Residenz Verlag

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Residenz Verlag.

Am 13.11.1956 von Wolfgang Schaffler (1919–89) in Salzburg gegründet, veröffentlichte der RV. zunächst v.a. Salisburgensia, Bildbände und Musikbücher; ein erster kommerzieller Erfolg war 1958 das Ski-Buch #Wedeln# von Clemens Hutter. 1961 wurde Walter Pichler als Buchgestalter gewonnen; seine künstlerische Handschrift sollte das Erscheinungsbild des Verlags bis 2000 prägen. Ab 1967 begann sich der RV. mit Büchern von H.C. →Artmann, P. →Handke und Andreas Okopenko als Literaturverlag zu profilieren; im gleichen Jahr erschien mit #Aufforderung zum Mißtrauen# (Hg. O. →Breicha, Gerhard Fritsch) eine wegweisende Bestandsaufnahme der österreichischen Kunst- und Kulturlandschaft nach 1945.

In der Folge konnte der Verlag zahlreiche bedeutende Autor/innen, darunter Debütant/innen wie P. →Rosei (#Landstriche#, 1972), F. →Innerhofer (#Schöne Tage#, 1974) oder Eva Schmidt (#Vergleich mit dem Leben#, 1985), für sich gewinnen; Th. →Bernhard, Barbara Frischmuth, P. Handke und Gert Jonke wurden zu „Stammautoren“ (M. G. Hall) und literarischen Aushängeschildern; Handkes #Wunschloses Unglück# (1972) und Bernhards autobiographische Pentalogie (1975–82) erreichten hohe Auflagenzahlen. Durch Bücher wie Okopenkos #Lexikon-Roman# (1970), Alois Brandstetters #Zu Lasten der Briefträger# (1974) oder G. →Amanshausers #Schloß mit späten Gästen# (1975) festigte der RV. in den 1970er-Jahren seinen Ruf als zentraler und ästhetisch avancierter Literaturverlag Österreichs; später stießen Autoren wie E. →Einzinger (ab 1983) und Peter Henisch (ab 1986) hinzu; auch W.G. Sebalds Essaybände #Die Beschreibung des Unglücks# (1985) und #Unheimliche Heimat# (1991) wurden im RV. veröffentlicht.

Daneben erschienen Architektur- und Kunstbände (F. →Achleitner, W. →Holzbauer, R. →Hradil, Walter Pichler), Museumskataloge, Salisburgensia, Publikationen der Salzburger →Festspiele, Arbeiten zur Gegenwartsliteratur (#Zwischenbilanz#, 1976) sowie literarische Almanache und Anthologien (#Daheim ist daheim#, 1973; #Glückliches Österreich#, 1978). In den 1980er-Jahren öffnete sich der RV. für Übersetzungen internationaler Literatur, darunter Robert Creeley, Péter Esterházy, Ismail Kadare und Jan Skácel; zudem wurden Werkausgaben von F. v. →Herzmanovsky-Orlando und G. →Saiko publiziert.

1983 verkaufte Schaffler den RV. an den Österreichischen Bundesverlag, 1986 übernahm der langjährige Lektor (seit 1975) J. →Jung die Leitung. In den 1990er-Jahren wurden Autor/innen wie Hans Eichhorn, Robert Menasse, K. →Röggla und Arnold Stadler für den Verlag gewonnen; 1993–99 präsentierte die #Österreichische Bibliothek# (Hg. Wendelin Schmidt-Dengler) historische Texte von →Abraham a Sancta Clara über F. →Grillparzer bis Walter Serner. 2000 erfolgte die Trennung von Verlagsleiter Jung, der daraufhin den →Jung und Jung Verlag gründete. 2003 wurde der RV. von der Stuttgarter Ernst Klett AG übernommen, Ende des Jahres an das Niederösterreichische Pressehaus verkauft; der Hauptsitz wechselte damit nach St. Pölten, das Salzburger Büro wurde 2010 aufgelassen. 2015 kehrte der Verlag jedoch nach Salzburg, in die „Kunstmühle“ in Gnigl, zurück. Das Programm des RV. ist heute breit gestreut und umfasst neben Gegenwartsliteratur und Leseausgaben (u.a. Marie v. Ebner-Eschenbach) auch Biographien, Essays, historiographische Studien sowie Bücher zu den Themen Kunst, Psychologie, Sport und Natur. Das Archiv des RV. (von den Anfängen bis 2003) befindet sich im Bestand des →Literaturarchivs Salzburg.

Lit.:

  • A. Graf-Wintersberger, G. Eisenhuber (Hg.): Von Buch zu Buch. 50 Jahre RV. 1956–2006. St. Pölten u. a. 2006.
  • H. Holl: Literaturgeschichte Salzburgs von 1945 bis zur Gegenwart. In: E. Hanisch, R. Kriechbaumer (Hg.): Salzburg. Zwischen Globalisierung und Goldhaube. Wien u.a. 1997, S. 671–734.
  • M.G. Hall: Die österreichische Verlagslandschaft der 70er Jahre. In: F. Aspetsberger, H. Lengauer (Hg.): Zeit ohne Manifeste? Zur Literatur der siebziger Jahre in Österreich. Wien 1987, S. 66–78.

Ha.G.