Kajetan Mühlmann

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Kajetan (Kai) Mühlmann, Kunsthistoriker, NS-Funktionär, als solcher verantwortlich für die Plünderungen von tausenden Kulturgütern in den von den deutschen Truppen besetzten Ländern Polen und den Niederlanden sowie der Ukraine

  • 26. 6. 1898 Uttendorf/Oberpinzgau + 2. 8. 1958 München

Aus bäuerl Verhältnissen, Lehrerbildungsanstalt in Salzburg, als 17jähriger eingerückt und schwer verwundet, 1922-26 Studium der Kunstgeschichte in Innsbruck und Wien, Werbechef der Sbg. Festspiele, 1932 Heirat mit L. Wojtek. Ab 1934 mit A. Seyss-Inquart illegal als Vertrauensmann für die NSDAP tätig. Nach der Machtergreifung wurde er Staatssekretär für Kunst und bekleidete damit das höchste Amt, das ein Salzburger in der NS-Zeit ausübte.

1939 wechselte M. wegen interner Querelen nach Berlin, wurde nach der Kapitulation Polens durch Göring zum "Sonderbeauftragten für den Schutz und die Sicherung von Kunstwerken in den besetzten Ostgebieten". Nach nur sechs Monaten hatten die Besatzer unter M.s. Führung 95 Prozent der polnischen Kunstsammlungen in Museen, Universitäten, Kirchen und Schlössern "sichergestellt". Ende 1940 folgte er Reichskommissar Seyss-Inquart in die Niederlande. In Den Haag baute er die "Dienststelle Mühlmann" auf. In Brüssel und Paris wurden zwei Außenstellen geschaffen, die in Paris leitete Josef M. Wieder ging es um die Erfassung von Kunsbeständen und deren Verschiebung an Nazigrößen und ihre Günstlinge. V. a. die Beschlagnahmung des Künstbesitzes geflüchteter Juden brachte M. hohe Gewinne. Nach der Kriegserklärung Deutschlands an die Sowjetunion wurde am 30. Juni 1941 Lemberg (Lwów) besetzt. Sogleich war auch M. zur Stelle, um, flankiert von SS-Einheiten, Kulturgüter zu rauben, beispielsweise die Dürer-Zeichnungen des Ossolinski-Museums. Gegen Kriegsende mußte M. seine Dienstelle nach Wien verlegen und floh schließlich nach Seewalchen am Attersee. Dort wurde er von den Amerikanern festgenommen, doch gelang ihm 1948 die Flucht aus dem Internierungslager in Peuerbach/OÖ. Fortan lebte er am Starnbergersee und bestritt seinen Lebensunterhalt durch den Verkauf von beiseite geschafften und versteckten Kunstwerken.

Literatur:

  • W. Thaler: Pinzgauer! Helden-Narren-Pioniere, Wien 2017, S. 148-155
  • B. Schwarz, Nationalsozialistische Raubkunstpolitik im Gau Salzburg, in: Anti:modern. Salzburg inmitten von Europa zwischen Tradition und Erneuerung. Museum der Moderne Salzburg 2016, S. 121-131
  • B. Schwarz: Auf Befehl des Führers. Hitler und der NS-Kunstraub, Darmstadt 2014
  • J. Petropoulos: Kunstraub und Sammelwahn. Kunst und Politik im Dritten Reich. Berlin 1999