchsbergstiege prägen grobe, gestockte Betonoberflächen, die dem benachbarten Konglomeratfelsen angenähert wurden; Adlhart gestaltete Bühnenportal und Stiegenbrüstung. 1939 erhielt der Zuschauerraum durch den Reichsbühnenbildner Benno von Arendt pseudobarocken Charakter. 1941/42 zahlreiche Projekte für einen neuen Festspielbezirk im Rahmen einer dominanten Gauanlage auf dem Kapuzinerberg von O. →Strohmayr und O. →Reitter. 1950 Projekt von Holzmeister für ein gigantomanisch auf dem Mönchsberg thronendes Haus der Musikolympiade, das prekäre Luftschloss „übersiedelte“ nach Protesten in den Kurgarten unmittelbar neben Schloss Mirabell. 1953 Idee von Holzmeister und Herbert Graf zum Festspielbezirk mit dem Bau des neuen (Großen) F. 1956–60 für Oper, Schauspiel und Konzert auf dem Platz des ehem. Hofmarstalltraktes, „das die historische Tiefenbühne zum ersten Mal durch ein ingeniöses System der veränderlichen Portalbreite und der Einbeziehung der Vorbühnenzone mit der mittelalterlichen Breitbühne und sogar andeutungsweise mit der antiken Rundbühne verbindet“ (Achleitner). Der energische Bauherr, LH. Josef Klaus, stand hinter seinem Cartellbruder Holzmeister, ein Architektenwettbewerb wurde nicht abgehalten, die Kosten explodierten von 110 auf 210 Millionen Schilling.

Holzmeister ließ den ehemaligen Hofmarstall des 17. Jh.s bis auf zwei Achsen und die Stirnseite mit dem Fischer von Erlach-Portal (Karajan-Platz) abreißen. Durch Abtragung von 55.000 Kubikmeter Fels entstand Platz für einen Teil des großen Raumprogramms; Erhöhung der Kubatur auf dem engen Bauplatz durch ein zusätzliches Attikageschoß mit Holzmeisters hilfreicher, aber wissenschaftlich haltloser Behauptung, dass dieses in einer alten Ansicht vorhanden gewesen sei. Diese Aufstockung beeinträchtigt die Proportionen der Straßenfassade, die trotz Denkmalschutz wegen angeblicher Baufälligkeit durch eine Rekonstruktion ersetzt wurde. Trotz räumlich verzwickter Kompromisse entstand ein großzügiges Auditorium mit repräsentativer, handwerklich gediegener, moderat zeitgemäßer Ausgestaltung. Aus der (Platz-) Not machte Holzmeister eine Tugend und die Hofstallgasse zum „schönsten Pausenfoyer der Welt“.

Angesichts der nun 2179 Sitzplätze im „Großen Festspielhaus“ reduzierten die Salzburger Architekten Erich Engels und Hans Hofmann 1962/63 die Zuschauerraumlänge des „Kleinen Hauses“ und die Kapazität auf 1267 Plätze (60 Stehplätze) und verbesserten Sicht- und Hörverhältnisse. Das war Holzmeister zu wenig. Seine bereits 1960 präsentierte Alternativplanung zu einem „intimen Mozart-Festspielhaus“ für Oper und Kammerspiel sollte mit einem dreigeschoßigen Logenblock die Raumtiefe um 17 Meter und die Plätze von 1682 um 500 reduzieren. Dieses Konzept entwickelte er ab 1977 weiter. Den rückwärtigen Logenturm mit Arkaden wollte er den Höfen Salzburger Bürgerhäuser der Renaissance entlehnt wissen, Seitenlogen sollten in Altstadthaus-Fassaden integriert, die „Atmosphäre der Stadt“ und „ihr süddeutsch-italienisches Ambiente“ unmittelbar in den Saal hereingeholt werden. Diese Illusion eines Platzes oder Hofes unter tiefblauem Nachthimmel sollte den Innenraum virtuell öffnen. Holzmeisters nicht realisierte Planung bot nicht nur einen Theatersaal, sondern „theatralisierte die Architektur“; in diesem Geist baute Aldo Rossi, ein Exponent der Postmoderne, 1987/1991 das Theatro Carlo Felice in Genua um.

