Jugendkulturen
Jugend heute - Jugendforschung Die Definition dessen, was "Jugend" gegenwärtig ist, ist vielfältig. Sichtweisen einzelner Disziplinen decken, so Barbic et al. 2015 nur Teilaspekte ab. Viel eher ist heute von mehreren, parallel laufenden "Jugenden" auszugehen, die jeweils von unterschiedlichen Einflusssphären geprägt werden. So ist Jugend in der westlichen Moderne einerseits als eine Übergangszeit zwischen Kind- und Erwachsensein (Sichtbarkeit von biologischen Reifekriterien, Initiationsrituale) zu sehen, wobei keine strikten Altersgrenzen für das Erwachsenenalter existieren. Eine soziale Schwelle hin zum Erwachsensein, die sich aus den Elementen Hochzeit, Kinder, Aufnahme von voller Berufstätigkeit zusammensetzt, schiebt sich seit den 1960er-Jahren immer mehr ins dritte Lebensjahrzehnt (sofern sie nicht durch Narrative wie "lebenslanges Lernen" aufgeweicht wird) und somit dehnt sich die "soziale" Jugendphase aus. Begriffe wie der "Junge Erwachsene" zeigen, dass sich eindeutige Grenzziehungen auflösen, Jugend entgrenzt und entstrukturiert wird. Jugend heute ist "fragmentiert, ungleichzeitig, wenig(er) planbar, widersprüchlich und partiell umkehrbar geworden […]". Jugendforschung in Österreich passiert, so eine Diagnose von Salzburger Jugendforscherinnen und -forschern 2015, relativ unkoordiniert und zersplittert und könnte bei entsprechender Ressourcenausstattung und Bündelung schlagkräftiger sein und ihr Potenzial besser ausschöpfen. Sie könnte dann "gute Jugendforschung" werden, wenn sie die Aspekte von Teilhabe Jugendlicher an der Gesellschaft stärker in den Fokus rückte und Jugend stärker als "Seismograph" von gesellschaftlichen Entwicklungen und Veränderungen betrachtet. "Individuelle, soziale und gesellschaftliche Verantwortungszuweisungen" lassen sich so besser begründen. Neben den Jugendforscherinnen und -forschern am Institut für Erziehungswissenschaften und am Institut für Kommunikationswissenschaften der Universität Salzburg ist das Institut für Jugendkulturfoschung in Wien ein bekanntes österreichisches Jugendforschungsinstitut. Jugendforschung kann einerseits kommerziell erfolgen, andererseits auch partizipativ wie im Projekt "Making Art Taking Part" des Schwerpunktes "Wissenschaft und Kunst", einer Forschungsplattform der Universitäten Mozarteum und Paris-Lodron. Wodurch zeichnen sich Jugendkulturen aus? Das Leben Jugendlicher heute spielt sich großteils in „Szenen” ab. Großmann/Heinzlmaier bezeichnen Jugendszenen als "heiße" gesellschaftliche Zonen, die ständig in Bewegung, auf der Suche, in Entwicklung sind, sich an der Bruchkante zwischen Alten und Neuem in einer Gesellschaft ereignen. Hitzler/Niederbacher bezeichnen Szenen als "lockeres Netzwerk", indem sich unbestimmt viele Personen oder Personengruppen vergemeinschaften. Eine Szene ist eine "globale Mikrokultur", die zwar lokale Ausprägungen aufweist, ist aber prinzipiell weltumspannend aufgestellt. Es gibt keine formalen Mitgliedschaften, man/frau sucht sich eine Szene aus, Ein- und Austritt geschehen formlos. Eine Eigenschaft von Jugendkulturen oder -szenen ist ihre Funktion als Gegenkulturen. Gegenkulturen zu dominierenden Erwachsenenkulturen und Gegenkulturen zu gesellschaftlichen Mainstream-Tendenzen. Im Jugendkultur-Guide beschreiben Großegger/Heinzlmaier für Österreich Musikszenen, Funsport-Szenen, den digitalen Szenenbereich sowie jugendliche Subkulturen. Funsport-Szenen wären Skater/Skateboarder, Beach-Volleyballer, Snowboarder oder Anhänger des Parkour (kreative Überwindung von Hindernissen in der Stadt). Musikszenen sind z.B. Hip-Hop, Hardcore, Black Metal, Indie oder Techno. Die digitalen Szenen sind LAN-Gamer (Computerspiele) oder Warez (Software-Piraterie im Internet). Als Subkulturen lassen sich z.B. Skinheads, Punks oder Fans des Gothic interpretieren.