Samsonumzug

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Samsonumzug.

Die Figur des biblischen Riesen Samson, der die Philister mit der Eselskinnbacke schlug, in vielen Orten von zwei großköpfigen Zwergen (Bauer und Bäuerin) begleitet, ist Relikt einstiger Schaugepränge bei Fronleichnamsprozessionen. Solche Schaugepränge mit Szenen aus Altem und Neuem Testament hatten ihre Glanzzeit in der Gegenreformation und im Barock, sie finden sich überall dort, wo die großen Orden der Gegenreformation (Dominikaner, Jesuiten, Kapuziner) wirkten (→Prozessionen). Die Verwandtschaft des Samson mit historischen, noch erhaltenen Riesenfiguren in Bayern, Belgien, Frankreich, Holland und Spanien zeigt die vielfältigen Fortentwicklungsarten in europäischen Umzügen, Spielen oder Faschingsaufzügen. S. finden in den Lungauer Orten Tamsweg, Mauterndorf, Mariapfarr, St. Michael, Muhr, Unternberg, Ramingstein/Kendlbruck und St. Andrä sowie im benachbarten steirischen Murau (1748 von Tamsweg gekauft) und Krakaudorf statt. Der älteste Samson kam wohl um 1633 mit dem Kapuzinerorden nach Tamsweg, 1720 wird im Sterbebuch der Pfarre ein Samsonträger erwähnt. In der Franzosenzeit erfuhren die S. Umgestaltungen, auch die Uniformen der begleitenden Schützen (in frz. Art) entstanden damals. Früher „tanzte“ der Samson (5–7 m hohe Figur aus Holz und Traggerüsten, mit Stoff bekleidet, ca. 80 kg schwer, von einem Mann getragen) nur an den Prangtagen, nun finden Umzüge an Sommerfesttagen und Treffen aller erhaltenen Samsonfiguren statt. Seit dem 19. Jh. wollen atavistische und nationale Geistesströmungen mythische und naturkultische Erntedämonen (Kornvater) in diese Umgangsriesen hineininterpretieren, was eine instrumentalistische Missdeutung ist.

Lit.:

  • R. Floimair, L. Luidold (Hg.): Riesen (Schriftenreihe des Landespressebüros, Sonderpublikation 126). Salzburg 1996.

U.K.