2004−06 brach der Holzmeister-Schüler W. →Holzbauer in einer Architekten-ARGE mit Irresberger und Hermann&Valentiny das „Kleine Festspielhaus“ bis auf den Bühnenturm ab, nachdem ihm die Festspielleitung den Auftrag für das „Haus für Mozart“ unter fragwürdigen Umständen übertragen hatte. Das Auditorium des Neubaus wurde geringfügig verkürzt, gleichzeitig sein Fassungsvermögen auf 1495 Sitz- und 85 Stehplätze erhöht. „Innen: viel güldene Repräsentation, außen: ein Debakel. Die Decke: schlampig, die Traufe: ein grauenhafter Balken.“, urteilte Liesbeth Waechter-Böhm. „Fassade des Kleingeists“ (Christian Kühn) war eine der freundlicheren Bezeichnungen für das unambitionierte Spätwerk eines Architekten, der nach dem 2. Weltkrieg Hauptwerke der Architektur in Österreich geschaffen hatte.

Die Felsenreitschule hat Holzmeister ab 1926 schrittweise zur wetterunabhängigen Aufführungsstätte ausgebaut. Er ließ die Mönchsbergseite mit Fischer von Erlachs Arkaden unberührt und machte sie zum Bühnenhintergrund. Mit der Fauststadt entstand 1933 eine hölzerne Zuschauertribüne, deren Großteil ab 1934 ein Holzdach überdeckte, ergänzt um eine mobile Regenplane. Holzmeister transformierte 1968−70 mit der fixen Überdachung von zwei Dritteln der Felsenreitschule den einst offenen Hof zum Auditorium und Raum, der nur mehr über der Bühne zu öffnen war. Die Besucher-Arkadengeschoße im Mönchsbergfels von 1693 mutierten zum Bühnenbild. Holzmeisters bewusst provisorisch-hölzerner Charakter ist Vergangenheit, der Hofcharakter nun noch geringer: 2004−05 wurde die Tribüne muschelförmig umgestaltet. Das Salzburger Architekturbüro HALLE 1 erneuerte 2010−11 den Dachkörper und fügte ein zusätzlich nutzbares Geschoß ein. Das leicht geneigte Pultdach aus drei mobilen Segmentflächen ist auf fünf Teleskoparmen aus- und einfahrbar, es deckt die Bühne witterungs- und brandfest ab.

Lit.:

  • I. Holzschuh, Theater-Utopien – Salzburger Festspielhäuser von 1890 bis 1950. In: Begleitband II zur Landesausstellung 2016, Salzburg 2016.
  • R. Kriechbaumer (Hg.): Die Salzburger Festspiele 2002–2011. Geschichte und Chronik in zwei Bänden. Salzburg 2013.
  • N. Mayr: Stadtbühne und Talschluss. Baukultur in Stadt und Land Salzburg, mit einem Vorwort von Otto Kapfinger. Salzburg-Wien 2006.
  • L. Waechter-Böhm: Falscher Marmor für Mozart. In: Die Presse (Spectrum) 18.6.2006.
  • C. Kühn: Fassade des Kleingeists [Haus für Mozart]. In: Salzburger Nachrichten, 31.5.2006, S. 13.
  • N. Mayr: Vorhang auf – das Spiel ist aus, Umbau des kleinen Festspielhauses in Salzburg. In: Architektur & Bauforum, Nr. 222 (2002), S. 66–78.
  • N. Mayr: Ein Nazi-Obdach für Mozart. Umbau des Festspielhauses und des Theaters in Salzburg 1937–1939. In: J. Tabor (Hg.): Kunst und Diktatur, Baden 1994, S. 430–441.

M.O., N.M.