Universität Mozarteum Salzburg

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Universität Mozarteum Salzburg.

1841, zum 50. Todestag W. A. →Mozarts, gründeten Salzburger Bürger mit Unterstützung des Fe. Fr. von →Schwarzenberg den →»Dom-Musik-Verein und Mozarteum« zur Pflege anspruchsvoller Kirchenmusik und zur Sicherung eines gut ausgebildeten Nachwuchses. Erster Kapellmeister und Direktor war A. →Taux. 1880 wurde die Musikschule Mozarteum als öffentliche Musikschule mit Direktor J. Fr. →Hummel von der Internationalen →Stiftung Mozarteum neu gegründet und im Anatomiestöckl der alten Universität in der Hofstallgasse untergebracht. Unterrichtsfächer waren Allgemeine Musiklehre, Chorgesang, Pianoforte, Violine, Violoncello, Harmonielehre und Kontrapunkt, später kamen weitere Orchester-Instrumente und Komposition hinzu. Zur Zeit von Direktor Josef Reiter wurden außerdem Musikgeschichte, Formenlehre, Instrumentation, Partiturlesen und Anleitung zum Dirigieren gelehrt. Direktor Paul Graener führte eine Unter-, Mittel- und Oberstufe sowie weitere Unterrichtsangebote wie etwa die Opernschule und eine Klavier-Ensemble-Klasse ein.

1914 erhielt das Mozarteum ein neues Gebäude, das »Mozarthaus« in der Schwarzstraße, und den neuen Namen »Konservatorium mit Öffentlichkeitsrecht«, beides bewirkte einen Aufschwung. 1917 wurde B. →Paumgartner durch das Kuratorium der Stiftung Mozarteum einstimmig zum Direktor gewählt. Er leitete die Musikschule bis 1939 und von 1945 bis 1959 und prägte sie wie kein anderer. 1919 initiierte er einen Lehrerbildungskurs. 1920 gliederte er eine Schauspielschule an und etablierte in Kooperation mit dem Salzburger Landestheater die »Mozarteums-Oper«, die im Schuljahr 1920/21 85 Opernaufführungen bestritt. Dieser umfangreiche Opernbetrieb konnte jedoch nicht weitergeführt werden. 1922 wurde das Konservatorium auf Betreiben Paumgartners verstaatlicht, nachdem die Stiftung Mozarteum aufgrund der schwierigen finanziellen Lage nach dem ersten Weltkrieg die Lehranstalt nicht mehr aufrechterhalten konnte und im Dezember 1921 sämtliche Verträge mit den Lehrenden aufgelöst hatte. Die Schauspielausbildung fiel Einsparungsmaßnahmen des Staates zum Opfer.

1938 wurde Paumgartner seines Amtes enthoben. 1939 wurde das Mozarteum in die »Staatliche Hochschule Mozarteum« mit der Dreigliederung »Hochschule«, »Fachschule« und »Musikschule für Jugend und Volk« umgewandelt und von C. →Krauss geleitet. Im April 1941 verlieh der Reichserziehungsminister Bernhard Rust dem Mozarteum zur 100-Jahr-Feier seines Bestehens die Bezeichnung »Reichshochschule für Musik«. Nach der Einstellung des Unterrichts im Oktober 1944 konnte das Mozarteum als erste österreichische Hochschule am 8. Oktober 1945 seine Pforten wieder öffnen. Der Lehrkörper der Nachkriegsjahre bestand aus vor 1938 tätigen, aus entnazifizierten und aus neu engagierten Lehrenden wie etwa Johann Nepomuk David, Egon Kornauth, Alfred Baselli oder Ernst Reichert. 1945 wurde Paumgartner wieder die »Oberleitung« des Mozarteums übertragen, 1947 wurde er schließlich vom Unterrichtsministerium voll rehabilitiert und mit der Führung der Hochschule betraut. 1949 gelang es Paumgartner, die Schauspielausbildung wiederzubeleben. Im Juni 1949 wurde die Bühne »Studio St. Peter« im großen St. Petersaal der Erzabtei eröffnet.

