Design in Salzburg

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Salzburg ist in den letzten Jahrzehnten ein bedeutendes, internationales Designzentrum mit vielen kreativen Köpfen geworden, die für Aussehen und Funktion von Produkten und Gebrauchsgegenständen des Alltags verantwortlich sind. Auch die Design-Ausbildung (Fachhochschule Salzburg, die HTL in Hallein und weitere berufsbildende Schulen oder Lehrgänge) fördert diese Entwicklung.

Aus dem vielfältigen Bereich wird hauptsächlich auf Produkt-, Industrie- und Grafik-Design eingegangen. Beispiele für Designer, die über Salzburg hinaus Anerkennung und Aufträge erhalten haben, sind:

Hermann Rastorfer (Salzburg 1930–2009), Kunstgewerbeschule und Lehre als Schriftsetzer, ging als Grafikdesigner Anfang der 1950er-Jahre nach Deutschland (eigenes Studio in Frankfurt, später in München). Rastorfer gestaltete Buchumschläge für den Ullstein Verlag, Verpackungen für den Süßwarenhersteller Ferrero (Mon Chéri) und v.a. für die Pharmafirma Boehringer Ingelheim. In der Werbeszene war er durch seine Plakate für die Deutsche Bundesbahn und Inserate für Volkswagen bekannt. Sein Ziel als Designer war, dem jeweiligen Produkt ein eindeutiges Erscheinungsbild mit hohem Wiedererkennungswert zu geben, wie dem Cognac Martell, Schlumberger Sekt, Underberg u.v.a.

Walter Pichler (1936–2012) setzte mit seinen sicher 1.000 Bucheinbänden für die Salzburger Verlage Residenz und seit 2000 für Jung und Jung (125 Cover) neue Maßstäbe mit seiner eigenwilligen, sehr persönlichen, individuell auf den Inhalt eingehenden Gestaltung, teils mit eigenen Zeichnungen, aber immer mit seiner Ästhetik, die zu einem besonderen Markenzeichen dieser Publikationen wurde.

Der 1927 in Salzburg geborene Olaf von Bohr ging nach seiner Ausbildung in München 1953 nach Mailand, wo er im Büro von Gio Ponti arbeitete und sich 1956 selbstständig machte. 1968 schuf er die Tischlampe Medusa aus weißen Stahl-Lamellen und als Möbeldesigner viele Produkte (z.B. für Kartell), die u.a. in der Sammlung des Museums of Modern Art (MoMA) in New York sind und mit zahlreichen Preisen gewürdigt wurden.

Rudolf Ferch (* 1930 in Rumänien, seit 1944 in Österreich, lebt in Salzburg) hat ab 1955 dreißig Jahre für die Schifabrik Fischer Markenentwicklung und Produktgestaltung gemacht (fast genauso lang für Zipfer Bier). Es ging ihm immer um das gesamte Erscheinungsbild, vom Produkt bis zur gelungenen Präsentation, z.B. auf Messen.

Ioan Kloss (1949 in Graz geboren, lebt in Salzburg) ist als Industriedesigner v.a. für österreichische und italienische Unternehmen in den Bereichen Möbel, Fahrzeuge und Sportartikel aktiv. Er hat z.B. Atomic-Ski, Stühle für Wiesner-Hager oder Leitschienen für Autobahnen entworfen. 2012–16 betrieb er ein Fahrradgeschäft in der Riedenburg und verkaufte dort auch seine eigenen Entwürfe (Klossrad).

Georg Scheicher, 1958 in Hallein geboren, studierte nach einer Tischlerausbildung Betriebswirtschaft an der WU Wien und postgraduate an der Domus Academy in Mailand Industrial Design (Schwerpunkt Möbeldesign und Innenarchitektur bei Gaetano Pesce, Andrea Branzi, Philippe Starck und Ettore Sottsass). Sehr früh erkannte er, dass es beim Gestalten neben Funktionalität und Form auch auf Nachhaltigkeit und Recycling ankommt. Er ist Mitbegründer von O2, einer der wichtigsten Diskussionsplattformen in den 1990er-Jahren für ressourceneffizientes Design mit mittlerweile ca. achtzig Niederlassungen weltweit. 2006 erhielt er den Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit für das S-House in Böheimkirchen. Georg Scheicher propagiert z.B. Möbel, die aus Schwemmholz gefertigt werden, und hat, inspiriert von alpinen Brettstühlen, die Produktlinie Watzmann entwickelt, eine Serie von einfachen Fichten- und Eschenstühlen, die durch verschiedene Lehnen-Formen und unterschiedliche Farben auffallen.

Die Architekten Gerhard Garstenauer und Wilhelm Holzbauer haben auch Möbel entworfen.

Der Grafikdesigner Werner Hölzl (* 1944 in Salzburg) hat seit Anfang der 1960er-Jahre Plakate, Werbemittel, Logos (z.B. Relaunch des Landeswappens 1989), Verpackungen (z.B. für Teekanne) und Bücher verantwortet und wurde für Gestaltungsarbeiten bei den ersten fünf Salzburger Landesausstellungen (1980–88) beauftragt.

Das Designatelier Linie 3 (um Christina Andraschko und Gerhard Andraschko-Sorgo) besteht seit 2001 und arbeitet für regionale und internationale Kunden, v.a. im Identity- und Kunstbuch-Bereich (z.B. Galerie Thaddaeus Ropac), wurde u.a. mit European Design Awards und Salzburger Landespreisen ausgezeichnet und als erstes österreichisches Atelier in den renommierten Club der European Design Leaders aufgenommen.

Gleich drei renommierte Unternehmen haben ihren Sitz im Land Salzburg, machen es zu einer Hochburg für bekanntes, exklusives, qualitätsvolles Design und exportieren ihre Produkte in die Welt. Das Studio F.A. Porsche besteht seit 1974 in Zell am See, wo auch Achim Storz seit 1982 sein Design Studio betreibt. Gerald Kiska gründete seine Firma 1990, der Sitz ist seit 2009 in Anif bei Salzburg. Alle drei Unternehmen agieren weltweit und wurden mehrmals mit dem Red-Dot-Award, dem international anerkannten Qualitätssiegel für außergewöhnliches Design, ausgezeichnet. Ihre Designprodukte sind aus vielen Lebensbereichen nicht wegzudenken. Die drei Studios arbeiten für national und v.a. international agierende Konzerne, die ihre Produkte unter ihrem eigenen Namen und als eigene Marke anbieten (Porsche Design).

Seit 2002 gibt es an der Fachhochschule Salzburg am Standort Kuchl den Studiengang Design & Produktmanagement, aus dem einige Absolventen hervorgegangen sind, die sich alleine oder in Teams selbstständig gemacht haben und erfolgreich, materialbewusst und ideenreich zeitgemäßes Design für z.B. Möbel, Teppiche, Matratzen oder Industrie-Design produzieren, wie Pujan Khodai mit seiner Vintage-Teppichserie, Markus Huttary (Edelweich-Matratzen) oder Zeug Design. Die FH arbeitet auch mit dem Studio F.A. Porsche zusammen, bzw. unterrichten Designer von dort an der FH.

D.G.