Landschaftsmalerei
„Auf dem Boden Salzburgs und des Salzkammergutes vollzog sich in Österreich mit sichtbarer Klarheit der Wandel von der souverän gestalteten Landschaft des Barock über die demutsvollen grafischen Dokumente der aus dem Norden zugewanderten Nazarener und Romantiker zum malerischen Realismus der dreißiger Jahre“ (H. Schwarz).
Die gegen 1800 einsetzende klassizistische Landschafts- und Vedutenkunst eines Albert Christoph Dies (1796/97 in Salzburg), Andreas Nesselthaler, Louis Wallée, August Franz Heinrich von Naumann, Francisco Caucig (1797), Friedrich Wilhelm Schlotterbeck (1803), Anton Balzer, Johann Jakob Strüdt und Ferdinand Runk ist nur das Vorspiel zu jener Welle romantischer Begeisterung, die sich an der Salzburger Landschaft entzündete.
Angefangen von Karl Friedrich Schinkel (1811), den Lukasbrüdern Ferdinand und Friedrich Olivier, Julius Schnorr von Carolsfeld und Carl Philipp Fohr (1815), den Berliner Freunden Julius Schoppe, Carl Wilhelm Gropius und Carl Friedrich Zimmermann (1817) und der Gruppe Johann Christoph Erhard, Johann Adam Klein, Ernst Welker, Heinrich und Friedrich Philipp Reinhold (1818), reißt die Kette der Salzburg-Pilger, die aus Norddeutschland meist über Wien und Salzburg nach Rom strebten, nicht ab.
Schon bei Künstlern wie Thomas Ender (1816), Ernst Fries und August Heinrich (1820), und Jakob Alt (1825) weicht die sakrale Landschaftsauffassung der Pioniere einer objektivierenden Sehweise. Mit dem Grazer Friedrich Loos (1797–1890) lebte 1826–35 ein hervorragender Vertreter des frühen Realismus in Salzburg. Neben Berchtesgaden und dem Salzkammergut werden im Zusammenhang mit dem aufkommenden Alpinismus auch die Gebirgsgaue, v.a. Gasteiner und Rauriser Tal, zunehmend frequentiert.
Von den späteren Verehrern der Salzburger Landschaft seien Ludwig Richter, Josef Höger, Friedrich Gauermann, Franz Barbarini, Károly Lajos Libay, Ludwig Halauska, Anton Schrödl sowie die Einheimischen Johann Fischbach, Georg Pezolt und Josef Mayburger genannt. Auch Ferdinand Georg Waldmüller (1837), William Turner (um 1840) und Carl Spitzweg (1845) haben hier gezeichnet. Im späteren 19. Jahrhundert waren der Wiener Rudolf von Alt und der Berliner Adolf Menzel besonders passionierte Salzburg-Besucher.
Im 20. Jahrhundert konnte die Stadt Salzburg ihre Anziehungskraft für die Malerei behaupten. Anton Faistauer, Anton Steinhart, Max Peiffer Watenphul, aber auch vielen deutschen Künstlern diente sie als „Vorwurf“. Oskar Kokoschka leistete einen nachdrücklichen Anstoß. Die ansässigen Maler*innen der „Salzburger Gruppe“ wie Eduard Bäumer, Herbert Breiter, Agnes Muthspiel oder Rudolf Hradil zogen hingegen den mediterranen Süden vor und unternahmen Reisen nach Ponza, Tropea, Rom und Griechenland.
In den Hohen Tauern fanden um die Jahrhundertwende Gebirgsmaler wie etwa Edward Theodore Compton oder Karl und Emilie Mediz ein Betätigungsfeld. In Bramberg im Pinzgau schuf der Wiener Josef Stoitzner einen Großteil seines bedeutenden Werks. In Zell am See wurde der ebenfalls aus Wien stammende, sehr produktive Landschaftsmaler Karl Flieher (1881–1958) heimisch. In Wagrain lebte von 1943 bis 1956 als Nachbar von Karl Heinrich Waggerl der Wiener Maler Ernst Huber (1895–1960), der auch ein Mitglied der Malerkolonie in Zinkenbach war.
Lit.:
- Ausstellungskat. Die Hohen Tauern. Salzburg Museum 2012.
- E. Marx, P. Laub (Hg.): Stadt Salzburg. Ansichten aus fünf Jahrhunderten. Salzburg 2008.
- Sommerreisen in Salzburg im 19. Jahrhundert. JahrSMCA 43/44, 1997/98.
- H. Schwarz: Salzburg und das Salzkammergut. Wien u.a. 1926, Neuaufl. Salzburg 1977.
- Fuhrmann-Stadt und Fuhrmann-Land.
N.Sch.