Kunst im öffentlichen Raum

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Kunst am Bau

Kunst und Architektur gehören seit jeher zusammen, zumindest bei Bauten, die längere Zeit überdauern. Keine Kirche, kein Schloss und kein öffentliches Gebäude wurden ohne Kunst geplant. Das Landeskrankenhaus ist ein gutes Beispiel für einen Zweckbau. Bereits der Begründer, Eb. →Thun, hat in Architektur und Kunst investiert. Er beauftragte den bedeutenden Barock-Architekten →Fischer von Erlach und gab für die Kirche Bilder bei dem Maler Michael →Rottmayr in Auftrag. Im St. Johanns-Spital gibt es heute sehr viele Kunstwerke: Skulpturen, die unter dem Einfluss des NAZI-Regimes entstanden sind (z. B. von Fritz Klimsch, 1936), Bronzegüsse aus den 50er und 60er Jahren, als mehrere Gebäude dort neugebaut wurden (z. B. von Josef Magnus, 1954; Max Rieder, 1968). Seit den 80er Jahren wurden zahlreiche Kunstwerke für das Krankenhaus geschaffen, als das Land Salzburg aufgrund einer gesetzlichen Regelung 2% der Baukosten für Kunst am Bau eingesetzt hat. Einen guten Platz hat die Kunst in der Augenabteilung: über dem Eingang eine Neoninstallation der renommierten Künstlerin Brigitte Kowanz, Keramik-Wandgestaltungen von Gerold →Tusch in den Stiegenhäusern und im Wartebereich, kleine Kunstharzobjekte, die Ulrike Lienbacher in 3 Aufenthaltsbereichen installiert hat und in die Wand eingelassene Lichtkästen von Gertrud Fischbacher. Die international anerkannte österreichische Medienkünstlerin VALIE EXPORT hat einen Wartebereich im Haus A (Chirurgie West) mit Leuchtkästen mit großen Schwarz-Weiß-Fotografien und Farbflächen gestaltet. Die digitalen Fotomontagen zeigen Ausschnitte des Gebäudes, überlagert von großflächigen Fotografien von Frauen, die im Jahr 2000 dort beschäftigt waren. Ein zusätzliches Gestaltungselement dieser Bilder sind Texte und Zeilen aus Gedichten von H. C. →Artmann und Rosa Pock. 2012 hat Michael Kienzer einen geladenen Wettbewerb für die Fassade dieses Gebäudes gewonnen und an der Seite zur Aiglhof-Kreuzung eine flächenmäßig sehr große Arbeit installiert. Er gestaltete einen verglasten Gangbereich mit Zitaten von →Paracelsus, dem Namenspatron des Universitätsklinikums der PMU.

Weitere Beispiele für gelungene Kunst am Bau des Landes in Stadt und Land Salzburg: Die 1982 für die Fassade des →Rupertinums bei Friedensreich Hundertwasser in Auftrag gegebenen „Zungenbart-Fensterrahmungen“ konnten nach Protesten erst 1987 im Zuge einer Hundertwasser-Ausstellung dauerhaft dort montiert werden. 1995 hat der renommierte italienische Licht-Künstler Maurizio Nannucci für den Petersbrunnhof (Schauspielhaus Salzburg) oben an der Fassade zwei Neon-Schriftzüge und im Boden versenkte Lichtpunkte entworfen. Ein weiteres Kunstwerk mit verfremdeten Text-Elementen in der Innenstadt stammt von Eva Schlegel. Sie hat den Zugang zum Mönchsberglift, der zum →Museum der Moderne fährt, gestaltet. 2008 wurde vom Land ein Fonds zur Förderung von Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum eingerichtet, der jährlich mit um die 300.000 Euro dotiert ist. Die bis dahin bestehende Prozentregelung war damit abgelöst. Die Entscheidung, wo welche Kunstwerke beauftragt werden, liegt seither beim dafür zuständigen Fachausschuss. Blickfang vor dem →Landestheater ist eine Lichtskulptur (2010) des Salzburgers Thomas Baumann – eine technisch aufwändige Arbeit, die mit LEDs die Aktivitäten im Haus sichtbar machen kann. Elmar Trenkwalder akzentuierte 2014 das Tonnengewölbe, das in die Residenz führt, mit einem vielteiligen Keramik-Halbrelief (ca. 200 m2 Flächen an den Wänden und der Decke).

