Abraham a Sancta Clara

Aus Salzburger Kulturlexikon 3.0
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Christoph Weigel der Ältere (1654-1725), Kupferstich mit einem Sechszeiler von Abraham a Sancta Clara

Abraham a Sancta Clara, eigentlich Johann Ulrich Megerle, * 2. Juli 1644 in Kreenheinstetten bei Meßkirch, heute Baden-Württemberg, † 1. Dezember 1709 in Wien; Barockprediger und -dichter.

Sohn eines leibeigenen Bauern und Gastwirts. 1656–59 bei den Jesuiten in Ingolstadt, 1659–62 im Salzburger Benediktinergymnasium. Einer seiner wichtigsten Lehrer war Otto Aicher (1628–1705), der als Rhetorikprofessor zwölf lateinische Benediktinerdramen und eine Barockpoetik schrieb, nach der seine Schüler lernen mussten. 1662–66 Augustiner-Barfüßer in Maria Brunn bei Wien. Wegen der Türkengefahr Studium in Prag und Ferrara. 1669 Rückkehr nach Wien, dort 1677 Subprior und Hofprediger („Kaiserlicher Prediger“), 1680–83 Prior, 1690 Provinzial der deutsch-böhmischen Ordensprovinz, ab 1695 wieder in Wien.

Türkenbedrohung und Pestepidemie machten Abraham a Sancta Clara zum Volksschriftsteller, der es verstand, die Lebenswirklichkeit der Menschen in seine wortgewaltigen Predigten einzubeziehen: Mercks Wienn (1680, über die Stadt zur Zeit der Pest), Auff auff Ihr Christen! (1683, Aufforderung zum Kampf gegen die Türken). Mit großer Sprachphantasie und drastischen Darstellungen versuchte er, die Menschen ihrem Seelenheil näherzubringen, wobei er dem Zeitgeist entsprechend auch mit antisemitischen Stereotypen gegen das Judentum agitierte.


Literatur:

  • Franz M. Eybl: Abraham a Sancta Clara. Vom Prediger zum Schriftsteller. Tübingen 1992.

A.Has., Ma.M.