Bergbau
Bergbau
Die Anfänge des Salzburger B.s reichen in prähistorische Zeit zurück (→Bergbau, prähistorischer). Im MA. bildete der B., das Tauerngold und das Halleiner Salz, die Grundlage der Wirtschaft des Landes. Die Eb. hatten ihre lokalen Bergrechte ausgebaut und 1199 das königliche Regal, in Bergen und Flüssen nach Bodenschätzen zu suchen und diese zu heben, bestätigt bekommen. Nachrichten über das Goldwaschen (bes. Salzach) liegen ab dem 8. Jh. vor. Bergmännischer Erzabbau wurde ab dem 13. Jh. betrieben (Eisen-B. in Dienten, Flachau, im Lammertal; Goldabbau bei St. Michael im Lungau). Um 1340 setzten Gold-, Silber- und Kupfer-B. in Gastein und Rauris, den bedeutendsten Bergbauen des Landes, ein. Kleinere Kupferbergbaue wurden im Großarltal, bei Mühlbach, Leogang, Thumersbach und im Brixental betrieben, Gold und Silber wurden auch im Murwinkel, Silber um Ramingstein abgebaut. Im B.-Gebiet Rotgülden/Murwinkel wurde Arsenkies gewonnen (zudem Eisen- und Edelmetall-B. in den salzburgischen Gebieten Tirols und Kärntens). Der Erz-B. wurde vom Salzburger Eb. durch eine entsprechende Wirtschaftspolitik (etwa Subventionen für Edelmetallbergbau im 14./15. Jh.) gefördert; Bergordnungen wurden erlassen, die älteste – ein Markstein in der Geschichte des europ. Bergrechts – 1342 für Gastein und Rauris. Die Erzbergwerke wurden von privaten Gewerken (Besitzern von B.-Anteilen), im 13./14. Jh. meist Talbewohner mit geringem Kapital, erschlossen. Ab dem 15. Jh. wurden wegen hoher Investitionen (Bergbaue über 2500 m) kapitalkräftige Gewerken, wie die Fugger, →Weitmoser, Zott und Strasser, benötigt. Technische Verbesserungen und Innovationen führten in der 2. Jh.-Hälfte zu einem großen Aufschwung. Die Bergknappen, die dem Bergmeister oder Bergrichter unterstellt waren, hatten eine wöchentliche Arbeitszeit von 44 Stunden; auch auswärtige Facharbeiter standen im Einsatz.
Die Einnahmen der Eb. aus dem Erz-B., bestehend aus jedem 10. Kübel des geförderten Erzes (Fron) und dem Gewinn aus dem Wechsel oder Gefälle, machten seit dem 15. Jh. neben dem Salz den größten Aktivposten des Landes aus. Der Wechsel, also die Verpflichtung der Gewerken, ihr gefördertes Edelmetall dem Landsfürsten zu einem für diesen günstigen Preis zu verkaufen, bildete die Grundlage für die umfangreiche Salzburger Münzprägung (→Geldwesen). Nach Einstellung der eigenen Münzprägung in der 2. Hälfte des 15. Jh.s ging die Edelmetallausbeute – verhandelt vom süddeutschen Handelshaus der Fugger, die in das lokale Unternehmertum eingestiegen waren – im Handel nach Venedig. Mit der Wiedereröffnung der Salzburger Münzstätte (→Geldwesen) im Jahre 1501 durch Eb. →Leonhard von Keutschach ging der Gold- und Silberhandel in eb. Hand über, wurde aber verpachtet. Das aus Gastein und Rauris abgelieferte Gold (zuzüglich das Waschgold aus dem Lungau) genügte für die landeseigene Münzprägung in Gold, jedoch musste trotz des Silbervorkommens um Ramingstein im Lungau Silber aus dem Ausland angekauft werden. Der Edelmetall-B. erlebte unter Eb. Leonhard von Keutschach einen Aufschwung und Großgewerken Zott, Strasser und Gasteiner →Weitmoser kamen zu gewaltigem Reichtum. Zur Blütezeit des B. (ca. 1500–90) zählte Salzburg zu den drei größten Edelmetallproduzenten und somit zu den reichsten Ländern des Reichs und wurde bei Reichsanschlägen so hoch eingestuft, wie die Kurfürstentümer. Die absolute Edelmetallspitzenproduktion wurde 1557 mit 830 kg Gold und 2723 kg Silber erreicht. Zur Blütezeit des B.s wurden zehn Prozent der Gold-Weltförderung in Gastein und Rauris gewonnen. Ab den 1560er-Jahren setzte eine rückläufige Entwicklung ein (Preisverfall, ungünstige Lagerstättenverhältnisse). Die unbedingte Ablieferungpflicht der Edelmetalle an die »Pfennigstube« am Hof in Salzburg blieb aber bestehen. Statt eines »Umgeldes«, einer Art Getränkesteuer (für den ihnen zugesprochenen Bierverkauf), wurden die Gewerken zu einer alljährlichen »Reichung« verpflichtet. Ab 1602 hatten sie eine goldene Kredenzschale zu liefern, diese Abgabe erfolgte nachweislich bis 1613 (die Kunstwerke gelangten als Teil der ehemals weltlichen Salzburger Schatzkammer in den Palazzo Pitti in Florenz). 1616 wurde ein Produktionstiefstand erreicht, die Gewerken gaben ihre Unternehmertätigkeit auf und der Landesherr, →Markus Sittikus, „verstaatlichte“ die Edelmetallbergbaue in Gastein und Rauris. Auch technische Innovationen, wie das Pulversprengen, brachten nicht den erhofften Aufschwung. Im 17. Jh. – das letzte Aufblühen des Lungauer B.s (Goldvorkommen in Schellgaden, urk. seit 1354) hatte schon zur Zeit Herzog Ernsts und unter dessen Fronschmelzer Maximilian Hueber stattgefunden – ging der Edelmetall-B. in Gastein und Rauris aufgrund der Erschöpfung der bis dahin erschlossenen Erzgänge zurück. Ab 1745 wurde eine neue Montananlage in Böckstein errichtet (heute Montanmuseum Altböckstein →Bauten des Berg- und Hüttenwesens). Im 19. Jh. gab der Staat die Betriebe gänzlich auf, private Gewerkschaften, die wie Gewerkschaft Radhausberg, versuchten den Betrieb weiter zu führen. Im Rauriser Tal wurde Gold in Kolm-Saigurn abgebaut (urk. seit 1342), die Verhüttung erfolgte in Lend. Ab 1538 bedeutender Aufschwung unter Jakob Mayr, den Familien Zott, Strasser, Weitmoser. Letzter Goldbergwerksbesitzer war Ignaz →Rojacher (gest. 1891), der Erbauer des Observatorium am Hohen Sonnblick. Der Schlusspunkt für den einst neben Gastein bedeutendsten Gold-B. Salzburgs wurde 1923 gesetzt.
