Tourismus

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Die Tourismuswirtschaft ist gegenwärtig einer der wichtigsten Arbeitgeber im Land Salzburg. Im Tourismusjahr 2016/17 wurde erstmals die 28-Millionen-Marke der Nächtigungszahlen überschritten. Insgesamt stellt der Dienstleistungssektor den dominanten Bruttowertschöpfungsfaktor der Salzburger Wirtschaft dar. Das Bundesland Salzburg entwickelte sich binnen zweier Jahrhunderte zu einer der bedeutsamsten Tourismusdestinationen Österreichs, sowohl für den Sommer-, als auch für den Wintertourismus. Waren in vorindustrieller Zeit Reisende als Pilger, Händler oder zum Besuch von Heilbädern unterwegs, so sind vornehmliche Beweggründe für Tourismus im Industriezeitalter Erholung, Belehrung und Vergnügen. Brachte die Technisierung, v.a. der Eisenbahnbau ab den 1860er-Jahren schon bedeutend mehr Menschen in die Stadt Salzburg und die Kurorte und "Sommerfrischen", so führte die Mobilisierung, der Freizeit- und Einkommenszuwachs der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Phänomen des "Massentourismus". Grundsätzlich muss zwischen dem Tourismus in der Stadt Salzburg und den Bezirken des Landes unterschieden werden, die unterschiedlichen Bedingungen gehorchen.

Sommertourismus bis 1945

Nachdem Montanindustrie und Landwirtschaft im 19. Jahrhundert an Bedeutung verloren, versprach die Entwicklung einer Tourismuswirtschaft Wohlstand. Mit Reisenden hatte Salzburg als Verkehrs-Drehkreuz seit Jahrhunderten Erfahrung. Frühe Reiseformen wie Wallfahrts- und Pilgerwesen, Bildungs- und Badereisen prägten Stadt und Land. Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert wurden die Alpen erforscht, beschrieben und beworben. Die Romantik konzentrierte sich auf landschaftliche Schönheiten, verewigte diese in der Kunst und prägte das Bild Salzburgs bis heute. Multiplikatoren wie die Europatournee des Sattler-Panoramas trugen zur Bekanntheit Salzburgs bei. Die Anbindung an das internationale Eisenbahnnetz mit der Kaiserin-Elisabeth-Bahn 1860 und der Ausbau von Lokal- und Kleinbahnen ermöglichten eine boomartige Entwicklung des modernen Tourismus. Dieser beschränkte sich neben der Hauptstadt und Bad Gastein zunächst auf wenige Zentren wie Zell am See und St. Johann. Der Infrastrukturausbau ging mit einer Professionalisierung und Institutionalisierung des Fremdenverkehrsgewerbes einher (Gründung des Landesverbandes für Fremdenverkehr 1896). Stadt-Salzburger Bemühungen des Aufbaus einer Saisonstadt fruchteten nur bedingt. Ein Meilenstein für den Städtetourismus war die Entdeckung Wolfgang Amadeus →Mozarts als Aushängeschild. Salzburg erlebte bis 1914 einen ersten Höhepunkt im Tourismus. Der Erste Weltkrieg brachte den Fremdenverkehr weitgehend zum Erliegen, danach, mit dem Ende der Monarchie und einer prekären Versorgungslage, schlug die Stimmung der Bevölkerung in offene Abneigung, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus um. 1918 entlud sich der Unmut in Plünderungen des luxuriösen Hôtel de l’Europe (→Grandhotels). Nach der Währungsstabilisierung wurden Gäste wieder umworben. Die →Festspiele wurden zum zentralen Wirtschaftsfaktor und Aushängeschild. Die Landespolitik begann sich zu beteiligen (z.B. Fremdenverkehrsbüro). Unter der Ägide von Landeshauptmann →Franz Rehrl folgte der Bau zentraler Infrastrukturen wie der →Schmittenhöhe-Bahn und der →Großglockner-Hochalpenstraße. In den 1930er Jahren wirkten sich die Weltwirtschaftskrise und Hitlers Tausend-Mark-Sperre negativ auf die Tourismusfrequenz aus. Schon vor dem Anschluss Österreichs an NS-Deutschland präsentierten sich Salzburger Orte als „judenrein“. Im NS wurden Gastbetriebe „arisiert“. Gemeinden erlebten durch organisierte Reisen der NS-Einrichtungen einen kurzen Aufschwung. Mit dem Krieg mussten die Vergnügungsreisen unterlassen werden, touristische Infrastrukturen wurden in den Dienst der Kriegsführung gestellt.

Sommertourismus ab 1945

Wintertourismus bis 1945

Wintertourismus ab 1945

M.G., M.K., K.S.