Bauten des Verkehrs

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Bauten des Verkehrs.

Bereits in prähistorischer Zeit führte das reiche Vorkommen von Bodenschätzen zu einem Warenverkehr, dessen Wege die Anfänge der Verkehrserschließung des Landes darstellen.

Die →Römerstraßen, die bald nach der Besetzung Noricums aus militärischen Gründen gebaut wurden, folgten oft älteren Wegen (→Saumwege). Im MA. war die Bedeutung Salzburgs als »Passstaat« groß, da hier seit dem 14. Jh. die einzigen Übergänge die Alpen querten, die nicht in der Hand der Habsburger waren. Die Handelszentren in Oberdeutschland und Böhmen waren mit Venedig durch ein »Passsystem« (»Tauern«) über die Alpen verbunden.

Unter Eb. →Leonhard von Keutschach wurden die Straßen ins Rauriser Tal, der Saumweg über den Radstädter Tauern und den Katschberg zu Fahrstraßen ausgebaut. Eb. →Matthäus Lang eröffnete um 1535 die Fahrstraße durch die Klamm nach →Gastein und eine andere entlang der Mur von Tamsweg nach Ramingstein an die steirische Grenze. Besondere Verdienste um den Ausbau der Straßen, der der Erschließung der Gebirgstäler mit ihrem Gewinn abwerfenden →Bergbau galt, erwarb sich Eb. Johann Jakob von Kuen-Belasy. Eb. →Wolf Dietrich legte für den Transport von Eisen und Salz die »Salzkammergutstraße« an.

Gegen 1700 erreichte die Kenntnis des fundamentierten Straßenbaus Salzburg; um diese Zeit waren die Hauptstraßenzüge vorhanden. Historische Wachtanlagen, Mautstellen, Einkehrhäuser sind nur noch wenige erhalten (z. B. Alte Wacht an der Straße nach Großarl, Tauernhaus im Seidlwinkeltal in Rauris). Bis zum Beginn des Eisenbahnzeitalters verbanden fünf Straßenzüge Salzburg mit anderen Wirtschaftsräumen: Linzer Straße, Waginger Straße, Tittmoninger Straße, Reichenhaller Straße, Villacher Straße.

Die bedeutendsten Straßenbauten der neueren Zeit sind in erster Linie LH. F. →Rehrl zu danken. 1929 wurde die →Gaisbergstraße, urspr. als Rennstrecke konzipiert, eröffnet, 1935 die →Großglockner-Hochalpenstraße, die faszinierende Meisterleistung F. →Wallacks (vermutlich 2019 Aufnahme in UNESCO-Welterbe), die eine seltene Symbiose von Technik und Natur erreicht, eine »vorbildliche Darstellung und Interpretation eines hochalpinen Landschaftsraumes « (Achleitner). 1938-42 »Reichsautobahn« von Westen kommend bis Eugendorf und Anif fertiggestellt; 1954 Bau in Richtung Mondsee wieder aufgenommen. 1962 Fertigstellung der Gerlosstraße, 1967 Felbertauernstraße, 1975 Scheitelstrecke der Tauernautobahn.

Bis ins 19. Jahrhundert waren die Stadtbrücken in Hallein und Salzburg die einzigen Brückenverbindungen über die Salzach, seither entstanden - begünstigt durch die Salzachbegradigung - tw. beachtenswerte Brücken. Zu den wichtigsten gehören: 1901-1966 Ludwig-Viktor-Brücke, 1902/03 Länderbrücke Oberndorf- Laufen (u.a. Ignaz Gridl), 1903 Mozartsteg, 1905-1967 Makartsteg (Neubau 2001 HALLE 1), 1914/15 Eisenbeton-Bogenbrücke St. Johann i. P. (Karl Haberkalt), 2011 Wilhelm-Kaufmann-Steg (HALLE 1). Weitere Brückenbauten sind: 1975 Autobahnbrücke Urstein, 1976-79 Knoten Gigerach, 2008 Zinkenbachbrücke (Pock/Urban/Halm Kaschnig Architekten).

Ein ebenso alter Verkehrsweg wie die Straße ist die Salzach, sie war von der Mündung in den Inn bis Hallein saisonal schiffbar. Transport des Salzes von den Salinen Hallein (→Dürrnberg), Berchtesgadens und Reichenhalls sowie anderer Waren bis in die Mitte des 19. Jh.s ausschließlich auf dem Wasserweg ( Zillen und Plätten). Anlegeplätze der Schiffe genannt »Lände« lagen zumeist an der strömungsabgewandten Seite einer Flussschlinge mit flachen Schotterbänken (»am Gries«). Seit 1854 Versuche, eine Dampfschifffahrt einzurichten (1857 Dampfboot »Prinz Otto«). 1891 für wenige Wochen Dampferverkehr des Unternehmers Anton Petzer auf der Strecke Hellbrunn – Salzburg – Muntigl. Erst ab 2002/4 wieder saisonaler Passagierschiffverkehr mit der „Amadeus“ und seit 2016 auch mit Amphibienbus. Seit 1873 Wolfgangseeschifffahrt mit Schaufelraddampfer „Kaiser Franz Josef I“, 1888-1923 mit den Dampfschiffen „Kaiserin Elisabeth“ und „Austria“.