1953 wurde das Mozarteum wurde zur Akademie für Musik und darstellende Kunst »Mozarteum« in Salzburg erhoben. 1953 waren B. Paumgartner und sein Stellvertreter E. →Preussner initiative Mitbegründer der AEC, der Association Européenne des Conservatoires, Académies de Musique et Musikhochschulen: Im Juli 1953 fand der erste internationale Kongress (»Gedanken zum Studentenaustausch für die berufliche Ausbildung der Musiker«) mit 63 Direktoren diverser Musikinstitutionen in Bad Aussee und Salzburg statt. Im Schuljahr 1958 kam erstmals ein gesamter Lehrgang des amerikanischen Oberlin College Conservatory of Music in Ohio im Rahmen eines internationalen Austausches nach Salzburg. 1956 veranstaltete das Unterrichtministerium den ersten Internationalen Mozartwettbewerb und übertrug dessen Durchführung der Akademie für Musik und darstellende Kunst »Mozarteum«. Wettbewerbsfächer waren Gesang, Violine und Klavier. Der Internationale Mozartwettbewerb ist bis heute eine äußerst erfolgreiche Veranstaltung der Universität Mozarteum. Zu seinen Preisträgerinnen und Preisträgern zählen Renée Fleming, Diana Damrau und Genia Kühmeier. 1961 wurde das →»Orff-Institut« als Stätte der Elementaren Musik- und Tanzerziehung gegründet. Im Oktober 1963 konnte das neue Institut ein eigenes Haus nahe der Frohnburg beziehen. Die Eröffnung fand im Beisein von C. →Orff statt. Orffs Schulwerk verstand die Beziehungen von Musik, Sprache und Tanz als Grundlagen musikalischer Sozialisation und Entwicklung der Persönlichkeit. 1962 berief Präsident E. Preussner den anerkannten Künstler und Pädagogen Bruno Gallée aus Linz nach Salzburg und sämtliche seiner Abteilung für Bühnenbild angehörenden 16 Schülerinnen und Schüler folgten ihm. So entstand die Abteilung für Bühnen- und Kostümgestaltung an der damaligen Akademie Mozarteum. Nach Preussners Tod 1964 wurde vorübergehend H. →Scholz mit der Leitung der Musikakademie betraut, bis 1965 als neuer Präsident Robert Wagner sein Amt antrat.

Durch das Kunsthochschulorganisationsgesetz 1970 wurde die Akademie zur »Hochschule für Musik und darstellende Kunst Mozarteum« ernannt und erhielt wie die Universitäten eine demokratische Struktur. Im Mai 1971 wählte das Lehrerkollegium P. von →Schilhawsky zum ersten Rektor und wenig später konstituierte sich das Gesamtkollegium als neues Führungsgremium. 1976 wurde die Abteilung für Bildende Künste an der Hochschule Mozarteum gegründet, die damit zu einer Drei-Sparten-Institution wurde. Im März 1979 übergab Bundesministerin Herta Firnberg das neue Gebäude am Mirabellplatz 1 seiner Bestimmung; dieses war nach Plänen von Architekt Eugen Wörle an der Stelle des alten Borromäums am Mirabellgarten errichtet worden. Im Oktober 1979 trat F. →Richter-Herf sein Amt als Rektor an. Ihm folgte G. →Bauer (Rektor 1983–91). Das Department für Musikpädagogik Innsbruck entstand, als mit dem neuen Hochschulgesetz von 1980 das seit 1956 in Innsbruck bestehende »Seminar A« als zusätzliche Abteilung der Hochschule Mozarteum angegliedert wurde. Im November 2015 erfolgte die Grundsteinlegung für das »Haus der Musik« in Innsbruck, wo das Department künftig untergebracht sein wird. 1990 kam es auf Initiative von Günther Bauer zur Gründung des Instituts für Spielforschung. W. →Roscher (Rektor 1991–95) schuf 1993 den Lehrstuhl für Poetik, dessen erster Inhaber Isang Yun war. Es folgten Peter Härtling (1993/94), Wilhelm Killmayer (1994), Brian Ferneyhough (1995), Yoritsune Matsudaira (1996), Luciano Berio (1997), Franco Donatoni (1997/98), Mauricio Kagel (1998) und Giya Kancheli (2000).

