Borten
Borten, leonische, lyonische Drähte, Spitzen, Drahtwaren.
Lyoner bzw. Leonische Spitzen- und Drahtwaren sind feine Gewirke aus getriebenen Gold-, Silber- oder Messingfäden. Verwendung der Borten für Prunkgewänder, Raumtextilien, Ornate, Reliquien, kirchliche und weltliche Requisiten und Uniformen. Eine billigere Variante stellt der Bouillondraht, ein mit Goldfaden umsponnener Seiden- oder Baumwollzwirn dar. Sie galten bis ins 19. Jh. als Luxuswaren. Zwei Begriffserklärungen: 1. weil über Venedig verschifft und mit dem (Ausfuhr-) Löwenstempel versehen. 2. nach dem Herstellungszentrum Lyon. Produktion seit der Spätantike, Verbreitung über Italien, im 16. Jh. nach Lyon. Seit dem 15. Jh. in wasserbetriebenen Mühlen produziert, großteils aus Silber bzw. vergoldetem Silber, seit dem 16. Jh. aus vergoldetem Kupfer; seit dem 19. Jh. maschinell aus billigeren Metallen durch das Gewerbe der Edeldrahtzieher, das „Leonische Gewerbe“, hergestellt. Seit dem 19. Jh. Surrogate aus billigen Vergoldungstechniken (galvanisch, Goldchlorid und Feuervergoldung) und goldgefärbten Baumwollfäden. (Goldhauben, →Spitzen und Borten) Weiterverarbeitung der Fäden durch Bortenwirker (bedeutendes Zentrum Sachsen; seit dem 19. Jh. Massenproduktion am Jacquardwebstuhl möglich). Ab dem 19. Jh. Erzeugung auch in Nürnberg und Wien. Die Regelschwestern in Hallein (ab 1744, Schule ab 1758) verfertigten u.a. goldene und silberne Tressen und bestickten Messgewänder.
Lit.:
- B. Rawitzer: Leonische Drahtwaren und Gespinste (Veröffentlichungen zur Volkskunde und Kulturgesch. 29). Bayr. BllVK und Bayr. Nat.Mus.,Würzburg 1988, S. 5–6 und 16–24.
- M. Beckh: Die Nürnberger echte und leonische Gold- und Silberdrahtindustrie (Statistische u. nationalökonomische Abhandlungen 9). Diss. München 1917, S. 7.
U.K.