1860 erreichte die Kaiserin-Elisabeth-→Westbahn Salzburg (Bhfsgebäude von F. X. R. →Bayer), hier Anschluss an die Strecke München - Salzburg, 1866 Strecke Salzburg – Bad Reichenhall (1888 bis Berchtesgaden), 1871 Strecke Salzburg - Hallein sowie Bischofshofen-Rottenmann (errichtet/bzw. Vorarbeiten durch Carl →Schwarz), 1875 Gebirgsstrecke Hallein - Wörgl und Bischofshofen - Selzthal, 1891/93-57 Salzkammergut-Lokalbahn, →Ischlerbahn (Salzburg – Bad Ischl bzw. Salzburg-Mondsee-St. Lorenz), 1890er diverse bayerische Strecken, 1894 Schmalspurstrecke Murtalbahn (Mauterndorf-Unzmarkt), 1898 Pinzgauer Lokalbahn (Zell am See – Krimml). Von größter Bedeutung für die Nord-Süd-Verbindung war die →Tauernbahn (1905 bis Badgastein, 1909 Tauerntunnel), die die Kurorte im Gasteinertal an das europäische Eisenbahnnetz anband. 1907-09 Umbau Salzburger Bahnhof Erweiterung um Mittelbahnsteig, damit Verbundbahnhof (u.a. Johann Granichstaedten und Heinrich Kathrein, Franz Schönthaler jun.). 2009-14 Rückbau zum Durchgangsbahnhof und neues Empfangsgebäude in Schallmoos (kadawittfeldarchitektur). Zu den wichtigsten Remisenbauten gehören: 1905 Lokschuppen und Remise in Salzburg Gnigl sowie Bischofshofen. Neu auf den Strecken: 2009 Eisenbahnbrücke über die Salzach und S-Bahnstationen von HALLE 1. Eine weitere Schienenverkehrsverbindung boten die Lokalbahnlinien der Salzburger Eisenbahn- und Tramway-Gesellschaft (SETG): 1886-1953 „Rote Elektrische“ (Hauptbahnhof – Schwarzstraße - Imbergstraße – Nonntal (heutiges Busterminal) – Morzg - Hellbrunn - St. Leonhard bei Grödig); 1909-1938 Verlängerung (Hangendenstein - Berchtesgaden – Königssee); 1893-1953 Zweigtrasse (Äußerer Stein - Parsch zur Talstation der →Gaisberg-Zahnradbahn); Trasse Salzburg – Lamprechtshausen (ab 1896) - Neubauten der Strecke: 1996 Lokalbahnhof Salzburg Hbf ( Joachim Schürmann & Partner), 2012 Lokalbahnhof Lamprechtshausen ( udo heinrich architekten); 1908-1940 „Gelbe Elektrische“ (Hauptbahnhof – Rainerstraße – Platzl – Alter Markt, ab 1915 weiter bis Karajanplatz, ab 1916 bis Riedenburg). Seit 1940 Oberleitungsbusse in Salzburg. Überlandbusnetz durch ÖBB-Postbusse (Postgarage Itzling von Heinrich Schweighofer 1955).

Zahlreiche Bahnen auf Berge, die ersten sind: Festungsbahn (Standseilbahn 1892), Schafbergbahn (Zahnradbahn, seit 1893), →Gaisberg-Zahnradbahn (1887-1928). Für den Alpintourismus entstand 1926 die erste Seilbahn: →Schmittenhöhebahn (Rehrl&Spindler). Ab der 2. Hälfte des 20 Jh.: zahlreiche Seilbahnen und Liftanlagen, darunter: 1958-61 Untersbergbahn, 1966 Kitzstornhorn (weltweit höchste Seilbahnstütze), 1971 Sportgastein, 1972 Stubnerkogelbahn (beide G. →Gerhard Garstenauer) 1984 Bergstation Sonnkogelbahn (→Cziharz+Meixner). Seit 1890 Mönchsbergaufzug (ab 1948 innen).

Auch der Datenverkehr gehört hierher: Wesentlich war die Benützbarmachung der Telegraphenleitung für amtliche und private Nachrichtenübermittlung 1850 – Salzburg wurde zu Netz-Knotenpunkt (Linz, Wien, Triest, Innsbruck, Verona, Mailand). 1991 erreichte das Internet Salzburg. Seit 1926 planmäßiger Flugverkehr in Salzburg-Maxglan. Neubauten hier: 2003/2004 Hangar 7/8 durch Volkmar Burgstaller und 2013 Tower durch Halle 1.

→Gaisbergstraße, →Gaisberg-Zahnradbahn, →Großglockner-Hochalpenstraße, →Ischlerbahn, →Schafbergbahn, →Tauernbahn, →Westbahn.

Lit.:

  • J. Hörl / D. Schöndorfer (Hrsg.): Die Großglockner-Hochalpenstraße. Erbe und Auftrag. Wien 2015.
  • J. Breuste: Jugendstil in Salzburg. Salzburg 2013.
  • R. Gobiet (Hrsg.): Der neue Salzburger Hauptbahnhof. Stationen seiner Geschichte von 1860 bis 2014. Salzburg 2012.
  • H. Lohmann: In Memoriam: Die Rote Elektrische. In: H. Lohmann / H. Laimer / C. Willi: Parsch erzählt. Geschichte und Geschichten eines Salzburger Stadtteils, Salzburg 2008, S. 56-59
  • T. Weidenholzer / G. Müller: Salzburgs alte und neue Brücken über die Salzach. Salzburg 2001.
  • F. Koller: Die Salzachschiffahrt bis zum 16. Jh. In: MGSLK 123, 1983, S. 1 ff.
  • H. Harrer: Salzburger Lokalbahnen. Wien 1980.
  • A. Wagner: Salzburger Straßennetz (Schriftenreihe des Landespressebüros Nr. 43). Salzburg 1979 (s. auch →Baudenkmäler der Technik und Industrie)

M.O., J.B.