Unter der Leitung von K. →Ager (Rektor 1995–2000) wurde das Mozarteum 1998 durch das Bundesgesetz zur Organisation der Universitäten der Künste (KUOG) zu einer Universität der Künste. Die Gremien der nunmehrigen »Universität Mozarteum Salzburg« konnten die Satzung und die Organisationsstruktur selbst verfassen und somit ihrer Institution ein stärkeres Eigenprofil geben. Erstmals konnte das Mozarteum eigenständig Professorinnen und Professoren berufen. 1998 musste der Wörle-Bau am Mirabellplatz aufgrund eines »Sick-Building-Syndroms« geschlossen werden. Der Unterricht fand in Ersatzquartieren statt, ein Neubau unter Einschluss der historischen Bausubstanz des Lodron‘schen Primogenitur-Palastes wurde international ausgeschrieben. Das neue, von Architekt Robert Rechenauer entworfene Gebäude wurde im Mozartjahr 2006 mit einem Tag der offenen Tür eröffnet: 17.000 Besucherinnen und Besucher kamen. Roland Haas (Rektor 2000–05) fokussierte im Kongress Mensch und Musik 2002 die Wirkung von Musik auf den menschlichen Körper. 2002 gründete der Hornprofessor Hansjörg Angerer die Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg, die seitdem etliche Tonträger publiziert hat und sich seit 2010 unter anderem im Rahmen eines Neujahrskonzertes im Großen Festspielhaus präsentiert. 2003 wurde gemeinsam mit der Paris Lodron Universität der interuniversitäre Forschungsschwerpunkt »Wissenschaft und Kunst« ins Leben gerufen. Reinhart von Gutzeit (Rektor 2006–14) eröffnete 2006 mit dem »Theatrum« in der Paris Lodron Straße 9 ein neues Unterrichtsgebäude für Schauspiel und Bühnenbild. 2010 erhielt die damalige Abteilung für Schauspiel, die sich seit 2013 »Thomas Bernhard Institut« nennt, zusätzlich eine eigene Spielstätte in den Räumen der ehemaligen Salzburger Druckerei: das »Theater in der Druckerei«. Mit der Eröffnung des »Kunstwerk« in der Alpenstraße 75 wurden 2008 alle Bereiche der Abteilung für bildende Künste, Kunst- und Werkpädagogik unter einem Dach vereint. 2006 wurden das Institut für Alte Musik, das Institut für Neue Musik, das Institut für Hochbegabungsförderung und das Institut für Mozart-Opern-Interpretation sowie das Institut für Musikalische Rezeptions- und Interpretationsgeschichte gegründet. Seit 2010 existiert auf Initiative von Wolfgang Redik das »Sándor Végh Institut für Kammermusik«. 2013 war die Universität Mozarteum eines der Gründungsmitglieder der Salzburger Hochschulkonferenz. Siegfried Mauser (Rektor 2014–16) eröffnete 2015 das »Pre-College Salzburg«, das die bisherigen Vorbereitungslehrgänge ablöste. Zum Leiter wurde Georg Steinschaden bestellt. 2015 wurde das Institut für Gleichstellung und Genderstudies unter der Leitung von Gertraud Steinkogler-Wurzinger eingerichtet.

Die Universität Mozarteum präsentiert sich mit über 700 Veranstaltungen im Jahr. Neben Opern- und Theateraufführungen und Konzerten des Sinfonieorchesters und der Bläserphilharmonie sowie den Zyklen «HerbstTöne», «Klangreisen» und «Kammermusikfestival» finden zahlreiche Konzerte, Ausstellungen, Präsentationen, Symposien und Performances statt. 377 von 2.098 Bewerberinnen und Bewerbern konnten für das Studienjahr 2016/17 nach bestandener Zulassungsprüfung aufgenommen werden. Dem stehen in etwa 300 Studienabschlüsse gegenüber. Im Sommersemester 2017 waren 1.707 Studierende inskribiert (davon 679 inländische Personen, 655 aus dem weiteren EU-Raum und 373 aus anderen Staaten). Der Anteil an weiblichen Studierenden betrug 63%.

Lit.:

  • Schriften zur Geschichte der Universität Mozarteum (2011-)
  • K. Wagner: Das Mozarteum. Geschichte und Entwicklung einer kulturellen Institution. Innsbruck 1993
  • Jahresberichte des Dom-Musikvereins und Mozarteums und der Internationalen Stiftung Mozarteum sowie Jahresberichte und Almanache der Universität Mozarteum Salzburg

S.P.