So wie der Edelmetall-B. wurde auch der Buntmetall- und Eisen-B. verstaatlicht, so dass ab dem 17. Jh. der Metallerz-B. ohne Rücksicht auf Rentabilität als staatlicher Monopolbetrieb geführt wurde. Im 18. Jh. verzeichnete die Montanindustrie einen leichten Aufschwung (Eisenwerk Werfen, Messinghütten in Ebenau und Oberalm). Nach dem Verlust der Salzburger Eigenstaatlichkeit wurden bis 1875 alle noch verbliebenen Bergwerke stillgelegt oder an private Gewerken verkauft. Viele Betriebe schlossen in der Zeit der Weltwirtschaftskrise. Das 1770 gegründete Eisenwerk Sulzau-Werfen (→Ofenplatten) baute bis 1960 eigene Erzvorkommen ab, danach wurde der B. eingestellt und der Hochofenbetrieb stillgelegt (ab 1965 erneute Produktionsaufnahme für die Stahlindustrie). Der Leoganger Magnesit-B. (seit 1936) wurde 1970, der 1941 reaktivierte Kupfer-B. Mitterberg 1977 eingestellt – Salzburgs Erzlagerstätten für traditionelle Metalle waren erschöpft. Der 1977 eröffnete Abbau des Minerals Scheelit zur Gewinnung von Wolfram am Felbertauern wurde 1993 vorerst eingestellt, einige Jahre später wieder aufgenommen. Verblieben ist der Abbau von Naturstein (Marmor in Adnet und am Untersberg, Diabas in Saalfelden), Zementmergel (Werk Leube in Gartenau) und Gips (Werk Moldan in Kuchl).
Der ma. Salz-B. des Landes geht auf Anteile →Ruperts an der Saline Reichenhall (Bayern) zurück, wo Salzburg die führende Rolle an die Wittelsbacher verlor. Kleinere Salinen wurden nach der (Wieder-)Entdeckung des →Dürrnberger Salzvorkommens (um 1190) eingestellt. Die Saline Hallein-Dürrnberg wurde durch bergmännische Salzgewinnung unter Tage (Technik der Zisterzienser, Laugverfahren), rationelle Großsiedepfannen und günstige Verkehrsbedingungen (Salzach bzw. Tauernübergänge) sowie gezielte wirtschaftspolitische Maßnahmen Eb. →Eberhards II. (Dumping, Valorisation) binnen 30 Jahren zur bedeutendsten des Ostalpenraums und blieb dies bis zum 16. Jh. Der Eb. konnte alle Rechte seiner Mitsieder (Klöster →St. Peter, →Nonnberg, Salem, Raitenhaslach, Salzburger Domkapitel und Adelige) an sich bringen, so dass das Halleiner Salzwesen ab 1530 salzburgisches Staatsmonopol war. Nach einer österr. Einfuhrsperre einigte sich Salzburg 1594 und 1611/12 in Salzverträgen mit seinem zweiten Konkurrenten Bayern, dem das Salz zu festem Preis abgegeben und der gewinnbringende Weiterverkauf überlassen werden musste (bis 1809). 1829 schloss Österreich die »Salinenkonvention« mit Bayern ab (die Salzlagerstätte des Dürrnbergs liegt zu 70 Prozent auf bayer. Boden). 1862 wurde ein zentrales Salinenwerk auf der Halleiner Pernerinsel (Salzach) errichtet, 1871 der Salztransport auf der Salzach eingestellt. Teilstillegungen nach dem 1. Weltkrieg. Neubedarf von Sole und Salz als Grundstoffe moderner Industrien (Zellulose, Chemieprodukte und Kunststoffe); 1952 Errichtung einer modernen Salzsudhütte. 1979 wurden die Österr. Salinen, bis dahin ein Staatsunternehmen, in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Im Zuge der Konzentration der Sole- und Salzgewinnung auf die Bergbaue Altaussee, Bad Ischl und Hallstatt sowie die Saline Ebensee wurden nach anderen Produktionsstätten im Jahr 1989 auch der Salzberg-B. (→Bauten des Berg- und Hüttenwesens) Dürrnberg und die Saline Hallein stillgelegt. Die B.-Tradition wird durch das Schaubergwerk Bad Dürrnberg weitergeführt (→Bauten des Berg- und Hüttenwesens). Die Salinen Austria AG wurde 1997 zu 100 Prozent privatisiert.
Lit.
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P.F.K., Ch. S.