In der Landwirtschaftsschule Kleßheim wurden seit Mitte der 90er Jahre mehrere Kunstwerke von Salzburger Künstlern und Künstlerinnen realisiert: Regina Öschlberger hat das Glasdach mit Farbflächen akzentuiert. Josef Schwaiger gestaltete zwei Aufenthaltsräume, Monika Huber hat im Speisesaal variable Hinterglasbilder installiert, 2001 hat die 2014 mit dem großen Kunstpreis des Landes ausgezeichnete Julie Hayward eine Aluminium-Skulptur geschaffen aus der Wasser in einen kleinen Teich tropft. Die norddeutsche Künstlerin Susanne Tunn, die viele Jahre das Bildhauer-Symposium an der Internationalen Sommerakademie leitete, hat 5 Steinskulpturen, die im Kiefer-Steinbruch am Untersberg entstanden sind, im Obstgarten platziert.

Die beiden Münchner Künstlerinnen Sabine Haubitz und Stefanie Zoche haben ein Kunstwerk auf der Stadtbrücke in Hallein geplant. Ein Fassadenelement aus Sichtbeton führt zu einem Metall-Steg, zu einer architektonischen Skulptur, die an diesem Ort ein markantes Zeichen setzt. Auf der stark befahrenen Verkehrskreuzung zwischen Altstadt, Neustadt und Perner-Insel ist ein Treffpunkt mit Aussichtsplattform für Fußgänger entstanden.

Im Mozartjahr 1991 wurden an der Fassade zum Rollfeld des Salzburger Flughafens acht je 2,80 x 6 Meter große Acrylmalereien zu acht Mozart-Opern von den Salzburger Kunstschaffenden Konrad Winter, Wolfgang →Seierl, M.-E. →Prigge, Michael Maislinger, Ferdinand Götz, Peter Mairinger, Günther Nussbaumer und Silwa →Sedlak montiert.

Kunst im öffentlichen Raum

In Salzburg hat die moderne Kunst einen relativ hohen Stellenwert, dank unterschiedlicher Initiativen seit der Mitte des 20. Jhs. Historisch gesehen ist die Situation anders als in vielen Ländern. Die Erzbischöfe haben ihre monumentalen, die Stadt prägenden Wappen hinterlassen. Es gibt bedeutende Kunstwerke im öffentlichen Raum, wie den Residenzbrunnen (Mitte 17. Jahrhundert), die Mariensäule auf dem Domplatz (1776 von Wolfgang →Hagenauer geschaffen) oder den „→Wilder Mann-Brunnen“ (gegenüber dem Festspielhaus) aus dem Anfang des 17. Jhs. Salzburg hat jedoch nur wenige Statuen und Denkmale, die an Herrscher, Dichter und sonstige Persönlichkeiten erinnern und die Plätze dominieren, wie in anderen Städten. Friedrich Schiller wurde das erste Denkmal außerhalb Deutschlands 1866 gewidmet, das jetzt vor dem Aufgang zur Universitätsaula steht. Das Kaiserin Elisabeth-Denkmal (1901) wurde vom Bahnhofsvorplatz nach Hellbrunn versetzt; seit 2002 steht es wieder an seinem alten Platz beim Hotel Europa. Auffällig ist eigentlich nur das große Mozartdenkmal, das Ludwig M. Schwanthaler 1842 für den prominenten Platz geschaffen hat. Mitte des 20. Jahrhunderts wurden in der Nähe der barocken Zwerge im Mirabellgarten dem Nazi-Geschmack entsprechende Großplastiken von Josef →Thorak platziert, die Paracelsus und Kopernikus huldigen. Das Franz Rehrl-Denkmal an der Franziskanermauer wurde von Jakob →Adlhart 1952 geschaffen; die Büste stammt von Hans Pacher.

Dem Galeristen Friedrich →Welz ist es zu verdanken, dass die Stadt einige Steinskulpturen und Bronzen von renommierten Künstlern aus dem vorhergehenden Jahrhundert besitzt: Von Giacomo →Manzù ein Kardinal vor den Dombögen und eine Tänzerin auf dem Rosenhügel im Mirabellgarten; die weiteren Schenkungen von F. Welz (u. a. Arbeiten von Emilio Greco und Fritz Wotruba) sind im Furtwängler-→Garten aufgestellt.

Es gab einige temporäre Aktionen, die ein großes Medien- und Publikumsinteresse hatten und aus heutiger Sicht unverständlich vehement abgelehnt wurden: 1979 organisierte Hans →Widrich mit Skulpturen von Pino Castagna die erste umfangreiche Präsentation aktueller Kunst im öffentlichen Raum in der Innenstadt. Eine solche monumentale Granitskulptur steht im Durchgang zwischen Mozarteum und Mirabellgarten. Dort ist auch eine „Liegende“ von Fritz Wotruba zu entdecken. Aufsehen und große Diskussion erregten auch zwei weitere temporäre Kunst-Aktionen: die Einhausung des Mozart-Denkmals mit 700 Einkaufswägen (1991) durch den im Pinzgau lebenden Künstler Anton Thuswaldner oder der „Arc de Triomphe“ (2003) der Künstlergruppe Gelatin vor dem Rupertinum.

