Bildungshaus St. Virgil

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Bildungshaus St. Virgil

erbaut 1968–76 von W. →Holzbauer unter den Ebb. A.→Rohracher, E. Macheiner und K. Berg aus Mitteln der Erzdiözese, einer der wichtigsten Bauten der österr. Architektur in den 1970er-Jahren. H. entwickelte für die junge Bauaufgabe einen Prototyp als „Forum und Kolleg, Hotel, Erholungsheim, Schule und Seminar.“ Er komponierte aus den geometrischen Grundfiguren Kreis, Rechteck, Prisma und Zylinder einen kraftvollen Baukörper mit großen Glas- und prägnanten Sichtbetonflächen. Den bauplastischen Auftakt der Eingangssituation markierten angeschnittene Zylinder, die eine stimmungsvolle Kapelle und den Meditationsraum beherbergen, ein hoher refektoriumsgleicher Speisesaal prägt die andere Stirnseite. Zimmertrakte begleiteten beide Längsfronten. Den Mittelbereich mit zwei Gruppenräumen und Bibliothek spiegelte H. im zentralen Freilufttheater der begehbaren Dachlandschaft. Darunter setzt sich mit großzügiger Foyerzone – hier auch die Heiligenfigur „Virgil“ von J. →Zenzmaier (1977) - das kommunikative, den nachkonziliaren Aufbruch widerspiegelnde Raumgefüge fort. 1976 wurde die Emmaus-Kapelle mit einem gesamtflächigen Wandbild (Öl auf Leinwand, 300 m²) von Josef Mikl eingeweiht. Für den Raum über dem Eingangsbereich (ursprüngl. als Meditationsraum) hat Peter Pongratz ein 180 Quadratmeter großes Wandbild geschaffen. Im Gangbereich wurde ein 1979 für die Pfarrkirche Unternberg (wegen mangelnder Akzeptanz durch die Pfarrgemeinde ist es dort nicht im Kirchen-Neubau) gemaltes Bild von Wolfgang Hollegha gehängt. Später kamen weitere Kunstwerke dazu: Ein Meditationsraum wurde von Inge Dick gestaltet, in einem Seminarraum hängt eine Collage von Karl-Hartwig Kaltner. Das Freilufttheater auf dem Dach musste 1984 einem Konferenzsaal für 180 Personen (Architekten R. Schreiber/P. Schuh) weichen, der die zuvor offene Dachlandschaft zentral besetzt. H. bezeichnete 1985 das Bildungshaus als „eine in sich geschlossene Komposition von Volumen, welche einander gegenseitig bedingen“, entwarf 1992 eine adäquat abgerückte Erweiterungs-Lösung. H.s andersartige Realisierung 1995/96 als großvolumiger Anbau (Restaurantvergrößerung und Parkcafé, Konferenzsaal mit 400 Sitzplätzen darüber) brachte hingegen das kompositorische Gesamtgefüge aus dem Lot. Trotz Denkmalschutz folgte eine weitere misslungene Umgestaltung des Eingangsbereichs Ende der 1990er-Jahre durch H., selbst der ursprünglich archaische Charakter und beeindruckende Kontrast zwischen Sichtbeton und Naturraum dabei zerstört. Die gedämmten, jetzt „neapelgelb“ erstrahlenden Betonzylinder überflüssigerweise durch Nutungsringe behübscht, die „zarte Klinge“ des weit auskragenden Vordachs zum klobigen Prügel gedämmt. Ein Wasserbecken mit drei Fontänen verstellt den Aufgang zur begehbaren Dachlandschaft. Das „Bildungshaus“, heute „Bildungs- und Konferenzzentrum“ St. Virgil mit Hotel in Salzburg-Aigen bietet eigene Kurse und Fremdveranstaltungen aus verschiedensten Bereichen an. Im Skulpturenpark sind Werke, die während der →Internationalen Sommerakademie von Lehrenden geschaffen wurden (Janez Lenassi, Milos Chlupac, Makoto Fujiwara, Miloslav Chlupáč) und weitere Stein-Skulpturen u. a. von Gabriele Berger und Hartwig R. Mülleitner, platziert. Im Kunstraum St. Virgil finden Ausstellungen, wie z. B. der Anwärter/innen auf den Kardinal-König-Kunstpreis statt.

Lit.:

  • N. Mayr: Wer verantwortet Umbau St. Virgil? - Architekt Wilhelm Holzbauer plante den vor 35 Jahren sehr modernen Bildungshausbau in Aigen, in: Salzburger Nachrichten (Stadtteil-Journal), 6. 10. 2000, S. 12-13
  • W. Richter: St. Virgil. Architektur und Kunst. Salzburg, Editionen St. Virgil., 2003
  • N. Mayr: St. Virgil in Salzburg-Aigen, in: Kunst und Kirche 2/2007, S. 42-45.
  • N. Mayr: Architektur/ St. Virgil. Vom Früh- zum Spätwerk, in: www.drehpunktkultur.at, 9. 5. 2007 (zuletzt besucht: 1.1.2018)

R.R.H., N.M.