Ranggeln

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Ranggeln.

Ländlicher Kampfsport, Kampfspiel mit fest geregelten Austragungsbestimmungen. Im 18. Jh. im Pinzgau noch von Sennern und Knechten an vielen Orten geübt. Heute Sportart mit mehreren Jugend- und allgem. Klassen. Die Ringer müssen mit bestimmten Griffen und Würfen, in vorgeschriebener Kleidung (Leinenhemd, weite Hose) und Zeit, auf bestimmten eingefriedeten Plätzen den Gegner mit beiden Schultern auf den Boden zwingen. Das R. wird auf höfische Sportarten zurückgeführt, u.a. auf die älteste Darstellung von 1390, die wiederum dem »Fechtbuch« von Albrecht Dürers,1512, zugrunde liegen soll. Als R. auch in Tirol, Bayern, als »Ringen« in Kärnten, Steiermark und als »Schwingen« in der Schweiz vereinzelt erhalten. Spaur nennt es 1800 das vulgo »Hosenrecken« oder »Klopffechten« und vergleicht es mit den römischen Lucta. Wegen der Arbeitsgebräuche bis 1800 war es stets an kirchliche Feiertage gebunden. Missbrauch und biologistisch-nationalistische Neudeutung während der NS-Zeit durch die »Arbeitsgemeinschaft für Deutsche Volkskunde«. Heute organisiertes R. auf dem Hundstein zwischen Taxenbach und Maria Alm, am Jakobitag (25.7., Almfeiertag) bei dem durch Schiedsrichter (bez. »Schermtax« - schirmender Nadelbaum) der »Hagmoar« (der »Meier« der Umfriedung) als Landessieger ermittelt wird. Fortwirken der naturmythologischen Deutungen in der Literatur seit dem 20.Jh. Früher war der Siegespreis die »Schneidfeder« (Schneid = Mut) für den Hut. Seit 2010 als eine der »Gesellschaftlichen Praktiken in Salzburg« von der UNESCO-Kommission im Rahmen des Immateriellen Kulturerbes in Österreichs bewertet.

Weblink:

Literatur:

  • G. Heim: Hundstoa Ranggeln. Mythos, Kult, Tradition. Neukirchen am Großvenediger 2014.
  • I. Peter: Das Ranggeln im Pinzgau und verwandte Kampfformen in anderen Alpenländern. SH 3, 1981.
  • Spaur: Reise durch Oberdeutschland. 1. Bd., Salzburg 1800, S. 240.

U.K., M.J.G.