Wenig Aufregung erzeugen die alle drei Jahre wechselnden Objekte der Preisträger des Skulpturenpreises des Landes im Zugang zum Traklhaus, weil sie nicht direkt im öffentlichen Raum platziert sind. Grundsätzlich hat diese begrenzte Aufstellung Vorteile. Es können auch Arbeiten ausgewählt werden, die vom Material her nicht für die Ewigkeit bestimmt sind. Alle drei Jahre fordert ein anderes Kunstwerk die Aufmerksamkeit der Betrachter. „Textual Sculpture“ (2009), ein überdimensionales Trakl-Textgebilde von Martin Oberascher, konnte anschließend auf der Festung, vor dem →Hödlmoser-Atelier montiert werden. Bedauerlicherweise nicht positiv aufgenommen wurden die hervorragenden Werke renommierter Künstler/innen, die 2006 im Rahmen von Kontracom, einem leider einmaligen Festival mit aktueller Kunst in der Innenstadt gezeigt wurden. Besonders in der „Musikstadt Salzburg“ fehlt ein Dialog mit aktueller Kunst im öffentlichen Raum für einen begrenzten Zeitraum. Es muss etwas Neues nachkommen, die Möglichkeiten dafür müssen geschaffen werden.

Ein paar relativ versteckte Bronzen weisen auf Persönlichkeiten, die in der Stadt gelebt haben, hin, wie der Trakl-Brunnen von Toni →Schneider-Manzell in einem Hof der Kapitelhäuser oder die Stefan →Zweig-Büste von Josef →Zenzmaier an der Mauer des Kapuzinerklosters.

Durch die Initiative der →Salzburg Foundation wurde die Altstadt auch zu einem Raum für zeitgenössische Kunst. Die Kunstwerke (die von der Stiftung →Würth übernommen wurden) der 12 bekannten Künstler/innen, z. B. der Mann auf der goldenen Kugel von Stephan Balkenhol, „A.E.I.O.U.“ von Anselm Kiefer im Furtwängler Garten, Markus Lüpertz „Mozart – eine Hommage“ oder die „Ziffern im Wald“ von Mario Merz beim Museum der Moderne am Mönchsberg akzentuieren prominente Plätze.

Die Stadt Salzburg hat 2002 nach einem international ausgelobten Wettbewerb das Antifaschismus-Mahnmal von Heimo Zobernig am Hauptbahnhof errichtet. Der renommierte österreichische Künstler hat sein Werk für diesen Platz entwickelt. Seit 2004 ist der Kunstbeirat der Stadt, mit dem Vorsitzenden Werner Thuswaldner für die Kunst im öffentlichen Raum zuständig. Anlässlich des 80jährigen Gedenkens an die Bücherverbrennung vom 30.4.1938 errichtete die Stadt 2018 im Bereich des Residenzplatzes ein Mahnmal zur Erinnerung an diesen barbarischen historischen Akt. Aus einem international ausgelobten Wettbewerb ging die Einreichung „Buchskelett“ der Künstlergemeinschaft Fatemeh Naderi und Florian Ziller als Siegerprojekt hervor.

Anlässlich des 175-Jahre Firmenjubiläums 2013 wurde entlang des St. Leonharder Treppelwegs in Gartenau der „LEUBE Skulpturenweg“ eröffnet, der in der Nachfolge des erfolgreichen „Artist-in-Residence“-Kunstprogramms, das von 1995 bis 2005 von LEUBE ermöglicht wurde, entstanden ist und auch Kunstwerke von ehemaligen Teilnehmern präsentiert, wie z. B. von Winter/Hörbelt, Ona B., Günter Unterberger.

Seit 2011 haben 29 Kunstwerke in der Stadt Salzburg eine akustische Beschriftung erhalten; mittels Smartphone kann man sich vor Ort über Werk und Künstler/in informieren, ein Gespräch darüber anhören und Informationen auf der Website erhalten: www.kommhoer.at

Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum wird von vielen – bewusst oder unbewusst – wahrgenommen und von weitaus mehr Menschen gesehen als Ausstellungen in Museen, wo nur diejenigen hingehen, die sich speziell dafür interessieren.

Lit.:

  • D. Grimmer: Kunst im öffentlichen Raum, Salzburg 1980–91. Hg. Land Salzburg. 1993
  • D. Grimmer: Bauen und Kunst, Salzburg 1999–2011. Hg. Land Salzburg. 2012

D.G.